Das Biest in Dir. Felix Hänisch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Felix Hänisch
Издательство: Автор
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Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783967525793
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sein Bewusstsein so schnell zurückerlangen würde. Die Betäubung hätte ihn für mehrere Tage schlafen lassen müssen.«

      »Das muss mit seiner Verwandlung zu tun haben, die Bestie in ihm unterdrückt anscheinend die Wirkung des Mittels.« Diesmal kam die Stimme von einem dritten Mann, der einige Schritte hinter Darius lief und den dieser bisher noch gar nicht bemerkt hatte. Kaum, dass der junge Krieger die Worte vernahm, versuchte er seinen ohnehin schon weit nach vorn gebeugten Oberkörper noch ein wenig mehr in Richtung Boden zu bewegen, in der Hoffnung, den Sprecher zwischen seinen Beinen hindurch erspähen und sich so einen besseren Überblick über seine Feinde verschaffen zu können.

      Das hätte ihm jedoch beinahe die zweite schmerzhafte Erfahrung innerhalb kurzer Zeit eingebracht, denn im gleichen Moment ließ einer seiner Bewacher vollkommen unerwartet von ihm ab. Einzig das schnelle Eingreifen des anderen Alben schützte Darius davor, mit dem Gesicht voran auf den Steinfliesen aufzuschlagen.

      »Er ist verwandelt?«, tönte es ungläubig und mit bebender Stimme, während der Mann bis zur Wand zurückwich. Augenblicklich hob der Iatas den Kopf und erkannte, dass der panische Soldat nach dem Schwert in seinem Gürtelbund griff.

      Reflexartig nutzte Darius seine freigewordene Hand und schlug dem Krieger, der ihn nun im Alleingang festzuhalten versuchte, den Handballen zwischen die Beine. Aufstöhnend ließ dieser von ihm ab und wankte mit schmerzverzerrtem Gesicht an die andere Wand des gut vier Schritte breiten Ganges.

      Darius, der sich nun vollkommen aus eigener Kraft auf den Beinen halten musste, taumelte und kurz darauf knickte ihm der linke Fuß um, sodass er mit einem Knie auf den Boden aufsetzte. Schon sah er die schmale Schwertklinge seines anderen Bewachers im fahlen Licht der wenigen Fackeln bedrohlich aufblitzen. Wie das rettende Stück Treibholz in der tosenden Flut umklammerte der Alb den Griff mit beiden Händen und holte in einer halbmondförmigen Bewegung zum Streich aus.

      »Rühr ihn nicht an, du Narr!«, kam es von hinten und beide, sowohl Darius als auch der offensichtlich verängstigte Soldat, hielten in ihrem Tun inne und wandten den Kopf. Zwei weitere Krieger schlossen mit gezogenen Schwertern zu ihnen auf. Doch mehr als die todbringenden Waffen erstaunte Darius, was sie an der jeweils anderen Hand mit sich führten. Genau wie seine beiden Bewacher trugen auch sie noch eine Person zwischen sich. Die Gestalt war deutlich kleiner als er, sodass ihre Füße frei in der Luft pendelten, und obwohl der Großteil ihres Gesichtes unter einer weißen Bandage verborgen war, erkannte er sie sofort.

      »Therry?«, kam es dem Iatas sogleich ungläubig über die Lippen, während sein Kontrahent nicht weniger verwirrt schien. Noch immer hielt dieser das Schwert mit zittrigen Händen hocherhoben, bereit jeden Augenblick zuzuschlagen.

      »Lass die Waffe sinken und überwältige ihn, Dummkopf«, tönte der Größere von beiden und hielt seine Klinge indessen unmittelbar vor Darius’ Gesicht, um ihn ruhig zu halten. Der andere legte sein Schwert an Therrys Hals und stierte aus seinen schwarzen Augen, die im Halbdunkel des Flures wie leere Höhlen wirkten, vielsagend zu ihm herüber. Er musste sich keiner weiteren Drohung bedienen, um die Situation klarzumachen. Stattdessen richtete er das Wort an seinen noch immer leicht ängstlichen Kameraden, der Darius gegenüberstand und von allen Beteiligten am wenigsten zu wissen schien wie er sich zu verhalten hatte.

      »Der Uèknoo ist in diesem Moment doch gar nicht mehr verwandelt. Er ist harmlos, also greif ihn dir, bevor er sich seiner Kräfte erneut gewahr wird.«

      Einen Atemzug lang schien der Mann noch immer nicht zu verstehen. Zwei-, dreimal schaute er zwischen dem Sprecher, Darius und seinem Mitstreiter hin und her, der sich in diesem Augenblick unter Stöhnen wieder aufraffte und die Hände schützend gegen die Genitalien drückte. Dann endlich begriff er, steckte rasch die Waffe wieder in die Scheide und packte Darius an den Handgelenken.

      Instinktiv spannte der junge Krieger die Muskeln und hielt dagegen, doch ein richtiges Gerangel zwischen ihnen gab es nicht, denn schon drückte der andere Alb seine Klinge ein wenig fester gegen Therrys Hals, sodass ihr neben einem kleinen Blutstropfen auch ein leises Stöhnen entwich.

      »Lass sie!«, verlangte Darius knapp, doch schon wurde ihm von seinen beiden Bewachern ein Arm grob auf den Rücken gedreht. Während sich der eine noch mit schmerzverzerrter Miene den Schritt hielt, begann der andere ihn bereits wieder den Gang entlangzuschleifen. Wahrscheinlich dachten sie, sie würden Darius durch den Armhebel ausreichend beschäftigen. Doch einzig die Tatsache, dass Therry sich in Gefahr befand, sorgte dafür, dass er sich nicht zur Wehr setzte. Auf makabere Weise wurde ihm mit einem Male klar, dass seine Gefährtin seit der Schlacht mehr oder minder oft als Geisel hatte herhalten müssen, damit seine Feinde dazu in der Lage waren, ihn in die Schranken weisen zu können.

      »Da...Darius?« Leise und verunsichert vernahm er die Stimme seiner Gefährtin.

      »Verdammt, jetzt wacht sie auch noch auf«, meinte einer der hinter ihm befindlichen Alben deutlich angespannt.

      »Therry! Therry, ich bin hier«, versuchte Darius auf sich aufmerksam zu machen, da sie ihn aufgrund ihrer großflächigen Augenbinde, die nur wenig mehr als Mund und Nase freiließ, nicht sehen konnte. Doch unversehens bekam der Iatas die Folge dafür zu spüren. Mit einem Ruck wurde sein Arm noch weiter nach oben gezogen, sodass er sich auf die Zehenspitzen stellen musste, wollte er keine Verletzung riskieren. Aber auch das verschaffte ihm kaum Linderung. Ein stechender Schmerz raste die Schulter des jungen Mannes hinauf und ließ ihn schmerzerfüllt aufschreien.

      »Hört gefälligst auf, miteinander zu sprechen! Ist das klar?«, befahl eine Stimme in sein Ohr, während sich der Druck ganz langsam verringerte und wieder auf ein erträgliches Maß zurückging.

      »Darius, was ist hier los?« Wieder sprach Therry und in ihrer zitternden Stimme schwang deutlich vernehmbare Angst mit, nachdem sie ihren besten Freund hatte schreien hören.

      »Ihr sollt verdammt noch mal die Schnauze halten!«, plärrte es in Darius’ Ohr und wieder wurde ihm der Arm bis über die Schmerzgrenze hinaus gegen das Gelenk gedrückt. Er vermied es, seinen Peiniger darüber aufzuklären, dass er diesmal nichts dafürkonnte, sondern presste nur die Zähne aufeinander, um ihm nicht die Genugtuung und Therry nicht die Sorge eines neuerlichen Aufbrüllens zu geben.

      »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte der andere Alb neben Darius, welcher mit der ganzen Situation sichtlich überfordert schien. Normalerweise wäre es dem Iatas ein Leichtes gewesen, den unkonzentrierten Mann in diesem Moment, trotz seines festen Haltegriffes, zu überwältigen. Doch zum einen fürchtete er noch immer, Therry damit in Gefahr zu bringen und zum anderen war er nach wie vor unbewaffnet. Selbst wenn er das Überraschungsmoment gut ausnutzen würde, gäbe es keine Chance, auch noch die restlichen drei Wachen außer Gefecht zu setzen. Erschwerend hinzu kam, dass sein eben erst aus der Ohnmacht erwachter Körper ihm noch immer nicht vollkommen gehorchte.

      Überhaupt hatten die vier Alben ihn und Therry die meiste Zeit über mehr tragen oder gewaltsam ziehen und schieben müssen, sodass sie sich seit seinem Erwachen auch noch nicht sonderlich weit vom Fleck bewegt hatten. Dennoch erkannte Darius, wie sich aus dem Halbdunkel vor ihnen die Konturen einer verschlossenen Tür schälten.

      »Ich hab auch keine Ahnung, was wir jetzt machen sollen«, schnaufte einer der Soldaten, die Therry gepackt hielten. »Lord Saparin hat mir aufgetragen, für das Überleben der beiden zu sorgen und sie nach Urgolind zu bringen. Dass der Heiler sie vor dem Transport nicht ausreichend betäuben würde, konnte ich nicht ahnen.«

      »Ich schlage vor, dass wir sie erst einmal in eine der Zellen bringen, Peilnhin. Ich will nicht das Risiko eingehen, dass sie sich jetzt verwandeln. Wenn Saparin sie unbedingt in der Festung haben will, dann muss er uns nachher dabei helfen sie durch den Wald zu schleppen«, entgegnete der, der Darius zuvor mit dem Schwert bedroht hatte, und machte sich dabei kaum die Mühe, seine offensichtliche Angst vor den Gefangenen zu verbergen. Schon waren sie, eng aneinandergepresst, durch die schmale Tür in den Raum dahinter getreten.

      Eine Vielzahl von Fackeln, die in metallenen Halterungen an den Wänden hingen, sorgten dafür, dass dieses Zimmer deutlich besser beleuchtet wurde. Vermutlich wurde es öfter durchquert. Jede der vier Seiten maß gut sechs Schritte. Etwa in der Mitte wandte sich eine schmale, kupferfarbene