Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Sire, wir wissen, daß Sie Louise stets vorgezogen«

      »Meiner Treue! Du hast eine große Wahrheit gesagt, Chiffe.«

      »Und warum uns Louise vorziehen?« fragte mit einem spitzigen Tone Madame Sophie.

      »Weil mich Louise nicht quält,« antwortete er mit jener Zutraulichkeit, von der Ludwig XV. in seinen selbstsüchtigen Augenblicken einen so vollkommenen Typus bot.

      »Oh! sie wird Sie quälen, seien Sie unbesorgt, mein Vater,« sprach Madame Sophie mit einem scharfen Tone, der die Aufmerksamkeit des Königs besonders auf sie lenkte.

      »Was weißt Du davon, Graille?« entgegnete er. »Hat Dich Louise bei ihrer Abreise in’s Vertrauen gezogen? Das sollte mich wundern-, denn sie liebte Dich nicht besonders.«

      »Ah! meiner Treue! jedenfalls gebe ich es ihr zurück.« antwortete Madame Sophie.

      »Sehr gut!’ sagte Ludwig XV., »haßt Euch, verabscheut Euch, zerreißt Euch, das ist Eure Sache; wenn Ihr nur mich nicht in Anspruch nehmt, daß ich die Ordnung im Reiche der Amazonen wiederherstelle, ist es mir gleichgültig. Doch ich wünsche zu wissen, in welcher Hinsicht die arme Louise mich quälen soll?«

      »Die arme Louise!« erwiederten gleichzeitig Madame Victoire und Madame Adelaide, indem sie ihre Lippen auf zwei verschiedenen Arten verlängerten.

      »In welcher Hinsicht Louise Sie quälen soll? Nun, Ich will es Ihnen sagen, mein Vater.«

      Ludwig streckte sich in einem großen Lehmstuhle aus, der neben der Thüre stand, so daß der Rückzug immer etwas Leichtes für ihn blieb.

      »Weil Madame Louise ein wenig von dem Dämon geplagt wird, der die Aebtissin von Chelles in Bewegung setzte,« antwortete Sophie, »und weil sie sich in das Kloster zurückzieht, um Experimente zu machen.«

      »Stille, stille,« sagte Ludwig XV., »ich bitte, keine Zweideutigkeiten über die Tugend Ihrer Schwester; man bat außen, wo man doch sehr viel sagt, nie etwas über sie gesagt. Fangen Sie nicht an.«

      »Ich?«

      »Ja Sie.«

      »Oh! ich sage nichts von ihrer Tugend,« entgegnete Madame Sophie, verletzt durch die besondere Betonung, mit der ihr Vater das Wort Sie aussprach, und durch seine absichtliche Wiederholung; »ich sage nur, sie werde Experimente machen, und weiter nichts.«

      »Nun! wenn sie Chemie treiben, wenn sie sich im Fechten üben und Röllchen für Lehnstühle machen, wenn sie Flöte blasen, wenn sie Tambourin schlagen. wenn sie Claviere zertrümmern, oder auf der Violine kratzen würde, welches Unglück könnten Sie darin sehen?«

      »Ich sage, sie wird Politik treiben.«

      Ludwig XV. bebte.

      »Die Philosophie, die Theologie studiren, und die Commentare über die Bulle Unigenitus fortsetzen, so daß wir, zwischen ihre Regierungstheorien, ihre metaphyschen Systeme und ihre Theologie genommen, als die Unnützen der Familie erscheinen werden  . . . wir  . . .«

      »Welches Uebel seht Ihr hierin, wenn das Eure Schwester in das Paradies führt?« versetzte Ludwig XV., ziemlich betroffen über den Zusammenhang zwischen der Anklage von Graille und der politischen Diatribe, durch die ihn Madame Louise bei ihrem Abgang erwärmt hatte. »Beneidet Ihr ihre Gottseligkeit? Das wäre die Sache von sehr schlechten Christinnen.«

      »Ah! Meiner Treue, nein,« sagte Madame Victoire, »ich lasse sie gehen, wohin sie geben will, nur folge ich ihr nicht.«

      »Ich auch nicht,« fügte Madame Sophie bei.

      »Uebrigens haßte sie uns,« rief Madame Victoire.

      »Euch?« versetzte Ludwig XV.

      »Ja, uns, uns,« antworteten die zwei andern Schwestern,

      »Ihr werdet sehen, daß diese arme Louise nur das Paradies gewählt hat, um nicht mit ihrer Familie zusammenzukommen,« erwiederte Ludwig XV.

      Dieser Einfall machte die drei Schwestern nur in geringem Maße lachen, Madame Adelaide, die älteste von den Dreien raffte ihre ganze Logik zusammen, um dem König einen schärferen Streich beizubringen, als die, welche an, seinem Panzer abgeglitscht waren.

      »Meine Damen,« sagte sie mit dem gekniffenen Tone, der ihr eigenthümlich war, wenn sie aus der Indolenz heraustrat, wegen der sie von ihrem Vater den Namen Loque erhalten hatte, »meine Damen, Sie wollten oder wagten es nicht, dem König die wahre Ursache der Abreise von Madame Louise zu sagen.«

      »Gut! abermals eine Anschwärzung,« sprach der König. »Vorwärts, Loque, vorwärts!

      »Oh! Sire,« erwiederte diese, »ich weiß wohl, daß ich Sie ein wenig ärgern werde.«

      »Sagen Sie, Sie hoffen es, das ist richtiger.«

      Madame Adelaide biß sich auf die Lippen.

      »Doch ich werde die Wahrheit sagen,« fügte sie bei.

      »Gut! das verspricht etwas. Die Wahrheit! hüten Sie sich doch, solche Dinge zu sagen. Spreche ich je die Wahrheit? Ei seht, ich befinde mich darum, Gott sei Dank, nicht schlimmer,« versetzte Ludwig XV. und zuckte die Achseln.

      »Sprich doch, meine Schwester, sprich,« sagten gleichzeitig die zwei andern Prinzessinnen, ungeduldig, den Grund zu erfahren, der den König so sehr verletzen sollte.

      »Gute Herzchen,« brummte Ludwig XV., »seht doch, wie sie ihren Vater lieben!«

      Und er tröstete sich durch den Gedanken, daß er es ihnen zurückgab.

      »Was unsere Schwester Louise am meisten auf der Welt befürchtete, sie, die so viel auf die Etiquette hielt,« fuhr Madame Adelaide fort, »das war  . . .«

      »Das war . . .?« wiederholte Ludwig XV., »vollenden Sie doch wenigstens, da Sie einmal angefangen haben.«

      »Nun, Sire, es war das Eindringen neuer Gesichter.«

      »Das Eindringen, sagen Sie?« entgegnete der König, unzufrieden über diesen Ansang, weil er zum Voraus fühlte, wohin gezielt war, »das Eindringen! gibt es Eindringlinge bei mir? Zwingt man mich, zu empfangen, wen ich nicht sehen will?«

      Dies hieß auf eine ziemlich geschickte Art den Sinn des Gespräches völlig verändern.

      Doch Madame Adelaide war ein zu feiner Spürhund, um sich so abbringen zu lassen, wenn sie einmal auf der Fährte irgend einer guten Bosheit war.

      »Ich habe mich schlecht ausgedrückt, Sire,« versetzte sie, »ich habe mich schlecht ausgedrückt, und das ist nicht das geeignete Wort. Statt Eindringen hätte ich Einführen sagen sollen.«

      »Ah! ah!« rief der König, »das ist schon eine Verbesserung, das andere Wort war mir lästig, ich muß es gestehen; Einführen liebe ich mehr.«

      »Und dennoch glaube ich, Sire, daß es immer noch nicht das wahre Wort ist,« fuhr Madame Adelaide fort.

      »Welches ist es denn?«

      »Vorstellung.«

      »Ah! ja,« sagten die andern Schwestern, sich mit der ältesten vereinigend, »ich glaube diesmal ist es getroffen.«

      Der König biß sich auf die Lippen.

      »Ah! Ihr glaubt!« versetzte er.

      »Ja,« antwortete Madame Adelaide. »Ich sage also, meine Schwester habe ungemein die neuen Vorstellungen befürchtet.«

      »Nun!« machte der König, der rasch zu Ende zu kommen wünschte, »hernach?«

      »Nun! mein Vater, sie wird folglich bange gehabt haben, die Frau Gräfin Dubarry an den Hof kommen zu sehen.«

      »Vorwärts,« rief der König mit einem unwiderstehlichen Ergusse des Aergers, »vorwärts, sagen Sie das Wort und drehen Sie sich nicht so lange um dasselbe, Cordieu! wie halten Sie mich hin, Frau Wahrheit.«

      »Sire,« erwiederte Madame Adelaide, »wenn ich so lange zögerte, Eurer Majestät zu sagen, was ich nun gesagt habe, so geschah es ans Achtung, und Ihr Befehl allein konnte mir den Mund über einen solchen Gegenstand öffnen.«

      »