Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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den Du, als ich eintrat, zu plündern im Zuge warst.«

      »Ich plünderte ihn nicht, Herr Salvator: ich nahm, was er mir freiwillig gab.«

      »Den Du also täuschest?«

      »Ich täuschte ihn nicht: ich sagte ihm die Wahrheit.«

      »Woher mußtest Du die Wahrheit?«

      »Durch die Karten.«

      ›Du lügst!«

      »Die Karten haben aber . . . «

      »Die Karten sind ein Mittel der Prellerei.«

      »Herr Salvator, beim Haupte von Rose-de-Noël: Alles was ich ihm gesagt habe, ist wahr.«

      »Was hast Du ihm gesagt?«

      »Er liebe ein blondes Mädchen von sechzehn bis siebzehn Jahren.«

      »Wer hat Dir das gesagt?«

      »Das stand in den Karten.«

      »Wer hat Dir das gesagt?« wiederholte gebietend Salvator.

      »Babolin, der es im Quartier erfahren hat!«

      »Das ist also das Handwerk, das Du treibst?« sprach Salvator zu Babolin.

      »Verzeihen Sie, Herr Salvator, ich glaubte nicht, ich thue etwas Schlimmes, wenn ich dies Brocante mittheile; es ist im Faubourg Saint-Jacques bekannt, daß Herr Justin in Mademoiselle Mina verliebt war.«

      »Fahre fort, Brocante. Was hast Du ihm noch gesagt?«

      »Ich habe ihm gesagt, das Mädchen liebe ihn; es habe ein Heirathsproject stattgefunden, dieses Project sei aber durch eine unerwartete Geldsumme zerstört worden.«

      »Wer hat Dir das gesagt?«

      »Ei! Herr Salvator, der Kreuzzehn bedeutet Geld und der Schüppenacht gescheiterten Plan

      »Wer hat Dir das gesagt?« wiederholte Salvator, der immer ungeduldiger wurde.

      »Ein guter Pfarrer, Herr Salvator, ein guter alter Pfarrer, der gewiß Nicht log. Er sagte unter einer Gruppe von Leuten, die ihn befragten: ›Und wenn man bedenkt, daß eine Summe von zwölftausend Franken . . . »Ich weiß nicht, ob es zehn oder zwölf waren.«

      »Gleichviel.«

      ›Und wenn man bedenkt,»sagte der gute alte Pfarrer, ›daß eine Summe von zwölftausend Franken, die ich gebracht habe, an diesem ganzen Unglück Schuld ist!«

      »Gut, Brocante! Und was hast Du ihm dann noch gesagt?«

      »Ich habe ihm gesagt, Mademoiselle Mina sei durch einen brünetten jungen Mann entführt worden.«

      »Woher weißt Du das?«

      »Herr Salvator der Schüppenbube13 war da, sehen Sie, und der Schüppenbube . . . «

      »Woher weißt Du, daß das Mädchen entführt worden ist?« wiederholte Salvator mit dem Fuße stampfend.

      »Ich habe es gesehen, mein Herr.«

      »Wie, Du hast Es gesehen?«

      »Wie ich Sie seh.«

      »Wo dies?«

      »Auf der Place Maubert.«

      »Du hast Mina auf der Place Maubert gesehen?«

      »Heute Nacht-.

      Herr Salvator, heute Nacht . . . Ich hatte so eben die Rue Galande gemacht, ich machte die Place Maubert; plötzlich fährt ein Wagen so rasch vorüber, daß man hätte glauben sollen, er werde vom Winde getragen; das Fenster senkt sich; ich höre rufen: »Zu Hilfe! Herbei! zu Hilfe! man entführt mich!« und ein hübsches blondes Köpfchen, ein wahres Cherubsköpfchen kommt aus dem Schlage hervor. Zugleich erscheint ein zweiter Kopf . . . der eines brünetten jungen Mannes mit Schnurrbart. Er zieht die Schreiende zurück und schließt das Fenster wieder; doch diejenige, welche man entführte, hatte Zeit gehabt, einen Brief hinauszuwerfen.«

      »Und dieser Brief? . . . «

      »Ist der, welcher mit der Adresse von Herrn Justin bezeichnet war.«

      »Um wie viel Uhr war das, Brocante?«

      »Es mochte Morgens um sechs Uhr sein, Herr Salvator.«

      »Gut! Ist das Alles?«

      »Ja, es ist Alles.«

      »Beim Haupte von Rose-de-Noël?«

      »Beim Haupte von Rose-de-Noël!«

      »Warum hast Du nicht ganz einfach Herrn Justin die Sache erzählt, wie sie sich zugetragen?«

      »Ich habe mich in Versuchung führen lassen: er wird sagen, was ihm begegnet ist, und das wird mir Kunden bringen!«

      »Höre, Brocante, hier ist ein Louis d’or dafür, daß Du die Wahrheit gesprochen,« sagte Salvator; doch von diesem Louis d’or wirst Du dem Kinde drei Paar baumwollene Strümpfe und ein Paar Schuhe von Ziegenfell kaufen.«

      »Ich will rothe Schuhe, Herr Salvator,« sagte Rose-de-Noël.

      »Du wirst sie von der Farbe nehmen, die Dir beliebt, mein Kind,« erwiderte Salvator.

      Und sich an die Brocante wendend:

      »Du hast gehört, finde ich Dich in acht Tagen, auf den Tag, auf die Stunde, noch hier; so nehme ich Rose-de-Noël fort!«

      »Oh! Oh!« murmelte die Alte.

      »Und Du, Rose, wenn ich Dich noch mit nackten Füßen treffe, so lasse ich Dich kleiden, wie Du warst, als ich Dich vor fünf Jahren zum ersten Male sah.«

      »Oh! Herr Salvator!« rief die Kleine.

      Er näherte sich sodann zum letzten Male der Alten und sprach halblaut zu ihr:

      »Brocante, vergiß nicht, daß Du mir für dieses Kind mit Deinem Kopfe haftest! Lässest Du es vor Kälte in Deinem Speicher sterben, so lasse ich Dich vor Kälte, Hunger und Elend in einem Kerker sterben.«

      Nach dieser Drohung neigte er sich zu der Kleinen, welche ihrerseits ihre Stirne seinem Kusse entgegenbot.

      Und die Stube verlassend, winkte er Jean Robert ihm zu folgen.

      Jean Robert warf einen letzten Blick auf die Alte und die zwei Kinder und ging hinter Salvator hinaus.

      »Was für ein seltsames Mädchen ist das?« fragte er Salvator, als sie auf die Straße kamen.

      »Gott allein weiß es!« antwortete dieser.

      Und während sie die Rue Copeau und die Rue Monffetard hinabgingen, erzählte er dem Dichter das Ereigniß der Nacht vom 20. August, und wie die Kleine, deren Schönheit eine so mächtige Wirkung auf ihn hervorgebracht, in die Hände der Brocante gefallen war und sich nun, eine Perle, mitten in diesem Misthaufen befand.

      Die Geschichte war nicht lang, wie man weiß: als die zwei jungen Leute auf den Pont-Neuf kamen, war sie beendigt.

      »Hier!« sagte Salvator, während er sich an das Gitter der Statue von Heinrich IV. anlehnte.

      »Sie halten hier an?« fragte Jean Robert.

      »Ja.«

      »Warum halten wir hier an?«

      »Um zu warten.«

      »Worauf wollen Sie warten?«

      »Auf einen Wagen!«

      »Wohin soll er uns führen?«

      »Oh! Mein Lieber, Sie sind sehr neugierig.«

      »Aber . . . «

      »Als dramatischer Dichter wissen Sie, daß es ein Talent ist, mit dem Interesse haushälterisch umzugehen.«

      »Wie Sie wollen . . . Warten wir.«

      Sie warteten übrigens nicht lange.

      Nach zehn Minuten drehte sich ein mit zwei kräftigen Pferden bespannter Wagen um den Quai des Orfèvres und hielt vor der Statue von Heinrich IV. an.

      Ein


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Schüppen-bube – die Spielkarte Pikbube’