»Du hättest etwas Gescheiteres tun können,« sagte sie jetzt, während der Vater, in der Erinnerung noch zusammenschaudernd, schwieg, »als ihm gerade heute die Geschichte zu erzählen. Daß etwas derartiges passieren kann, weiß ich auch, aber eben die Möglichkeit desselben übt den Reiz auf die Zuschauer, gründet den Ruf des kühnen Läufers. Wäre keine Gefahr dabei, wer würde sich die Mühe geben, auch nur zuzusehen?«
»Du hast gut reden,« sagte der Alte finster.
»Und glaubst du, ich fürchte die Gefahr?« rief rasch und heftig die Frau, »glaubst du, ich rede ihm zu, wenn ich sie nicht teilen wollte? – Ich werde ihn begleiten.«
»Du? – auf dem Turmseil?« lachte kopfschüttelnd ihr Vater. »Du bist nicht gescheit!«
»Das geht nicht, Georgine,« sagte Bertrand. »Wenn ich mich selber auch sicher genug da draußen weiß, um nicht das Schicksal des langen Franz zu befürchten, möchte ich doch nicht die Angst für dich mit hinausnehmen. Außerdem weißt du selber, daß es viel schwerer ist, zu zweien, als allein das Seil zu begehen.«
»Bah! wir sind so oft zu zweien darauf gewesen.«
»Allerdings, doch nicht in solcher Höhe.«
»Und welcher Unterschied ist zwischen Haus- und Turmhöhe? Ein Sturz wäre von der einen genau so verderblich wie von der andern.«
»Gewiß! aber du selber hast ein Seil in solcher Höhe noch nie betreten; du weißt nicht, wie es dich erregen würde – doch wir streiten da um einen ganz nutzlosen Gegenstand. Bis jetzt hat es mir der Magistrat verboten, und ob mein direkt an den Fürsten gerichtetes Gesuch einen anderen Erfolg haben wird, weiß ich noch nicht.«
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