Mit Leichtigkeit ins neue Leben. Beatrice Bellmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Beatrice Bellmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783991310709
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wäre. Ich antwortete, dass ich die Trennung schneller verarbeiten würde, wenn ich die Dinge mit eigenen Augen sehen würde. Auch wenn es mir unglaublich wehtat. Nur so konnte ich versuchen, das Gesehene mit meinem Verstand aufzunehmen und mich nicht selbst zu belügen.

      Ich nahm eine halbe Tablette Antidepressiva. Ich schlief genauso wenig und wachte zwischendurch zweimal auf, aber wenn ich schlief, dann tief.

      11. November

      Es war ein Samstag. Ich hatte die schlimmste Woche aller Zeiten hinter mir, sämtliche Liebeskummer-Symptome und war nur am Weinen. Die halbe Tablette wirkte noch. Ich war bleischwer und saß bis um 14.00 Uhr untätig nach dem Frühstück an meinem Esstisch herum. Innerlich war ich jedoch total unruhig. Ich hatte die ganze Zeit die gestrigen Bilder vor Augen. Ich konnte heute nicht einmal weinen, so gelähmt war ich. Ich wollte schnell aus der Wohnung ausziehen, die zu Ende Januar gekündigt war.

      Nachmittags rief ich ihn an. Es sprudelte aus mir heraus. Ich bemühte mich, freundlich zu sprechen, um einen Streit zu vermeiden. Ich sagte ihm, dass er irgendwann angefangen hatte, sich mit seinen Freunden zu vergleichen. „Aber sind sie wirklich besser? Sind sie glücklicher? Ich glaube nicht. Wenn die Liebe zur Routine wird und der Alltag die Liebe erdrückt, muss man Gemeinsamkeiten finden und mehr Zeit zusammen verbringen. Ich machte immer Vorschläge wie Sport, Kultur, Ausflüge. Das machte dir keinen Spaß. Irgendwann erwiderten wir auch unsere körperlichen Annäherungsversuche nicht mehr. Und mein Verantwortungsbewusstsein und mein Pflichtbewusstsein überdeckten die Liebe. Vielleicht hätte ich mich auch mehr für Autos und Elektronik interessieren müssen.

      Ich habe dich immer für deinen guten Charakter und mentale Festigkeit bewundert.

      Mir geht es jetzt viel schlechter als dir. Du hast dich monatelang auf die Trennung vorbereitet, für mich kam sie plötzlich. Ich würde alles tun, um unsere Trennung ungeschehen zu machen, ich wünsche mir so sehr, dass wir noch einmal von vorn anfangen können.

      Ich fühlte mich auch einsam, wenn du am Sonntag nach dem Frühstück gingst und erst abends nach Hause kamst. Ich habe fast nie etwas gesagt, um dir die Freiheit zu lassen. Ich wusste, wie wichtig es für dich ist, deine Freunde zu treffen.“

      „Glaubst du wirklich, dass ich glücklicher bin als du? Ich habe im letzten Monat alles verloren. Ich suche momentan keine Arbeit.“

      „Was sagt sie denn, wenn du nicht arbeitest?“

      „Das ist ihr egal. Wir sind eine andere Mentalität. Sie kann gehen oder bleiben. Vielleicht wird sie in ein paar Monaten gehen.“

      „Sie geht bestimmt nicht mit dir in die Türkei.“

      „Das stimmt. Mit welchem Recht bist du zu mir gekommen?“

      „Ich hatte eine Woche nichts von dir gehört.“

      „Ich wollte es dir sagen, aber dein Bruder war da.“ Dann sagte er: „Sie ist sehr intelligent. Du hattest jeden Tag nach der Arbeit schlechte Laune. Im Moment denke ich gar nichts. Ich will mit meiner Mentalität zusammen sein. Du hast alles falsch gemacht.“

      „Meine Familie weiß nicht, dass du eine neue Freundin hast.“

      „Danke.“

      Ich wollte wissen, wie er die Wohnung gefunden hatte und ob er oder das Amt sie bezahlte. Er war sauer über die Fragen und beantwortete sie nicht.

      Ich sagte: „Ich muss das wissen, weil wir noch verheiratet sind.“

      „Du denkst nur ans Geld.“

      „Geld ist total unwichtig.“

      Das Geld von seinem Grundstücksverkauf war sicher schon aufgebraucht: Er hatte einige Möbel gekauft, eine Waschmaschine, einen Fernseher, Geschirr, er musste essen, er rauchte. Ansonsten musste ich ihm bis zur Scheidung Trennungsgeld zahlen.

      Am Abend stellte ich die Möbel im Schlafzimmer um, was ich längst hätte tun müssen. Es gab mir das Gefühl von Abstand zu ihm. Ich weinte das erste Mal um 19.00 Uhr, so lange konnte ich mich halten. Ich war jetzt wütend darüber, dass er so schnell eine andere hatte. In der Nacht schlief ich besser als zuvor, wachte allerdings zweimal auf und stritt laut mit ihm. „Du hat jetzt eine Frau, mit der du die Probleme, die du mit mir hattest, nicht mehr hast. Geht sie auch für dich arbeiten? Sagst du zu ihr: ‚Kauf mir ein Auto‘ oder ‚Ich muss in die Türkei fliegen, buche mir den Flug’? Hat sie gefragt, was du beruflich machst? Hast du gesagt: ‚Seit drei Jahren nichts’? Und sie hat gesagt: ‚Das macht nichts. Hauptsache, wir haben jetzt guten Sex.‘ Eine intelligente Frau verliebt sich nicht in einen Mann, der gerade frisch getrennt ist und der keine Arbeit hat. Ich überweise dir Geld, und ihr lebt davon. Vielleicht kaufst du ihr davon ein Geschenk oder schöne Unterwäsche?“ Ich kochte vor Wut.

      12. November

      Ich fühlte mich total gedemütigt und war sehr wütend. Patrizia sagte: „Wut ist ein gutes Zeichen.“ Ich heulte nur dreimal kurz – vor Selbstmitleid. Meine körperlichen Schmerzsymptome waren nicht mehr so stark. Ich dachte weiterhin ununterbrochen an sie und ihn, mein Gehirn konnte einfach nicht glauben, dass es vorbei war. Ich mistete weiterhin meine Schränke aus, was gut tat, und inserierte einige Dinge und Möbel in der Zeitung und bei ebay-Kleinanzeigen.

      13. November

      Morgens hatte ich wegen der anhaltenden Blasenschmerzen einen Termin beim Urologen. Nach dem Büro traf ich meine Freundin Annette. Sie fand es unmöglich, dass er mich nicht über seinen Auszug informiert hatte. Ferner sagte sie: „Ihr wart neuneinhalb Jahre zusammen. Das ist, als ob er dich plötzlich wegschmeißt. Und das mit der Frau klingt alles sehr überstürzt.“ Alles, was meine Freundinnen sagten, tat mir gut.

      15. November

      Meine liebe Freundin Verena wollte wissen, wie es mir geht. Ich schrieb zurück: „Es geht mir ganz schlecht. Es wird noch Monate andauern. Ich bin kein Mensch mehr und lese viele einschlägige Bücher, rede viel, bin viel außer Haus. Allein in der Wohnung drehe ich durch. Gestern holte er wieder Sachen und heute den Rest. Seit drei Tagen sind die Magenschmerzen nicht mehr so stark, und ich war schon wütend, das hilft. Aber immer nur kurz. Kein Schlaf, kein Essen, Unruhe, Schmerzen, Blasenentzündung … war beim Arzt … wirklich helfen konnte er nicht. Spritzte in die Schilddrüse (beruhigt) und gab Tabletten. Nächste Woche gehe ich zu einer Gruppe. Ich mache mir viele Vorwürfe. Die schnelle Trennung, Auszug, die Neue. Vorletzte Woche sagte er mir, er hätte sie zweimal getroffen, und es wäre vorbei. Er log, sie sind noch zusammen, ich glaube, sie wohnt bei ihm. Männer nehmen in der Situation nun mal schnell eine Neue, egal, wie/wer sie ist. Hauptsache, sie sind nicht allein. Als ich es herausbekam, sagte er, er kenne sie seit zwei Wochen. Ich glaube ihm nicht. Das macht mich fertig. Ich weiß, er kann machen, was er will, aber es ist zu viel auf einmal zu verkraften.“

      Sie antwortete: „Warum machst DU dir Vorwürfe? Lass dir nicht den Schwarzen Peter zuschieben! Du bist hier das Opfer! Ich schicke dir eine Umarmung und einen dicken Schmatz!“

      Ich schrieb: „Deine Worte sind Balsam. Dennoch – er ist von mir gegangen, aus diversen Gründen. Und mit vielem hat er recht. Auch wenn ich oft nur reagierte, die Dinge sich verselbständigten und er auch viele Macken hat. ER hat MICH verlassen. Ein Schmerz ohne Ende. Der einzige Vorwurf, den ich ihm machen kann, ist, dass er sich nicht um einen Job bemühte, jahrelang nicht. Das war belastend. Deshalb war ich oft schlecht gelaunt. Ich war immer so pflichtbewusst, dass Spaß und Sex auf der Strecke blieben.“

      Nachmittags stieg wieder die Wut in mir hoch. Ich machte eine Liste: „Vorteile/Nachteile Trennung“. Die Punkte auf der Seite „Vorteile“ waren länger, dafür waren die Punkte auf der Seite „Nachteile“ emotionaler und lagen im menschlichen Bereich, was schwerer wog.

      Ich rief ihn vom Büro an. Es war ein ruhiges Gespräch. Wir wollten beide keinen Streit mehr. Ich fragte ihn, ob wir essen gehen wollten. „Ja, vielleicht morgen.“

      „Es ging alles so schnell. Ich kann