Isaak Laquedem. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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daß er sich die Zeit nahm, zurückzukehren und seinen Schatz zu holen,« sprach der Erzähler.

      »Also,« sagte der junge Kapitän, dessen Augen vor Freude glänzten, »dieser Schatz ist also hier?«

      »Das werden wir sehen,« erwiederte der Unbekannte. »Gewiß ist, daß Quintilian verschwand.«

      Napoleone Orsini athmete, und ein Lächeln fing an aus seinen Lippen zu strahlen.

      »Zehn Jahre nachher,« fuhr der Reisende fort, »athmete die Welt unter Septimius Severus: Commodus war vergiftet durch Marcia, seine begünstigste Favoritin, und erwürgt durch Narcissus, seinen Lieblingsathleten, gestorben. Pertinax hatte sich des Reiches bemächtigt und sich dasselbe mit dem Leben sechs Monate später wieder nehmen lassen. Didius Julianus hatte sodann Rom gekauft und die Welt in den Kauf bekommen; Rom war noch nicht gewohnt, verkauft zu werden; – es hat sich seitdem daran gewöhnt! – Für diesmal empörte es sich; der Käufer hatte allerdings zu bezahlen vergessen. Septimius Severus benutzte die Empörung, ließ Didius Julianus tödten und bestieg den Thron. Nun athmete, wie gesagt, die Welt zwischen Commodus und Caracalla einen Augenblick; da verbreitete sich in Rom das Gerücht, Quintilian sei wieder erschienen.«

      »Oh!« machte Napoleone Orsini, die Stirne faltend.»

      Wartet doch, gnädiger Herr, die Geschichte ist interessant und wohl werth, daß Ihr sie bis zum Ende anhöret.«

      »In der That,« fuhr der Erzähler fort, »ein Mensch von dem Alter, das Quintilian haben mußte, der sich für Quintilian ausgab und nach seinem Gesichte von Jedermann als Quintilian anerkannt wurde, dieser Mensch kam nach Rom, erzählte aus eine scheinbare Art seine Flucht, seine Abwesenheit und seine Rückkehr; dann, als kein Zweifel über seine Identität blieb, forderte er vom Kaiser Septimius Severus die Güter zurück, die der Kaiser Commodus ihm und seinem Bruder confiscirt hatte. Die Sache schien dem Kaiser äußerst gerecht; nur wollte er diesen Quintilian, den er einst gekannt, sehen und sich versichern, daß der Auferstandene wirklich ein Recht aus das Erbe hatte, welches er in Anspruch nahm. Quintilian erschien vor dem Kaiser; durfte man nach dem äußeren Ansehen urtheilen, so war es wirklich der Mann, den der Kaiser gekannt hatte. »Guten Morgen, Quintilian,« sagte er zu ihm in griechischer Sprache. Quintilian erröthete, stammelte, versuchte es, zu antworten, articulirte aber nur Worte ohne Bedeutung, welche keiner Sprache angehörten: Quintilian konnte nicht Griechisch. Das setzte den Kaiser in ein tiefes Erstaunen; er hatte früher, – und dessen erinnerte er sich vollkommen, – diese Sprache mit Quintilian gesprochen. »Hoher Herr, entschuldigt mich,« sagte endlich der Geächtete, »ich flüchtete mich zu barbarischen Nationen und lebte so lange unter ihnen, daß man sich nicht wundern darf, wenn ich die Sprache von Homer und Demosthenes vergessen habe.«

      »Gleichviel,« erwiederte der Kaiser, »das wird mich nicht abhalten. Dir die Hand als einem guten Freunde zu geben.« Und er reichte seine kaiserliche Hand Quintilian, der es nicht wagte, ihm die seinige zu verweigern; doch kaum hatte Septimius Severus die Hand des Geächteten berührt, als er ausrief: Ho! ho! was ist das? Das ist eine Hand, die sehr denen der Leute aus dem Volke gleicht, welche Scipio Nasica fragte: »»Sagt doch, Freunde, geht ihr auf den Händen?«« Dann sprach der Kaiser mit ernster Miene: »Diese Hand ist nicht die eines Patriziers, es ist eine Sklavenhand. Du bist nicht Quintilian. Doch gestehe Alles, bekenne, wer Du bist, und es soll Dir nichts geschehen.«« Der arme Mensch fiel sogleich vor dem Kaiser auf die Kniee und gestand Alles, nämlich, daß er nicht adelig, nicht Patrizier; daß er nicht nur nicht Quintilian war, sondern, daß er ihn nicht einmal kannte, nie gesehen hatte; er habe nicht einmal gewußt, daß ein Mensch dieses Namens existire, als eines Tages in einer Stadt Etruriens, wo er seinen bleibenden Aufenthalt genommen, ein Senator ihm begegnet, auf ihn zugelaufen sei und ihn mit dem Namen Quintilian und dem Titel eines Freundes begrüßt habe; an einem andern Tage habe ein Anderer dasselbe gethan und ebenso ein Dritter an einem dritten Tage. Diesen drei Ersten habe er die Wahrheit bekannt, doch sie seien beharrlich geblieben, haben ihm nicht glauben wollen und gesagt, er brauche nichts mehr für sein Leben zu befürchten, da Septimius Severus regiere, und er könne nach Rom zurückkehren und seine Güter in Anspruch nehmen; diese lebten Worte haben ihn bestimmt, er habe gestanden, daß er wirklich Quintilian sei, er habe eine seine Flucht und seine Abwesenheit erklärende Geschichte geschmiedet, sei nach Rom gekommen, wo ihn Jedermann, selbst der Kaiser anerkannt, und durch diese Aehnlichkeit mit dem wahren Quintilian wäre der falsche beinahe in den Besitz eines ungeheuren Vermögens gelangt, als durch seine Unkenntniß des Griechischen Alles entschleiert worden sei. – Die Aufrichtigkeit des Geständnisses rührte Septimius Severus, er verzieh, wie er es versprochen hatte, dem falschen Quintilian und setzte ihm sogar eine kleine Leibrente von zehn bis zwölftausend Sestertien aus, behielt aber die Villa der zwei Brüder. – Dies, gnädiger Herr,« sagte der Unbekannte, indem er sich verbeugte, »dies ist die Geschichte, die ich Euch zu erzählen hatte.«

      »Aber,« versetzte Napoleon? Orsini, der sich durch nichts von dem abbringen ließ, was sein Innerstes unablässig beschäftigte, »der Schatz? der Schatz? . . .«

      »Ouintilian hatte ihn unter der letzten Stufe einer Treppe, am Ende eines Corridors, begraben, und aus den Stein, der ihn bedeckte, folgende griechische Inschrift gesetzt:

Ενϐα ϰειται ψνχηητου ϰοϭ ϻου(Hier ist die Seele der Welt eingeschlossen.)

      »Dies war eine Vorsichtsmaßregel für den Fall, daß er den Schatz nicht selbst holen könnte und genöthig wäre, ihn durch einen Freund nehmen zu lassen.«

      »Und dieser Schatz,« fragte Napoleone Orsini, »ist er immer noch an dem Orte, wo er vergraben worden?«

      »Das ist wahrscheiulich.«

      »Und Du kennst den Ort?«

      Der Unbekannte schlug die Augen zu dem Punkte des Himmels auf, wo die Sonne stand.

      »Gnädiger Herr,« sprach er, »es ist elf Uhr Morgens: ich habe noch sechs Meilen zu machen, werde sicherlich unter Weges aufgehalten und muß doch um drei Uhr auf dem St. Peters-Platze sein, um meinen Antheil an dem päpstlichen Segen zu empfangen.«

      »Es wird Dich nicht lange aufhalten, wenn Du mir sagst, wo dieser Schatz ist.«

      »Erweist mir die Ehre, mich bis an das Ende Eurer Besitzungen zurückzuführen, gnädiger Herr, und Ihr werdet mittelst des Weges, den ich Euch nehmen lasse, vielleicht das treffen, was Ihr wünscht.«

      »So bezeichne mir den Weg, und ich folge Dir,« sprach Orsini.

      Und als der Reisende wieder den Weg einschlug, auf dem er gekommen, folgte er ihm mit einem Eifer, dem der Gang des Fremden, so rasch er war, zu entsprechen Mühe hatte.

      Als sie an dem aus dem Grabe von Aurelian gerissenen Schutt vorüberkamen, zeigte der Unbekannte Napoleone Orsini eine erloschene Fackel, welche zu Erforschung des Innern vom Columbarium gedient hatte; der Kapitän begriff das Zeichen mit dem raschen Verstande der Habgier und hob die Fackel auf.

      Eine eiserne Hebestange lag mitten unter diesen Steintrümmern und Marmorbruchstücken; der Reisende ergriff sie und ging weiter.

      An einem Ofen, wo man das Brod der Soldaten buk, zündete Orsini seine Fackel an.

      Durch die Gemächer der Villa, mit deren Topographie er übrigens sehr vertraut zu sein schien, ging der Reisende gerade auf eine marmorne Treppe zu, welche nach einem Badesaale im Geschmacke derjenigen führte, die wir heute noch in Pompeji sehen.

      Es war ein unterirdischer, ein langes Gevierte bildender Saal, nur erleuchtet durch zwei Luftlöcher, welche durch Gras und Brombeerstauden verstopft waren; dieser Saal war in sechs Fuß hohe und drei Fuß breite marmorne Felder abgetheilt: jedes derselben war umgeben von einem Gesimse, und Nymphenköpfe, nach dem Modell der Medaille von Syrakus gearbeitet, schmückten die Mitte jeder Füllung.

      Dieser Badesaal war indessen seit langer Zeit seiner ursprünglichen Bestimmung entfremdet; die Kanäle, welche das Wasser dahin führten, waren durch die Nachgrabungen, die man gemacht, durchbrochen worden, und die Hahnen hatten die Soldaten herausgerissen, welche erkannten, von Kupfer oder von Bronze, seien diese Metallstücke doch nicht ganz ohne Werth. Der Badesaal selbst aber war eine Art von Beikeller geworden, in welchem man die leeren Fässer verschloß oder