Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
war; der eine war ein einfacher Unterofficier, die andere eine einfache Prinzessin Deutschlands, und nehme man inzwischen alle Fürsten und alle erblichen Könige dieser Zeit, und man wird finden, daß alle beide groß unter den Großen waren.

      Ein außerordentlicher Zufall, oder ein. Berechnung der Vorsehung, hatte sie zusammengeführt. Katharina war dreißig Jahre alt; sie war schön, sie war geliebt durch ihre Wohlthätigkeit und geachtet durch ihre Frömmigkeit, als sie plötzlich erfuhr, daß Peter III. sie verstoßen wolle, um sich mit der Gräfin von Woronzoff zu vermählen, und, um einen Vorwand zur Verstoßung zu haben, die Geburt Paul Petrowitsch für unrechtmäßig zu erklären gedachte. Nun sah sie ein, daß kein Augenblick zu verlieren, sey; sie verläßt am Abend um elf Uhr das Schloß Partei, steigt in den Karren eines Bauern, der nicht weiß, daß er die künftige Czarin fährt, kommt, als der Tag anbricht, nach St. Petersburg, versammelt die Freunde, auf welche sie rechnen zu können glaubt, stellt sich an ihre Spitze, und rückt mit ihnen vor die in St. Petersburg in Besatzung liegenden Regimenter, welche zusammenberufen sind, ohne zu wissen, um was es sich handelt. Vor der Fronte der Linie angelangt, redet sie Katharina an, beschwört ihre Artigkeit als Männer und ihre Treue als Soldaten, dann, den Eindruck benutzend, den ihre Rede hervorgebracht hat, zieht sie einen Degen, von welchem sie die Scheide wegwirft, und verlangt eine Degenquaste, um ihm an ihrem Arme zu befestigen. Ein junger achtzehnjähriger Unterofficier tritt aus seiner Reihe, nähert sich und bietet ihr die seinige an; Katharina nimmt sie mit jenem süßen Lächeln an, wie es diejenigen besitzen, die sich um ein Königreich bewerben. Der junge Unterofficier will sich nun entfernen, um seine Stelle wieder einzunehmen; aber das an die Eskadron gewöhnte Pferd, welches er reitet, verweigert den Gehorsam, bäumt sich, springt, und will halsstarrig an der Seite von dem Pferde der Kaiserin bleiben. Nun betrachtet die Kaiserin den schönen Reiter der sich so an sie schließt; ihr vergeblichen Anstrengungen, sich von dem jungen Manne zu entfernen, scheinen ihr eine Stimme de Vorsehung, welche ihr einen Vertheidiger andeutet Sie macht ihn im Augenblicke selbst zum Officier und acht Tage nachher, als Peter III., ohne Widerstand eingekerkert, die Krone an Katharina abgetreten hat, die er ihr hat nehmen wollen, und als sie wahrhaft Gebieterin war, erinnert sie sich Potemkins, und macht ihn zum Kammerherrn in ihrem Palaste.

      Von diesem Tage an war das Glück de Günstlings immer wachsend. Viele griffen ihn an die an ihm sich vernichteten. Ein einziger glaubt gesiegt zu haben, das war ein junger Serbier Namens Zoritsch. Begünstigt durch Potemkin selbst in die Nähe Katharinens durch ihn gestellt, benutzte er seine Abwesenheit, um seinen Sturz durch Verläumdung zu versuchen. Nun langt Potemkin benachrichtigt an, steigt in seiner früheren Wohnung im Palaste ab, und dort erfährt er, daß seine Ungnade vollständig, und daß er verbannt ist. Bei diesem Worte begibt sich Potemkin, ohne den seine Reisekleider bedeckenden Staub abzuschütteln, zu Kaiserin. An der Thüre ihres Zimmers will ihn ein junger Lieutenant der Ehrenwache festnehmen, Potemkin faßt ihn in den Seiten, hebt ihn auf, wirft ihn an die andere Seite des Zimmers, tritt bei der Kaiserin ein, und eine Viertelstunde nachher kommt er wieder hinaus, indem er ein Papier in der Hand hält.

      – Nehmen Sie, mein Herr, sagt er zu dem jungen Lieutenant, hier ist die Bestallung zum Hauptmann, die ich so eben von Ihro Majestät für Sie erlangt habe.

      Am andern Tage war Zoritsch nach der Stadt Schklow verbannt, welche ein großmüthiger Nebenbuhler zu seiner Herrschaft machen ließ.

      Was ihn anbelangt, so träumte er eins um das andere von der Herzogswürde von Kurland und dem Throne von Polen, dann wollte er nichts von alle dem, indem er sich damit begnügte, Königen Feste und Königinnen Paläste zu geben. Welche Krone hätte ihn außerdem mächtiger und glänzender gemacht, als er war? Verehrten ihn die Hofleute nicht wie einen Kaiser? Hatte er nicht an seiner linken Hand, denn seine rechte behielt er bloß, um seinen Säbel besser halten zu können, eben so viel Diamanten, als deren an der Krone waren? Hatte er nicht Couriere, welche von der Wolga Störe, von Astrachan Wasser-Melonen, aus der Krimm Trauben, Sträuße überall her, wo es schöne Blumen gab, holten, und gab er nicht unter andern seiner Gebieterin jedes Neujahr einen Teller Kirschen, der ihm zehn Tausend Rubel kostete?3

      Bald Engel, bald Teufel, schuf oder zerstörte er ohne Unterlaß, oder, wenn er weder das eine noch das andere that, verwirrte, aber belebte er alles; nichts war etwas, als bis es nicht mehr da war, und wenn es wieder erschien, so kehrte alles vor ihm in das Nichts zurück. Der Fürst von Leiningen sagte, daß in ihm etwas riesenhaftes, romantisches und barbarisches läge, und der Fürst von Leiningen hatte recht.

      Sein Tod wurde sonderbar, wie sein Leben und sein Ende unerwartet, wie sein Anfang. Er hatte ein Jahr lang in Petersburg in Mitte von Festen und Gelagen zugebracht, indem er dachte, daß er für seinen Ruhm und den Elisabeths dadurch genug gethan habe, daß er die Gränzen Rußlands bis über den Kaukasus hinaus ausgedehnt, als er plötzlich erfuhr, daß der alte Repnin, der seine Abwesenheit benutzt, um die Türken zu schlagen und sie zu zwingen um Frieden zu bitten, mehr in zwei Monaten gethan hätte, als er in drei Jahren.

      Nun hatte er keine Ruhe mehr: er war freilich krank, aber was liegt daran, er muß abreisen. Was die Krankheit anbelangte, so wird er mit ihr kämpfen und sie wird ihn tödten. Er langt in Jassy, seiner Hauptstadt, an, und geht nach Otschakow, seiner Eroberung, ab. Nachdem er einige Werste gefahren, erstickt ihn die Luft seines Wagens; man breitet seinen Mantel auf dem Boden aus, er steigt aus, legt sich darauf, und verscheidet an dem Rande eines Weges.

      Katharina wäre beinahe über seinen Tod gestorben! Alles, selbst das Leben, schien gemeinschaftlich unter diesen beiden großen Herzen, sie wurde drei Mal ohnmächtig, beweinte ihn lange Zeit, und betrauerte ihn immer.

      Der Taurische Palast, welchen in dem Augenblicke, wo ich ihn besuchte, der Großfürst Michael inne hatte, diente eine Zeitlang der Königin Louise zur Wohnung, dieser modernen Amazone, die einen Augenblick lang hoffte, ihren Besieger zu besiegen; denn als Napoleon sie das erste Mal erblickte, hatte er zu ihr gesagt: »Madame, ich wußte wohl, daß Sie die schönste Königin wären, aber ich wußte nicht, daß Sie auch die schönste Frau sind.« Unglücklicher Weise war die Galanterie des Korsischen Heros nicht von langer Dauer. Eines Tages spielte die Königin Louise mit einer Rose:

      – Geben Sie mir diese Rose, sagte Napoleon.

      – Geben Sie mir Magdeburg, antwortete die Königin.

      – Ach! meiner Treue! rief der Kaiser aus, das würde zu theuer sein.

      Die Königin warf die in ihren Händen befindliche Rose vor Aerger weg, aber sie bekam Magdeburg nicht.

      Den Taurischen Palast verlassend, setzte ich meinen Ausflug fort, indem ich über die Brücke von Troitskoi fuhr, um die Hütte Peter 1, dieses plumpe kaiserliche Kleinod zu besuchen, von dem ich am Tage zuvor nur die Hülle gesehen hatte.

      Die volksthümliche Ehrfurcht hat dieses Denkmal in seiner ganzen ersten Reinheit bewahrt, und das Speisezimmer, der Salon und das Schlafgemach scheinen noch die Rückkehr des Czar zu erwarten. In dem Hofe steht die kleine Barke, welche ganz von dem Zimmermanne von Saardam erbauet ist, und deren er sich bediente, um sich auf der Newa nach den verschiedenen Punkten der entstehenden Stadt zu fahren, wo seine Gegenwart nothwendig war.

      Neben dieser Wohnung von einem Tage befindet sich seine ewige Wohnung. Sein Körper, wie der seiner Nachfolger, ruht in der, in der Mitte der Festung gelegenen Kirche St. Peter und St. Paul. Diese Kirche, deren goldener Pfeil eine zu hohe Idee gibt, ist klein, wenig regelmäßig, und von einem schlechten Geschmacke; ihr einziger Werth besteht in dem Todten-Schatze, den sie einschließt. Das Grab des Czars befindet sich neben, der rechten Seitenthür; von dem Gewölbe hängen mehr als sieben Hundert, den Türken, Schweden und Persern genommene Fahnen herab.

      Ich kam über die Tiuzschhoff-Brücke auf die Insel Wasiliefsko. Die Hauptsehenswürdigkeiten dieses Theiles der Stadt sind die Börse und die Akademien. Ich begnügte mich, vor diesen Denkmählern vorüberzugehen, und indem ich die Isaaks-Brücke und die Auferstehungs-Straße einschlug, befand ich mich bald an dem Fontanka-Kanale, dessen Kai entlang ich bis zur katholischen Kirche ging; dort verweilte ich: ich wollte das Grab Moreaus sehen. Es ist eine einfache, dem Hochaltare gegenüber, und in Mitte des Chores liegende Steinplatte.

      Da ich einmal an den Kirchen war; so wollte ich auch noch sogleich die von Kasan sehen,


<p>3</p>

Potemkin hatte in seinem Gefolge einen Officier Namens Faucher, den er immerwährend zu solchen Sendungen verwandte, und der beständig als Courier reitete. Dieser Officier hatte sich in der Ahnung, daß er auf irgend einer seiner Reifen den Hals brechen würde, im voraus folgende Grabschrift gemacht:

Ci git Faucher, Hier liegt Faucher,

Fouette, Cocher. Klatsche, Kutscher.