»Hui, der hat aber ein Selbstbewusstsein.« »Der bildet sich was auf sich ein.« »Ganz schön überheblich.« So oder so ähnlich begegnen mir Menschen häufig im Augenblick unseres Kennenlernens. Es stört mich nicht. Trotzdem habe ich mich oft gefragt, warum ich so rüberkomme. Meine Antwort wird den Leuten nicht gefallen – und sie wahrscheinlich in ihrer Annahme noch bestärken –, dennoch: Sie haben selber zu wenig davon. Und das macht ihnen Angst. Wahrscheinlich ist es ein Kreislauf, das beobachte ich: Menschen, die selbst unsicher sind, haben Angst vor Menschen, die es nicht sind. Interessanterweise sind Menschen, die gern kontrollieren und sich absichern, diejenigen mit dem größten Mangel an Selbstsicherheit. Sie gelten in der Außenwelt aber oft als besonders souverän. Warum ist das so?
Unsere Gesellschaft verwendet die Begriffe Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit oft synonym. Und zwar nicht nur als Schlagwörter untereinander, sondern auch als Ersatz für negativ besetzte Eigenschaften wie Arroganz und Überheblichkeit. Es braucht uns also nicht zu wundern, dass sich nur wenige Menschen trauen, wirklich selbstsicher aufzutreten. Sie machen sich klein und passen sich der Mittelmäßigkeit an, anstatt erfolgreich aus der Masse hervorzuragen. Das Hervorragen, die »Prominenz«, überlassen sie lieber anderen. Lieber sind sie unscheinbar als (unangenehm) auffallend. Lieber auf der sicheren Seite, als selbstsicher.
Das wirklich Traurige daran ist – und das ahnen die meisten nicht –, dass sie auf diese Weise ihren eigenen Erfolg sabotieren. Der bedingt nämlich Selbstsicherheit. Vom Kontrollieren ist noch keiner erfolgreich geworden. In einer Welt, die den Einzelnen klein, still und bescheiden sehen will, kann nichts erfolg-en. Die Glaubenssätze, dass ein Kind »nett und brav sein« soll, »nicht zu laut« sein darf, (Erwachsene) »nicht stören« soll, oder die Befürchtungen, was »die anderen denken« könnten, sind fest in unser Unterbewusstsein eingemauert. Es ist ein ziemlicher Gedanken-Akt, diese Verhaltensanleitungen dort wieder herauszuschleifen.
Als Erstes musst du also in der Grube deiner Glaubenssätze aufräumen, um den Grundstein für Erfolg legen zu können. Eigenlob stinkt nicht, Eigenlob stimmt! Wer soll es denn sonst wissen, wenn nicht du? Wer sonst soll sich deiner (Fähigkeiten) sicher sein, außer du selber? Du musst verstehen, dass dein Charakter einzigartig ist und du nicht auf der Welt bist, um irgendjemandem zu gefallen oder zu entsprechen. Selbstsicherheit heißt nicht zu glauben, dass dich alle mögen. Wenn dir klar ist, dass es völlig normal und in Ordnung ist, wenn sie es nicht tun, dann wirst du sehen, dass du den Erfolg schon längst in dir trägst. Nur das Mindset hat dir gefehlt. Mindset oder mentale Einstellung bedeutet nichts anderes als eine Stellung einzunehmen – eine Stellung zu dir selbst. Eine positive, lebensbejahende, selbstsichere Haltung. Sie kommt dir vielleicht noch ungeheuerlich und verrückt vor. Ja, logisch scheint dir das so, sonst hättest du ja schon das gewünschte Ergebnis!
Kommen wir nochmal zurück zum Anfangsbeispiel am Spielplatz: Beobachte einmal ein Kind, wenn es sich unsicher ist. Es denkt zum Beispiel: »Ist der große Kletterturm okay für mich?« »Kann ich Zweige aus dem Wald holen zum Spielen?« »Was passiert, wenn ich meine Füße im Sand eingrabe?« Es sucht dann ganz selbstverständlich nach dem Blick seiner Eltern oder der Bezugsperson, die gerade in der Nähe ist, und versucht dort die Antwort auf seine ungestellte Frage in Form einer Reaktion abzulesen. Bekommt es nicht die nötige Klarheit und Gewissheit, weil der Erwachsene vielleicht gerade nicht hinschaut, abgelenkt oder sich nicht sicher ist, irritiert oder entmutigt das auch das Kind.
Es findet keinen Halt und keine Orientierungslinien, um seine Entscheidung sicher fällen zu können, weil die (unsichere) Bezugsperson ihm vermittelt hat, dass sie es selbst nicht weiß. Im Ergebnis macht das Kind (mit uns) dann, was es will; es quengelt, trödelt, ist zornig, weint oder tanzt dem Gegenüber sprichwörtlich auf der Nase herum. Alles schon dagewesen, das heißt, selbst erlebt. Damit beginnt oft ein unangenehmer Kreislauf aus Missverständnissen und seltsamen Erziehungsmaßnahmen. Das in der westlichen Welt verbreitete Modell von Belohnung und Bestrafung kommt nicht von ungefähr. Es hält sich leider hartnäckig aufgrund des Irrglaubens, dass ein Kind aufmüpfiger wird, umso selbstsicherer und furchtloser es ist. Dabei ist das Einzige, was wirklich Sicherheit gibt, die eigene Sicherheit. Ist der Erwachsene sich sicher, »folgt« ein Kind ganz natürlich. Nicht die Selbstsicheren (Kinder) tanzen anderen auf der Nase herum, sondern die Unsicheren.
Nun ist das ja aber kein Erziehungs-, sondern ein Erfolgsbuch. Daher legen wir das Beispiel wieder um auf uns als Mitarbeitende, Selbstständige, Firmenchefs, Kollegen, Partner und so weiter: Wenn sich jemand unsicher ist, sein Gegenüber aber die notwendige Souveränität ausstrahlt, dann wird die andere Person natürlich auch sicherer. Sie wird selbst-sicher hinsichtlich der anstehenden Entscheidung oder Handlung, für die gewissermaßen nur eine »Bestätigung« gesucht wird. Selbstsicherheit ist also auch ein Stück weit übertragbar. Leider gehören Kontrollversuche à la »mach dies«, »tu das nicht« und Wenn-dann-Sätze auch in vielen Firmen regelmäßig zum Umgangston. Es wird also nach wie vor mehr kontrolliert, als (Selbst-)Sicherheit vermittelt. Schade.
1.5 Lösung her, aber sofort! Oder: Warum Geduld eine verlernte Tugend ist
Wir Menschen wollen immer schnelle Lösungen. Vorgefertigte Anleitungen und Erfolgsrezepte sind extrem gefragt. Ein Rezensent meines vorigen Buches Best Seller hat beanstandet, dass ihm so ein Leitfaden im Buch gefehlt hat. »Wie Verkaufen richtig geht, wird eigentlich nicht erklärt«, lautete sein Vorwurf. Zu Recht! Aber für den eigenen Erfolg gibt es einfach kein Patentrezept.
Leider haben sich die Menschen inzwischen längst daran gewöhnt, vieles von jetzt auf gleich und vorgekaut haben zu können. Das eigene Auto parkt bei den meisten direkt vor dem Gartenzaun, ihre Handys und Uhren haben E-Mail- und Internetzugang, Einkäufe bringt der Onlineshop zu jeder Tages- und Nachtzeit an die Haustür, für Unterhaltung sorgt das Smart-TV oder eine Streaming-Plattform, und Wellness-Angebote gibt es inzwischen an jeder Straßenecke. Natürlich ist das verlockend, dass wir für fast jede Situation unabhängig vom Lebensbereich auf Knopfdruck eine Lösung parat haben. Aber Vorsicht! Die Art und Weise, mit der wir da an unsere Probleme, Wünsche und Ziele herangehen, könnte uns noch zum Verhängnis werden.
Ich sehe zum Beispiel tagtäglich Menschen, die es sich äußerst bequem eingerichtet haben im Leben. Sie machen teure Urlaube, haben große Fernseher, ein Eigenheim, mehrere Autos, eine Haushaltshilfe, ein Haustier, einen Pool oder ein Boot. Trotzdem setzen sie ihre Vorhaben nicht um, fühlen sich gestresst und antriebslos und verlieren zunehmend die Freude an ihrem Tun. Ihr von Annehmlichkeiten volles Leben ist nicht erfüllt, sondern voller Leere. Ich wage zu behaupten, dass das fast ausschließlich am Streben nach Bequemlichkeit liegt. Das Bequem-sein wird nämlich gern verwechselt mit Erholung und Luxus. Wenn sich jemand gestresst oder ausgelaugt fühlt, sagen viele automatisch: »Ganz klar, du arbeitest zu viel, gönn dir doch mal was.« Und derjenige zieht los und kauft sich etwas. Konsumieren, Abschalten, Nichtstun – als Ausgleich zur Erwerbsarbeit und den sonstigen Belastungen des Alltags. Diese Bequemlichkeitshaltung ist der Hauptgrund dafür, warum die Menschen nicht das Glück verspüren, nach dem sie streben. So ein Mindset macht auf Dauer stumpf und träge. Ich gehe sogar noch weiter und sage, dass man dadurch verdummt.
Unsere Wahrnehmung wird völlig blockiert, wenn man sich dauernd mit Dingen beschäftigt, die an der Essenz des Lebens so vorbeigehen wie Programmfernsehen oder All-inclusive-Urlaub. Natürlich braucht jeder Zeit für Erholung. Ich fahre auch weg, ich schaue mir auch Filme an, aber ich strebe nicht primär danach. Wer überwiegend Bequemlichkeit anstrebt, sich vom Konsum berauschen und von Massenmedien verblöden lässt, verliert den eigentlichen Lebenssinn aus den Augen. Diese banalen Beispiele stehen ja nur stellvertretend für so vieles, was man der Bequemlichkeit halber tut. Einen