Melody - Das Erwachen. Violett McKenzie. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Violett McKenzie
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748567707
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Es war eines der teuren, exklusiven Zimmer, die sich im privaten Flügel des Krankenhauses befanden. Eines von denen sie schon gehört hatte, weil andere Patienten immer wieder darüber sprachen.

      »Wer sind Sie?!«, hatte Ryan, der aufrecht im Bett saß und von überraschender Größe war, sie prompt mit rauer Stimme gefragt.

      Sie lachte in sich hinein, als sie daran dachte, dass sie ihn in diesem Augenblick für einen großen Grizzlybären gehalten hatte – nur dass er blondes Haar und klare blaue Augen aufwies, die sie an das blaue Gewand einer Madonna auf einem Gemälde erinnerten, das ihr im Gedächtnis geblieben war.

      »Ich bin diejenige, die heute Morgen im Flur so tollpatschig in Sie hineingelaufen ist … Ich wollte mich nur in aller Form für die Schmerzen entschuldigen, die ich verursacht habe und Sie fast in die Knie zwangen. Ich hasse die Vorstellung, jemandem Schmerzen bereitet zu haben.«

      *

      Melody brachte sich in die Gegenwart zurück und lächelte die ziemlich streng dreinblickende Frau an, die hinter dem Schreibtisch vor den Flügeltüren saß, die Ryans Namen trugen.

      »Guten Morgen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Miss …?« Ihre Stimme war so frostig wie ihr Gesicht.

      Melody wusste, dass sie diesen bissigen Wachhund nicht so leicht umgehen konnte. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie sich fragte, ob eine Bestechung bei ihr ebenso gut funktionieren würde wie bei der Nachtschwester – kam aber zu dem Schluss, dass sie wohl gegen jede Art der Zuwendung immun war.

      »Ist Mr. Sutherland schon in seinem Büro. Ich hatte gehofft ihn …« ›hier zu treffen‹, wollte sie eigentlich noch hinzugefügt haben, als sich der Rücken der Frau bereits versteifte und die Raumtemperatur gefühlte fünfzig Grad Fahrenheit in den Keller abrutschte.

      »Haben Sie einen Termin, Miss?«, erkundigte sie sich eisig. »Kein Treffen mit Mr. Sutherland ohne vorherige Terminabsprache!«

      Erneut sank die Raumtemperatur. Sie stand jetzt kurz vor dem absoluten Nullpunkt.

      Melody gab sich selbst die Schuld daran, dass hier niemand etwas von ihrer Freundschaft zu Ryan wusste. Er hatte ihr mehrfach angeboten, ihr sein Büro zu zeigen. Aber um hierher zu kommen, hätte sie zuvor an den Studios vorbeifahren müssen – den Platz, den sie bis heute wie die Pest gemieden hatte. »Wenn Sie ihn bitte stören würden und mitteilen, dass ich hier bin, …« Sie unterbrach sich, um das Namensschild auf dem Tisch der Sekretärin zu lesen, »Mrs. Jones. Ich bin sicher, er wird mich sehen wollen, wenn er Zeit hat. Wir sind befreundet. Sehen sie …« Ihre Stimme versagte, als sie den Ausdruck sah, den ihr die Frau in diesem Augenblick entgegenbrachte. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie versucht, sich umzudrehen und davonzulaufen. Nur der Adrenalinrausch, den sie zuvor verspürt hatte und der noch nicht völlig abgeklungen war, ließ sie auf der Stelle verharren.

      »Nun gut«, bestätigte Mrs. Jones unerwartet. Sie nahm den Hörer zur Hand und drückte mit einem Finger der anderen auf eine der zahlreichen Tasten der Telefonanlage, die Melody nicht sehen konnte. »Es tut mir leid Sie stören zu müssen, Mr. Sutherland«, sprach sie eine Sekunde darauf mit leiser Stimme, »aber hier ist eine Dame, eine Miss …« Sie deckte die Muschel des Telefons ab und schaute Melody abwartend an.

      »Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Tyrrell, Melody Tyrrell«, gab Melody schnell die gewünschte Auskunft.

      »Aha! Die Oscar-Preisträgerin also. Nun gut.« Die Sekretärin sah sie kühl an, ehe sie fortfuhr: »Eine Miss Melody Tyrrell. Sie sagt, dass sie … Mr. Sutherland … Mr. Sutherland? Sind Sie noch da, Sir?!«

      Sie und Melody drehten sich überrascht herum, als die rechte Flügeltür geöffnet wurde.

      Mit schnellen Schritten kam Ryan auf sie zu und schlang seine starken Arme um ihren schlanken Körper.

      Melody war verblüfft über die Gefühle, die seine kraftvolle Umarmung in ihr auslösten. Für Sekundenbruchteile schien sich ihr Atem in ihren Lungen zu verfangen, als sie sich ihren Empfindungen hingab, während er sie so innig an sich presste. Im gleichen Moment nahm sie seinen wunderbaren männlichen Duft war. Es war dasselbe Aftershave, dass er immer trug – und doch schien es in diesem Augenblick ganz anders zu sein. Warum ist es jetzt nur so anders?, fragte sie sich, seinen Geruch tief einatmend.

      Ryan löste die Umarmung, trat einen halben Schritt zurück und gewahrte ihre geschlossen Augen und dass sie den Atem einhielt. »Was ist los, Melody?«

      Ein weiches, sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie die Luft ganz langsam aus ihren Lungen entweichen ließ. »Es ist alles gut, Ryan … Ich schaffe gerade eine Erinnerung.«

      Verwirrt schaute er sie an. »Wovon redest du? Bist du sicher, dass es dir gut geht?«

      Melody fühlte sich gezwungen einen Schritt auf ihn zuzumachen, sich zurück in seine Umarmung zu lehnen und ihre Nase erneut in seiner Jacke zu vergraben, um ihn ein weiteres Mal einzuatmen. Sie genoss das Gefühl und seinen Geruch. »Ich habe es einmal in einem Film gesehen, Ryan«, flüsterte sie, während sie langsam einatmete.

      »Was? … Was hast du gesehen?«

      »Ein junges Mädchen, das davon sprach für sich eine Erinnerung zu schaffen. Mir ist gerade erst bewusst geworden, wovon sie gesprochen hat.«

      »Melody, meine Liebe, da komme ich nicht mehr mit ... Ich denke, du musst dich hinsetzen. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass ich dich wohl zu sehr unter Druck gesetzt habe, und vielleicht war das heutige Treffen mehr, als du bewältigen konntest.« Mit ernsthafter Besorgnis schaute er sie an.

      »Nein, wirklich, mir geht es gut. Ich möchte mich nur für immer daran erinnern, wie du für mich riechen wirst.« Sie lächelte, als sie den Anflug von Befangenheit auf seinem Gesicht wahrnahm, während er die beeindruckend unterkühlte Mrs. Jones anblickte. »Oh, Ryan, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen … Vielleicht hast du recht. Mir wurde heute bereits gesagt, dass ich ziemlich seltsam handle. Nichts lief so, wie ich es mir vorgestellt habe.«

      »Nun, ich bin jedenfalls froh, dass du hierhergekommen bist. Ich muss gestehen, dass ich den größten Teil des Vormittags in meinem Büro gesessen und an dich gedacht habe … Komm rein und erzähl' mir, was passiert ist.« Er legte ihr einen Arm um ihre Schultern und führte sie ins Büro. Sie waren fast drinnen, als er sich umdrehte, um seiner verblüfften Sekretärin zu sagen, sie solle keine Anrufe durchstellen.

      Melody lachte, als er die Tür hinter sich schloss. »Mrs. Jones ist perfekt für dich. Ich bin sicher, dass sie dich über alles auf dem Laufenden hält.«

      Ryan lächelte schüchtern über ihre genaue Einschätzung. »Sie arbeitete schon für meinen Vater. Es gibt Zeiten, in denen ich das Gefühl nicht loswerde, dass sie weit mehr über meine geschäftlichen Aktivitäten weiß als ich.« Er goss ihr ein Glas Wasser ohne Eis ein und reichte es ihr.

      »Offensichtlich ist sie nicht die Einzige, die gewisse Dinge weiß.« Melody hielt das Glas hoch.

      Er kannte ihre Vorlieben so gut, dass er nicht mehr fragen musste.

      »Und muss eine gute Sekretärin nicht immer mehr als ihr Boss wissen?«, fuhr sie fort. »Schließlich ist sie doch diejenige, die all deine Anrufe und Post bearbeitet. Wer also sollte die Abläufe deines Unternehmens besser kennen? … Vielleicht solltest du sie zu deiner persönlichen Assistentin befördern.

      »So habe ich dich ja noch nie erlebt … Ehrlich.« Abwartend schaute er sie an.

      Sie wusste, dass er ihr angeboten hatte, sie zum Meeting zu begleiten. Sein verwirrter Gesichtsausdruck ließ sie vermuten, dass er unsicher war, ob er wirklich wissen wollte, was passiert war und sie so verändert hatte.

      Für einen Moment rieb sich Ryan die Stelle zwischen den Augen. Es schien, als denke er über etwas nach und sei noch unentschlossen, sie etwas zu fragen. »War Chapman auch dort?«, erkundigte er sich plötzlich.

      Sie nickte überrascht. »Ja. Außer Cathrine waren alle da.