Isaak Laquedem. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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einem armen Bauern, dem er eine Hütte und einen kleinen Garten geschenkt hatte, und der nicht um den Preis eines Verraths diesen kleinen Garten und diese Hütte gegen einen großen Garten und einen Palast vertauschen wollte. Mittlerweile verwandte sich alle Welt für den jungen Geächteten, Volk und Adel, die Ritter, die Senatoren, kurz alle Welt bis auf die Vestalinnen. Man liebte ungemein diesen reizenden jungen Mann, der mit zwanzig Jahren schon dreißig Millionen Schulden hatte, und dem Crassus . . . bemerkt wohl, gnädiger Herr, derjenige, welcher jenes schöne Grab seiner Frau hat bauen lassen . . .«

      Hier streckte der Reisende seinen Stab in der Sichtung des Monumentes von Cäcilia Metella aus; dann fuhr er fort.

      ». . . Und dem Crassus, der Geizigste der Menschen, fünfzehn Millionen lieh, damit er sich der Gläubiger entledigen könnte, die ihm die Straßen versperrten und ihn verhinderten, nach der Prätur Spanien abzugehen, von wo er mit vierzig Millionen, nach Bezahlung aller seiner Schulden, zurückkam. – Doch Sylla blieb fest. Er wollte durchaus, daß Cäsar sterbe; es war ihm übrigens gleichgültig, aus welche Art, wenn er nur starb; was er verlangte, war sein Kopf und nichts Anderes . . . Endlich kam auch einer von seinen Freunden, der ihm einst, zur Zeit, da Sylla selbst geächtet war, einen großen Dienst geleistet, vielleicht das Leben gerettet hatte. Diesem Freunde hatte Sylla versprochen, er werde ihm die erste Bitte, die er an ihn richte, nicht abschlagen, wenn er je zur Gewalt käme. Der Freund verlangte von ihm das Leben Cäsars. »»Ich schenke es Euch, da Ihr es durchaus wollt,«« sagte Sylla die Achsel zuckend; »»doch wenn mich nicht Alles täuscht, werdet Ihr in diesem weibischen jungen Menschen mit der schlaffen Tunica und den wohlriechenden Haaren, der sich mit dem Ende des Nagels am Kopfe kratzt, mehr als einen Marius haben!«« . . . Sylla, welcher am Aussatze starb, konnte nicht begreifen, daß man sich nicht offen und mit der ganzen Hand kratzte. – Dieser junge Mann nun, der dem zukünftigen Besieger von Vercingetorix, von Pharnakes, von Juba, von Pompejus und von Cato von Utica das Leben rettete, hieß Aurelius Cotta, und wir sind aus seinem Grabe.«

      »Wie!« rief Napoleone Orsini, »dieses Grab ist das eines einfachen Privatmannes?«

      »Nicht ganz, wie Ihr sehen werdet. . . Habt Ihr den Namen Aurelius bemerkt, edler Herr? Es bezeichnet einen Ahnen der großen Familie Aurelia, die der Kaiser Antoninus durch die Adoption von Marc Aurel aus den Thron brachte. – Aurnelius Cotta hatte dieses Grab von Stein bauen lassen, Marc Aurel ließ es mit Marmor bekleiden, versetzte dahin die Asche seiner Familie und befahl, daß auch die seinige und die seines Nachfolgers Hierher gebracht werden sollen. Es geht daraus hervor, daß dieses Grab, das Ihr geöffnet, diese Urnen, die Ihr zerbrochen, diese Asche, die Ihr umhergeworfen habt, und die jeder Windstoß aus der Erde des alten Latium zerstreut, das Grab, die Asche, die Urnen vom Senator Aurelius Cotta, vom edeln Annius Varus, vom göttlichen Marc Aurel und vom schändlichen Commodus sind.«

      Der junge Kapitän strich mit der Hand über seine schweißbedeckte Stirne. Waren es Gewissensbisse wegen seiner Heiligthumsschändung? War es Ungeduld darüber, daß der unbekannte Erzähler nicht schnell genug zu dem kam, was er zu erfahren wünschte? Blieb dem Unbekannten über diesen Punkt ein Zweifel, so wurde er bald gelöst.

      »Aber,« sprach Napoleone Orsini, »ich sehe nicht, mein Gast, daß in Allem dem auch nur entfernt die Rede von einem Schatze ist.«

      »Wartet doch, gnädiger Herr,« erwiederte der Unbekannte, »nicht unter den guten Fürsten verbirgt man sein Geld . . . doch Commodus wird kommen . . . Nur Geduld! – Dieser Enkel von Trojan, dieser Sohn von Marc Aurel fing gut an; im Alter von achtzehn Jahren, als er sein Bad einst zu heiß fand, befahl er, den Sklaven, der es heiß gemacht, in den Ofen zu stecken, und obgleich man das Bad abgekühlt und auf den rechten Wärmegrad gebracht hatte, wollte er es doch erst nehmen, als der Sklave gebraten war. Der phantastische Charakter des jungen Kaisers wirkte indessen nur dahin, daß seine Grausamkeit immer mehr zunahm; dadurch erfolgten viele Verschwörungen gegen ihn und unter anderen die der zwei Brüder Quintilian. . . . Ah! gnädiger Herr, dieselben Menschen, denen diese herrliche Villa gehörte, wo nun Eure Gemächer sind.«

      Und der Unbekannte deutete, wie er es bei dem Grabe von Cäcilia Metella gethan hatte, mit seinem Stabe auf die noch, wenn nicht in ihrer Gesammtheit, doch in einzelnen Theilen wunderbaren Ueberreste von dem, was einst die Villa der beiden Brüder gewesen war.

      Napoleone Orsini machte ein Zeichen zugleich mit dem Kopfe, und mit der Hand: das Zeichen mit dem Kopfe wollte besagen: »Ich habe begriffen.« das Zeichen mit der Hand wollte besagen: »Fahre fort.« Der Reisende fuhr fort:

      »Es handelte sich ganz einfach darum, Commodus zu ermorden . . . Commodus brachte die Hälfte seines Lebens im Circus zu: er hatte von einem Parther mit dem Bogen schießen und von einem Mauren den Wurfspieß schleudern gelernt. Eines Tages im Circus hatte an dem, wo der Kaiser sich befand, entgegengesetzten Ende ein Panterthier einen Menschen festgepackt und schickte sich an, ihn zu verzehren; Commodus nahm seinen Bogen und schoß einen Pfeil so richtig zielend ab, daß er das Panterthier tödtete, ohne den Menschen zu berühren. An einem andern Tage, als er sah, daß die Liebe des Volkes in Beziehung auf seine Person zu erkalten anfing, ließ er in Rom verkündigen, er werde hundert Löwen mit hundert Wurfspießen erlegen; der Circus war, wie Ihr Euch denken könnt, überfüllt mit Zuschauern; man brachte ihm in seine kaiserliche Loge hundert Wurfspieße, man ließ in den Circus hundert Löwen ein. Commodus schleuderte die hundert Wurfspieße und tödtete die hundert Löwen! Herodian bürgt für die Thatsache; er war dabei, er hat es gesehen. Ueberdies hatte der Kaiser eine Höhe von sechs und einem halben Fuß und war sehr stark: mit einem Stockstreiche zerbrach er einem Pferde das Bein, mit einem Faustschlage schmetterte er einen Ochsen nieder. Als er eines Tages einen Mann von ungeheurer Corpulenz vorübergehen sah, rief er ihn, zog sein Schwert und schnitt ihn mit einem einzigen Hiebe entzwei! Darum ließ er sich mit einer Keule in der Hand darstellen, und statt sich Commodus, Sohn von Marc Aurel nennen zu lassen, mußte man ihn Hercules, Sohn von Jupiter, nennen . . . Es war Weder beruhigend, noch leicht, gegen einen solchen Man« zu conspiriren; durch Lucilla, seine Schwägerin, angetrieben, entschlossen sich indessen die zwei Brüder Quintilian hierzu; nur nahmen sie ihre Vorsichtsmaßregeln; sie vergruben Alles, was sie an Gold und gemünztem Silber hatten, Alles, was sie an Juwelen und Edelsteinen besaßen . . . Ah! gnädiger Herr, nun sind wir hieran! – Dann ließen sie Pferde für die Flucht bereit halten, wenn sie ihren Streich verfehlen würden, und warteten auf den Kaiser unter einem dunkeln Gewölbe, in einem engen Gange, der vom Palaste nach dem Amphitheater führte. Das Glück schien Anfangs die Verschwörer zu unterstützen: Commodus kam beinahe ohne Gefolge; sie umringten ihn sogleich einer von den zwei Quintilian fiel über ihn her, versetzte ihm einen Dolchstoß und sprach:

      »»Cäsar, das bringe ich Dir vom Senate!««

      Da fand unter diesem dunkeln Gewölbe, in diesem engen Gange ein erschrecklicher Kampf statt.

      Commodus war nur leicht verwundet; die Streiche, die man nach ihm führte, erschütterten ihn kaum; jeder von seinen Schwertstreichen tödtete einen Menschen! Endlich gelang es ihm, denjenigen von den beiden Quintilian, welcher ihm den Dolchstoß gegeben, zu packen; er schlang um seinen Hals den Knoten seiner eisernen Finger und erwürgte ihn. Sterbend rief dieser Quintilian, welcher der ältere der beiden Brüder war, seinem Bruder zu: »»Rette Dich Quadratus, Alles ist verloren!«« Quintilian entfloh, schwang sich auf ein Pferd und jagte davon; die Soldaten setzten ihm alsbald nach; der Lauf war rasch und erbittert, es handelte sich um das Leben für denjenigen, welcher floh, und um eine ungeheure Belohnung für diejenigen, welche ihn verfolgten. So viel Soldaten übertrafen Quintilian aber am Ende an Schnelligkeit; zum Glück hatte dieser für Alles vorhergesehen und ein Mittel ersonnen; – ein seltsames Mittel, an das man aber glauben muß, da Spartianus die Sache also erzählt: »»Der Flüchtling hatte in einem kleinen Schlauche Blut von einem Hasen, dem einzigen Thiere unter allen Thieren, selbst den Menschen nicht ausgenommen, dessen Blut sich erhält, ohne zu gestehen oder sich zu zersetzen; er nahm von diesem Blute Alles, was sein Mund fassen konnte, und sank wie durch einen Unfall vom Pferde. Als die Soldaten zu ihm kamen, fanden sie ihn auf dem Wege ausgestreckt und Blut in Wellen speiend. . . Da sie ihn für todt und sehr todt hielten, so zogen sie ihm seine Kleider aus und ließen den falschen Leichnam aus dem Platze, gingen zu Commodus, sagten ihm, sein Feind habe sich umgebracht, und erzählten, wie er sich umgebracht. . . Mittlerweile stand Ouintilian, wie Ihr Euch denken werdet,