49 Die Begründer der Zellenlehre (Matthias Schleiden, Theodor Schwann)
53 Robert Mayer
59 William Thomson, Lord Kelvin of Largs
63 Robert Koch
65 Wilhelm Roux
66 Emil Fischer
69 Paul Ehrlich
71 Max Planck
Vorbemerkungen
Mit »Zwergen, die auf den Schultern von Riesen stehen«, diese nur deshalb überragen und nur deshalb einen besseren Überblick haben, charakterisierte Bernhard von Chartres, ab 1114 Lehrer, später auch Kanzler der Schule von Chartres, treffend das Bewusstsein von dem damit verbundenen Aufbruch zu einem neuen, nicht mehr an den biblischen Wundern, sondern an den großen Leistungen der Griechen orientierten Natur- und Weltverständnis. In ungewöhnlich kurzer Zeit war damals dem christlichen Abendland durch Übersetzungen einschlägiger Werke der Griechen aus dem Arabischen und Griechischen eine ungeheure Wissensfülle übermittelt worden, zu deren Anhäufung immerhin mehr als anderthalb Jahrtausende erforderlich gewesen waren. Dieses Bild lebte dann während des mit einer Abkehr von den in der Renaissance aus den Originalen wiedergewonnenen antiken Vorstellungen verbundenen Aufbruchs in die neuzeitliche Naturwissenschaft, auch als ›Wissenschaftliche Revolution‹ bezeichnet, wieder auf; und auch das 20. Jahrhundert bediente sich dieses Bildes zur Charakterisierung der eigenen intellektuellen Situation.
Im Sinne der mit diesem Bild verbundenen Einschätzung wird in diesem Bande die Bedeutung von einigen Naturwissenschaftlern und ihren Beiträgen zum Wissen ihrer Zeit weniger aus der Sicht dieser ›Zwerge‹ bestimmt, die ja durchaus von ihrer Zeit auch als ›Riesen‹ eingestuft worden sein können, also nicht von ihren Beiträgen zu der ›normalen Wissenschaft‹ im Sinne von Thomas S. Kuhn (1962) her. Vielmehr sind solche Naturwissenschaftler und Denker als die ›wichtigsten‹ aufgenommen worden, die, um im Bild zu bleiben, die Schultern der ihnen vorangegangenen ›Riesen‹ erstiegen haben, um aus einem anderen Blickwinkel das Sehen der nachfolgenden Naturwissenschaftler neu zu prägen – wenn diese sich auch nicht immer sogleich von dessen Vorteilen überzeugen ließen. So finden sich hier sicherlich für manchen Naturwissenschaftler fremde oder sogar unbekannte und nicht als ihrem Kreise zugehörig empfundene Gestalten und Vorstellungen, die aber über Jahrzehnte und Jahrhunderte, teilweise (wie im Falle des Aristoteles) sogar über Jahrtausende das naturwissenschaftliche Denken insgesamt oder innerhalb einer Disziplin bestimmten. Da diese später überwunden wurden und meist heute nicht mehr zum Repertoire der modernen Naturwissenschaften gehören, war allerdings erforderlich, etwas ausführlicher auf deren heute ungewohnten Vorstellungen und Denkweisen einzugehen. Dabei wurde stets darauf geachtet, die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse mit der Biographie desjenigen, der sie erbracht hat, zu verknüpfen, soweit sie durch diese bedingt und beeinflusst waren, und aus dem Zusammenhang mit den Ideen und Vorstellungen heraus darzustellen, die vorgefunden wurden oder vorherrschten, und gegen diese abzusetzen.
Der Stellenwert dieses Bandes liegt so zwischen einer Sammlung monographischer Ergobiographien, einer Wissenschafts- oder Disziplingeschichte und einem Lexikon. Auch deshalb sind die ergobiographischen Porträts hier nicht in alphabetischer Abfolge angeordnet, sondern chronologisch (nach Geburtsdaten). So fallen auch Kontroversen und gleichzeitiges Wissen in einer Disziplin und in der Naturwissenschaft insgesamt besser ins Auge; und es zeigt sich, wie von verschiedenen Seiten her eine Erkenntnis gleichsam vorbereitet und spruchreif gemacht wurde, wie alles nach einer Neuerung gleichsam lechzte, und diese dann meist auch sofort Aufnahme fand. Sinngerecht hört diese Sammeldarstellung denn auch mit dem Ende des 19. Jahrhunderts auf, als der von vielen so empfundene Abschluss der Naturwissenschaften mit neuen, unerwarteten Mitteln und Erkenntnissen wieder in weite Ferne gerückt wurde. Erste Schritte dorthin, die gleichzeitig alte Widersprüche auf neuartige Weise überwanden, sollten unter anderen sein: das noch an das Ende des 19. Jahrhunderts gerückte Plancksche Wirkungsquantum, die weitere Erschließung subatomarer Strukturen im Kleinen und einer weit über das vorerst als Gesamtkosmos aufgefasste Milchstraßensystem hinausgehenden Welt der Galaxien im Großen, die spezielle Relativitätstheorie mit ihrer Zusammenfassung der vorher widersprüchlichen Mechanik und Elektrodynamik. Trotz grundsätzlichem Vermeiden einer teleologischen Geschichtsbetrachtung, sollte so auch deutlich werden, wie die einzelnen Disziplinen sich diesem Wechsel annäherten und ihn vorbereiteten, wenn auch nicht als vorhergesehenes und angestrebtes ›Ziel‹, sondern als Konsequenz aus Vorangegangenem, gleichsam