FILM-KONZEPTE 64 - Andreas Dresen. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия: FILM-KONZEPTE
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783967075823
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      FILM-KONZEPTE

      Begründet von Thomas Koebner

      Herausgegeben von Kristina Köhler, Fabienne Liptay und Jörg Schweinitz

      Heft 64 · Dezember 2021

      Andreas Dresen

      Herausgeber: Jörg Schweinitz

      Print ISBN 978-3-96707-580-9

       E-ISBN 978-3-96707-582-3

      Umschlaggestaltung: Thomas Scheer

      Umschlagabbildung: © Christel Peters in Andreas Dresens Sommer vorm Balkon (2005), © X VERLEIH AG

      Soweit nicht anders angegeben, handelt es sich bei den Abbildungen aus den Filmen um Screenshots.

      E-Book-Umsetzung: Datagroup int. SRL, Timisoara

       Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

      Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

      © edition text + kritik im Richard Boorberg Verlag GmbH & Co KG, München 2021

       Levelingstraße 6a, 81673 München

      www.etk-muenchen.de

      Inhalt

      Jörg Schweinitz Der Dresen-Ton. Zur Einführung

      Selina Hangartner / Jörg Schweinitz Andreas Dresen im Interview

       Stefanie Mathilde Frank »Diese Ausweglosigkeit – wo findet die statt? In den Köpfen oder in den Umständen?«. Theater als Verhandlungsraum in Andreas Dresens Spielfilmdebüt STILLES LAND

       Daniel Wiegand »Nicht so einfach herzustellen«. Montage-Konstruktionen in NACHTGESTALTEN und DIE POLIZISTIN

       Hans J. Wulff Vom Spiel mit doppelten Böden. Axel Prahl in den Filmen von Andreas Dresen

       Selina Hangartner Frischer Wind. Ironie in HERR WICHMANN VON DER CDU

       Andreas Kötzing Besser scheitern. Die Inszenierung der Nachwendezeit in ALS WIR TRÄUMTEN

       Biografie

       Filmografie

       Autor*innen

       Jörg Schweinitz

       Der Dresen-Ton

       Zur Einführung

      Wer über das Kino von Andreas Dresen schreiben und es übergreifend charakterisieren möchte, sieht sich vor eine Schwierigkeit gestellt: So kohärent sein Filmwerk erscheint, so ist es doch nicht einfach, diese Kohärenz zu greifen. Auffällige und rasch ins Auge fallende Gemeinsamkeiten in Hinsicht auf Stilistik, Genrevorliebe, Erzählweise oder auch engere thematische Übereinstimmungen, die das Gros seiner Filme verbinden, sind auf den ersten Blick kaum auffindbar, zu unterschiedlich erscheint all dies.

      Während etwa DIE POLIZISTIN (2001) oder HALBE TREPPE (2002) mit sichtbaren Vorlieben für eine instabile Handkamera zu dynamischen grobkörnigen Bildwelten tendieren, die etwas Flüchtiges, Improvisiertes, Reportagehaftes haben, erscheinen andere Filme viel stärker auf visuell sorgfältig komponierte, länger stehende Einstellungen zu setzen, die stabile Bildrahmen bieten und klare Raumordnungen für das Geschehen schaffen – so etwa in SOMMER VORM BALKON (2005), HALT AUF FREIER STRECKE (2011) oder auch WOLKE 9 (2008). Gelegentlich werden auch beide Stile miteinander kombiniert. Dresen selbst sagt dazu im Interview zu diesem Band, er sei kein Regisseur, »der eine ästhetische Monstranz vor sich herträgt. Die Stilistik ergibt sich aus dem Stoff.« Entsprechend variantenreich fällt sie aus.

      Ähnliches gilt auch für die dramaturgische Anlage. Die Konzepte reichen von der episodischen Auflösung der Handlung mit einem damit einhergehenden polyzentrischen Figurenensemble in NACHTGESTALTEN (1999) bis hin zur eher klassischen Dramaturgie eines Biopics, wie sie GUNDERMANN (2018) prägt – ein Film, der freilich zugleich die üblichen Erwartungen an das Genre überschreitet. Andere folgen anderen Genres. So bietet etwa DER TAUSCH (1997) einen Kriminalfilm, TIMM THALER ODER DAS VERKAUFTE LACHEN (2017) einen modernisierten komödiantischen Märchenfilm oder WHISKY MIT WODKA (2009) eine Komödie im Stile Woody Allens. Wieder andere lassen sich kaum sinnvoll auf ein dominierendes Genre zurückführen, sondern pflegen, trotz eines vielfach verfremdeten Bezugs auf einzelne Elemente, ihrem Grundgestus nach gerade die Differenz zum Genrekino.

      In thematischer Hinsicht verhält es sich nur wenig anders. Im Lichte von Produktionen aus dem letzten Jahrzehnt wie ALS WIR TRÄUMTEN (2015) oder GUNDERMANN und vor allem auch früherer Arbeiten wie dem Spielfilmdebüt STILLES LAND (1992) und den bekannten Erfolgsfilmen HALBE TREPPE und WILLENBROCK (2005) sowie einer Reihe von Dokumentarfilmen denkt man gern an Andreas Dresen als an einen Beobachter und Erzähler ostdeutscher Entwicklungen, beginnend mit der Endzeit der DDR, dann der ›Wendezeit‹ und den sich anschließenden Jahren des gesellschaftlichen Wandels. Tatsächlich verleiht der biografische Hintergrund des in der DDR aufgewachsenen Regisseurs, der in der Perestroika-Zeit bis hinein in den radikalen Umbruch von 1989/90 an der Babelsberger Filmhochschule studierte, um danach im neuen Filmbetrieb erfolgreich Fuß zu fassen, ihm eine besondere Kompetenz für das Erzählen ostdeutscher Geschichten. Darin beobachtet und reflektiert er die Brüche und Entwicklungen jener Jahre. Auch im eigenen Leben ist er seinem Standort treu geblieben, wohnt und arbeitet nach wie vor im Land Brandenburg, in Potsdam. Hier engagiert er sich über das Kino hinaus – so nimmt er etwa als juristischer Laie das Ehrenamt eines Richters am Landesverfassungsgericht wahr. Es ist klar, auch in diesem Band werden ostdeutsche Themen von Bedeutung sein.

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      Andreas Dresen mit Meltem Kaptan bei Dreharbeiten zu RABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH 2021 in Ankara

      Dennoch, wer an das Kino von Andreas Dresen denkt, hat der Vielfalt zum Trotz das berechtigte Gefühl, seine Filme verbinde viel. Es ist wohl eine bestimmte ›Tonlage‹, die dafür sorgt. Gemeint ist damit auch ein visueller ›Ton‹, also eine gewisse Art und Weise die Menschen und ihre Welten zu betrachten, sich zu ihnen zu verhalten und sie sich filmisch anzueignen. Zur Einleitung in den vorgelegten Andreas-Dresen-Band der Film-Konzepte sei darum der Versuch unternommen, einige solcher Affinitäten – schlaglichtartig – zu skizzieren.

       Beobachtung und Konstruktion

      Was