Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
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Год издания: 0
isbn: 9783956178993
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      4. DIE RINGWÄCHTER

      Nachdem sie dem Gang eine Weile lang gefolgt waren, kamen sie schließlich an eine Tür. Sie war zwar ebenso wie die erste Tür, die sie überwunden hatten, aus Holz, aber nicht so alt und morsch.

      Mit zwei mächtigen Hieben seiner Axt trennte der Namenlose die Scharniere und Halterungen heraus. Die brach heraus und stürzte hart auf den Steinboden.

      "Ich habe euch erwartet", sagte eine dünne Stimme. Grüne Facettenaugen starrten leer und scheinbar tot auf den Namenlosen und seine beiden Begleiter.

      In der Tür stand ein mannshohes Insekt.

      "Du weißt, dass du gegen meine Axt nichts auszurichten vermagst, Ringwächter! Also gib den Weg frei!", krächzte der Namenlose.

      Das erste Paar von insgesamt acht Gliedmaßen bestand aus furchterregenden Zangen, mit denen der Ringwächter drohend hin und her fuchtelte.

      Der Namenlose schien zu allem entschlossen.

      "Das Schattenland wird sich zurückholen, was ihm gehört!", rief er.

      Dann holte er zu einem furchtbaren Schlag mit seiner Axt aus und lies die Waffe auf den Kopf seines Gegenübers niedersausen. Das rötliche Leuchten der furchtbaren Axt wirkte gespenstisch.

      Das Insekt wollte zurückweichen und den Schlag mit seinen Scheren abwehren. Aber die schreckliche Waffe drang durch den harten Panzer des Ringwächters, als wäre dort nichts. Ein letztes Summen ging von dem Ringwächter aus. Dann folgte ein zweiter Schlag, der den Insektenkörper von oben bis unten durchtrennte und in zwei Hälften spaltete, die jede für sich zu Boden stürzten. Ein Fühler regte sich noch schwach, aber das hatte nichts zu bedeuten.

      Es war ein Bild des Grauens!

      "Der Weg ist frei", sagte der Namenlose jetzt und bedeutete Kryll und Norjan, ihm zu folgen.

      In dem Saal, den sie nun betraten, schien sich nichts besonderes zu befinden. An den Wänden leuchteten Fackeln.

      "Ist der Ring hier?", fragte Kryll.

      Doch noch ehe er eine Antwort auf seine Frage bekam, vernahm er Schritte. Mehrere Türen öffneten sich und Dutzende von insektenhaften Ringwächtern strömten in den Saal.

      Ihre Facettenaugen glänzten, ihre mörderischen Scheren schwangen sie hin und her.

      Kryll zog mit einer raschen Bewegung sein Schwert.

      Und dann war auch schon das erste Insekt mit seinen mehr als armlangen Zangen heran. Die Fühler am Kopf vibrierten leicht. Geschickt stieß der Ringwächter mit den Scheren vor und Kryll musste sein ganzes Geschick aufbieten, um diesem Angriff auszuweichen.

      Stahl klirrte gegen die ebenso harten Hornscheren. Ein schier unerträgliches Summen erfüllte den Raum.

      Mit wütenden Schlägen drang Kryll auf den Ringwächter vor ihm ein. Doch schon wenig später wurde er von mehreren Seiten angegriffen. Für einen kurzen Moment suchten Krylls Augen nach Norjan. Aber er sah den alten Ritter nirgends in dem Getümmel.

      Die Hornpanzer, mit denen diese Wesen ausgestattet waren, waren mindestens so hart wie ein Harnisch.

      Kryll war eingekreist.

      Von hinten legte sich ein harter Insektenarm um seinen Hals und riss ihn zurück. Er schrie, aber sein Schrei ging im Summen der Ringwächter unter. Das Schwert wurde ihm entrissen und hornige Insektenhände griffen nach ihm.

      Das Letzte, was er spürte, war etwas Hartes, das er gegen seinen Kopf bekam. Dann wurde es dunkel vor seinen Augen. Namenlose Finsternis hüllte ihn ein.

      *

      Kryll erwachte.

      Es war still um ihn herum.

      Kein Summen war zu hören.

      Kryll blickte sich um und bemerkte, dass er in einem kahlen, kaum erleuchteten Raum lag.

      Der König erhob sich. Seine Gedanken waren bei Norjan und dem Namenlosen. Was mochte mit ihnen geschehen sein?

      Die Tür stand weit offen. Ein Ringwächter stand dort und musterte den König mit seinen kalten Facettenaugen.

      Instinktiv glitt die Hand des Königs zur Seite, um zum Schwert zu greifen. Aber die Waffe war natürlich nicht mehr an ihrem Ort.

      "Wo sind meine Begleiter?", fragte Kryll dann den Wächter.

      Das Insekt trat näher und schwieg.

      Vielleicht können nicht alle Ringwächter sprechen, dachte Kryll. Die Scheren des Wächters klapperten drohend und Kryll lief es kalt über den Rücken.

      Wo waren Norjan und der Namenlose? Waren sie getötet worden? Er musste damit rechnen.

      Es wunderte ihn ohnehin, dass er selbst noch am Leben war.

      Der König wandte sich wieder um und setzte sich auf den Boden.Es wäre Wahnsinn gewesen, den Versuch zu unternehmen, den Wächter mit seinen mörderischen Scheren zu überrumpeln. Es blieb ihm also vorerst nichts anderes, als hier auszuharren.

      Warum hat man mich am Leben gelassen?, ging es erneut durch Krylls Gedanken. Er bedachte den Wächter mit einem misstrauischen Blick. Was konnten die Beweggründe dieser seltsamen Wesen sein?

      Die Ringwächter gehörten einem vielleicht schon uralten, nichtmenschlichen Volk an. Wer konnte schon ihre Motive kennen und einschätzen?

      Stumm und starr stand der Wächter noch immer in der Tür. Er wirkte fast wie ein Standbild. Nur fast unmerkliche Bewegungen der Fühler erinnerten daran, dass es sich um ein lebendes Wesen handelte.

      "Wo bin ich hier?", fragte Kryll jetzt den Wächter. Das Insekt wandte ein wenig den Kopf.

      Aber es blieb stumm.

      "Verflucht, kannst du nicht reden!", stieß Kryll wütend hervor. Er erhob sich wieder und trat auf den Wächter zu.

      "Ich werde dir keine Auskünfte erteilen", sagte der Wächter nun mit seiner zirpenden Stimme.

      "Warum nicht?"

      Der Wächter schwieg.

      In Krylls Augen blitzte es grimmig.

      "Was habt ihr mit mir vor?"

      "Was hattest du mit uns vor? Weshalb bist du hier eingedrungen?", kam die Gegenfrage. Kryll war gleichermaßen überrascht und ärgerlich, aber auch froh, sein Gegenüber in ein Gespräch verwickeln zu können.

      "Weißt du wirklich nicht, weshalb wir hier her kamen?", fragte der König verwundert.

      Der Wächter wedelte etwas mit seinen Fühlern und sagte dann: "Nein. Aber es würde mich interessieren, was ihr für Motive hattet."

      Kryll ließ das unbeantwortet und überlegte kurz.

      "Von mir aus kannst du alles erfahren. Aber ich knüpfe eine Bedingung daran."

      "Die Bedingungen stellen wir!" Die zirpende Stimme schien jetzt sogar einen drohenden Unterton zu bekommen.

      *

      Der Namenlose war dem Schlachtgetümmel