Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Bruder.«

      »Verzeih, schöner Liebesritter; ich mache keine Vergleichung zwischen den zwei Damen; sei hiervon überzeugt, obschon ich nach dem, was Du mir sagst, die meinige mehr liebe, – oder vielmehr die unsrige… Doch sie erwartet mich und ich will sie nicht warten lassen. Gott befohlen, Henri, diesen Abend.«

      »Diesen Abend, Anne.«

      Die zwei Brüder drückten sich die Hand und trennten sich.

      Nach zweihundert Schritten hob der Eine den Klopfer eines schönen beim Parvis Notre-Dame liegenden gothischen Hauses muthig auf und ließ ihn geräuschvoll wieder fallen.

      Der Andere vertiefte sich schweigsam in einer von den krummen Straße, welche nach dem Palaste ausmünden.

       Siebenten Kapitel

      Worin das Schwert des kühnen Ritters gegen Amors Rosenstock Recht behält

      Während des von uns erzählten Gespräches war die Nacht gekommen und hatte mit ihrem feuchten Nebelmantel die zwei Stunden zuvor noch so geräuschvolle Stadt umhüllt.

      Sobald Salcède todt war, kehrten die Zuschauer zu Ihren Lagern zurück, und man sah auf den Straßen nur noch zerstreute Häufchen, statt der ununterbrochenen Kette der Neugierigen, welche am Tage einem Punkte zugeströmt waren.

      Bis in die entferntesten Quartiere der Grève fanden sich Reste von Bebungen, welche nach der langen Aufregung des Tages leicht zu begreifen waren.

      Bei der Porte Bussy zum Beispiel, wohin wir uns zu dieser Stunde versetzen müssen, um einigen Personen zu folgen, die wir am Anfang dieser Geschichte in Scene gebracht haben, und um die Bekanntschaft von neuen Personen zu machen, bei diesem Stadtende, sagen wir, hörte man, wie einen Bienenstock bei Sonnenuntergang, ein gewisses rosenfarbig angestrichenes und mit blauen und weißen Malereien verziertes Haus summen, welches das Haus zum Schwerte des kühnen Ritters genannt wurde, und doch nichts Anderes war, als ein Gasthof von riesigen Verhältnissen, den man in jüngster Zeit in diesem neuen Quartier eingerichtet hatte.

      Damals besaß Paris nicht ein einziges gutes Gasthaus, das nicht sein siegreiches Schild gehabt hätte. Das Schwert des kühnen Ritters war eine von den herrlichen Ankündigungen, bestimmt, alle Geschmacksrichtungen zu vereinigen, alle Sympathie zusammenzufassen.

      Man sah auf dem Schilde den Kampf eines Erzengels oder eines Heiligen gegen einen Drachen gemalt, der, wie das Ungeheuer von Hippolyt, Ströme von Flammen und Rauch ausspie. Durch ein heroisches und zugleich frommes Gefühl beseelt, hatte der Maler dem vollständig gerüsteten kühnen Ritter in seine Hände nicht ein Schwert, sondern ein ungeheures Kreuz gegeben, womit er besser als mit der schärfsten Klinge den unglücklichen Drachen entzwei schnitt, von dem die Stücke blutend auf dem Boden umherlagen.

      Man sah auf dem Hintergrunde des Schildes oder vielmehr des Gemäldes, denn das Schild verdiente gewiß diesen Namen, eine Menge von Zuschauern, welche ihre Arme in die Luft emporhoben, während am Himmel die Engel über den Helm des kühnen Ritters Lorbeerzweige und Palmblätter ausstreckten.

      Gierig, zu beweisen, daß er alle Genres malte, hatte der Künstler im Vordergrunde Kürbisse Trauben, Käfer, Eidechsen, eine Schnecke auf einer Rose und endlich zwei Kaninchen, das eine weiß, das andere grau, gruppirt, welche Kaninchen, trotz der Verschiedenheit der Farben, was eine Verschiedenheit der Meinungen hätte andeuten können, beide sich an der Nase kratzten, ohne Zweifel aus Freude über den merkwürdigen Sieg, den der kühne Ritter über den parabolischen Drachen davon getragen, der kein Anderer war, als Satan.

      Entweder war der Eigenthümer des Schildes von sehr schwer zu befriedigendem Charakter, oder mußte er mit der Gewissenhaftigkeit des Malers sehr zufrieden sein. Der Künstler hatte in der That nicht eine Linie vom Raum verloren, und wenn man hätte eine Milbe beifügen müssen, so würde es an Platz gefehlt haben.

      Gestehen wir nur Eines, und dieses wenn auch peinliche Geständniß ist unserem Geschichtsschreiber-Gewissen auferlegt. Aus dem schönen Schilde ging nicht hervor, daß das Wirthshaus wie dieses an den guten Tagen gefüllt war, im Gegentheil aus Gründen, die wir sogleich erklären wollen, und die das Publikum begreifen wird, gab es, wir sagen nicht zuweilen, sondern beinahe immer, große Leeren im Gasthofe zum kühnen Ritter.

      Das Haus war jedoch, wie man in unseren Tagen sagen würde, groß und comfortabel; viereckig gebaut, durch breite Unterlagen an den Boden angeklammert, streckte es stolz über seinem Schilde vier Thürmchen empor, ven denen jedes ein achteckiges Zimmer enthielt, das Ganze allerdings von Holz gebaut, aber zierlich und geheimnisvoll, wie jedes Haus sein muß, das den Männern und besonders den Frauen gefallen will; doch hierin lag das Uebel.

      Man kann nicht Jedermann gefallen.

      Doch das war nicht die Ueberzeugung von Dame Fournichon, der Wirthin zum kühnen Ritter. In Folge ihrer Ueberzeugung hatte sie ihren Mann bewogen, ein Badehaus zu verlassen, in welchem sie in der Rue Saint-Honoré vegetirten, um zu Gunsten der Verliebten bei der Porte Bussy und aus anderen Quartieren von Paris den Bratspieß drehen zu lassen und Wein zu zapfen. Zum Unglück für die Bestrebungen von Dame Fournichon lag ihr Gasthaus etwas zu nahe beim Pré-aux-Clercs, weshalb, zugleich durch die Nachbarschaft und das Schild angelockt, so viele zum Schlagen bereite Paare in das Schwert des kühnen Ritters kamen, daß die anderen minder kriegerischen Paare wie die Pest das arme Wirthshaus aus Furcht vor dem Lärmen und den Degenstichen flohen. Die Verliebten sind friedliche Leute, welche sich nicht gern stören lassen, so daß man sich genöthigt sah, in die so zierlichen Thürme nur Kriegsknechte einzuquartieren, und daß alle im Innern von dem Künstler des Schildes in die hölzernen Füllungen gemalte Cupidos mit Schnurrbärten und anderen mehr oder minder anständigen Zuthaten durch die Kohle der Stammgäste verziert worden waren.

      Dame Fournichon behauptete auch, es ist nicht zu leugnen, bis dahin nicht ohne Grund, das Schild habe dem Hause Unglück gebracht, und sie versicherte, wenn man sich hätte auf ihre Erfahrung verlassen und statt des kühnen Ritters und des häßlichen Drachen, welche Jedermann zurückstießen, etwas Galantes malen wollen, wie zum Beispiel Amors Rosenstock mit entflammten Herzen statt der Rosen, so hätten alle zarte Seelen ihr Haus zum Wohnsitz gewählt.

      Unfähig, zu gestehen, daß er seinen Gedanken bereue und den Einfluß beklage, den dieser Gedanke auf sein Schild geübt habe, nahm leider Meister Fournichon keine Rücksicht auf die Bemerkungen seiner Ehehälfte und erwiederte die Achseln zuckend, daß er, ein ehemaliger Trabant von Herrn Dauville, natürlich seine Kundschaft unter Kriegsleuten suchen müsse; er fügte bei, ein Reiter, der nur an das Trinken zu denken habe, trinke wie sechs Verliebte, und wenn er auch nur die Hälfte der Zeche bezahle, so gewinne man doch noch dabei, da die verschwenderischsten Liebesleute nie bezahlen wie drei Reiter.

      »Ueberdies,« schloß er, »ist der Wein moralischer als die Liebe.«

      Bei diesen Worten zuckte Dame Fournichon ebenfalls die Achseln, welche fett genug waren, daß man auf eine boshafte Weise ihre Ansichten über Moralität auslegen konnte.

      Die Angelegenheiten in der Haushaltung der Fournichon hatten diesen schismatischen Zustand erreicht, und die Ehegatten vegetirten im Carrefour Bussy, wie sie in der Rue Saint-Honoré vegetirt hatten, als ein unvorhergesehener Umstand das Angesicht der Dinge veränderte und der Meinung von Meister Fournichon den Triumph verlieh… zum Ruhm und zur Ehre des würdigen Schildes, worauf jedes Reich der Natur seinen Repräsentanten hatte.

      Einen Monat vor der Hinrichtung vom Salcède befanden sich, nach einigen militärischen Uebungen, welche auf dem Pré-aux-Clercs stattgefunden hatten, Dame Fournichon und ihr Gatte, ihrer Gewohnheit gemäß, jedes in einem Thürmchen ihrer Anstalt, Beide müßig, träumerisch und kalt, weil alle Tische und alle Zimmer des Wirthshauses zum kühnen Ritter völlig leer waren.

      Amors Rosenstock hatte an diesem Tage keine Rosen gebracht.

      Das Schwert des kühnen Ritters hatte an diesem Tag in’s Wasser geschlagen.

      Die beiden Gatten schauten also traurig nach der Ebene, wo, sich an der Fähre der Tour de Nesle einschiffend, um nach dem Louvre zurückzukehren, die Soldaten verschwanden, welche ein Kapitän hatte manoeuvriren lassen, und während sie schauten