Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
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Год издания: 0
isbn: 9783956178993
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      "So ist es, Namenloser! Vielleicht wirst du es sein der unseren König in eine Falle lockt! Es passt alles genau zusammen: Irgendwo in einer dunklen Gasse von Kuldan wirst du den König umbringen. Mit deiner Zauberaxt wird es die auch nicht viel Mühe bereiten, mit zwei Gegnern fertigzuwerden!"

      "Genug!", zischte nun der Namenlose wütend.

      "Nein, Namenloser! Das ist noch lange nicht alles! Es sieht danach aus, als arbeitetest du für die Remurier! Seit einiger Zeit gehen Gerüchte um, dass es einer Gruppe von Magiern in Kenun gelungen ist, Menschen aus Metall herzustellen!"

      Lathor kam ein paar Schritte auf den Namenlosen zu und stellte sich genau vor ihm auf. Dann griff er nach der Kapuze des Namenlosen und legte sie zurück. Der dunkle Metallkopf des Schattenmannes wurde sichtbar. Er glänzte gespenstisch im Sonnenlicht.

      Der Kapitän atmete tief durch.

      "Der Namenlose könnte ohne weiteres einer der remurischen Metallmänner sein!" Lathors Augen blitzten, als er den Namenlosen mit seinem Blick fixierte. Er verzog den Mund zu einem dünnen, gequälten Lächeln. "Was hast du dazu zu sagen, Namenloser?"

      Der Namenlose antwortete nicht.

      Der gesichtslose Metallkopf des Mannes aus dem Schattenland hatte nicht den geringsten Ausdruck. Dann packte der Namenlose packte Lathor an der Schulter. Seine dünnen, langfingrige Hand schien seltsam blutleer.

      Lathor wurde bleich und sackte mit starren Augen auf die Schiffsplanken wo er reglos liegenblieb.

      Olkyr beugte sich über den leblos wirkenden Kapitän.

      "Er ist tot", stellte er kurz danach fest. In den Gesichtern der Männer war Entsetzen zu lesen. Er stand auf und wandte sich an den Namenlosen.

      "Warum hast du das getan?"

      Der Namenlose hatte indessen seinen Metallkopf wieder unter der Kapuze verborgen.

      "Bevor Kryll der Herr dieser Welt sein wird, werden noch so manche Köpfe rollen", murmelte er schließlich.

      *

      Kryll ging zusammen mit Norjan und dem Namenlosen durch die Straßen des geschäftigen Kuldan. Es war schwierig, sich durch die wogenden Menschenmassen zu drängeln. Das Gebiet um den Hafen herum war von Händlern geradezu belagert. Sie kamen aus aller Welt und verkauften die Waren von den eingelaufenen Schiffen.

      Bald kamen Kryll und seine beiden Begleiter in weniger überfüllte Stadtviertel. Die breiten Boulevards am Hafen endeten in engen Gassen, in denen sie nur vereinzelt jemandem begegneten.

      Während sie durch die Gassen eilten, dachte der König über Lathors Tod nach.

      Was wird mir am Ende blühen, wenn ich mich eines Tages gegen Tarak stellen sollte?, fragte er sich.

      Vielleicht konnte er dem Namenlosen zuvorkommen...

      Jedenfalls stand fest, dass Kryll nicht die Absicht hatte, als willenloser Sklave Taraks zu enden. Er war sein eigener Herr und wollte es bleiben!

      Und bald auch Herr einer ganzen Welt, ergänzte er in Gedanken.

      Aber Kryll hatte wenig Neigung dazu, letztlich nichts weiter zu sein, als eine Art Statthalter für Tarak, den Herrn des Schattenlandes.

      Vorausgesetzt er nimmt dir nicht auch diese bescheidene Rolle, wenn er erst einmal bekommen hat, was er will, durchzuckte es Kryll eisig.

      Aber Kryll war sich sicher, dass er irgendeine Möglichkeit finden würde, um Tarak zu gegebener Zeit entgegenzutreten - und dasselbe galt für den Namenlosen.

      Doch zuvor musste er sich im Besitz des Ringes und des Spiegels befinden und alles über diese beiden magischen Werkzeuge in Erfahrung bringen, was es über sie zu wissen gab.

      Dann erst konnte er seine Pläne verwirklichen.

      Für einen Moment begann Zweifel in seinem Inneren zu nagen.

      Er spürte den Hunger nach Macht, der ihn von innen heraus schier zu zerfressen drohte und ihn mehr und mehr zu beherrschen begann.

      Es ist ein Spiel mit hohem Einsatz, dachte er. Die Mächte, die er er heraufbeschwor, konnten sich als zweischneidiges Schwert entpuppen. Sie waren gefährlich - und zwar gleichermaßen für Freund und Feind gleichermaßen.

      *

      Kryll, Norjan und der Namenlose kamen nun in die Außenbezirke von Kuldan. Die tharkische Hauptstadt war eine wild in die Umgebung wuchernde Stadt. Zahllose Bauern, deren Erträge zurückgingen, und deren Boden nicht mehr das Lebensnotwendige abgab, wurden von der großen Stadt wie magisch angezogen. Dort versuchten sie, ihr Glück zu machen, aber nur den wenigsten gelang das auch.

      An die dicht besiedelte Stadt schloss sich das ausgedehnte Bergland von Thark an. Auf einer Anhöhe war eine verwitterte Ruine zu sehen. Aber trotz ihres offenbar fortgeschrittenen Alters machte das steinerne Gebäude einen massiven und stabilen Eindruck. Etwas Zeitloses schien über diesem Ort zu liegen.

      Der Namenlose deutete mit der Rechten in Richtung der Ruine.

      "Dort ist die Zitadelle des Ringes", erklärte er mit einem merkwürdigen Unterton.

      "Sie scheint verlassen", meldete sich Norjan zu Wort.

      "Aber der Schein trügt", warnte der Namenlose.

      Weder Kryll noch Norjan bezweifelten, dass der Namenloser recht behalten würde, obwohl es mehr ein bestimmtes Gefühl war, dass ihnen das sagte, als irgendwelche äußerlich sichtbaren Anzeichen...

      Als sie die Ruine erreichten, holte der Namenlose seine monströse Axt hervor und trat mit einem einzigen, wohlplatzierten Tritt eine morsch gewordene Holztür auf. Mit einem hässlichen Krachen brach sie aus ihren verrosteten Scharnieren heraus. Einige kleinere Steine rutschten aus der Wand heraus, Staub wurde aufgewirbelt.

      "Wir werden uns durch diesen Krach verraten", vermutete Kryll.

      Aber den Namenlosen ließ das ungerührt.

      "Die Wesen, die in diesem Gemäuer hausen, haben uns schon längst entdeckt - und zwar spätestens zu dem Zeitpunkt, da wir diesen Hügel erstiegen", war seine im Brustton der Überzeugung gesprochene Entgegnung.

      Vor ihnen eröffnete sich ein düsterer Gang.

      Er sah nicht sehr einladend aus. Und aus diesem Gang drang so etwas wie ein Summen.

      "Was ist das?", erkundigte sich Kryll.

      "Der Gesang der Ringwächter. Er hat nichts zu sagen", war die Antwort des Namenlosen.

      Er hob die Axt und hielt sie hoch über dem Kopf.

      Das Summen - der Gesang der Ringwächter - war für die Ohren von Kryll und Norjan ein grauenhaftes, quälendes Geräusch, das bereits nach wenigen Augenblicken zermürbend wirkte.

      "Bleibt dicht hinter mir!", befahl der Mann aus dem Schattenland jetzt. Kryll und Norjan nickten einhellig. Mit vorsichtigen Schritten stapfte der Namenlose tiefer und tiefer in den düsteren Gang hinein.

      Die beiden anderen folgten ihm.

      Hoch erhoben hielt er dabei die Axt - und die Axt des Namenlosen begann seltsam zu leuchten! Es war ein starkes, rötliches Licht, das von der monströsen Waffe ausging und den Gang ein wenig erhellte.

      Unterdessen schwoll der Gesang der Ringwächter zu einem ohrenbetäubenden Lärm an, der einen Menschen über kurz oder lang in den Wahnsinn treiben musste.

      "Lasst euch von dem Gesang nicht irre machen!", rief der Namenlose seinen Begleitern zu, die ihn kaum verstehen konnten.


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