Am Jenseits. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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gesprochen werde. Es klang so müd, so abgespannt; die Leute sprachen langsam, als ob es ihnen schwer werde; sie ließen Stellen aus, welche der Vorbeter nicht ausgelassen hatte, und nun, da er eine Pause machte, legten sie sich nieder, was er als Veranlassung nahm, nicht wieder anzufangen.

      Ich dachte mir, daß sie nur beteten, um uns keine Zeit zu lassen, mit ihnen zu sprechen. Sie waren wahrscheinlich gesonnen, uns keine Auskunft über sich zu geben, und da dies doch einen Grund haben mußte, glaubte ich annehmen zu dürfen, daß es kein für ihre Beurteilung vorteilhafter sei.

      Während sie nun bewegungslos wie Tote dalagen, brach die Dunkelheit herein, und von unsern Haddedihn wurde das Moghreb gebetet, welches für kurze Zeit nach dem Untergange der Sonne vorgeschrieben ist. Als es dann vollständig Nacht geworden war, wurde das Aschiah oder Nachtgebet gesprochen. In beiden Fällen richteten sich die Fremden in die Knie auf und beteten mit, was sie als Muhammedaner trotz ihres sonstigen Verhaltens zu uns unbedingt tun mußten, doch taten sie es leise, ohne uns ihre Stimmen hören zu lassen, ein Zeichen von Mißachtung, weiches wir aber so ruhig hinnahmen, als ob wir es gar nicht bemerkten, Dann ging ich mit Halef zum Zelte seiner Hanneh, um ein Feuer zu machen, zu weichem wir heut unterwegs gelegentlich dürres Gezweig geschnitten hatten. Die »lieblichste und wohlschmeckendste unter allen Köchinnen des Erdkreises«, wie Halef sein Weibchen nannte, wenn von ihrer Kochkunst die Rede war, wollte uns Kaffee kochen und dann in der heißen Asche Kurß tari backen, das ist frisches Brot in kleiner Kuchenform. Wir hatten zum edlen Werke des Kaffeekochens einen Kessel mitgenommen, und die Haddedihn hielten alte ihre auch für heiße Flüssigkeiten haltbaren Lederbecher bereit, um sich ihre Portion des duftigen Getränkes geben zu lassen.

      Als der Wohlgeruch desselben sich vom Feuer aus nach allen Richtungen verbreitete, wurden die Fremden wieder lebendig. Sie hielten eine kurze, leise Beratung, nach welcher der Junge aufstand und zu uns kam.

      »Wir wollen auch Kaffee!« sagte er, indem er uns ein ja nicht zu kleines Kürbisgefäß hinhielt.

      Er hatte das nicht etwa bittend gesagt, sondern in einem Tone. als ob er nur zu fordern brauche. Halef machte sofort Miene, aufzuspringen und ihn zornig zurechtzuweisen; ich hielt ihn aber am Arm nieder und übernahm die Beantwortung selbst, die sehr kurz und bestimmt klang:

      »Der ist nur für uns. »

      »Für uns auch!« behauptete der Mensch.

      Ich zuckte die Achsel und sagte nichts weiter; auch Halef schwieg.

      »Bekomme ich welchen?« fuhr der Unverschämte mich an.

      »Nein, nein, nein, und zum vierten, fünften, zehnten und hundertsten, tausendsten Male nein!« krachte jetzt der kleine Hadschilos, der seinen Zorn nun nicht länger beherrschen konnte.

      Da drehte sich der Mann scharf auf der Ferse um und ging fort. Seine Leute hatten jedes Wort gehört; sie steckten die Köpfe zusammen. Was sie da sagten, konnte uns sehr gleichgültig sein.

      »Sihdi, meinst du, daß wir uns vor diesen Leuten in acht nehmen müssen?« fragte Halef.

      »Nein«, antwortete ich; »gar nicht!«

      »Ich auch nicht. Wir sind zweiundfünfzig wohlbewaffnete Männer und sie nur fünf verschmachtete Personen. Trotzdem aber denke ich, daß wir während der Nacht nicht alle schlafen dürfen.«

      »Das ist natürlich auch meine Meinung. Bestimme also von deinen Leuten einige, welche einander bis früh ablösen, um munter zu bleiben!«

      Später, als der Duft des Brotes sich bemerkbar machte, wurde der »Junge« wieder her zu uns geschickt.

      »Gebt uns auch Brot!« forderte er in demselben Tone, in welchem er vorhin Kaffee verlangt hatte.

      »Das ist auch nur für uns«, antwortete ich wieder.

      »Wir wollen auch essen!«

      »So eßt das, was ihr habt!«

      Er mußte ohne Respektierung seines Befehles wieder fortgehen, kehrte aber bald mit einem neuen Verlangen zurück:

      »So gebt uns Wasser, einen vollen Schlauch!«

      »Es ist alte geworden.«

      »Ich sehe doch da die Dschirab (Wasserschläuche) liegen!«

      »Die sind nur noch für uns. Was wir übrig hatten, habt ihr schon bekommen.«

      »Kennt ihr die Gesetze und Gebote der Wüste und der Gastfreundschaft so wenig, daß ihr uns sogar das Wasser vorenthaltet, welches wir zu verlangen haben?«

      »Wir kennen alle Gesetze und Gebote, sogar die Vorschriften der Höflichkeit, welche aber euch vollständig unbekannt zu sein scheinen. Und nun mach dich fort von uns, sonst – — – »

      »Sonst fahre ich dir in die Beine, daß du nicht nur gehen, sondern in alle Winde fliegen lernst!« schrie ihn Halef, mir in die Rede fallend, zornig an. »Wasser, Brot, Kaffee! Vielleicht verlangt dieser Kerl auch noch Kawuara (Kaviar) und eine Istridiar (Auster), die so groß wie eine Tosbadschy afrita (Riesenschildkröte) ist!«

      Der kleine Hadschi hatte nämlich Schildkröten, Austern und Kaviar als Delikatessen kennen gelernt, als er mit mir in Konstantinopel war. Der Mekkaner, wenn er wirklich einer war, drehte sich mit einer stolzen, wegwerfenden Handbewegung um und kehrte zu seinen Angehörigen zurück, weiche längere Zeit miteinander berieten. Als sie zu einem Entschlusse gekommen waren, stand der Alte auf und kam langsam und trotz seiner sichtlichen Schwäche in einer Haltung herbei, als ob sein hocherhobenes Haupt gewohnt sei, eine Krone zu tragen.

      »Ihr habt meinen Sohn nun dreimal von euch gewiesen«, sagte er, indem er auf jedes Wort einen schweren Nachdruck legte wie einer. der das Treffen mit Kanonenschüssen einleitet, um den Hauptvorstoß dann später folgen zu lassen. »Ich frage euch, warum?«

      Eigentlich war er gar keiner Antwort wert; da man aber wohltut. wenn man mit solchen Leuten so deutlich wie möglich ist, so zog ich es vor, ihn nicht warten zu lassen, und erwiderte also:

      »Glaubst du denn wirklich, eine Antwort zu erhalten?«

      »Natürlich!«

      »Du bist nicht imstande, sie dir selbst zu geben?«

      »Nein.«

      »Mit diesem Worte gestehst du ein, daß du an Einsicht ein kleines Kind, an Unverstand und Unwissenheit aber ein Riese bist!

      »Beleidige mich nicht! Ich bin gewöhnt, daß man sich nur der größten Höflichkeit gegen mich befleißigt!«

      »Bist aber doch selbst ein Ausbund der Unhöflichkeit! Wir sind berechtigt, wenigstens, hörst du, ich sage wenigstens, dieselbe Achtung und Ehrerbietung zu verlangen, welche du, vielleicht mit weniger Recht, für dich in Anspruch nimmst!«

      »Ihr – — – ?!« dehnte er so hochmütig, daß ich ihm am allerliebsten gleich eine Ohrfeige gegeben hätte. »Doch ja, ihr wißt nicht, wer ich bin! So hört es denn, und beugt dann in Demut eure Häupter! Mein Ahne ist Qatadah; ich bin ein Nachkomme des berühmten Muhammed Abu Numehji, der hellsten Leuchte unter allen Großscherifen der heiligen Stadt Mekka. Wenn wir, seine Abkömmlinge, sterben, werden unsere Leichen in einem hochfeierlichen Umgang siebenmal um die Kaaba getragen. Weicher andere Mensch auf Allahs weiter Welt kann sich einer solchen Auszeichnung rühmen!«

      »Bist du schon gestorben?«

      »Nein«, antwortete er verwundert.

      »Also auch noch nicht um die Kaaba getragen worden?«

      »Nein.«

      »So warte mit der dir sehr anzuempfehlenden Geduld, bis das geschehen ist; dann sind wir vielleicht bereit, deiner Leiche mit Achtung zu gedenken.«

      »Mensch, wage nicht – — – ! Doch, du kennst ja auch meinen Namen nicht; ich will also meinen Zorn bemeistern. Es ist auch gar nicht nötig, diesen Namen mit dem verstopften Eingang deines Ohres zu belästigen; es genügt vielmehr vollständig, dir zu sagen, daß man mich Ei Ghani (Der Reiche) nennt und daß ich der Liebling‘Aun er Rafiqs, des jetzigen Großscherifs von Mekka, bin. Nun weißt du, wie du dich gegen mich und uns alle zu verhalten hast!«

      Anspruchsvoller und eingebildeter zu sein als dieser Mann war gar nicht