Es war unfair, 1939 jeweils den letzten Fahrer auszuschließen – unfair gegenüber denjenigen, die sich an die Regeln hielten, die gestürzt waren, sich unwohl fühlten oder alles für ihr Team gegeben hatten und sich plötzlich als Schlusslicht wiederfanden. All das Herumpfuschen an den Bedingungen und die Versuche, die Fahrer zu gängeln, entsprachen nicht dem Geist der Tour. »Nach der Idee der Tour ist der beste Fahrer, derjenige, der am schnellsten fährt und in der kürzestmöglichen Zeit ans Ziel gelangt. Wenn wir anfangen, künstlichere Bedingungen einzuführen, ist das nicht gut«, sagte Pescheux.
Viel später gab Goddet dies in seiner Autobiografie selbst zu. Die Teams, so sagte er, nutzten die Regel, um ihre Rivalen loszuwerden. Ein Fahrer auf dem letzten Platz wusste, dass er am Ende der Etappe disqualifiziert würde, also hatte er nichts zu verlieren. Wenn er vor oder während der Etappe aufgab oder es so einrichtete, dass er die Karenzzeit überschritt, wurde ein anderer Fahrer zum Letzten und musste das Rennen ebenfalls verlassen. Der Ausschluss des armen Majerus, ja der Ausschluss fast der Hälfte seines Teams, bekommt plötzlich eine finsterere Bedeutung. Clemens' Klage, dass er beraubt worden sei, wirkt auf einmal glaubhaft.
Im Französischen gibt es kein eigenes Wort für fair play, sondern nur das aus dem Englischen geborgte le fair-play. In seinen schlimmsten Momenten übertrieb Desgrange seinen Sadismus und spielte mit seinen Fahrern wie ein kleiner Junge, der Spinnen die Beine ausreißt, aber seinen diktatorischen Entscheidungen lag eine barbarische, vielleicht sogar grausame Fairness zugrunde. Goddet dagegen lief Gefahr, das Rennen durch sein Mikromanagement zu schädigen. Zwischen dem Aufbau von Strukturen, die dem Rennen Luft zum Atmen geben, und den Wettbewerb zu ersticken, liegt nur ein schmaler Grat. Eine gute Tour ist schon darwinistisch genug.
Pescheux war bis 2013 bei der ASO, und zweifellos hat er es sich gegönnt, ein- oder zweimal im Auto mitzufahren, um das Rennen zu beobachten. Es wäre jedoch eine Schande gewesen, wenn er sich dabei nicht in sein altes Auto hätte zwängen können, das er sich immer mit dem Fahrer Sébastian Piquet (der Stimme von Radio Tour) und dem Leiter der Rennjury geteilt hatte und das seinen angestammten Platz hinter dem Peloton besaß. Offensichtlich liebte er dieses Auto: »Wenn es eine Massenkarambolage gibt, können Sie sofort erkennen, ob der führende Fahrer darin verwickelt ist ... wenn es einen Ausreißversuch gibt, sehen Sie sofort, wer noch da ist und die Tour verloren hat. Sie können das Rennen und all die Dramen beobachten, alles, was geschieht ... Wenn Sie den Radsport lieben, ist der beste Platz hinten. Der beste Platz.«
1939
79 Teilnehmer am Start
Sieger: Sylvère Maes, 31,99 km/h
Lanterne rouge: Armand Le Moal, 30,95 km/h, 4 h 26' 39" Abstand
49 Finalisten
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