White Moon. Leni Anderson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leni Anderson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754146408
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      Erschrocken weiche ich auf meinem Stuhl zurück. „Was ist mit dir?“

      Mein Herz rast.

      Er wendet den Blick ab. „Nichts. Ich bin nur ... Verdammt! Ich bin einfach so ... hungrig.“

      „Hungrig? Wir hatten gerade Frühstück. Ein Ausgiebiges möchte ich meinen.“ Verwundert schaue ich ihn an.

      „Sorry, Babe, aber da war nichts dabei, was meinen Hunger hätte stillen können.“ Er zieht seine Worte in die Länge.

      Es dauert einen Moment. Dann verstehe ich.

      „Wie lange hast du schon nichts getrunken?“

      Er schweigt.

      „Chris! Wie lange?“, frage ich fordernd nach.

      „Etwa drei Tage“, gibt er zögernd zu.

      „Drei Tage? Ist das nicht etwas lange? Nicht, dass ich mich da auskenne, aber hey, es sollte dir nicht gerade schwerfallen, jemanden zum Aussaugen zu finden, oder?“ Ich klinge etwas gereizter als beabsichtigt.

      „Wir trinken nicht immer frisches Blut. Ich muss mir also nicht zwingend jemanden zum Aussaugen suchen. Wir ernähren uns durchaus auch von Blutbeuteln, weißt du.“

      „Und warum hast du dir keinen gegönnt?“, hake ich nach. „Weißt du eigentlich ... Fuck ... Chris, deine Augen ... Ich ...“

      Er sieht mich mit einem Blick an, der mir im Normalfall Angst eingejagt hätte. Doch ein kleines vertrautes Summen in mir beruhigt mich und normalisiert meinen Herzschlag.

      „Ich wollte warten“, gibt er zähneknirschend zu.

      „Warten? Worauf denn? Wenn ich vor Hunger fast umkomme, fällt mir das Warten echt schwer.“

      „Hannah, ist das nicht offensichtlich, auf was ich warten wollte? Oder besser gesagt, auf wen?“

      Ich schlucke.

      Ach so.

      Und dann weiß ich, was ich tun muss. Das Summen in mir verrät es mir.

      „Komm“, sage ich zu ihm und nehme ihn an die Hand. Ich führe ihn erst in Richtung Toiletten und anschließend in den Keller, wo ich die Personalräume des Cafés vermute. In einer abgedunkelten Ecke bleibe ich stehen und betrachte den schwer atmenden Chris. Mit tiefen dunklen Augen starrt er auf mich herab.

      „Hannah ...“ Mehr bringt er nicht hervor.

      Ich stelle mich dicht vor ihn und lege mir die braunen Locken über die Schulter, so dass er eine freie Sicht auf meinen Hals hat.

      „Hannah, nicht ...“

      „Nimm dir, was du brauchst.“

      Chris atmet noch einmal tief durch, dann senkt er seine Fangzähne in meine Halsschlagader.

      Ein Keuchen entfährt mir, als er meine Haut durchbohrt und den ersten Schluck aus meiner Ader nimmt. Ich bin wie berauscht. Taumele. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

      Er umfasst mit einer Hand gekonnt meine Hüfte und drückt mich an sich. Mit der anderen Hand stützt er meinen Kopf, den ich ihm bereitwillig übergebe. Er brummt bei jedem Schluck an meinem Hals, während mein Unterleib sich dabei auf die süßeste Art und Weise zusammenzieht.

      Mir bleibt nichts anderes übrig als mich fester an ihn zu pressen und meine Hüften gegen seine zu drücken.

      „Chris, oh Gott, ich ...“ Ich stöhne auf.

      Sein Saugen an meinem Hals raubt mir den Verstand und bringt mich weiter an eine Schwelle, die mehr als nur Lust bedeutet. Ich kralle meine Hände in seinen Rücken. Seine Muskeln sind gespannt. Ich spüre, wie sie arbeiten, während er mich an sich drückt.

      „Chris, bitte! Ich ...“, bringe ich atemlos hervor, doch just in diesem Augenblick löst er seine Fangzähne aus meiner Haut und haucht mir einen flüchtigen Kuss auf die Bisswunde.

      „Ich weiß, Babe“, flüstert er mir ins Ohr, „und es wäre nicht das erste Mal.“

      Erschrocken schaue ich auf und er zwinkert mir zu. „Aber dieses Etablissement ist eindeutig nicht der richtige Ort für einen ...“

      „Hey, was haben Sie hier zu suchen?“

      Verdammt. Der überbemühte Kellner von vorhin.

      Ich will gerade zu einer Erklärung ansetzen, da hat Chris auch schon das Wort ergriffen. „Hey, tut mir leid. Ich wollte mit meinem Mädchen kurz alleine sein. Bitte verzeihen Sie. Wir sind sofort weg.“

      Schweigend schaut er uns an. Schließlich nickt er und verschwindet.

      Den Wink mit dem Zaunpfahl muss er uns nicht zweimal geben. Verstohlen schauen wir uns an, machen uns dann aber grinsend auf den Weg zurück nach oben.

      Sacht streiche in mit den Fingern über die Bisswunde an meinem Hals. Fühle nach, ob sie noch blutet. Doch als ich meine Hand betrachte, ist dort ... nichts.

      „Keine Sorge. Vampirbisse heilen innerhalb von Sekunden ab. Und Narben hinterlassen sie auch nicht.“ Chris hat sanft die Hand an meinen Rücken gelegt, als wir die Treppe hochgehen.

      Mein Herz pocht noch immer wie wild in meiner Brust. Ich versuche, ruhiger zu atmen, doch es gelingt mir kaum. Auch wenn die Bisswunde an meinem Hals längst abgeheilt ist, so hat sich doch in eine kleine pochende Erinnerung verwandelt, die wohlige Schauer durch meinen Unterleib jagen lässt. Himmel, was hatte er nur mit mir gemacht?

      Auf halber Treppe nach oben bleibt Chris stehen und presst mich an die Wand. Der Handlauf drückt sich schmerzhaft in meinen Rücken und für einen Moment bin ich wie erstarrt. Große blaue Augen durchdringen die meinen. Erst jetzt wird mir bewusst, wie schnell auch seine Atmung noch immer geht. Er öffnet den Mund, vermutlich um mit irgendeiner Erklärung anzusetzen, bekommt aber kein Wort heraus und leckt sich stattdessen flüchtig über die Lippen. Wie gerne ich jetzt diese Zunge wäre. Oh mein Gott, diese vollen Lippen, umrahmt von seinem Dreitagebart, der auch an meinen intimsten Stellen ein herrliches Kratzen hervorrufen würde ...

      „Hannah“, bringt er schließlich mit rauer Stimme hervor, „das war ... Ich ...“, stammelt er weiter. „Danke.“

      Dann senkt er sein Gesicht auf mich herab.

      Als unsere Lippen sich berühren, gehe ich für einen Moment in die Knie. Seine starken Arme fangen mich auf und halten mich, bis ich aufhöre zu schwanken. Langsam wandert eine seiner Hände meinen Rücken hoch und verursacht dort die schönste Gänsehaut, die mir je widerfahren ist. Ich biege meinen Rücken durch, wölbe mich ihm entgegen. Als sein Mund sich öffnet und sich seine Zunge vorsichtig aber bestimmt ihren Weg sucht, entfährt mir ein heiseres Stöhnen.

      Der Geschmack meines Blutes macht sich zwischen unseren Zungen breit und für einen Moment bin ich irritiert ob der metallischen Note. Doch auf irgendeine verruchte Art und Weise heizt mich dieser Geschmack total an und lässt mein Herz noch etwas schneller schlagen.

      Seine Hände umfassen mein Gesicht und er intensiviert seinen Kuss. Alles um uns herum scheint zu verschwimmen. Vergessen sind alle Sorgen und Zweifel, alle Wut und Unverständnis. Wir sind nur noch im Hier und Jetzt. Und verdammt, ich will nicht, dass das je wieder aufhört.

      „Ich dachte eigentlich, ich hätte mich klar ausgedrückt!“

      Der Kellner.

      Fuck.

      Nur widerwillig löst sich Chris von mir. Mit verschränkten Armen steht der Situationssprenger am Fuße der Treppe. Chris hebt beschwichtigend die Arme und wir gehen, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zurück an unseren Tisch.

      Chris grinst mich schelmisch an. Noch bevor ich mich wieder hinsetzen kann, hat er sich die angebrochene Flasche Champagner geschnappt und flüstert mir ein verschwörerisches „Komm, lass uns von hier verschwinden“ ins Ohr.

      Die Vorstellung, bei ihm zu Hause an der