Dann legte er seine rechte Hand auf das Herz von Madame, das wild pochte, und flüsterte ihr zu:
„Und darum.”
Sie verstand.
„Und warum quälst Du Dich so?”
Sie sah ihn mit ihren verbundenen Augen an, als sie das flüsterte.
„Weil ich Dir alles geben will, was Du möchtest, denn ich bin nicht wichtig. Es geht nur um Dich und Dein Wohlbefinden.” Er strich über die Lippen ihres schön geschwungenen Mundes, während er das leise sagte.
Madame lächelte. Konstantin betrachtete sie und fand ihre süßen Grübchen einfach entzückend. Dann holte sie tief Atem, strich ihm mit ihrer linken Hand zärtlich über sein Gesicht, kraulte, langsam ausatmend, die Grube seiner Kehle und hauchte:
„Wie nennst Du ihn?”
Konstantin verstand.
“Monsieur Bouchon.”
Madame schmunzelte.
„Würdest mich bitte näher mit ihm bekanntmachen?”
„Aber gern. Er brennt darauf, Dich zu besuchen und kennenzulernen.”
„Darf ich ihn vor dem Entrée noch einmal küssen?”
„Sehr gern. Er liebt es. Und wie liebst Du das Entrée? Doucement ou bien comme à la hussard?”
„D’abord doucement et après comme il te plaît.”
Konstantin erhob sich, kniete beiderseits Madames Körper und Monsieur Bouchons Kopf wurde geküßt, daß es den Blick seines Herrn augenblicklich vernebelte. Konstantin hielt beide Augen geschlossen. Es war fast zuviel für ihn.
Madame bemerkte sein Zögern und klopfte ihm mit ihrer zur Faust geballten rechten Hand zärtlich aber merklich auf die Brust, als wäre sie eine Tür.
„Poch, poch, meine Herren, vergessen Sie das Eintreten bitte nicht.” Trotz ihrer Erregung brachte sie ein verschmitztes Lächeln zustande − Konstantin und Monsieur Bouchon gehorchten.
Madame machte sich empfangsbereit, Monsieur Bouchons schöner Kopf verschwand im Lippentor und schließlich trat er langsam, fast vorsichtig-schüchtern vollends ein.
*
Louisiana hatte sich einen wahrhaft anregenden Text herausgesucht. Es faszinierte sie, wie dieser Autor geschrieben und welch schöne Worte er seinem Protagonisten im Umgang mit Frauen in den Mund gelegt hatte. Sie liebte es, wie sinnlich ein Phallus beschrieben wurde und was dessen Meister mit ihm zu vollbringen verstand.
Sie vermißte es, einen liebevollen Mann bei sich zu haben, der im Alltag und im Bett zärtlich mit ihr umging, was ihr tatsächlich wichtiger war, als dieser ständige, beide Partner unter Dauerdruck versetzende Anspruch, guter Sex müsse immer auch wilder Sex sein. Hin und wieder ein Parforce-Ritt mochte angehen, aber auf Dauer war das nichts für sie. Sie liebte es, Monsieur Bouchon im Mund zu haben, aber mußte sie deswegen gleich hineinbeißen? Lou gestand sich ein, sie würde gern einmal zugesehen haben, wie Michael und Maximilian sich geliebt hatten. Den jungen englischen Lord kannte sie nur durch Michaels Beschreibungen, aber Michael kannte sie, und sie hielt ihn für einen der zärtlichsten Männer, die ihr je begegnet waren. Sie gestand sich ein, daß sie mit ihm gerne schliefe, wenn nur diese stillschweigende Übereinkunft in ihrer Clique nicht wäre. Würde er jetzt in die Bibliothek kommen, vernaschte sie ihn trotzdem hemmungslos, aber er war nicht da.
Doch sie war da und mit ihr ihre aufgewühlten Gedanken und Gefühle, und ehe sie es sich versah, war ihre rechte Hand da, wo sie genau jetzt für ihr Leben gern Michaels Zunge spüren würde. Sie legte das anregende Buch mit ihrer Linken weg und gönnte sich, was sie sich heimlich von Michael wünschte.
*
Madame und Konstantin kamen gleichzeitig. Es wurde eine unglaubliche Explosion, begleitet von einem gemeinsamen Schreien, als Monsieur Bouchon sich in ihren Schoß ergoß.
Er hatte sein Eindringen und Zurückgleiten ganz langsam begonnen, und allein das machte seine Gespielin schier verrückt. „Oh, welch wundervolle Qualen” hatte sie immer wieder gerufen, ehe sie in unaufhörlichem Stöhnen dem Höhepunkt entgegenvibrierte. Der kam wie ein Erdbeben über sie beide. Konstantin hatte es nicht mehr ertragen können und sein Tempo zu einem Stakkato gesteigert, bis Monsieur Bouchon endlich erlöst wurde − und er mit ihm.
Konstantin fiel für einen Moment komplett zusammen. Im Augenblick dieses Höhepunktes war er gefühlt für eine kleine Ewigkeit nicht mehr in diesem Raum, nicht mehr in seiner Haut, er hatte sich einfach aufgelöst, war verdampft in den Körper dieser Frau übergegangen und hatte deren eigenen Luststurm als Verstärker für sich selbst miterlebt. Um nicht in schönster Weise verrückt zu werden, hatte er sich rematerialisiert, roch plötzlich wieder die Haut und den Schweiß seiner Gespielin. Es war ein unglaublicher Rausch.
Schwer atmend lag Madame unter ihm. Sie hatte ihre Arme hinter sich geworfen, rang nach Luft. Er nutzte ihre Wehrlosigkeit, forderte den Kontakt ihrer Zunge mit der seinigen und stachelte sie sogleich wieder an. Er gönnte ihr keine Pause. Sie trommelte mit ihren zu Fäusten geballten zarten Händen gegen seine Schultern, wollte ihn wegdrücken, aber er ließ es nicht zu. Ihre Zungen rangen miteinander und liebten sich zugleich. Es war ein wildes Laß-mich-los-aber-wehe-du-tust-es.
Konstantin entzog sich diesem Kampf, um Madame für einen kurzen Augenblick zu Atem kommen und in dem Glauben zu lassen, er ließe von ihr ab. Der schöne Galan glitt über ihren schweißnassen Körper, wobei seine Zunge aufnahm was sie kriegen konnte. Madames erleichtertes Aufstöhnen stimulierte ihn und dann war er wieder dort, wo er hinwollte. Die schöne Frau wurde gewahr, was er vorhatte, konnte nur ein schwaches „Oh Gott, nicht dort, nicht noch einmal. Du wirst mich in den Wahnsinn treiben” flüstern, ehe Konstantin den Feuerwald passiert und das Lippentor erreicht hatte. Er öffnete es, ohne um Erlaubnis zu fragen und drang hocherfreut erneut ins Paradies ein.
*
Dumpf hatte Louisiana gehört, welch grandiose Erfolge Konstantin feiern konnte. Es feuerte sie an, sich selbst zu verwöhnen, und sie tat es mit Vehemenz.
Lou schloß die Augen und sah Michael vor sich, der sich anschickte …, doch plötzlich wurde er von Konstantin beiseite geschoben, der sie stimulierte, bis sie einen Schrei hörte …
Erschrocken fuhr sie hoch, sah sich um und horchte ins Haus hinein. Es war ihr eigener gewesen. Sie zog ihre Hand hervor, schnupperte daran und leckte sie ab. Lou atmete tief durch und lachte hell auf. Was für Genuß!
*
Erschöpft war Madame in einen kurzen Schlummer gefallen, nachdem sie und ihr schöner Liebhaber sich zum Abschluß einer zärtlichen Reinigungszeremonie hingegeben hatten. Konstantin erlebte es zum ersten Mal in dieser Form. Es war für ihn eine schöne neue Erfahrung. Bis dahin hatte er sich „danach” allein oder, als Vorspiel für die Fortsetzung, mit seiner Partnerin geduscht oder ein Bad eingelassen.
Ruhig und gleichmäßig atmete sie und gab ein Bild des absoluten Friedens ab. Konstantin hatte sie nur bis zum Brustansatz zugedeckt. Zum Abschied wollte er noch einige Minuten den Anblick ihrer sich in sanftem Rhythmus hebenden und senkenden Brüste gönnen. Sie waren einfach zu schön.
Er selbst saß nackt in einem Foteuille. Am liebsten wäre er nach dem zärtlichen Après-Schmusen neben ihr liegengeblieben, aber nach der Reinigung hatte sie Lou bereits per Haustelephon