Tabelle 2: Items, Primär- und Sekundärfaktoren und Erwartungs-Wert-Komponenten des BEWAPOL
Tabelle 3: Mittelwerte (Standardabweichungen) und Interkorrelationen der Skalen aus Studie 1 (MZP 1/MZP 2)
Die Erwartungen werden weitgehend bestätigt. Während die Skala Herausforderung positiv mit dem beruflichen Ehrgeiz (r = .27, p < .01), der Verausgabungsbereitschaft (r = .36, p < .01) und dem Perfektionsstreben (r = .31, p < .01) korreliert, lassen sich lediglich signifikante Zusammenhänge zwischen der Fähigkeitsüberzeugung und der Verausgabungsbereitschaft (r = .34, p < .01) finden. Der Charakter der Tätigkeit korreliert signifikant positiv mit der Lebenszufriedenheit (r = .43, p < .01).
Studie 2
Das Ziel der zweiten Studie war es, die faktorielle Struktur des Fragebogens (BEWAPOL) und die internen Konsistenzen der sechs Skalen zu überprüfen.
Methode
Stichprobe
An Studie 2 nahmen N = 159 Polizeikommissaranwärterinnen und -anwärter für den gehobenen Polizeivollzugsdienst in der Bundespolizei (33 % weiblich) teil. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer betrug M = 21.29 Jahre (SD = 4.08). Die Studierenden füllten während einer Lehrveranstaltung zum Ende ihres Grundstudiums Fragebögen aus.
Instrument
Es wurde der nach der ersten Studie erstellte Fragebogen zur Erfassung der Berufswahlmotivation eingesetzt (der Fragebogen BEWAPOL wird im Elektronischen Supplement 3 zur Verfügung gestellt). Die 29 Fragebogen-Items sind auf einer fünfstufigen Ratingskala zu beantworten (1 = trifft gar nicht zu bis 5 = trifft völlig zu).
Ergebnisse
Die Sechs-Faktorenstruktur des BEWAPOL konnte durch die konfirmatorische Faktorenanalyse bestätigt werden. Zwar war auch in der zweiten Studie der Chi-Quadrat-Test statistisch signifikant (p < .05). Jedoch deuten auch in der zweiten Studie weitere Indikatoren auf einen akzeptablen Modellfit hin (TLI = .91; RMSEA = .06). Die Faktorenladungen der einzelnen Items der zweiten Studie liegen in ähnlichen Größenordnungen wie die Faktorenladungen der ersten Studie (s. Tabelle 5). Die Reliabilitätsanalysen weisen ebenfalls ähnliche Kennwerte auf wie in der ersten Studie und liegen im guten beziehungsweise akzeptablen Bereich („Fähigkeitsüberzeugung/Passung“: α = .76; „Herausforderung“: α = .80; „Gesellschaft/Gerechtigkeit“: α = .84; „Charakter der Tätigkeit“: α = .65; „Sicherheit und Bezahlung“: α = .78; „Ansehen und Status“: α = .71). Die Mittelwerte und Standardabweichungen der gebildeten Skalen und der Items entsprechen weitgehend den Verteilungen in der vorangegangenen Studie (s. Tabelle 5).
Tabelle 4: Korrelationen der Berufswahlmotivation mit Aspekten der Leistungsmotivation zu MZP 1 (N = 232) sowie der Berufswahlmotivation mit den allgemeinen und beruflichen Selbstwirksamkeitserwartungen und Aspekten des arbeitsbezogenen Verhaltens und Erlebens zu MZP 2 (N=180)
Tabelle 5: Items mit Mittelwerten, Standardabweichungen und Faktorladungen Studie 1 MZP1, MZP2 und Studie 2
Diskussion
Das Ziel der Studie, einen Fragebogen zur Erfassung der Motivation für die Wahl des Polizeiberufs zu entwickeln und zu validieren, ist gelungen. Der vorliegende Fragebogen ist an die motivationspsychologische Forschung angebunden und weist akzeptable Testeigenschaften auf. Unter Anwendung von Faktoren-, Item- und Skalenanalysen konnten sechs reliable Skalen identifiziert werden, durch die unterschiedliche Berufswahlmotive abgebildet werden.
In Übereinstimmung mit dem Erwartungs-Wert-Modell von Wigfield und Eccles (2000) werden wertbezogene Motivationen (Herausforderung, Gesellschaft/Gerechtigkeit, Charakter der Tätigkeit, Sicherheit und Bezahlung, Ansehen und Status) und erwartungsbezogene Motivationen (Fähigkeitsüberzeugung/Passung, Herausforderung) unterschieden. Die Reliabilitätsanalysen deuten auf eine gute bis akzeptable Stabilität der faktoriellen Struktur hin und die Zusammenhangsanalysen mit konstruktnahen Variablen deuten auf die Validität des Fragebogens hin.
Die Ergebnisse der explorativen Faktorenanalyse weist auch auf die Möglichkeit einer Zweifaktorenlösung hin. Dies wird durch Zusammenhangsanalysen der sechs gebildeten Skalen zum Teil bestätigt. So lassen sich auf der einen Seite positive Korrelationen zwischen den Skalen „Sicherheit und Bezahlung“, „Herausforderung“ und „Fähigkeitsüberzeugung“ sowie auf der anderen Seite zwischen den Skalen „Sicherheit und Bezahlung“ und „Ansehen und Status“ beobachten. Die Skala „Charakter der Tätigkeit“ korreliert dabei allerdings mit allen anderen Skalen positiv. Die zweifaktorielle Lösung und inhaltliche Erwägungen sprechen dafür, die Skala „Charakter der Tätigkeit“ der ersten Skalengruppe zuzuordnen, sodass sich ein intrinsischer und ein extrinsischer Sekundärfaktor unterscheiden lassen.
In Übereinstimmung mit bisherigen Untersuchungen (z. B. Groß, 2011; Groß & Schmidt, 2003; Liebl, 2003; Rauber, 2013) nennen die angehenden Polizeibeamtinnen und -beamten vor allem den “Charakter der Tätigkeit” und die “Sicherheit und Bezahlung” als wichtigste Motive für die Berufswahl. In Einklang mit Rauber (2013) können diese Motive als „Hauptmotive” bei der Wahl des Polizeiberufs angenommen werden. Weitere Motivfaktoren mit hohen Ausprägungen sind der Wunsch, Menschen zu helfen und Verbrechen zu bekämpfen, sowie die Überzeugung, für den Beruf gut geeignet zu sein. Dass Motive wie das Bedürfnis nach Ansehen und Status weniger stark ausgeprägt sind, steht im Einklang mit nationalen (z. B. Rauber, 2013) und internationalen Befunden (z. B. Foley et al., 2008). Einschränkend muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass die Vergleiche zwischen einzelnen Itemausprägungen oder Skalen innerhalb einer Gruppe eher wenig aussagekräftig sind, da sie stärker von der Formulierung der Items abhängen können als von der Ausprägung der Motivationen. Darüber hinaus können Effekte der sozialen Erwünschtheit eine Rolle spielen (Pohlmann & Möller, 2010).
Die Interkorrelation mit konstruktnahen Skalen liefern Hinweise auf die Validität der BEWAPOL-Skalen. Die erwarteten Zusammenhänge der Skalen des LMI mit den generierten Skalen des BEWAPOL konnten bestätigt werden. Die Fähigkeitsüberzeugung/Passung weist eine inhaltliche Nähe zur Erfolgszuversicht und Beharrlichkeit auf, sodass die hohen signifikanten Korrelationen zu erwarten waren. Leistungsstolz korreliert mit der Skala Herausforderung. Eine hohe Ausprägung auf der Leistungsstolzskala haben Personen, die ehrgeizig sind, ihr Bestes geben wollen und deren Selbstwertgefühl stark von ihrer Leistung abhängt. Dass diese Personen die Herausforderung suchen und bereit sind, sich für erstrebenswerte Ziele einzusetzen, ist inhaltlich schlüssig. Positive Zusammenhänge finden sich darüber erwartungsgemäß auch zwischen dem Berufswahlmotiv Ansehen und Status und der Orientierung an Status und Dominanz. Die Trennung zwischen einem intrinsischen und einem extrinsischen Sekundärfaktor lässt sich auch anhand der Interkorrelationen bekräftigen. So korrelieren mehrere Skalen des LMI mit den intrinsischen Skalen des BEWAPOL, während zu den extrinsischen Skalen keine oder negative Korrelationen zu finden sind. Dies zeigt sich zum Teil auch für die Selbstwirksamkeitserwartung, die allerdings nicht mit dem Charakter der Tätigkeit korreliert. Die signifikante Korrelation der Selbstwirksamkeitserwartung mit den Skalen der Erwartungskomponente des BEWA-POL und insbesondere mit der Fähigkeitsüberzeugung steht im Einklang mit früheren Forschungsergebnissen (z. B. Judge et al., 2002).
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