Aus zwei Welttheilen, Erster Band.. Gerstäcker Friedrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerstäcker Friedrich
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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hat es ein für alle Mal rund abgeschlagen, erwiederte der Andere – ich glaube noch nicht einmal daß sie ihn nimmt.«

      »Ah, bah – sagte der Erste wieder – da müßte man die Mädchen nicht kennen – der hat Geld, und da –«

      Die weiteren Worte wurden in der Entfernung unverständlich, aber was brauchte Ben auch noch weiter zu hören. Das letzte war schändliche Verleumdung.

      »Noch keinen Schritt getanzt,« jubelte der junge Jäger in sich hinein – »also doch nicht falsch, doch nicht treulos, doch ihren Ben noch nicht vergessen – aber – was kann's Dir auch helfen armer Ben – Du hast doch kein Glück – Betsy ist doch für Dich verloren – und wenn sie Dich nicht vergessen könnte – ach dann wär's nur so viel schlimmer für sie – Besser für Dich selber aber nimmer und nimmer.«

      Die Büchse, die er nicht weit von da in einem dichten Busch hineingestellt, hob er vom Boden auf, noch einen Blick nach dem hell erleuchteten Hause warf er zurück, und still und schweigend wanderte er den Fußpfad entlang dem nächsten Hügelrücken zu. – Es litt ihn – die Nacht wenigstens – nicht in der Ansiedlung, und er wollte draußen am Feuer schlafen.

      Ein Platz war endlich an einer klaren Quelle, die hier dem felsigen Boden rein entquoll, bald gefunden, eine Flamme entzündet, und in die Decke gehüllt lag er, den Kopf auf einen untergeschobenen Stein gelegt, und schaute sinnend und ernst zu den freundlich auf ihn niederblitzenden Sternen empor.

      Im Wald war es merkwürdig still, selbst die Frösche quakten nicht so toll und wild durcheinander, wie er das sonst wohl gehört, den leisen Schritt des Opossums, das zu nächtlichem Hühnerraub nach den bewohnten Ansiedlungen schlich, konnte er deutlich und bestimmt hören, und dort hinten – er hob den Kopf und lauschte einen Augenblick – wahrlich es war ein Wolf, der weit drüben auf dem scheidenden Gebirgsrücken sein klägliches Abendlied heulte.

      »Winsle nur, Bestie!« murmelte er endlich und sank in seine frühere Stellung zurück, »winsle, aber bleib mir außer Schußnähe; auf Deines Gleichen und auf – noch Einen, hätt' ich besonders heut Abend Appetit.«

      Eine halbe Stunde lag er wohl so noch, und suchte seine Gedanken wieder auf die früher durchträumten Pläne zu richten – es war aber nicht möglich – das immer näher und näher kommende Geheul des Wolfes lenkte seine Aufmerksamkeit immer wieder dort hin, und jetzt – alle Wetter, das war gar nicht so weit entfernt – antwortete eine andere Stimme aus einer hinter ihm liegenden Schlucht, wo auch, wie sich bald auswies, das ganze Rudel steckte.

      Er sprang rasch von seinem Lager auf und griff nach der Büchse; der Mond stieg eben hinter den düstern Schatten der fernen Bergesketten hell und freundlich empor – die alte Jagdlust erwachte und verdrängte, für den Augenblick wenigstens, jeden anderen Gedanken.

      Er befand sich auf einem äußerst günstigen, ziemlich offenen und vom Mond hell beschienenen Fleck und zwar gerade mitten zwischen dem Rudel und dem vereinzelten, jetzt zu diesem zurückkehrenden Wolf – das Feuer war niedergebrannt, und die noch glimmenden Kohlen schreckten die Bestien auch nicht ab, da fortwährend brennende Stämme im Wald liegen und Hirsch und Wolf daran gewöhnt sind Feuer auf ihrem Pfad zu finden. Ein vom Winde niedergeworfener Stamm der die Höhe hinunter, nach dem Thale zu lag, gewährte ihm dabei einen trefflichen Hinterhalt. –

      »Wart Kannaille, murmelte er, griff seine Büchse auf und glitt hinter den Stamm – komm mir nur aus dem Busch vor, und freu' Dich dann auf Ben Holiks Kugel.«

      Er hob sein Gewehr auf den Stamm, richtete die Mündung nach der Gegend zu, von der er den einzelnen Wolf erwartete, – denn das Rudel bleibt in solchem Fall gewöhnlich so lange auf dem einmal behaupteten Platz, bis der Vereinzelte dazu gestoßen ist – und harrte dann lange und geduldig – der Wolf wollte sich aber immer noch nicht sehen lassen.

      Sollte die Bestie etwas gemerkt haben – aber der Wind war doch günstig. – Holik ließ seine Büchse auf dem Stamm liegen, hielt beide Hände trichterförmig an den Mund – und heulte kläglich. – Der Laut war täuschend ähnlich nachgeahmt, und schallte gar wehmüthig durch den düstern Wald.

      Wenn aber auch keine Stimme von dort, wo der einzelne Wolf sein mußte, antwortete, so war Ben doch ein viel zu alter Jäger um nicht auf seiner Hut zu sein, oder sich durch Uebertreibung einen einmal gewonnenen Vortheil zu verderben. Leise griff er wieder nach der Büchse, blieb ruhig im Anschlag liegen, und erwartete das Resultat.

      Das sollte auch nicht lange ausbleiben. – Der Wolf antwortete allerdings nicht mehr, aber nur weil er zu nahe war, und als Ben mit gespannter Aufmerksamkeit selbst dem leisesten, unbedeutendsten Geräusche lauschte, hörte er plötzlich im trocknen Laub der benachbarten Baumgruppe rasche, aber vorsichtige Schritte. – Trap, trap, trap, trap – und das Thier stand – noch einmal – es windete wieder. Hatte es vielleicht den Rauch in die Nase bekommen. Der Wolf betritt übrigens jedesmal vorsichtig einen freien Platz, weil er wahrscheinlich nicht allein Gefahr fürchtet, sondern auch vielleicht selber nach Beute ausschaut.

      Ben konnte genau von wo er stand die Schritte hören, den Platz selbst aber noch nicht mit seinem Blick durchdringen, wagte deshalb auch nicht sich zu bewegen, weil er nicht wissen konnte ob des Raubthiers Augen nicht gerade in diesem Moment dorthin gerichtet waren, wo er lag. Heulen durfte er auch nicht wieder – die Entfernung mußte jedenfalls zu gering sein, als daß die scheue Bestie nicht den Betrug hätte merken und den falschen Rufer erkennen sollen. Es blieb ihm Nichts anderes übrig als jetzt ruhig und regungslos abzuwarten, bis das Thier in's Mondenlicht heraustreten würde.

      Da wurde plötzlich hinter ihm – ein klein wenig nach rechts, das Rudel wieder laut und ein triumphirendes Lächeln zuckte über Ben's Antlitz – es machte aber auch eben so schnell einem Ausdruck peinlicher Spannung Platz, denn in dem nämlichen Moment schon trat der Wolf, der durch den letzten Lockton bestimmt schien, aus dem düstern Schatten vor, auf den freien, nur mit einzelnen Bäumen bewachsenen Raum.

      Ben's Herz schlug fast hörbar, aber sein Arm lag fest wie Eisen – ruhig richtete er das todtbringende Rohr nach dem Feind und suchte mit dem scharfen Blick dessen dunkle Gestalt auf das Korn seiner Büchse zu bringen. Doch vergebens – in dem matten ungewissen Licht schmolz Korn und Ziel so ineinander daß er um's Leben nicht hätte genau bestimmen können wo die Kugel sitzen würde, und fehlen – nein das durfte er nicht.

      Vorsichtig hob er den Lauf gegen den helleren Himmel, wo er das Korn deutlich gegen einen der funkelnden Sterne konnte abstechen sehen, legte sich dann fest in den Kolben, fuhr nieder, und so wie er die Gestalt des noch immer regungslos und jetzt seitwärts in's Thal schauenden Thieres voll im Korn hatte, berührte sein Finger den Drücker.

      Der Schuß schmetterte dröhnend durch den Wald und Ben sprang blitzesschnell empor.

      »Siehst Du, Kannaille, sagte er da, als er den dunkeln Körper regungslos im, vom Mondlicht hell beschienenen Laube liegen sah – siehst Du – ich habe Dir's prophezeiht. – Das ist doch wenigstens ein Trost, einem solchen herumschleichenden Schuft das Handwerk gelegt zu haben. Panther und Bären – ich wollte daß Gottes Strahl all das Lumpengesindel träfe, das so wie Du, Bestie, das Licht scheut, im Dunkeln herumschleicht und Unheil anrichtet, wohin es den Fuß gesetzt und seinen Athem gehaucht!«

      Ben war bei den obigen Worten, die er mit fest zusammengebissenen Zähnen in den Bart murmelte, ruhig auf seinem Platz stehen geblieben und hatte, nach Jägerart, vor allen Dingen die Büchse wieder geladen, hob sie jetzt mit einem noch leise gemurmelten Fluch auf die Schulter, und schritt langsam der Stelle zu, wo der so glücklich erlegte Feind im Laube ausgestreckt lag.

      Es war ein großer, kräftiger Wolf, kohlschwarz und nur mit dem einen kleinen herzförmigen weißen Fleck auf der Brust, der im Mondenlicht ordentlich zu glühen schien – die Kugel mußte ihm gerade durch den Kopf gefahren sein – er rührte und regte sich nicht.

      »Ich habe ihn nicht einmal zucken sehen, sagte der Jäger leise, und bog sich zu ihm nieder, um nach dem Kugelloch zu fühlen. Ueber den ganzen Kopf strich er hinüber und herüber, dort war aber nichts, auch kein Schweiß – und die gegen das Mondenlicht gehaltene Hand weiß und rein. Wunderlicher Schuß! brummte der Jäger – ei zum Henker, 's ist einerlei wo die Kugel sitzt, wenn sie nur sitzt, und da ich den Schuft – Hallo! unterbrach