„Warte nur, bis du nur meine Frau werdest, ich werde dir auch den Mann zeigen, nach dessen Pfeife du tanzen solltest!
Keinen Schritt lasse ich dich allein machen.“
Jede andere als Christa hätte schon im voraus gewußt, was nach der Hochzeit folgen werde, doch dieses flinke und auch sonst ganz gescheite Frauenzimmer verdummte gerade zu: sie äußerte gar keine Furcht vor diesem rohesten und eifersüchtigsten der Männer, sie heiratete ihn, aber sie wandelte in kurzer Zeit ihren Mann so, daß er aufhörte roh und eifersüchtig zu sein und die Christa nach ihrem Willen und Wollen leben ließ.
Daß eine solche Charakterumwandlung nur mittels Hexerei vor sich gehen konnte, daß dabei sogar der leibhaftige Teufel selbst mithelfen mußte, davon war jedermann überzeugt, namentlich sah die Pidnebesnaja, eine Nachbarin der Kerasivna, den Teufel in menschlicher Gestalt selbst, wahr und wahrhaftig.
Und dies war nicht lange nach der Hochzeit des Kerasenko mit der tapferen Christy.
Seit dieser Zeit sind zehn Jahre verflossen, aber Kerasenko sind noch alle Einzelheiten des Vorfalles bis ins Kleinste bekannt und unvergessen, so genau, als wenn diese Teufelei sich erst gestern zugetragen hätte.
Es war im Winter, vor Weihnachten, an einem Feiertage, an welchem selbst der eifersüchtigste aller Kasaken zu Hause nicht sitzen geblieben wäre.
Kerasenko pflegte sonst nicht auszugehen, erlaubte auch nicht, daß seine junge Frau weibliche oder männliche Besuche empfange oder sonstige Bekanntschaften schließe, aus welchem Anlasse bereits ein heftiger Streit unter den Jungvermählten entstand, im Verlaufe dessen Christy ihrem Manne zurief:
„Nachdem Du Dein gegebenes Wort im Frieden und Guten nicht halten willst, werde ich es Dir schon im Bösen heimzahlen.“
„Und was wohl könntest Du mir übles antun?“ meinte lachend Kerasenko.
„Dich tot machen und in Stücke hauen.“
„Und wenn ich Dich stets bewachen werde?“
„Dann werde ich Dich krank machen.“
„Ei! ei! Du willst mich krank machen? – Du kannst wohl hexen?“
„Das wirst Du schon erfahren, ob ich hexen kann oder nicht: – ich sage Dir einfach – ja, ich bin eine Hexe.“
„Schön!“
„Ich werde es Dir schon beweisen; den ganzen Tag kannst Du um mich sein, mich bewachen, nicht einen Augenblick allein lassen, ich werde Dich doch klein bekommen.“
Ja, sie bestimmte sogar die Zeit, zu welcher dieses alles geschehen solle.
„Keine drei Tage werden vorübergehen und alles, was ich Dir gesagt, wird sich ereignen.“
Der Kasak sitzt einen Tag zu Hause ohne sich zu rühren, auch den zweiten, der dritte Tag geht zu Ende; es wird Abends, und der Kasak ist der festen Ansicht und Meinung, daß die Frist nun abgelaufen ist; – es ist – denkt er – doch gar zu langweilig zu Hause zu sitzen … die Schenke der Pidnebesnaja steht gerade vor meiner Nase und meine Augen können von dort aus ganz genau sehen, ob jemand in meine Hütte geht … Ich setze mich dort zum Fenster und kann in aller Ruhe zwei, auch drei Viertel Wodky trinken … und hören, was die anderen erzählen und was es neues in der Stadt gibt … ja sogar tanzen kann ich … lustig sein …
Und er ging … ging, setzte sich am Fenster so zurecht, daß er ganz genau sehen konnte, was vor, ja sogar in seinem Hause geschieht; er sah das Feuer am Kamin hell brennen, sah, wie seine Frau hin und her gehe und sich in der Wirtschaft beschäftige.
Wunderbar! – Kerasenko sitzt im Wirtshaus, trinkt und schaut unverwandt auf seine Hütte; Witwe Pidnebesnaja bemerkt seine Aufregung, ja sie fängt an ihn zu hänseln:
„Eh! Du … so und so … dummer Kasak … was Du sehen willst, werdest Du in Deinem ganzen Leben nicht sehen!“
„Schon gut … ich aber will weiter schauen!“
„Hier gibts nichts zu schauen … denn je mehr man nach uns, Frauen, schaut, je mehr man uns hüten will, um so ärger wird es, und um so früher hilft uns der Teufel.“
„Red’ Du nur für Dich selbst …“ gab der Kasak zur Antwort, „meine Frau will ich selbst so behüten, daß ihr auch kein Teufel wird helfen können.“
Da fingen nun die anderen Kasaken an mit den Köpfen zu schütteln.
„Kerasenko, Kerasenko! das ist nicht schön von Dir, daß Du so sprichst, nicht schön! … entweder bist Du nicht getauft oder selbst ein Teufel, weil Du nicht mehr an den Teufel glaubst.“
Und die Anwesenden regten sich über Kerasenko und seine Reden so sehr auf, daß eine Stimme aus der Menge sich vernehmen ließ.
„Was sollen wir mit ihm tun? … am besten wäre es ihm eine solche Lehre zu geben, daß er wieder rechtgläubig wird.“
Und es war nahe daran, daß sie ihm die Rechtgläubigkeit handgreiflich beigebracht hätten, woran sich sehr gerne ein ganz fremder Mann beteiligt hätte, in welchem Kerasenko jenen Adeligen aus Rogačev zu erkennen meinte, welcher seiner Frau das Teufelsglas schenkte, und wegen dessen, noch vor der Hochzeit, ein zweiter Vertrag geschlossen worden war, dahin lautend, daß von dem Fremden nie irgend eine Erwähnung gemacht werde.
Diesen Vertrag beschwor Kerasenko mit einem schrecklichen Eide dahin lautend, daß, wenn Kerasenko sich auch nur des Adeligen aus Rogačev erinnern sollte, er sofort dem Teufel verfallen wird, der ihn dann nicht mehr aus seinen Klauen frei läßt.
Kerasenko fiel dieser Schwur beim Anblick des Fremden ein.
Kerasenko ist aber bereits betrunken und er kann seinen Unmut darüber nicht unterdrücken, warum und weshalb gerade jetzt der Adelige aus Rogačev hier erscheine und was er überhaupt im Dorfe zu tun habe.
Kerasenko beeilte sich nach Hause zu gehen; aber dort angekommen, fand er sein Weib nicht in der Stube, was ihm höchst unerklärlich und unfaßbar erschien.
„Ich soll ihn vergessen, mich seiner nicht erinnern,“ dachte er, „das kommt mir gerade so vor, als wenn wir einen Vertrag geschlossen hätten zu vergessen, daß wir uns geheiratet haben … warum und weswegen ist der Mann gerade jetzt hier … was hat er hier im Dorfe zu tun … warum und weswegen ist meine Frau nicht zu Hause?“
Und während dem Kerasenko solche und ähnliche Gedanken durch den Kopf flogen, schien es ihm, als wenn sich hinter der Tür zwei küssen würden.
Es wurde geradezu vom Schüttelfrost gepackt; er fing an aufmerksamer und schärfer zu horchen … richtig … er hört es ganz deutlich … ein Kuß … noch einer … leises Wispern … wieder ein Kuß … und das alles gerade hinter der Tür, vor der er steht.
„Eh! tausend Teufel,“ sagt sich Kerasenko selbst, „entweder habe ich bei der Pidnebesinaja zu viel Branntwein getrunken und träume nun alles mögliche … oder hat es mein Weib richtig herausbekommen, daß der Rogačever Adelige hier ist, und daß es ihm gelang mich zu verhexen … Die Leute haben mich darauf aufmerksam gemacht, daß meine Frau eine Hexe sei … doch ich glaubte dies nicht … jetzt aber … jetzt küssen sie sich wieder … oh! … oh! … und wieder … wieder … Wartet doch nur, ich will euch schon …“
Der Kasak glitt leise von der Bank, kroch zur Tür und sein Ohr dicht an die Türspalte legend, strengte er sich an zu hören, was hinter der Tür vorgeht: … sie küssen sich … daran läßt sich nicht zweifeln … sie küssen sich … wie sie mit den Lippen schnalzen … ja sie reden … so, jetzt spricht mein Weib … und er hörte, wie sie laut sagte:
„Was? mein Mann, dieser Heide: den werde ich einfach aus dem Hause jagen und Dich zu mir nehmen.“
„Oho!“ dachte Kerasenko, „was bildet sich das Frauenzimmer ein, mich wegjagen und einen zweiten, fremden, ins Haus nehmen, an meine Stelle setzen … Nu! das wollen wir ’mal abwarten, so leicht wird es doch nicht gehen können …“
Er richtete sich plötzlich auf, stemmte sich mit aller Gewalt gegen die Tür, um solche aufzubrechen, obwohl