La San Felice Band 10. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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indem er ihnen versprach, zurückzukehren sobald er sich Michele's entledigt hätte, was wahrscheinlich nicht lange dauern würde.

      Dann begab er sich in sein Cabinet und befahl Michele vorzulassen.

      Dieser erschien und grüßte militärisch. Trotz dieses anscheinenden Aplomb und dieses militärischen Grußes aber schien der arme Junge, der niemals Anspruch darauf gemacht ein Redner zu sein, sehr verlegen zu werden.

      Championnet errieth diese Verlegenheit und beschloß mit seiner gewöhnlichen Herzensgüte, dem armen jungen Mann zu Hilfe zu kommen.

      »Ah, Du bist es, ragazzo,« sagte er im neapolitanischen Dialekt. »Du weißt, daß ich zufrieden mit Dir bin. Du benimmst Dich sehr gut und predigst wie Don Michelangelo Ceccone.«

      Michele fühlte sich ein wenig ermuthigt, als er seinen Dialect so gut sprechen hörte, und ein Mann wie Championnet ihm so große Lobsprüche machte.

      »Mein Generale antwortete er, »ich bin stolz darauf und fühle mich glücklich, daß Sie zufrieden mit mir sind, aber das ist nicht genug.«

      »Wie , es ist noch nicht genug?«

      »Nein, ich muß auch selbst mit mir zufrieden sein?«

      »Ah, dann machst Du auch ziemlich große Ansprüche. Mit sich selbst zufrieden sein, dies ist die moralische Glückseligkeit auf Erden. Wo wäre der Mensch, der, wenn er streng sein Gewissen befragt, mit sich selbst zufrieden wäre?«

      »Ich, mein General, wenn Sie sich die Mühe nehmen wollen, mein Gewissen zu erleuchten und zu leiten.«

      »Mein lieber Freund– sagte Championnet lachend, »ich glaube, Du hast die rechte Thür verfehlt. Du hast geglaubt zu Monsignore Capece Zurlo, Erzbischof von Neapel, zu kommen und bist dagegen zu Jean Etienne Championnet, dem Obergeneral der französischen Armee, gerathen.«

      »O nein, mein General,« antwortete Michele, »ich weiß recht wohl, bei wem ich bin. Ich bin bei dem redlichsten, tapfersten und biedersten Soldaten der Armee, die er commandiert.«

      »Aha, Du schmeichelst! Wahrscheinlich hast Du eine Bitte anzubringen.«

      »O nein; im Gegentheil, ich habe Ihnen einen Dienst zu leisten.«

      »Du hast mir einen Dienst zu leisten?«

      »Ja, und zwar einen sehr wichtigen.«

      »Mir?«

      »Ja, Ihnen, der französischen Armee, dem ganzen Lande. Nur muß ich erst wissen, ob ich Ihnen diesen Dienst leisten und dabei ein ehrlicher Mann bleiben kann und ob, wenn ich den Dienst geleistet habe, Sie mir Ihre Hand eben so wieder reichen werden, wie Sie mir dieselbe jetzt gereicht haben.«

      »Ich sollte meinen, Du hättest in diesem Punkte einen besseren Führer, als ich sein kann, nämlich dein Gewissen.«

      »Eben mein Gewissen ist es, was nicht vollkommen weiß, woran es sich halten soll.«

      »Du kennst,« sagte der General, welcher allmälig seine Architecten vergaß und an der Unterhaltung mit dem Lazzarone Vergnügen fand, »Du kennst das Sprichwort: Wenn Du zweifelst, so enthalte Dich.«

      »Aber wenn ich mich nun enthalte, und dadurch ein großes Unglück herbeigeführt wird?«

      »Also, wie Du eben sagtest, Du zweifelst?« fragte Championnet.

      »Ja, mein General, ich zweifle,« entgegnete Michele, »und ich fürchte mich zu enthalten. Unser Land ist ein eigenthümliches, sehen Sie, denn unglücklicher Weise gibt es darin infolge des Einflusses, den unsere Souveraine geäußert haben, keinen moralischen Sinn und kein öffentliches Gewissen mehr. Sie werden niemals sagen hören: Herr Soundso ist ein ehrlicher Mann, oder Herr Soundso ist ein Schurke, sondern Sie hören blos sagen: Herr Soundso ist reich, oder: Herr Soundso ist arm. Wenn er reich ist, so ist dies schon genug und er gilt für einen ehrlichen Mann. Ist er dagegen arm, so, ist er gerichtet und gilt für eine Canaille. Sie haben Lust, Jemanden umzubringen Sie suchen einen Priester auf und sagen zu ihm: »Mein Vater, ist es ein Verbrechen, seinem Nächsten das Leben zu nehmen?« Der Priester antwortet Ihnen: »Das kommt darauf an, mein Sohn. Wenn dein Nächster ein Jakobiner ist, so tödte ihn, ohne für dein Gewissen etwas zu fürchten; ist er aber ein Royalist, so hüte Dich wohl, so etwas zu thun.« Ebenso wie die Ermordung eines Jakobiners in den Augen der Religion ein verdienstliches Werk ist, eben so ist die Ermordung eines Royalisten in den Augen des Herrn ein abscheuliches Verbrechen. »Spioniert und denunziert!« sagte die Königin zu uns. »Ich werde den Spionen so große Gnadenbezeigungen erweisen und die Angeber so reichlich belohnen, daß die ersten Männer des Königreiches sich in Spione und Denuncianten verwandeln werden.« – Wohlan, mein General, was wollen Sie, daß wir werden, wenn wir die allgemeine Stimme sagen hören: »Jeder Reiche ist ein ehrlicher Mann, jeder Arme ist ein Schurke,« und wenn wir die Religion erklären hören: »Es ist gut, die Jakobiner zu tödten; aber es ist unrecht, die Royalisten umzubringen,« und wenn wir endlich selbst königliche Personen sagen hören: »Die Spionage ist ein Verdienst, die Verleumdung eine Tugend.« Es bleibt uns nur Eines noch übrig, nämlich, daß wir zu einem Ausländer gehen und zu ihm sagen: »Du bist in anderen Grundsätzen erzogen worden, als die unsrigen sind. Was meinst Du, was ein ehrlicher Mann unter den und den Umständen thun soll?«

      »Laß die Umstände hören,« sagte der General erstaunt.

      »Die Umstände sind sehr ernst, mein General,« fuhr Michele fort. »Ohne es zu wollen habe ich in allen ihren Einzelheiten die Geschichte eines Complotts mit angehört. Ich weiß, daß dieses Complott dreißigtausend Personen in Neapel mit Ermordung bedroht; ich weiß, daß die Patrioten und die Royalisten diese bedrohten Personen sind. Was soll ich nun thun?«

      »Was anders, als den Ausbruch dieses Complotts verhindern und dadurch dreißigtausend Menschen das Leben retten?«

      »Selbst wenn dieses Complott unsere Feinde bedroht.«

      »Ganz besonders wenn dieses Complott unsere Feinde bedroht.«

      »Wenn Sie so denken, mein General, wie werden Sie dann den Krieg führen?«

      »Ich führe den Krieg in der Weise, daß ich am hellen Tage kämpfe, aber nicht in der Nacht morde. Kämpfen ist ruhmreich, Morden ist feige.«

      »Ich kann aber das Complott nur dadurch vereiteln, daß ich es denuncire.«

      »Nun so denuncire es.«

      »Aber dann bin ich —«

      »Was denn?«

      »Ein Verräther.«

      »Ein Verräther ist der, welcher das Geheimniß, welches ihm anvertraut worden, offenbart und in der Hoffnung aus Belohnung seine Mitschuldigen angibt. Waren die Männer, welche conspirirten, deine Mitschuldigen?«

      »Nein, mein General.«

      »Denunzierst Du sie in der Hoffnung auf eine Belohnung?«

      »Nein, mein General.«

      »Nun, dann bist Du auch kein Verräther, sondern ein ehrlicher Mann, welcher, weil er nicht will, daß das Uebel großwachse, es mit der Wurzel herausreiße.«

      »Wenn nun aber dieses Complott, anstatt die Royalisten zu bedrohen, Sie, mein General, die französischen Soldaten und die Patrioten bedrohte, was müßte ich dann thun?«

      »Ich habe Dir deine Pflicht unsern Feinden gegenüber angedeutet, in Bezug auf unsere Freunde ist meine Moral ganz dieselbe. Wenn Du die Feinde rettest, so erwirbst Du Dir ein Verdienst um die Menschheit; rettest Du die Freunde, so erwirbst Du Dir ein Verdienst um das Vaterland.«

      »Und Sie werden also fortfahren mir die Hand zu geben?«

      »Ich gebe sie Dir.«

      »Wohlan, warten Sie, mein General. Ich werde Ihnen einen Theil der Sache sagen und einer andern Person überlassen, Ihnen den Rest zu sagen.«

      »Ich höre Dich.«

      »Während der Nacht vom Freitag zum Sonnabend soll eine Verschwörung zum Ausbruch kommen. Die zehntausend Mann Deserteure Macks und Naselli's sollen im Bunde mit zwanzigtausend Mann Lazzaroni sämtliche Franzosen und alle Patrioten ermorden. Nach Einbruch der Dunkelheit werden die