La San Felice Band 6. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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für ihn ein bitterer Genuß und eine düstere Rache liegen würde, weil er dann der physischen Tortur eine vielleicht noch weit schlimmere moralische vorangehen lassen konnte.

      »Ah,« rief Nicolino lachend, »ich wußte wohl, daß man durch vernünftige Vorstellungen. Alles von Ihnen verlangen kann. Vor allen Dingen, Herr Fiscalprocurator, wollen wir mit diesem Seil beginnen, welches an einem Flaschenzuge von der Decke herabhängt.«

      »Ja, damit wird allerdings der Anfang gemacht.«

      »Das nenne ich doch gut getroffen. – Also dieses Seil?«

      »Man nennt es die Wippe, mein junger Freund.«

      Nicolino verneigte sich.

      »Man bindet dem Delinquenten die Hände auf den Rücken, hängt ihm mehr oder weniger schwere Gewichte an die Füße, zieht ihn mittelt dieses Seils bis an die Decke und läßt ihn dann ruckweise bis auf einen Fuß vom Boden wieder herabfallen.«

      »Das muß ein untrügliches Mittel sein, die Leute groß zu ziehen. Und,« fuhr Nicolino fort, »diese Art Helm, der dort an der Wand hängt, wie heißt dieser?«

      »Dies ist die Cuffia del silenzio, welcher Name sehr bezeichnend ist, denn je mehr Schmerzen man empfindet, desto weniger kann man schreien. Man steckt nämlich den Kopf des Delinquenten in diese eiserne Hülle, welche sich mit Hilfe dieser Schraube, wenn man dieselbe dreht, enger zusammenzieht. Bei der dritten Umdrehung schon treten die Augen aus ihren Höhlen und die Zunge aus dem Munde.«

      »Aber mein Gott, was muß da erst bei der sechsten geschehen!« rief Nicolino in demselben spöttischen Ton wie früher. »Und dieser blecherne Sessel mit eisernen Nägeln und einer Art Kohlenbecken darunter, hat dieser auch seinen Nutzen?«

      »Sie werden es sehen. Man setzt den Delinquenten nackt darauf, bindet ihn mit den Armen fest an den Sessel und zündet dann in dem Kohlenbecken Feuer an.«

      »Das ist aber immer noch nicht so bequem wie der Rost des heiligen Laurentius. Sie können ihn nicht umdrehen. Und diese Keile, dieser Hammer und diese Bretter?«

      »Das sind die sogenannten spanischen Stiefel. Man steckt die Beine dessen, an welchem man diese Tortur in Anwendung bringen will, zwischen vier Bretter, bindet diese mit einem Strick zusammen und treibt mittelt dieses Hammers diese Keile zwischen die mittelsten Bretter.«

      »Warum treibt man sie nicht sogleich zwischen Röhre und Schienbein? Das wäre ja viel kürzer! – Und dieses von flaschenförmigen Gefäßen umgebene Gestell?«

      »Dieses dient zur Anwendung der Wassertortur. Man legt den Delinquenten auf das Gestell, so daß er mit Kopf und Füßen niedriger liegt als mit dem Magen, und füllt ihm dann mittelst eines Trichters fünf bis sechs Kannen Wasser ein.«

      »Ich bezweifle, daß die Gesundheiten, welche man in dieser Weise auf Sie trinkt, Herr Marquis, Ihnen viel Glück bringen.«

      »Wünschen Sie noch weitere Erklärungen?«

      »Nein, ich danke. Es flößt mir dies allzu große Verachtung gegen die Erfinder aller dieser Maschinen, ganz besonders aber gegen Die ein, welche sich derselben bedienen. Ich will weit lieber Angeklagter als Richter, lieber Delinquent als Henker sein.«

      »Sie weigern sich also, Geständnisse zu machen?«

      »Mehr als je.«

      »Bedenken Sie, daß nun nicht mehr Zeit ist, zu scherzen.«

      »Mit welcher Tortur beliebt es Ihnen, den Anfang zu machen?«

      »Mit der Wippe,« antwortete Vanni, wüthend über diese Kaltblütigkeit. »Henker, zieht diesem Herrn den Rock aus.«

      »Ich bitte um Verzeihung. Wenn Sie mir erlauben, so will ich dies selbst thun. Ich bin sehr kitzlig.«

      Und mit der größten Ruhe entledigte Nicolino sich seines Rocks, seiner Weste und seines Hemds und enthüllte auf diese Weise einen jugendlichen weißen, vielleicht ein wenig magern, aber vollkommen ebenmäßig geformten Oberkörper.

      »Noch einmal frage ich: Wollen Sie gestehen oder nicht?« rief Vanni, indem er verzweifelt seine Tabatière schüttelte.

      »Aber,« antwortete Nicolino, gilt das, was ein Edelmann gesagt, nicht ein- für allmal? Freilich, setzte er verächtlich hinzu, »Sie können davon nichts wissen.«

      »Bindet ihm die Hände auf den Rücken, rief Vanni; »hängt ihm ein Gewicht von hundert Pfund an jeden Fuß und zieht ihn an die Decke.«

      Die Gehilfen des Henkers stürzten sich auf Nicolino, um den Befehl des Fiscalprocurators zu vollziehen.

      »Einen Augenblick, einen Augenblick!« rief Meister Donato; »nur behutsam und vorsichtig. Die Sache muß lange dauern. Verrenkt, aber zerbrecht nicht. Die Aristokratie kann dies verlangen.«

      Und nachdem er dies gesagt, band er selbst unter Beobachtung der größten Vorsicht und Behutsamkeit, wie er gesagt, dem Angeklagten die Hände auf den Rücken, während die beiden Gehilfen die Gewichte an den Füßen befestigten.

      »Du willst also nicht gestehen? Du willst also nicht gestehen?« rief Vanni, indem er sich Nicolino näherte.

      »O doch; kommen Sie ein wenig näher,« antwortete Nicolino.

      Vanni näherte sich; Nicolino spie ihm ins Gesicht.

      »Tod und Teufel!« schrie Vanni; »zieht ihn auf! zieht ihn auf!«

      Der Henker und seine Gehilfen schickten sich an, diesem Befehle zu gehorchen, als plötzlich der Commandant Roberto Brandi rasch hereintrat, sich dem Fiscalprocurator näherte und sagte:

      »Ein sehr eiliges Billet von dem Fürsten von Castelcicala.«

      Vanni ergriff das Billet, indem er die Henker durch einen Wink bedeutete, zu warten, bis er gelesen hätte.

      Dann öffnete er das Billet, hatte aber kaum die Augen darauf geworfen, als tödtliche Blässe sein Gesicht überzog.

      Er las es zweimal durch und ward noch blässer.

      Dann, nachdem er einen Augenblick geschwiegen, fuhr er sich mit dem Tuch über die von Schweiß triefende Stirn.

      »Bindet den Delinquenten los, sagte er, »und bringt ihn in sein Gefängniß zurück.«

      »Aber was wird aus der Tortur?« fragte Meister Donato.

      – »Diese wird vorläufig aufgeschoben,« antwortete Vanni.

      Und mit diesen Worten eilte er aus dem Gewölbe hinaus, ohne nur einem Secretär zu befehlen, ihm zu folgen.

      »Und Ihr Schatten, Herr Fiscalprocurator,« rief Nicolino ihm nach. »Sie vergessen Ihren Schatten!«

      Man band Nicolino los und er legte sein Hemd, eine Weste und einen Ueberrock mit derselben Ruhe wieder an, wie er sie ausgezogen.

      »Der Teufel hole das Handwerk!« rief Meister Donato.

      »Man ist seiner Sache nie sicher.«

      Nicolino schien durch diesen Ausdruck getäuschter Erwartung gerührt zu werden.

      »Wie viel verdient Ihr jährlich, mein Freund?« fragte er den Henker.

      »Ich habe vierhundert Ducati festen Gehalt, Excellenz, und bekomme für jede Hinrichtung zehn und für jede Tortur vier Ducati. Es sind nun aber schon über drei Jahre her, daß in Folge der Starrköpfigkeit des Tribunals Niemand hingerichtet worden ist, und Sie sehen selbst, in dem Augenblicke, wo ich Sie foltern soll, erhalte ich Contreordre. Ich stünde mich sicherlich weit besser, wenn ich als Henker meine Entlassung gäbe und Sbirre würde, wie mein Freund Pasquale de Simone.«

      »Hier, lieber Freund,« sagte Nicolino, indem er drei Goldstücke aus der Tasche nahm; »Ihr dauert mich. Hier sind zwölf Ducati. Es soll Niemand sagen können, daß man Euch umsonst bemüht habe.«

      Meister Donato und seine beiden Gehilfen verneigten sich.

      Nicolino wendete sich hierauf zu Roberto Brandi, welcher von dem, was vorgegangen war, nichts begriff und sagte:

      »Nun, haben Sie nicht gehört, Herr Commandant? Der Herr Fiscalprocurator hat Ihnen befohlen, mich wieder