Der Sultan von Karisi. Felicitas Dakota. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Felicitas Dakota
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742728852
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legte es sich dann doch ganz brav unter seinen Hintern. Dr. Evans durfte nach ihrem Umzug am dritten Tag nach der OP, das erste Mal ihr Pferd sehen, mit dem sie reiten lernen sollte. Es war ein wilder schwarzer Hengst. Nur der Sultan konnte ihn reiten.

      „Und mit dem soll ich reiten lernen?“

      „Ja, so hat es der Sultan befohlen.“

      „Darf ich mir mein Pferd nicht selber aussuchen? Es stehen so viele hier.“

      „Nein, er besteht auf Ari. Und Sie wissen, was er sagt, das muss getan werden.“

      Sie trug immer einen Turban, einen Kaftan und um das Gesicht einen Schal, damit man ihr Gesicht nicht sehen konnte. Natürlich hatte es sich im Palast herumgesprochen, dass einer der Ärzte eine Frau sein sollte. Und dann waren da noch die Gerüchte um die Hochzeit. Aber da musste Eva jetzt durch. Als sie zu dem Hengst trat, musste sie sich zuerst beschnuppern lassen. Da sie jedoch in der Früh ein Deo aufgetragen hatte, musste sie sich sofort waschen gehen.

      „Das mag das Pferd nicht und es wird wild“, sagte Omar.

      Der war auch so schon wild genug. Ari kam zur Tür seiner Box und schnüffelte sie an. Zuerst wollte er nicht so recht. Dann lockte ihn Omar. Und sprach arabisch mit ihm. Dann blieb er vorne stehen. Zuerst musste sie ihn striegeln. Ari versuchte sie zu zwicken. Omar hielt ihn zwar, aber er ließ sich nicht davon abhalten, nach Eva zu schnappen.

      „Das macht er beim Sultan auch immer.“

      „Und was macht er dann?“

      „Er küsst ihn.“

      Eva sah ihn verwundert an. Was machte er? Sie striegelte ihn fertig. Das machten sie zwei Tage lang. Dann durfte sie ihn satteln. Omar zeigte es ihr und dann musste Eva es machen. Doch Ari war schlau. Er hielt die Luft an, während sie den Gurt festschnallte. Da sie ihn deswegen nicht so fest zuziehen konnte, fiel der Sattel wieder herunter, als sie aufsteigen wollte. Weil er ja nicht fest saß. Beim dritten Mal wurde sie wütend und zog fest an. Ari erschreckte sich, ließ die Luft heraus und der Sattel saß.

      „Hab ich dich erwischt!“, sagte sie.

      Das spielte sich bis jetzt alles noch im Stall ab. Jetzt ging es hinaus auf die Koppel, die mit Sand befüllt war, weil es ja kein Gras und Sägespäne gab. Sie trainierten immer vormittags. Um die Mittagszeit und nachmittags kamen die Karawanen und hielten hier Rast. Da hatten sie dann keinen Platz. Der Sultan sah immer von seinem Balkon aus zu. Manchmal musste er lachen, dann wieder hatte er Angst, dass sie es nicht schaffen würde. Solange Omar neben Ari ging, war er brav. Wollte er weiter weggehen, wurde er stur oder bockte.

      Eva fiel einige Male herunter. Das machte sie nur noch wütender und jetzt wollte sie es erst recht schaffen. So verging die Woche und dann durfte der Sultan selber reiten. Manchmal ritt er mit Ari oder mit Riah13 gegen Abend weg und kam ungefähr drei Stunden später wieder zurück. Keiner wusste, was er tat. Nur Dr. Meier wunderte sich, dass seitdem die Wunde viel schneller heilte. Und er hatte das Gegenteil befürchtet. Was machte er nur immer da draußen? Dr. Evans hatte bisher den Sultan selbst noch nicht gefragt, ob sie ihr Werk mal selbst begutachten durfte. Sie wusste, sie würde es sicher noch sehen. Und Dr. Meier berichtete ihr immer von seinen täglichen Verbandswechseln und Kontrolluntersuchungen.

      Der Sultan sprach bei seinen Ausritten auch immer mit Ari, doch der stellte sich bei Eva immer noch stur. Es waren noch drei Tage bis zur geplanten Abreise. So wie es zuerst vereinbart war. Nur Dr. Eva Evans würde nicht abreisen. Eva ging es auf den Nerv, dass Ari sie immer noch nicht reiten ließ. Sie wusste aber nichts von dem Zeitlimit. Der Sultan wollte sie damit nicht unter Druck setzen. Omar probierte jeden Tag neue Namen für Eva aus. Sie hatte es ja schon mitbekommen, da der Sultan sie auch bereits danach gefragt hatte. Bis jetzt hatte er sie noch nicht zu sich gebeten und sie würde auch nicht nachfragen.

      Es würde schon seine Bewandtnis haben. Seitdem sie reiten lernte, hatte Omar mit den Namen angefangen. Zuerst mit C, dann mit D und mit E. Manchmal fiel ihm ein anderer Name ein. Ihr fiel auch etwas ein. Tiere hören einem Menschen ja zu. Sie hatte das des Öfteren bei den Kameltreibern oder auch bei anderen gesehen, wenn sie ihnen etwas ins Ohr flüsterten. Eva saß gerade auf Aris Rücken und er stieg unruhig herum. Sie beugte sich vor und fing an ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Der Sultan sah ihr wie immer zu. Sie hatte sich die Steigbügel höher machen lassen, dass sie fast wie ein Jockey auf ihm saß.

      „Ari. Der Sultan Kasim will, dass du mich schneller trägst als der Wind. Und ich verspreche dir dafür, dass du nicht den Arsch von Yusuf tragen musst. Ist das ein Deal?“

      Sie hatte das von Yusuf schon herausbekommen, dass er scharf war auf den Titel des Sultans und den Platz im Palast. Nämlich dann, wenn der Sultan Kasim keinen männlichen Nachkommen hatte.

      Ari spitze die Ohren und es sah so aus, als würde er überlegen. In dem Moment klatschte Omar Ari mit einer Hand auf den Rücken und sagte: „Trage Fatma schneller als der Wind.“

      Eigentlich wollte er Fatima sagen. Dann stieg Ari hoch. Eva hatte die Zügel schon kurz genommen, bevor sie ihm etwas zugeflüstert hatte. Sie hielt sich im Sattel und dann lief der Hengst so rasch wie der Wind durch das Tor. Das war schon für die Karawanen geöffnet worden, die schon in Sicht waren. Omar sprang erschrocken zurück. Der Sultan bekam fast einen Herzinfarkt. Und Ari sprang mit ihr hinaus. Eva hielt sich geduckt an den Zügeln fest. Sie glaubte nicht, was sie gerade spürte. Sie waren eine Einheit. Was hatte genützt?

      „Ari! Lauf! Wir reiten Yusuf davon!“, schrie sie gegen den Wind.

      „Omar! Reite ihr nach!“, schrie der Sultan vom Balkon.

      Er hatte Angst, dass Ari sie irgendwo abwarf und Eva sich wehtat. Er lief auf die andere Seite des Balkons und sah ihr nach. Sie verschwand hinter den Hügeln. Omar hatte zu tun, in der Eile auf sein Pferd zu kommen. Er ritt ihr so schnell er konnte hinterher. Als er auf dem Hügel angekommen war, kam Ari mit Eva schon wieder zurück. Sie zischten an ihm vorbei. Sein Pferd erschreckte sich und hätte ihn fast abgeworfen. Dann ritt er hinter ihr her. Sie ritt mit Ari wieder in den Innenhof, bevor noch die ersten Karawanen hereinkamen. Sie bremste ihn in der Koppel ab. Er tat zwar noch etwas störrisch, war ihr aber schon gehörig. Sie stieg ab und stellte sich vor ihn.

      „Ari, braver Junge“, lobte sie ihn und strich ihm über die Stirn.

      Dann legte sie ihre Stirn auf die Seine. Er blieb ganz ruhig. Der Sultan sah verwundert herunter.

      „Spucke ihm in den Mund“, sagte er leise, „spucke ihm in den Mund, dann ist er ganz dein.“

      Eva küsste ihn auf die Nüstern. Ihr kam es vor, als würde es ihm gefallen und es hatte ihn gekitzelt, weil ein Schauer durch seinen Körper ging.

      „Brav mein Junge. Jetzt verstehen wir uns, oder?“

      Eva sah ihn an.

      „Weißt du was manche Leute sagen? Man soll einem Tier in den Mund spucken, dann bleibt es einem ein Leben lang treu.“

      Und wie zur Bestätigung nickte er oder kam es ihr nur so vor? Sie machte sein Maul auf und spuckte hinein. Ari hatte gar nichts dagegen. Dann brachte sie ihn in den Stall, sattelte ihn ab und rieb ihn trocken. Omar sah dem nur staunend zu. Er sah hoch zum Sultan. Der sah auch verwundert herunter. Dann brachte auch Omar sein Pferd in den Stall. Danach ging er sofort zum Sultan und Eva war schon in ihre Gemächer verschwunden. Den Namen, den Omar zu ihr gesagt hatte, hatte sie gar nicht mitbekommen.

      Eva war noch ganz benommen von dem Ritt und ging sich baden. Nach ihren Reitübungen wartete immer ein Bad auf sie. Heute schien jedoch etwas anders zu sein. Oder war es nur, weil sie mit Ari eine Einheit geworden war?

      Am Abend kam eine Dienerin und brachte ihr einen schönen neuen Kaftan. Den sollte sie heute anziehen. Sie hatte auch ihren eigenen Diener bekommen. Der Sultan hatte Omar, sie hatte jetzt Kadir14. Er las ihr alles, was er konnte von den Lippen ab. Er war ihr schon treu ergeben, ohne dass sie auch nur etwas dafür getan hatte. Dass er vom Sultan aber den Befehl hatte, wusste sie nicht. Sie war schon neugierig, was sich getan hatte, dass sie heute zum Sultan