Die blaue Reiterin im Murnauer Moos. C.-A. Rebaf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: C.-A. Rebaf
Издательство: Bookwire
Серия: Malerei, Erotik, Spannung
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750215092
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Assistenten, um die kryptische Pantomime deuten zu können. Er entriegelte die Tür des Laderaums und öffnete sie. Plötzlich sah er vier Schnellfeuer-Gewehre mit der Laufmündung auf ihn gerichtet. „Jetzt bitta schoen die Handerl aufi!“

      Im Inneren waren vier Männern mit schwarzen Kapuzenmützen, die nur die Augen frei ließen. Sie hatten militärische gescheckte oliv-grüne Overalls an und Knarren in den Händen, auf seine Nase gerichtet. Im Hintergrund kauerten noch zwei Männer am Boden.

      Einer sprang dann vom Paco, sicherte die Türe und hielt sie auf. Ein Zweiter hechtete nach vorne, zerrte den Fahrer aus der Kabine und in den Bunker. Der Dritte bog die Arme von Gerstenmayer nach hinten und schob ihn in den Eingang. Der Vierte blieb auf der Ladefläche und schloss die Ladetüren. Die ganze Aktion lief blitzschnell ab und war in ihrer Perfektion militärisch gedrillt.

      Drinnen erklärte einer die neuen Spielregeln: „So und nun macht ihr alles genau so wie immer! Der einzige Unterschied ist, dass wir den Fahrer austauschen.“ Schon trat einer hinter den gutmütigen Böhmen und erdrosselte ihn mit einer dünnen Drahtschlinge wie im Lehrbuch für Nahkämpfer. Der schwere Mann sank tot in sich zusammen.

      Gerstenmayer war entsetzt. Der Auftritt der 'Vier Glorreichen' hatte bei ihm Eindruck hinterlassen. Er spürte einerseits war mit denen nicht zu spaßen, andererseits war er sich bewusst, dass sein Know-How noch benötigt wurde und er deswegen nicht zuvörderst auf der Todesliste stand. Auch 'BJ' unten im Labor war nicht eigentlich gefährdet bei seinem Wissen.

      „Also los einladen wie immer!“ sagte einer barsch. Schon kam 'BJ' mit dem schweren, vollen, rollenden Stickstofftank, der die Zellen beinhaltete und wunderte sich über den militärischen Empfang. Der Türaufhalter von Vorhin überwältigte 'BJ', legte ihm die Arme auf den Rücken und fesselte ihn mit einem Kabelbinder.

      „No meine Heeerrn, woas hoam ma doan? Imma mid da Ruah! Mia könnä doch über ois reda!“ Das war die typische 'BJ' Reaktion. Ihn konnte nichts aus der Ruhe bringen in seiner Coolness.

      'Woher hat der diese Charaktereigenschaft? Sein Vater oder sein Clone-Bruder – wer auch immer - war doch ganz und gar nicht so cool und so lässig! Man meint gerade, hier spiele die Verschmelzung mit einer haploiden weiblichen Eizelle mit! Hat er daher dieses Coole? ' fragte sich Gerstenmayer. 'Hat Baum in seinen alten Tagen noch bahnbrechende Technologien entwickelt, die ich nicht kenne? Wenn doch nur Christiane noch da wäre! Die wüsste vielleicht darüber Bescheid. Aber die tourt ja mit diesem Grinder herum und überall hört man von den bahnbrechenden Erfolge der Konzerte. Über alle Radiosender, aus alle Zeitungen.'

      Ein Stoß in die Rippen ließ den Herrn Assistenten aufwachen. Sein Bewacher hat die Kalaschnikow umgedreht und ihn etwas gröber gestoßen, um den Ladevorgang zu beschleunigen. Sofort übernahm der Aufschreiende den Stickstofftank, rollte ihn draußen über eine schiefe Ebene auf die Ladefläche und zurrte sie mit den vorgesehen Riemen fest. Den leeren Tank rollte er hinunter ins Labor.

      Einer der im Paco verbleibenden Männer hatte Zivilkleidung an, saß bereits am Steuer des laufenden Fahrzeugs und hatte Papiere im Fahrerhaus gefunden, die genauestens den Fahrweg beschrieben, der vor ihm lag. Von Wien nach Pilsen und dort kein Pilsner, sondern Biogas zu tanken, vielleicht auch beides? Dann über Augsburg nach Rothenstein bei Jena.

      Vier der Sechs blieben im Bunker und der Fahrer und ein Bewacher im Laderaum fuhren los wie immer. Wer nicht genauestens aufgepasst hätte, würde die abweichende Routine nie bemerkt haben.

      Der verdatterte Gerstenmayer fragte sich im Stillen nur: 'Von welchem Warlord waren diese Jungs? Vom Wianer Ferdl oder vom etwas entfernteren bayerischen Kollegen Lakencourt? Er sah es 'BJ' an seiner Mimik an, dass dieser denselben Gedanken verfolgte. Es war der einzig vernünftige Ansatz, den Kopf möglicherweise aus der Schlinge zu ziehen! Aber mit so einem einfachen Trick wie damals an der Schweizer Grenze noch bei Prof. Baum, konnten sie sich nicht befreien.

      „Kömmt ea wega dea Schutzkohlä?“ versuchte 'BJ' vorsichtig zu fragen. Aber er erhielt nur auch einen Kolbenstoß in die Rippen und verstummte.

      „Nur wir fragen! Ihr haltet die Klappe! Wichtigste Regel!“ hörten sie es dumpf unter der Maske hervor reden.

      Anitra warnt Mayr

      Sie kam mit Ajax in rasendem Galopp an gerast. Das Pferd war Schweiß nass und sie selbst keuchte wie eine Hündin. Überall am Horizont sah man weiße Rauchzeichen.

      „Er kommt!“, stammelte sie außer Atem. „Er ist im Anmarsch! Mayr hauen sie ab!“ Dann brach sie ohnmächtig zusammen. Ihr Kreislauf versagte. Mayr hatte sich einen geheimen Verschlag in seinem Keller gemacht und zog die leblose Frau hinter sich hinunter. Dem Pferd gab er einen Klapp auf die Schenkel und es trabte alleine dort hin, wo es her kam.

      Vor dem Eingang räumte er etwas Gerümpel aus dem Weg und öffnete eine Brettertür. Dahinter war eine dicke Betonwand. 'Schweizer Sicherheit für den Bunkerbau; Oerlikon' war auf der Tür in großen Buchstaben zu lesen. Mayr hatte für einen erneuten Atomschlag vorgesorgt. Kein Wunder bei seinen Gewinnen! Sein Bunker war von der feinsten Firma auf diesem Gebiet.

      Er hörte im Hintergrund schon ein dröhnendes Motorengeräusch und beeilte sich, die verschwitzte Frau auf die bereitstehende Liege hinter der Betontür zu legen. Dann verschloss er den Eingang mit den schweren Eisenriegeln und zog an einer kleinen Schnur. Das war ein weiterer Trick, denn damit fiel draußen vor der Tür der Bretterverschlag wieder zu und man konnte die Bunkertür nicht sofort sehen.

      Im Innern schimmerte jetzt ein gelblich-grünes Notlicht und tauchte den Raum in einen Dämmerzustand.

      Anitra schlug die Augen auf und erwachte. Nur durch eine Erschütterung des Bodens spürte man dass er da war. Das tonnenschwere Gefährt im Anwesen von Mayr. Gedämpft hörte man auch den Motor säuseln. Sie wollte gerade den Mund auftun, da hob Mayr seinen Zeigefinger vor seinen Mund: „Psssst!“ zischelte er. Ihr blieb der Ton im Halse stecken. Mayr deutete mit dem Zeigefinger mehrmals nach oben. Ganz leise flüsterte er ihr ins Ohr: „Alarm! Lakencourt ist da! Ich hoffe, er entdeckt uns nicht. Wir sollten uns ganz ruhig verhalten. Vielleicht findet er uns dann nicht.“ Er setzte sich mit angezogenen Beinen auf den Fußboden neben sie. Gespenstische Stille! Seine Wampe war ihm im Weg. Auch er japste nach Luft und versuchte seinen Atem zu kontrollieren.

      Plötzlich hörte das Dröhnen auf. Das leise Motorengeräusch, das noch herein drang war weg. Er musste angekommen sein. Jetzt würden sie aus schwärmen und ihn suchen. Angstschweiß bildete große Tropfen auf seiner Stirn. Anitra schaut ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Beide waren wie versteinert.

      So blieben sie und starrten gebannt auf den Öffnungsmechanismus der Tür. Noch waren sie wohl unbemerkt und das Gestänge stand still. Mayr bewegte sich ganz vorsichtig in Richtung der Betonwand und versuchte sein Ohr dagegen zu pressen, um auch nur die leisesten Geräusche draußen erfassen zu können! 'Ein Stethoskop, ja irgendwo muss in meinem Magazin eines liegen, irgendwo', dachte er, 'das könnte ich jetzt gebrauchen, um durch die Wand zu hören.' Sein Ohr wurde kalt. Er konnte keinen Laut vernehmen. Die Zeit zerrann wie in einer Sanduhr. Wie lange mögen sie jetzt da unten schon ausharren?

      Plötzlich ein ohrenbetäubender Knall. Das musste eine Explosion gewesen sein! Mayrs Kopf flog von der Wand. Anitra schrie kurz auf! Hatten sie sich jetzt verraten? Wieder warteten sie angespannt und starrten auf den Öffnungs-riegel. Da... hatte er sich nicht gerade bewegt? Wieder vergingen die Sekunden. Die bleierne Zeit.

      Mayr schaute auf seine Taschenuhr, die er aus seiner Lederhose zog. Sie waren schon Stunden da unten.

      Dann ein leises Dröhnen und Erschütterungen auf dem Boden. Es wurde leiser und schien sich zu entfernen.

      Sie warteten noch eine Stunde, in der es absolut ruhig blieb. Eine Grabesstille.

      Dann sagte Mayr und seine Stimme versagte zunächst, so dass er stotterte: „I—i-ch“, er räusperte sich: „I-ch glaube sie sind weg und wir können öffnen!“ Anitra spürten den kalten Schweiß auf ihrer Haut und zog sich eine Schweizer Armee Decke um, die auf der Liege lag.

      Mayr