Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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des Zimmers gewendet niedergefallen; so daß die starren großen Auen fortwährend Carmelite mit einem Ueberreste mütterlichen Ausdrucks anschauten; aber diese Augen, statt ihr die Ruhe zu geben, singen an sie zu ängstigen.

      Verwirrt, nach rechts und nach links schauend, doch immer wieder die Augen auf diese erschrecklichen Augen heftend, rief sie mit aller Gewalt ihrer Lunge:

      »Mutter! Mutter! so sprich doch! antworte mir doch, Mutter! oder ich glaube, daß Du todt bist . . . daß Du todt bist!« wiederholte sie, indem sie voll Bangigkeit näher hinzutrat.

      Doch vor der leichenartigen Unbeweglichkeit dieses Körpers blieb sie selbst unbeweglich, nachdem sie einen Schritt versucht. Sie rief fortwährend ihrer Mutter mit herzzerreißenden Schreien, aber ohne daß sie sie anzurühren wagte; und müde, keine Antwort erhalten zu können, verlassen vom Muthe, länger in diesem Zimmer unter dem Blicke dieser gespenstischen Augen zu bleiben, Alles befürchtend, doch über Nichts sicher, öffnete sie die Thüre der Wohnung und fing an um Hilfe zu rufen.

      Colombau trat auf diesen Ruf aus seinem Zimmer und erblickte wie gesagt, das Mädchen mit aufgelösten Haaren, in Thränen gebadet und die Hände ringend.

      »Mein Herr! mein Herr!« sagte sie, »meine Mutter schaut mich an, doch sie antwortet mir nicht!«

      »Sie ist wahrscheinlich vor Schwäche ohnmächtig,« erwiderte der junge Mann, da er auch entfernt nicht an den Tod glaubte.

      Und er trat in das Schlafzimmer ein.

      Er bebte, als er diesen Körper erblickte, der gewisser Maßen das ansehen einer Leiche angenommen hatte: das Gesicht war hypokratisch; die Glieder waren starrt die Hand, an deren Gelenk er die Schläge des Pulses suchte, war kalt wie Marmor!

      Er erinnerte sich, als ein fünfzehnjähriger Knabe seine Mutter, die edle Gräfin den Penhoël, auf ihrem Paradebette ausgestreckt gesehen zu haben, und er erkannte auf der Stirne des Leichnams, den er zu dieser Stunde vor Augen hatte, die bläulichen Tinten des Todes.

      »Nun, mein Herr? . . . nun?« fragte schluchzend Carmelite.

      Der junge Mann gab sich den Anschein, als glaubte er beständig an eine Ohnmacht, um allmählich das Mädchen auf den Schlag, der es treffen sollte, vorzubereiten.

      »Oh!« erwiderte er, »Ihre Mutter ist sehr schlimm, armes Kind.«

      »Warum antwortet sie mir aber nicht, mein Herr? warum antwortet sie mir nicht?«

      »Nähern Sie sich, mein Fräulein,« sagte Colombau.

      »Ich wage es nicht . . . ich wage es nicht . . . Warum schaut sie mich so an? was verlangt sie denn von mir? . . . was will sie denn, daß sie mich so anschaut?«

      »Sie verlangt, daß Sie ihr die Augen schließen, mein Fräulein, sie verlangt, daß wir für die Ruhe ihrer Seele beten!«

      »Sie ist aber nicht todt, nicht war?« rief das Mädchen.

      »Knieen Sie nieder, mein Fräulein!« sprach Colombau, indem er ihr das Beispiel gab.

      »Was sagen Sie, mein Herr?«

      »Ich sage, mein Fräulein: Gott, der uns das Leben gegeben, hat das Recht, es uns wieder zu nehmen, wenn es ihm beliebt.«

      »Oh!« rief Carmelite, wie vom Blitze getroffen; »oh! ich sehe, ich sehe . . . meine Mutter ist todt!«

      Und sie fiel rückwärts, als ob sie selbst sterben sollte.

      Der junge Mann empfing sie in seinen Armen und trug sie ohnmächtig auf ihr Bett, das im anstoßenden Zimmer war.

      Auf die von dem Mädchen ausgestoßenen Schreie, auf den Lärmen, den die so eben von uns erzählte Scene gemacht, kam die Frau von einem der Arbeiter des ersten Stockes mit einer ihrer Freundinnen, welche in diesem Augenblicke bei ihr war, herauf.

      Die zwei Frauen, als sie die Thüren der Wohnung offen fanden, traten ein und erblickten Colombau, der es versuchte, Carmelite dadurch zum Bewußtsein zurückzurufen, daß er ihr in die Hände schlug.

      Als dieses Mittel nicht rasch genug wirkte, nahm eine von den Frauen eine Flasche, welche auf der Toilette stand, und übergoß das Gesicht der armen Waise mit Wasser.

      Carmelite kam zitternd und mit den Zähnen klappernd zu sich, die zwei Frauen wollten sie auskleiden und zu Bette bringen.

      Dach sie raffte ihre Kräfte zusammen, stemmte sich auf ihren Füßen an, wandte sich gegen Colombau und sprach zu ihm:

      »Mein Herr, Sie haben gesagt, meine Mutter verlange, daß ich ihr die Augen schließe . . . Führen Sie sie mich zu ihr . . . führen Sie mich, ich bitte Sie! . . . Sonst,« fügte sie bei, indem sie voll Bangigkeit ihren Mund an das Ohr von Colombau hielt, »sonst würde sie mich die Ewigkeit hindurch so anschauen!«

      »Kommen Sie!« erwiderte der junge Mann, welcher einen Anfang den Delirium in den Augen der Waise zu sehen glaubte.

      Und sie durchschritt, gestützt auf den jungen Mann, ihr Zimmer, trat in das Zimmer ihrer Mutter ein, deren Blick, obgleich schon glasig, seine erschreckliche Starrheit behalten hatte, näherte sich mit langsamen. feierlichen Schritten dem Bette, neigte sich über den Leichnam, und drückte ihm in frommer Weise und eines nach dem andern die Augen zu.

      Wonach Carmelite, der die Kräfte vollends entschwanden, auf den Leichnam ihrer Mutter fiel und zum zweiten Mal ohnmächtig wurde.

       XXXVII

      Fra Dominico Sarranti

      Der junge Mann nahm Carmelite in seine Arme und trug sie, wie er es mit einem Kinde gethan hatte, in das anstoßende Zimmer, wo die zwei Frauen warteten.

      Der Augenblick, sie auszukleiden und zu Bette zu legen, war gekommen.

      Colombau kehrte in seine Wohnung zurück, nachdem er eine von den Nachbarinnen gebeten hatte, sich zu ihm zu begeben, sobald das Mädchen im Bette wäre.

      Die Nachbarin trat zehn Minuten nachher bei ihm ein.

      »Nun?« fragte er.

      »Sie ist wieder zu sich gekommen,« antwortete die Nachbarin; »doch sie hält ihren Kopf mit beiden Händen und spricht Worte ohne Zusammenhang, als ob sie das Delirium hätte.«

      »Hat sie Verwandte?« fragte der junge Mann.

      »Wir kennen keine von ihr.«

      »Freundinnen im Quartier?«

      »Keine Freundin! es waren ruhige Leute, welche äußerst zurückgezogen lebten: das kannte Niemand in der Welt.«

      »Was gedenken Sie mit ihr zu thun? Sie kann nicht in dieser Todtenwohnung bleiben. Man müßte sie das Zimmer wechseln lassen.«

      »Ich würde Ihnen wohl das meinige anbieten,« sagte die Nachbarin; »doch wir haben nur ein Bett . . . Im Ganzen,« fügte die wackere Frau, wie mit sich selbstsprechend, bei: »ich werde meinen Mann zum Schlafen auf den Speicher schicken und die Nacht auf einem Stuhle zubringen.«

      Diese Hingebungen für Unbekannte gehören ausschließlich gewissen Frauen aus der Arbeiterclasse: die Frau aus dem Volke bietet ihren Tisch, ihre Stube, ihr Bett mit mehr Uneigennützigkeit an, als der Handelsmann ein, Glas Wässer anbietet. Mag sie der moralische oder der physische Schmerz zu Hilfe rufen, mag es ein Mensch im Todeskampfe oder ein Mensch in der Verzweiflung sein, die Frau aus dem Volke bietet ihre Fürsorge, ihre Tröstungen, ihre Hilfeleistungen aller Art mit einer Großmuth und einer Selbstverleugnung, die eines ihrer schönsten Anrechte auf die Bewunderung des Philosophen und des Beobachters bilden.

      »Nein,« sagte Colombau, »thun sie etwas Besseres: schleppen Sie das Bett der Waise in mein Zimmer, bringen Sie das meinige in ihren Alcoven; dann holen Sie einen Priester, um beim Todtenbette zu wachen: ich werde einen Arzt für sie holen.«

      Die Nachbarin schien zu zögern.

      »Was gibt es?« fragte Colombau.

      »Es wäre mir lieber, ich würde den Arzt holen, und Sie würden den Priester holen.«

      »Warum?«

      »Weil