Paare im Bett. Ellen Liever. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ellen Liever
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741890444
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Gramm Fett zu viel hatte.

      „Ich war im Garten und habe euch nicht gleich gehört. Entschuldigt.“ Es war nicht gelogen, warf aber ein besseres Licht auf mich als eine Entschuldigung, weil ich verschlafen hatte.

      „Ja“, sagten beide zu mir und schauten sich überrascht an. Beate hatte klare blaue Augen und dennoch ließ ihr Gesicht keine Rückschlüsse auf ihre Gedanken oder Gefühle zu. Ich hatte immer noch ihr Lachen vom Telefonat im Kopf wie einen Ohrwurm und nun stand sie still und stumm vor mir. Genau so wirkte Karsten auf mich. Obwohl er mich am Telefon zu diesem Termin überredet hatte, stand dieser Riese nun wie ein kleiner Schuljunge vor mir. Die Lebensfreude und lebendige Art hatten sie wohl nicht mitgebracht. Ich hatte schon häufig erlebt, dass Paare still und verunsichert vor mir standen, wenn ich ihnen die Tür öffnete. Eine Sexualtherapie haben Paare im Gegensatz zu mir ja nicht jedes Wochenende. Auf einmal waren mir beide schlagartig sympathisch. Denn ich entdeckte an ihnen etwas, das mir gewohnt vorkam und ich von anderen Paaren kannte.

      „Kommt rein!“, wiederholte ich mich, diesmal war es weniger eine Einladung als eine Aufforderung. Ich trat noch einen weiteren Schritt von Eingang weg, damit sie sich trauten, das Haus zu betreten.

      „Unsere Sachen sind noch im Auto.“

      „Auch die Lebensmittel zum Abendessen!“

      „Sollen wir sie nicht erst holen?“

      „Kommt erst mal rein. Ihr könnt sie nachher noch holen!“, sagte ich und sie betraten das Haus. Karsten passte gerade so durch die Tür und Beate blickte kurz in den Spiegel, um zu überprüfen, ob alles richtig war.

      Nun standen sie beide im Flur, die Tür hatten wir geschlossen. Es gab keine Jacke oder Mantel, den ich ihnen abnehmen konnte. Sie wussten nicht, wie sie mich begrüßen sollten. Karsten streckte mir seinen langen Arm mit seiner großen Hand entgegen. Ich habe etwas gegen Hemmungen, von Anfang an bin ich für eine direkte Art. Ich ging an seiner Hand vorbei, öffnete meine Arme zu einer Umarmung. Er schaute mich zögerlich an. Als er sich zu mir runter bückte, merkte ich, dass er sich drauf einließ, und so umarmte ich ihn fest, deutete sogar einen Kuss auf seine linke und dann einen auf die rechte Wange an. Vertrautheit wollte ich herstellen und dies gleich mit der Begrüßung. Dazu gehört auch körperliche Nähe. Wenn einer damit Probleme hatte, wollte ich es gleich wissen. Karsten war verlegen, aber ließ sich auf meine Begrüßung ein. Ich ging nun auf Beate zu, die ebenfalls noch zögerlich neben ihm stand. Wir begrüßten uns auf die gleiche Weise. Ihre Umarmung war herzlicher, sie war es wahrscheinlich von ihren Freundinnen gewöhnt. Ich hielt sie danach noch an den Händen fest, dabei schaute ich mir ihr buntes Sommerkleid an. Der Stoff fiel leicht und hob ihre Rundungen hervor. Ich konnte es keinem Hersteller genau zu ordnen.

      „Wo hast du das her? Es sieht schön aus. Es betont deine Figur.“

      „Danke, ich habe es selber genäht!“

      „Wow!“ Das meinte ich ernst, es sah nicht nach selbst gemacht aus. Die Nähte waren akkurat gesetzt und es zeigte, dass sie Geschmack hatte, und wusste, was sie wollte, denn sie hat es für sich genäht, und trug es selbstbewusst. Darüber freute ich mich.

      Ihre Hände hielt ich weiter fest und schaute nun Karsten an, der eine einfache Jeans und Sweatshirt trug, und mich fragend ansah.

      „Ich zeige euch erst mal, wo wir unsere gemeinsame Zeit verbringen und dann könnt Ihr in Ruhe auspacken.“

      Wir gingen also durch die Räume, sie schauten sich alles genau an. Was mir gleich auffiel, war, dass sie immer eng beieinander waren, ohne sich zu berühren.

      So öffnete ich die Tür zu ihrem Bad und beide gingen gleichzeitig durch die Tür. Ohne sich anzurempeln, schritten sie durch den Türrahmen, als ob sie das immer so machten. Die Tür war nicht breit, jedes Paar wäre nacheinander durchgegangen, aber die beiden nicht.

      Als ich ihnen die Küche mit den Geräten zeigte, standen sie so eng zusammen, dass es aussah, als ob sie sich berühren würden, aber sie taten es nicht. Er war so groß und schlank und sie ging ihn bis zur Brust. Und doch schienen sie trotz ihres unterschiedlichen Körperbaus wie zwei siamesischen Zwillinge, die noch zusammengewachsen würden. Sie gingen nicht Hand in Hand, fassten sich nicht an. Keiner streichelte den anderen. Sie hielten noch nicht mal Blickkontakt miteinander. Sie blickten eher immer in die gleiche Richtung. Ihre Körperhaltung war immer die gleiche. Sie wirkten wie Synchronschwimmer außerhalb eines Wasserbeckens. Es gab wohl etwas, dass sie verband, was ich aber nicht sah. Wie ein unsichtbares Gummiband, das sie nicht weiter auseinandergehen ließ. Vielleicht sind sie so etwas wie zwei Marionetten, die untereinander mit Bindfäden verbunden sind, dachte ich. Wenn der eine seine Hand hob, folgte der Zweite mit der gleichen Bewegung. Ich kommentierte das aber nicht weiter. Ich wusste, dass ich es im Laufe des Wochenendes ansprechen würde, aber nun wollte ich es erst mal beobachten, um es zu verstehen.

      „Ich hoffe, dass ihr auch Hunger habt wie ich!“, sagte ich, als ich mit der Führung fertig war.

      „Dann holen wir am besten mal unsere Sachen.“

      „Und die Lebensmittel!“ Sie holten zuerst zwei kleine Reisetaschen und trugen sie in ihr Schlafzimmer. Als sie zum zweiten Mal vom Auto kamen, trug er eine große Kiste mit Essen und sie eine Kiste Wein. Beides stellten sie auf die große Arbeitsplatte in der Küche. Diese war in der Mitte der offenen Küche und ziemlich groß. Dort waren auch eine Spüle und der Herd. Mir war es wichtig, dass man sich beim Kochen ansehen konnte. An den Wänden standen nur Schränke, Geschirrspüler und Kühlschrank.

      „Was habt ihr denn für uns mitgebracht?“, fragte ich sie, als wir drei um die Arbeitsplatte standen.

      „Was wollen wir kochen?“ Ich war gespannt, nicht nur auf die Lebensmittel, sondern auch darauf, was sie sich überlegt hatten. Ich hatte ihnen im Brief geschrieben, dass wir das zubereiten und essen wollten, was für ihre Beziehung und für Sexleben typisch war.

      „Nudeln“, sagten sie beide. Und das synchron.

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