Wie schielt er nach den Händen!—Guter Bruder,…
Ich kann Euch auch wohl Vater nennen; nicht?
Klosterbruder.
Nur Bruder—Laienbruder nur; zu dienen.
Tempelherr.
Ja, guter Bruder, wer nur selbst was hätte!
Bei Gott! bei Gott! Ich habe nichts—
Klosterbruder. Und doch
Recht warmen Dank! Gott geb' Euch tausendfach,
Was Ihr gern geben wolltet. Denn der Wille
Und nicht die Gabe macht den Geber.—Auch
Ward ich dem Herrn Almosens wegen gar
Nicht nachgeschickt.
Tempelherr. Doch aber nachgeschickt?
Klosterbruder.
Ja; aus dem Kloster.
Tempelherr. Wo ich eben jetzt
Ein kleines Pilgermahl zu finden hoffte?
Klosterbruder.
Die Tische waren schon besetzt; komm' aber
Der Herr nur wieder mit zurück.
Tempelherr. Wozu?
Ich habe Fleisch wohl lange nicht gegessen:
Allein was tut's? Die Datteln sind ja reif.
Klosterbruder.
Nehm' sich der Herr in acht' mit dieser Frucht.
Zu viel genossen taugt sie nicht; verstopft
Die Milz; macht melancholisches Geblüt.
Tempelherr.
Wenn ich nun melancholisch gern mich fühlte?—
Doch dieser Warnung wegen wurdet Ihr
Mir doch nicht nachgeschickt?
Klosterbruder. O nein!—Ich soll
Mich nur nach Euch erkunden; auf den Zahn
Euch fühlen.
Tempelherr. Und das sagt Ihr mir so selbst?
Klosterbruder.
Warum nicht?
Tempelherr. (Ein verschmitzter Bruder!)—Hat
Das Kloster Euresgleichen mehr?
Klosterbruder. Weiß nicht.
Ich muß gehorchen, lieber Herr.
Tempelherr. Und da
Gehorcht Ihr denn auch ohne viel zu klügeln?
Klosterbruder.
Wär's sonst gehorchen, lieber Herr?
Tempelherr. (Daß doch
Die Einfalt immer Recht behält!)—Ihr dürft
Mir doch auch wohl vertrauen, wer mich gern
Genauer kennen möchte?—Daß Ihr's selbst
Nicht seid, will ich wohl schwören.
Klosterbruder. Ziemte mir's?
Und frommte mir's?
Tempelherr. Wem ziemt und frommt es denn,
Daß er so neubegierig ist? Wem denn?
Klosterbruder.
Dem Patriarchen; muß ich glauben.—Denn
Der sandte mich Euch nach.
Tempelherr. Der Patriarch?
Kennt der das rote Kreuz auf weißem Mantel
Nicht besser?
Klosterbruder. Kenn ja ich's!
Tempelherr. Nun, Bruder? nun?—
Ich bin ein Tempelherr; und ein gefangner.—
Setz ich hinzu: gefangen bei Tebnin,
Der Burg, die mit des Stillstands letzter Stunde
Wir gern erstiegen hätten, um sodann
Auf Sidon loszugehn;—setz ich hinzu:
Selbzwanzigster gefangen und allein
Vom Saladin begnadiget: so weiß
Der Patriarch, was er zu wissen braucht;
Mehr, als er braucht.
Klosterbruder. Wohl aber schwerlich mehr,
Als er schon weiß.—Er wüßt' auch gern, warum
Der Herr vom Saladin begnadigt worden;
Er ganz allein.
Tempelherr. Weiß ich das selber?—Schon
Den Hals entblößt, kniet' ich auf meinem Mantel,
Den Streich erwartend: als mich schärfer Saladin
Ins Auge faßt, mir näher springt, und winkt.
Man hebt mich auf; ich bin entfesselt; will
Ihm danken; seh sein Aug' in Tränen: stumm
Ist er, bin ich; er geht, ich bleibe.—Wie
Nun das zusammenhängt, enträtsle sich
Der Patriarche selbst.
Klosterbruder. Er schließt daraus,
Daß Gott zu großen, großen Dingen Euch
Müss' aufbehalten haben.
Tempelherr. Ja, zu großen!
Ein Judenmädchen aus dem Feu'r zu retten;
Auf Sinai neugier'ge Pilger zu
Geleiten; und dergleichen mehr.
Klosterbruder. Wird schon
Noch kommen!—Ist inzwischen auch nicht übel.—
Vielleicht hat selbst der Patriarch bereits
Weit wicht'gere Geschäfte für den Herrn.
Tempelherr.
So? meint Ihr, Bruder?—Hat er gar Euch schon
Was merken lassen?
Klosterbruder. Ei, Jawohl!—Ich soll
Den Herrn nur erst ergründen, ob er so
Der Mann wohl ist.
Tempelherr. Nun ja; ergründet nur!
(Ich will doch sehn, wie der ergründet!)—Nun?
Klosterbruder.
Das Kürzste wird wohl sein, daß ich dem Herrn
Ganz gradezu des Patriarchen Wunsch
Eröffne.
Tempelherr. Wohl!
Klosterbruder. Er hätte durch den Herrn
Ein Briefchen gern bestellt.
Tempelherr. Durch mich? Ich bin
Kein Bote.—Das, das wäre das Geschäft,
Das weit glorreicher sei, als Judenmädchen
Dem Feu'r entreißen?
Klosterbruder. Muß doch wohl! Denn—sagt
Der Patriarch—an diesem Briefchen sei
Der ganzen Christenheit sehr viel gelegen.
Dies Briefchen wohl bestellt zu haben,—sagt
Der Patriarch,—werd einst im Himmel Gott
Mit