Mein neuer Job - Die unerhörte Geschichte der Sabine G.. Victoria Trenton. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Victoria Trenton
Издательство: Bookwire
Серия: Kleider machen Huren
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847674481
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Aufgabengebiet, daß ich als erstes beherrschen und eigenständig betreuen sollte, waren seine Mietshäuser, die sich in seinem persönlichen Privatbesitz befinden, wie er sagte, als private Altersvorsorge. Ich sollte hierbei die Mietkonten und die Abrechnungen verwalten sowie als Ansprechpartner für die jeweiligen Hausverwalter und Hausmeister fungieren. Die Kontrolle der Abrechnungen sei kein Hexenwerk, wenn wir das ein oder zweimal zusammen durchspielten, würde ich das schon beherrschen. Ich solle ihn dann später nur bei größeren Streitfragen oder Investitionsentscheidungen noch damit belästigen.

      Im Buchhaltungsprogramm richtete er mir ein Limit von 4000 Euro ein, bis zu dem ich alle Transaktionen eigenständig machen konnte. In den Firmen wo ich früher war, gab es immer das Vieraugenprinzip, selbst popelige 20 Euro mußte wenigstens ein Kollege gegenzeichnen, oder elektronisch abnicken. Bei Summen ab 200 Euro war schon der nächste Vorgesetzte einzubeziehen. Nun konnte ich also Handwerkerrechnungen oder ähnliches bis 4000 Euro abrechnen, ohne daß er überhaupt darüber informiert sein müßte. Ein wirklich komischer Vogel, dieser Mann, dachte ich: er will bestimmen, was für einen Slip ich trage, aber wenn ich 4000 Euro an einen Klempner fürs Rohrverlegen überweise, interessiert ihn das nicht weiter.

      Das war schon eine andere, eigenartige Welt, in die ich hier geraten war.

      Kapitel 3 – ein paar Besonderheiten bei der Arbeiten

      Die nächsten Arbeitstage vergingen ganz ähnlich, ich lernte mehr und mehr Aufgaben, stieg tiefer in die mir doch fremde Geschäftsmaterie ein und kehrte am späten Nachmittag immer mit der Anspannung eines Arbeitstages – und völlig neu eingekleidet – in mein Apartment zurück.

      Das ich mich immer zu Beginn meiner Arbeit umziehen muß, blieb für mich skurril, auch wenn eine gewisse Gewöhnung eintrat und ich meinen Tagesablauf darauf einstellte. So stand ich in der folgenden Woche etwas später auf, weil ich mir das Duschen sparte. Auch mit dem Schminken gab ich mir morgens weniger Mühe, aber ich würde nie ganz darauf verzichten, denn ich gehe so gut wie nie gänzlich ungeschminkt aus dem Haus. Aber als ich eines morgens einfach meinen kompletten Schminkkoffer mitbrachte, weil ich es für sinnvoller hielt, mich erst nach dem obligatorischen Bad mit der Haushälterin zu schminken – ich hatte zuvor immer darauf achten müssen, mein Gesicht nicht zu waschen und trotzdem hinterher Lidstrich, Rouge und Lippenstift kontrollieren müssen, wobei ich auf mein Sortiment aus der Handtasche beschränkt war – ermunterte mich Michaela und bot mir an, meine Schminksachen dort zu lassen, damit ich sie nicht immer mitschleppen müßte.

      Jeden Tag bekam ich nicht nur ein neues Kostüm und neue Schuhe, wobei ich dann doch das eine oder andere Mal darum bitten mußte, mir die Schuhe wiederzugeben, mit denen ich gekommen war, weil die mir zur Verfügung gestellten einfach nicht paßten. Und zusätzlich bekam ich jeden Tag eine Bluse oder ein Top, Strumpfhose und Unterwäsche, die immer klassisch elegant war, mit verspielten Details wie Schleifchen, Bändern und viel Spitze. Alles war sehr hochwertig und edel.

      Langsam quoll mein Kleiderschrank über, deshalb fing ich an, die Teile, die ich als erstes bekommen hatte, wieder anzuziehen, wenn ich zur Arbeit fuhr. Das war sozusagen Recycling auf höchstem Niveau. Besonders schöne Teile behielt ich aber zunächst zu hause, denn auch meine eigenen Sachen hatte ich noch nicht zurückerhalten. Und ich hatte nicht gerade meine billigsten Sachen angezogen, da ich ja nie wußte, ob ich meinem Chef schon vor der morgendlichen Umziehaktion begegnen würde, oder ob er mich beim Eintreffen heimlich beobachtet. Denn irgendwie fühlte ich mich dort unter ständiger Beobachtung. Die Haushälterin hatte das ja auch nicht anders versprochen.

      Gerade als ich dachte, ich muß den Verbleib meiner eigenen Kleidung mal ansprechen, sprach die Haushälterin den Chef an, nachdem sie mich wie üblich zu den Büroräumen geleitete hatte. Das sie mich immer begleitete, obwohl ich den Weg selbstverständlich kannte, lies zwei Gedanken in mir aufkeimen: Entweder sie wollten mir nicht erlauben, ohne „Aufsicht“ durch das Anwesen zu laufen, oder die Übergabe durch die Haushälterin gehörte zu diesem eigentümlichen Ritual der morgendlichen Umkleideaktion. Es war letzteres, wie mir kurze Zeit später klar wurde, denn Herr Lukas bot mir an, während meiner kurzen Mittagspause die Küche und auch die anderen Räume zu benutzen. Die ersten Tage hatte uns die Haushälterin immer mit Schnittchen versorgt, was zwar ganz nett war, aber weder richtig sättigend war, noch als Dauerlösung akzeptabel. Auch der Chef wollte sich gegen ein Uhr immer gerne mal zurückziehen und bot mir daher an, die Küche mit zu nutzen, um mir mein Mittag zu bereiten, oder aufzuwärmen. Manchmal traf ich dort die Haushälterin, aber meisten saß ich dort allein mit meiner Pasta oder dem mitgebrachten Schweinebraten vom Vortag.

      Sie sagte also, als sie mich beim Chef ablieferte, die Reinigung sei da gewesen und habe meine Kleidung wieder mitgebracht. Was jetzt damit geschehen solle, ob das hier gelagert werden solle oder ob ich es mit nach Hause nehmen solle. Das schien mir eine seltsame Frage; noch bevor mein Chef, an den die Frage ja gerichtet war, antwortete, sagte ich daher, ich würde meine Sachen gern wieder mit nach Hause nehmen. Der Chef zauderte etwas, bot mir dann an, die Kleidung hier sachgerecht einzulagern. Er fügte im Ernst hinzu, es wäre ihm eine besondere Freude, wenn er meinen gesamten Fundus austauschen würde. Ich antwortete, daß ich ein paar sehr gute Teile dabei hätte, die ich auch gern in meiner Freizeit anziehe und daher gern wieder nach Hause mitnehmen möchte. Ich versuchte dies so sachlich wie möglich zu sagen, war aber über die Aussicht, meine gute Kleidung hier bei meiner Arbeit einlagern zu sollen, spürbar verärgert. Nun war es aber so, wie die Haushälterin anmerkte, daß die Reinigung alle Teile gebracht hatte, also egal ob meine eigenen oder die „recycelten“.

      Wir gingen zu dritt zu der Waschküche, einem Ort im Souterrain, wo ich zuvor noch nie gewesen war. Auf zwei kleinen Tischen waren die Büstenhalter, Höschen, Strümpfe etc. ordentlich abgelegt und an einer fahrbaren Kleiderstange hingen die Kostüme und Blusen. Wer wußte jetzt die Sachen auseinanderzuhalten? Ich kannte natürlich meine Kleider: mit dem schwarzen Kostüm, daß ich am zweiten Tag getragen hatte, verband sich eine kleine Geschichte. Ober besser, es verbanden sich damit mehrere kleine Geschichten, angefangen mit dem Kauf in der kleinen Boutique in Aschaffenburg, wo ich gerne mal reinschaue. So war es ja mit allen meinen Teilen. Aber jetzt trat Antonio Lukas vor, griff ein Teil nach dem anderen und sagte dazu: „Das schwarze hier haben Sie am Dienstag getragen, das dunkelbraune haben Sie Mittwoch angehabt... Nachdem er die Kostüme sortiert hatte, die er mir besorgt hatte, sortierte er die, mit denen ich gekommen war, ebenfalls in der richtigen Reihenfolge. Damit war für mich klar, daß er mich jeweils beim Eintreffen beobachtet hatte. War er ein Fetischist? Einer der nicht mehr kann, ohne das Objekt, das die Stellvertreterrolle einnahm? Immerhin war er Vater, aber das mußte nichts bedeuten.

      Für mich war es ein kleiner Schock, weil ich mich bespitzelt fühlte, gleichzeitig war es ein kleiner Triumph, denn ich glaubte damit etwas, was er lieber verheimlicht hätte, über ihn zu wissen, ohne daß er es mitbekommen hatte. Die Absurdität dieser Szene hätte ihm doch bewußt sein müssen. Aber es schien ihm überhaupt nicht peinlich zu sein, er blieb ganz unbefangen. Er war so sehr in seine Welt vertieft, wie ein Künstler, der beim Erschaffen seines Kunstwerkes die Welt um ihn herum vergißt. Nur was war sein Kunstwerk? War ich es, oder war es nur seine Wäsche, die ich tragen mußte, oder war es das Tragen dieser Wäsche?

      Tat ich ihm am Ende vielleicht Unrecht durch meinen leisen Verdacht, er wolle nur mit mir schlafen, oder mich als seine Mätresse? Ansonsten hatte er sich sehr zurückgehalten. Zwar hatte er sich bei meiner Einführung in die Architektur seiner EDV mit einem Stuhl dicht hinter mich gesetzt und war mir, wenn er die Tastatur oder die Maus übernahm, gefährlich dicht an mich herangekommen, so daß ich sowohl sein Rasierwasser, das er gelegentlich wechselte, als auch – zum Glück ausnahmsweise an einem einzigen Tag einmal – seinen schlechten Atem roch, aber er wahrte immer die Form.

      Es schien mir logisch, daß hier ein, sagen wir, logistisches Problem vorlag. Er war drauf und dran, meinen gesamten Fundus an Bekleidung zu ersetzen, dennoch wollte ich meine Kleider zu hause haben, schließlich gab es mehr in meinem Leben als meine Arbeit. Oder wollte er auf diese Weise Besitz von mir ergreifen, indem ich eines Tages auch in meiner persönlichen Freizeit nur in der von ihm ausgewählten Kleidung herum lief?

      An dieser Stelle erscheint