Diese zwei tun, als schliefen sie fest25, liegen aber mit offenen Augen da und starren vor sich hin.
Luise blickt böse auf die silbernen Kringel, die der Mond auf ihr Bett malt. Plötzlich spitzt sie die Ohren. Sie hört leises, krampfhaft unterdrücktes Weinen26.
Lotte presst die Hände auf den Mund. Was hatte ihr die Mutter beim Abschied gesagt: „Ich freue mich so, dass du ein paar Wochen mit vielen fröhlichen Kindern zusammen sein wirst! Du bist zu ernst für dein Alter, Lottchen! Viel zu ernst! Ich weiß, es liegt nicht an dir27. Es liegt an mir. An meinem Beruf. Ich bin zu wenig zu Hause. Wenn ich heimkomme, bin ich müde. Und du hast inzwischen nicht gespielt wie andere Kinder, sondern gewaschen, gekocht, den Tisch gedeckt. Komm bitte fröhlich zurück, mein Hausmütterchen!“ Und nun liegt sie hier neben einem bösen Mädchen, das sie hasst, weil sie ihm ähnlich sieht. Sie seufzt leise und schluchzt vor sich hin. Plötzlich streicht eine kleine fremde Hand ihr Haar! Lottchen wird stocksteif vor Schreck28. Vor Schreck? Luises Hand streichelt schüchtern weiter.
Der Mond schaut durchs große Schlafsaalfenster und staunt. Da liegen zwei kleine Mädchen nebeneinander, die sich nicht anzusehen wagen, und die eine, die eben noch weinte, tastet jetzt mit ihrer Hand ganz langsam nach der streichelnden Hand der anderen.
„Na gut“, denkt der alte silberne Mond. „Da kann ich ruhig untergehen!“ Und das tut er denn auch.
Aufgaben
Fragen:
1.Wie heißt das Buch?
2.Wie kann man den Titel ins Russische übersetzen?
3.Wer ist der Autor des Buches?
4.Ist der Autor weltberühmt? Ist er in Russland bekannt?
5.Welche weltbekannten Kinderbücher hat er geschrieben? Welche Bücher von E. Kästner sind ins Russische ([А-Я])übersetzt?
6.Wieviel Seiten und wieviel Kapitel hat das Buch? Hat das Buch Bilder?
7.Ist der Anfang der Geschichte spannend?
Ist das richtig?
1.Seebühl ist ein See. Bühlsee ist ein Dorf.
2.Seebühl liegt im Gebirge. Seebühl ist ein Gebirgsdorf. Es liegt an einem See. Der See heißt Bühlsee.
3.Niemand kennt das Ferienheim in Seebühl, denn der Autor hat die Namen Seebühl und Bühlsee selbst erfunden.
4.Luise kommt aus Österreich, aus Wien.
5.Lotte kommt aus Süddeutschland, aus München.
6. Luise und Lotte haben sich nie im Leben gesehen.
7.Luise freut sich Lotte zu sehen.
8.Luise ist böse, weil ein fremdes Mädchen ihr zum Verwechseln ähnlich ist.
9.Alle im Ferienheim sind erstaunt, dass zwei wildfremde Mädchen so ähnlich sind.
10.Das erste Kapitel hat das Happy-end.
Nacherzählung mit Hilfe der Fragen:
1.Wo spielt die Handlung im ersten Kapitel?
2.Wer sind die Hauptpersonen?
3.Was erfährt der Leser von Luise und Lotte im ersten Kapitel?
4.Wie heißen die Nebenpersonen?
5.Was unternehmen die Leiterin des Ferienheims und die Helferinnen, damit Luise und Lotte Freundinnen werden? 6.Mit welcher Szene endet das erste Kapitel?
Welche Wörter beziehen sich auf Lelche und welche auf Luise:
lockig, ernst, wild, ruhig, still, wütend, Zöpfe,
Haushalt, folgsam, böse, Locken, schüchtern, Zopfmädchen, kochen, Fratz, Hausmütterchen, den Tisch decken, höflich, temperamentvoll, brav, Wien, Süddeutschland, München, Österreich; Mutter, die viel arbeitet
Wie heißen deutsche Synonyme für die Wörter:
удивлённый, испуганный, сердитый, послушный, тихий:
erstaunt, still, böse, verwundert, wütend, brav, erschrocken, folgsam, ruhig, angstvoll
Zweites Kapitel
Die beiden Mädchen wagten einander nicht anzusehen29, als sie am nächsten Morgen aufwachten, als sie dann in ihren weißen langen Nachthemden in den Waschsaal liefen, als sie sich, Schrank an Schrank, anzogen, als sie Stuhl an Stuhl beim Milchfrühstück saßen, und auch nicht, als sie nebeneinander, Lieder singend, am See entlangliefen und später mit den Helferinnen Reigen tanzten und Blumenkränze flochten. Ein einziges Mal kreuzten sich ihre raschen Blicke, doch dann waren sie auch schon wieder erschrocken voneinander weggeglitten30.
Luise spielt mit ihren Freundinnen Ball, aber sie ist nicht recht bei der Sache. Oft schaut sie sich um, als suche sie jemanden und könne ihn nicht finden.
Trude fragt: „Wann beißt du denn nun endlich der Neuen die Nase ab, hm?“
„Sei nicht so blöd!“, sagt Luise.
Christine blickt sie überrascht an. „Nanu! Ich denk, du hast eine Wut auf sie31?“
„Ich kann doch nicht jedem, auf den ich eine Wut habe, die Nase abbeißen“, erklärt Luise kühl. Und sie setzt hinzu: „Außerdem hab ich gar keine Wut auf sie.“
„Aber gestern hattest du doch welche!“, sagt Steffie.
„Und was für eine Wut!“, ergänzt Monika. „Bei Abendbrot hast du unterm Tisch auf ihren Fuß getreten, dass sie beinahe gebrüllt hätte!32“
„Na also“, stellt Trude fest.
„Wenn ihr nicht gleich aufhört“, ruft Luise zornig, „kriegt ihr was!“ Damit wendet sie sich um und läuft weg.
„Die weiß nicht, was sie will“, meint Christine und zuckt die Achseln.
Lotte sitzt, ein Blumenkränzchen auf den Zöpfen, allein in der Wiese und ist damit beschäftigt, einen Kranz zu winden. Da fällt ein Schatten über ihre Schürze. Sie blickt auf.
Luise steht vor ihr und tritt verlegen von einem Bein aufs andere. Lotte wagt ein schmales Lächeln. Luise lächelt erleichtert zurück.
Lotte hält den Kranz, den sie eben gewunden hat, und fragt schüchtern: „Willst du ihn?“
Luise lässt sich auf die Knie nieder und sagt leidenschaftlich: „Ja, aber nur, wenn du ihn mir aufsetzt!“
Lotte drückt ihr den Kranz in die Locken.
Dann nickt sie und fügt hinzu: „Schön!“
Nun sitzen also die beiden ähnlichen Mädchen nebeneinander auf der Wiese, sind mutterseelenallein, schweigen und lächeln sich vorsichtig an.
Dann atmet Luise schwer und fragt: „Bist du mir noch böse?“ Lotte schüttelt den Kopf.
Luise blickt zu Boden und sagt: „Es kam so plötzlich! Der Autobus! Und dann du! So ein Schreck!“
Lotte nickt. „So ein Schreck“, wiederholt sie. Luise beugt sich vor. „Eigentlich ist es furchtbar lustig, nein?“
Lotte blickt ihr erstaunt in die blitzenden Augen. „Lustig?“ Dann fragt sie leise: „Hast du Geschwister?“ „Nein!“ „Ich auch nicht“, sagt Lotte.
Beide