SESSIONS. Esther Donkor. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Esther Donkor
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738095258
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Dritte: Mich auch. Konto eingefroren und alles. Du kommst da auch nicht weg von.

      Der Erste: Ich war immer ein Idiot, der das immer gezahlt hat. Aber ich hab mich immer drüber abgefuckt.

      Der Dritte: Ich guck gar kein Öffentliches, ehrlich gesagt. Alles was ich lese an Nachrichten, dann geh ich erstmal in Blogs gucken. Sonst zieh ich mir nur Netflix oder DVDs rein. Sonst guck ich nicht so viel Fernsehen.

      Der Erste: Ja, geht. Also wenn, dann Dokus, so. Die Mediathek von arte oder so. Aber ich guck auch nicht viel.

      Der Dritte: Also ich muss wirklich sagen, die meiste Zeit hör ich mir Mukke an, zieh mir die Videos dazu rein. Dokus oder so bin ich fast schon raus. Und ich lese auch lieber Bücher. Sag ich ganz ehrlich. Ich bin auch kein Fan von so E-Book-Scheiße, ey.

      Der Erste: Aber du hast Netflix? Hast du Making a Murderer geguckt? Musst du dir reinziehen, Alter! Ist zwar erstmal sehr langweilig, weil du guckst dir da nen ganzen Gerichtsprozess an. Aber völlig verrückt. Und welche Sendung noch mega ist, ist Fargo.

      Der Dritte: Ja, die Serie geht so. Aber der Fargo-Film ist so genial. Ich hab heute Get Rich Or Die Tryin’ nochmal gesehen, der ist eigentlich nicht so geil. Aber der hat voll die Nostalgiegefühle in mir geweckt. G-Unit und 50Cent waren schon krass. Da kann man nix gegen sagen, Fifty war der König der Hooks. Das war schon krass.

      Der Erste: Ja, ich weiß nicht. Das war meine Scheißzeit, wo ich so viel Scheiße gehört hab.

      Die Zweite: Ich hab letztens ne Doku gesehen bei Netflix. Happy heißt die. Die ist mega. Da geht’s um…

      Ein Vierter gesellt sich dazu. Der Erste begrüßt ihn: Ey, da ist Danny! Wie geht’s dir, Alter?

      Der Vierte: Hallo, ja gut. Bisschen im Arsch halt. Hallo, alles gut?

      Der Erste: Ich brauch mal Bier.

      KOMPLEXE

       Die Sonne scheint mir ins Gesicht

       Und niemand steht mir mehr im Licht.

       Ich bin noch nicht voll, aber mein Glas ist leer,

       Und ich hol' mir 'n neues, und ich träum vom Meer. 3

      Samstagnachmittag. Sie chillen auf seiner Dachterrasse, kiffen und trinken Bierchen. Die Septembersonne knallt. Mucke läuft über Handyboxen. Er sitzt breitbeinig auf einem Klappstuhl, ganz entspannt. Sie liegt auf der Liege und guckt in den Himmel auf ein großes weißes Wolken-X, das sich an den Rändern immer weiter ausbreitet und unsichtbaren Staub auf die Erde niederrieseln lässt. Darunter ist eine dicke und echte Wolke im Anmarsch. Die bewegt sich wie eine große Qualle wabernd und blubbernd auf die Sonne zu, so schnell, dass sich kleine Flocken von ihr ablösen und sich im Kreis wirbeln. Wie schockierte Seesterne. Aber die verdecken die Sonne nicht. Noch nicht.

      Der Schweiß läuft ihr zwischen die Brüste. Sie schwitzt, darum zieht sie sich das Shirt über den Kopf und spürt seinen Blick auf ihrem Bikinioberteil.

      »Babygirl, du bist so sexy!«

      Er ist jetzt schon geil. Da ist wieder dieses Funkeln in seinen Augen, als er sich auf die Unterlippe beißt wie LL Cool J. Das Geländer ist echt hoch und mit Bambus verkleidet. Niemand würde die beiden sehen, wenn sie es hier und jetzt auf der Stelle trieben. Und sie sieht echt sexy aus. Die Haut glänzt und ihr ist immer noch heiß, weil sie der Gedanke an Sex mit ihm auf der Dachterrasse auch ein bisschen horny macht.

      Er legt die Hand auf seinen Schwanz. Sie kann erkennen, dass er hart ist. Er kreist leicht mit dem Becken. Sie lehnt sich zurück, versucht zu entspannen, sieht ihm zu. Er lehnt den Kopf an die Terrassentür, Gesicht in die Sonne. Massiert seinen Schwanz, atmet durch den Mund, schiebt sich die Jogginghose ein Stück runter.

      Sie spreizt ihre Beine, schiebt sich die rechte Hand direkt unter die Shorts, macht die Augen zu und berührt sich, aber fühlt nichts. Die Geilheit verfliegt. Sie weiß halt, dass ihn das antörnt, was sie da macht, darum macht sie einfach weiter bis sie sein Stöhnen hört.

      »Zieh das Oberteil aus«

      Er flüstert.

      Aber sie zögert. Sie hat sich Haare nicht weggemacht. Die stören sie einfach, diese kleinen, hellen Härchen um den Warzenhof. Und wenn er dann unverhofft ihr Shirt lüpft, in leidenschaftlicher Absicht ihre Brüste zu liebkosen, da ziert sie sich.

      Dabei ziert sie sich nie wirklich. Eigentlich hat sie voll die Sehnsucht danach, seine Lippen an ihren Nippeln zu spüren. Sehnsucht nach dieser Stellung, in der er vor ihrem Gesicht kniet und ihn ihr zwischen ihren Brüsten hindurch in den Mund schiebt, sie mit den Lippen an ihm saugt, ihn mit der Zunge liebkost, während sie sich selbst berührt, die Arme zwischen seine Schenkel gezwängt. Und sie kann zusehen, wie er hinein und hinaus gleitet. Hinein und hinaus. Hinein und hinaus aus ihrem halb geöffneten Mund. Bis ein heißer Regen über ihr Gesicht rinnt und auch sie sich selbst ins feuchte Paradies reibt.

      Aber diese kleinen Härchen auf ihrer Brust, die sie so oft vergisst zu zupfen, die fucken sie ab wie unrasierte Beine. Oder Achselhaare. Einfach Abtörn.

      »Bitte, zieh dich aus!«

      Er stöhnt.

      Er bettelt, aber sie kann nicht. Sie will es ja, irgendwie. Aber fuck, sie ist auch nicht rasiert da unten.

      Und sie wollte auch noch die Wäsche machen. Und die Wolke schiebt sich vor die Sonne.

      ICH WOLLTE DIR MEINE LIEBE GESTEHEN, DOCH JETZT BIST DU EIN ZOMBIE

      Es begann zu regnen, während du die Worte sprachst, von denen wir nicht wussten, dass es deine letzten sein würden. Es begann zu regnen, und irgendwann konnte ich dir nicht mehr folgen, weil ich immerzu daran denken musste, wie verdammt romantisch das alles ist.

      Und wie scheiße verklemmt ich bin. Und an diese ellenlangen, vergeudeten Momente der Sehnsucht nach dir. Wenn ich im Wagen saß, zum Beispiel. Auf dem Weg zur Arbeit, zur Familie, zum Sport, in den Club. Immer unterwegs, immer verpflichtet. Und all die Konventionen und Manieren. Die Ehe, das Ackern für den Ruhestand.

      Und immerzu du in meinem Kopf.

      Und wie gerne ich dir das gesagt hätte. Und ich sagte alles, nur nicht das. Wir Frauen wollen zwar immer reden. Aber wenn es drauf ankommt…

       Blablabla.

      Aber einfach ehrlich sein, einfach ehrlich sein, müssen wir verdammt hart lernen.

      Irgendwann konnte ich dir nicht mehr folgen.

      Und jetzt ist es zu spät.

      Und jetzt sitze ich wieder im Wagen und will nicht aussteigen, obwohl du da draußen bist. Auf dem Parkplatz vorm Friedhof. Ein Grab hinterm Zaun und deinesgleichen. Grauer Himmel und das satte Junigrün der vielen Bäume in der Stadt, als wäre alles wie immer.

      Blutige Regentropfen auf der Scheibe.

      Und der Revolver im Handschuhfach.

      Und immerzu du in meinem Kopf.

      SONST ENDEST DU WIE FRAU HAMMERSCHMIDT

      »Magenspiegelungen finde ich ja nit so doll, wenn sie dich nit betäuben. Wenn sie dir den Schlauch so in den Hals schieben«

      Du bist zu Besuch bei Omi und denen, die noch übrig sind. Der Geruch von Penatencreme und Essigreiniger liegt in der Luft. Es gibt Hackfleisch-Lauchsuppe und weiße Brötchen zum Reintunken. Riesenportion, dabei willst du abnehmen und kein Fleisch mehr essen. Aber du musst den Teller leer machen, sonst gibt es