Durch die Wuste. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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machte ein sehr befriedigtes Gesicht und meinte:

      »Sie ist der Wekil und er die Wekila, und wir stehen uns hier besser im Giölgeda wekilanün, im Schatten der Statthalterin, als wenn wir ein Bu-Djeruldu hätten und der Giölgeda padischahnün, der Schatten des Großherrn, uns beschützte. Hamdulillah, Preis sei Allah, daß ich nicht so glücklich bin, der Wekil dieser Statthalterin zu sein!«

      Drittes Kapitel: Im Harem

      Es war um die Zeit, in welcher die ägyptische Sonne ihre Strahlen mit der gesteigertsten Glut auf die Erde sendet und ein jeder, den nicht die Not hinaus unter den freien Himmel treibt, sich unter den Schutz seines Daches zurückzieht und nach der möglichsten Ruhe und Kühlung strebt.

      Auch ich lag auf dem weichen Diwan meiner gemieteten Wohnung, schlürfte würzigen Mokka und schwelgte im Dufte des köstlichen Djebeli, welcher meiner Pfeife entströmte. Die starken, nach außen fensterlosen Mauern boten dem Sonnenbrande Einhalt, und die aufgestellten, porösen Tongefäße, durch deren Wände das Nilwasser verdunstete, machten die Atmosphäre so erträglich, daß ich von der während der Mittagszeit hier so gewöhnlichen Abspannung des Menschen wenig oder gar nichts bemerkte.

      Da erhob sich draußen die scheltende Stimme meines Dieners Halef Agha.

      Halef Agha? Ja, mein guter, kleiner Halef war ein Agha, ein Herr geworden, und wer hatte ihn dazu gemacht? Spaßhafte Frage! Wer denn sonst als er selbst!

      Wir waren über Tripolis und Kufarah nach Aegypten gekommen, hatten Kairo besucht, welches der Aegypter schlechtweg el Masr, die Hauptstadt, oder noch lieber el Kahira, die Siegreiche, nennt, waren den Nil, so weit es mir meine beschränkten Mittel erlaubten, hinaufgefahren und hatten uns dann zum Ausruhen die Wohnung genommen, in welcher ich mich ganz wohl befunden hätte, wenn nicht mein sonst ganz prächtiger Diwan und alle Teppiche sehr dicht von jenen springfertigen, stechkundigen Geschöpfen heimgesucht worden wären, von welchen der alte, gute Fischart dichtete:

      »Mich bizt neizwaz, waz mag daz sein?«

      und von denen man außer dem großäugigen Pulex canis und dem rötlichen Pulex musculi noch den allbeliebten Pulex irritans und den wütenden Pulex penetrans kennen gelernt hat. Leider muß ich sagen, daß Aegypten nicht das Jagdgefilde des »irritans«, sondern des »penetrans«, also nicht des »reizenden« sondern des »durchdringenden« Pulex ist, und so brauche ich wohl nicht hinzuzufügen, daß mein Kef, meine Mittagsruhe, nicht ganz ohne alle Belästigung geblieben war.

      Also draußen erhob sich die scheltende Stimme meines Dieners Halef Agha, die mich aus meinen Träumen weckte:

      »Was? Wie? Wen?«

      »Den Effendi,« antwortete es schüchtern.

      »Den Effendi el kebihr, den großen Herrn und Meister willst du stören?«

      »Ich muß ihn sprechen.«

      »Was? Du mußt? Jetzt, in seinem Kef? Hat dir der Teufel – Allah beschütze mich vor ihm! – den Kopf mit Nilschlamm gefüllt, so daß du nicht begreifen kannst, was ein Effendi, ein Hekim, zu bedeuten hat, ein Mann, den der Prophet mit Weisheit speist, so daß er alles kann, sogar die Toten lebendig machen, wenn sie ihm nur sagen, woran sie gestorben sind!«

      Ach, ja wohl, ich muß es eingestehen, daß mein Halef hier in Aegypten viel, viel anders geworden war! Er war jetzt außerordentlich stolz, unendlich grob und heillos aufschneiderisch geworden, und das will im Oriente viel sagen.

      Im Morgenlande wird jeder Deutsche für einen großen Gärtner und jeder Ausländer für einen guten Schützen oder für einen großen Arzt gehalten. Nun war mir unglücklicherweise in Kairo eine alte, nur noch halb gefüllte homöopathische Apotheke von Willmar Schwabe in die Hand gekommen; ich hatte hier und da bei einem Fremden oder Bekannten fünf Körnchen von der dreißigsten Potenz versucht, dann während der Nilfahrt meinen Schiffern gegen alle möglichen eingebildeten Leiden eine Messerspitze Milchzucker gegeben und war mit ungeheurer Schnelligkeit in den Ruf eines Arztes gekommen, der mit dem Scheïtan im Bunde stehe, weil er mit drei Körnchen Durrhahirse Tote lebendig machen könne.

      Dieser Ruf hatte in dem Kopfe meines Halef eine gelinde Art von Größenwahn erweckt, der ihn aber glücklicherweise nicht hinderte, mir der treueste und aufmerksamste Diener zu sein. Daß er am meisten beitrug, meinen Ruhm zu verbreiten, das versteht sich ganz von selbst, er war ganz und gar in das schmachvolle Laster des weiland Barons Münchhausen senior verfallen und versuchte nebenbei, durch eine Grobheit zu glänzen, welche klassisch zu werden drohte.

      So hatte er sich, unter anderem, von seinem geringen Lohn eine Nilpferdpeitsche gekauft, ohne welche er gar nicht zu sehen war. Er kannte Aegypten von früher her und behauptete, daß ohne Peitsche da gar nicht auszukommen sei, weil sie größere Wunder tue als Höflichkeit und Geld, von welchem letzteren mir allerdings kein großer Ueberfluß zur Verfügung stand.

      »Gott erhalte deine Rede, Sihdi,« hörte ich die bittende Stimme wieder; »aber ich muß deinen Effendi, den großen Arzt aus Frankhistan, wirklich sehen und sprechen.«

      »Jetzt nicht.«

      »Es ist sehr notwendig, sonst hätte mich mein Herr nicht gesandt.«

      »Wer ist dein Herr?«

      »Es ist der reiche und mächtige Abrahim-Mamur, dem Allah tausend Jahre schenken möge.«

      »Abrahim-Mamur? Wer ist denn dieser Abrahim-Mamur, und wie hieß sein Vater? Wer war der Vater seines Vaters und der Vater seines Vatervaters? Von wem wurde er geboren und wo leben die, denen er seinen Namen verdankt?«

      »Das weiß ich nicht, Sihdi, aber er ist ein mächtiger Herr, wie ja schon sein Name sagt.«

      »Sein Name? Was meinst du?«

      »Abrahim-Mamur. Mamur heißt Vorsteher einer Provinz, und ich sage dir, daß er wirklich ein Mamur gewesen ist.«

      »Gewesen? Er ist es also nicht mehr?«

      »Nein.«

      »Das dachte ich mir. Niemand kennt ihn, selbst ich, Halef Agha, der tapfere Freund und Beschützer meines Gebieters, habe noch nie von ihm gehört und noch nie die Spitze seines Tarbusch gesehen. Gehe fort, mein Herr hat keine Zeit!«

      »So sage mir, Sihdi, was ich tun muß, um zu ihm zu kommen!«

      »Kennst du nicht das Wort von dem silbernen Schlüssel, der die Stätten der Weisheit erschließt?«

      »Ich habe diesen Schlüssel bei mir.«

      »So schließe auf!«

      Ich horchte gespannt und vernahm das leise Klimpern von Geldstücken.

      »Ein Piaster? Mann, ich sage dir, daß das Loch im Schlosse größer ist, als dein Schlüssel; er paßt nicht, denn er ist zu klein.«

      »So muß ich ihn vergrößern.«

      Wieder klang es draußen wie kleine Silberstücke. Ich wußte nicht, sollte ich lachen, oder mich ärgern. Dieser Halef Agha war ja ein ganz außerordentlich geriebener Portier geworden!

      »Drei Piaster? Gut, so kann man wenigstens fragen, was du bei dem Effendi auszurichten hast.«

      »Er soll kommen und seine verzaubernde Medizin mitbringen.«

      »Mensch, was fällt dir ein! Für drei Piaster soll ich ihn verleiten, diese Medizin wegzugeben, welche ihm in der ersten Nacht jedes Neumondes von einer weißen Fee gebracht wird?«

      »Ist das wahr?«

      »Ich, Hadschi Halef Omar Agha, Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah, sage es. Ich habe sie selbst gesehen, und wenn du es nicht glaubst, so wirst du hier diese Kamtschilama, meine Nilpeitsche, zu kosten bekommen!«

      »Ich glaube es, Sihdi!«

      »Das ist dein Glück!«

      »Und werde dir noch zwei Piaster geben.«

      »Gib sie her! Wer ist denn krank im Hause deines Herrn?«

      »Das ist ein Geheimnis, welches nur der Effendi erfahren darf.«

      »Nur der Effendi? Schurke, bin ich