Killer & Cosa Nostra: Sammelband 4 Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742734433
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      12

      JEAN BETRAT EINEN RAUM, der von hunderten von Kerzen erleuchtet wurde. Ein Springbrunnen plätscherte und stellte die einzige Geräuschkulisse dar. Das Kerzenlicht flackerte leicht.

      Jean befand sich in einem der Meditationsräume des PRANAVINDRAMAN CENTER OF SPIRITUAL REVELATION in der 66. Straße. Er verzog das Gesicht. Es gefiel ihm schon nicht, dass man am Eingang die Schuhe ausziehen musste.

      Dies war kein Treffpunkt nach seinem Geschmack.

      Jean blickte sich um.

      Es war verdammt warm hier. Er schwitzte unter seiner Baskenmütze.

      Dann entdeckte er einen im Yogasitz verharrenden Mann mit langen Haaren und einem Bart, der ihm bis zum Brustbein hinab reichte.

      Sieht aus wie ein Jesus-Look-alike!, ging es Jean durch den Kopf.

      Der Bärtige war offenbar in einer Art tranceähnlichen Versenkung begriffen. Er hatte die Augen geschlossen. Seine Gesichtszüge wirkten gelassen und entspannt. Dass dem nicht immer so war, ließ sich an teils recht markanten Falten ablesen, die das Gesicht des Bärtigen zeichneten. Grau mischte sich bereits in die teilweise verfilzten Haare hinein. Wie ein Silberstreif. Jean schätzte ihn auf Mitte vierzig.

      Bevor der Kille auf ihn zuging, vergewisserte er sich erst, dass sie allein im Raum waren.

      Dann trat er auf den Meditierenden zu, blieb einen halben Meter vor ihm stehen.

      Der Bärtige öffnete nicht die Augen.

      "Setzen Sie sich, Jean", sagte er, ohne dass sich an seiner absolut entspannten Haltung auch nur das geringste änderte.

      "Soll ich Sie immer noch 'Birdie' nennen?", fragte Jean mit sarkastischem Unterton, während er sich eins der zahlreichen Sitzkissen zurechtlegte. 'Birdie', das 'Vögelchen', so hatte Jean den Bärtigen bei ihrer ersten Begegnung nennen sollen. Weil seine Seele in der Lage wäre, zu fliegen wie ein Vogel.

      "Auch Sie haben eine Seele, die man dazu bringen könnte, wie ein Vogel zu fliegen", erklärte Birdie.

      "Merci beaucoup, aber da fliege ich doch trotz aller Risiken immer noch lieber mit der Concorde!"

      "Ihr Hohn trifft mich nicht, Jean!"

      "Was wollen Sie von mir?"

      "Scheint, als wäre Ihr Versuch, Atkinson zu töten fehlgeschlagen."

      Jean zögerte mit der Antwort. Er ließ misstrauisch den Blick über das Meer der Kerzenlichter gleiten. "Bevor ich dazu irgendetwas sage, wüsste ich gerne..."

      "...ob hier die Gefahr besteht, dass wir abgehört werden?"

      Jetzt endlich öffnete Birdie die Augen. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Ein überlegenes Lächeln, das Jean nicht gefiel.

      "Sie haben es erfasst, Birdie!"

      "Selbst mit Richtmikrofonen wäre es sehr schwer, uns in diesem Raum abzuhören. Liegt an dem Plätschern. Und im übrigen vertraue ich den Betreibern dieses Meditationszentrums. Sie sind über jeden Zweifel erhaben. Ich komme regelmäßig hier her, um neue Kraft zu schöpfen."

      Jean atmete tief durch. "Dieser Hund scheint tatsächlich überlebt zu haben, das ist richtig."

      "Kriegen Sie das noch in den Griff?"

      "Er wird verdammt gut bewacht und trägt offenbar Unterwäsche aus Kevlar."

      "Es wird nach jedem fehlgeschlagenen Versuch schwerer werden."

      "Das fürchte ich auch."

      "Sobald wir wissen, wo sich Atkinson befindet, gebe ich Ihnen Bescheid, Jean. Und ich hoffe, dass Sie dann Ihren Fehler wiedergutmachen. Andernfalls..."

      Jean bleckte die Zähne wie ein Raubtier.

      "Sie sollten mir nicht drohen, Birdie. Das haben schon ganz andere versucht und sich dabei mehr als eine blutige Nase geholt."

      "Was Sie nicht sagen, Jean..." Die Stimme des Bärtigen klang jetzt eisig. "Aber vielleicht haben Sie recht und ich sollte jemand anderen damit betrauen..."

      "So war das nicht zu verstehen."

      "Freut mich zu hören! Übrigens gibt es eine Spur von Zeb Robbins."

      Jean hob die Augenbrauen.

      "Ach, ja?"

      "Nachdem Sie seinen Partner umgebracht und im Long Island Sound versenkt haben, wurde er wohl nervös und versucht jetzt unterzutauchen. Er hat sich an einen Mann namens Sonny Martinez gewandt, dem er Geld schuldet. Der soll ihm aus der Patsche helfen, dafür bietet Zeb Robbins ihm den umgebauten Heli zum Sonderpreis."

      "Einen Heli, der ihm nicht gehört."

      "Exakt."

      "Sie sind gut informiert, Birdie!"

      "Das Geheimnis jeden Erfolges!"

      "Vermutlich haben Sie recht!"

      Birdie holte eine Visitenkarte aus der Brusttasche seines schneeweißen Hemdes und reichte sie Jean. "Wenden Sie sich an Martinez. Ich habe ihm gesagt, dass ich jemanden schicken würde, der das Problem aus der Welt schafft!"

      13

      ES WAR VIER UHR NACHTS, als Agent Scott Cosgrove mich weckte. Er war einer der Agenten, die die Aufgabe hatten, mein Leben zu schützen - beziehungsweise das von Brent Atkinson, dessen Rolle ich ja übernommen hatte.

      "Es geht los", sagte Scott.

      "Nach Connecticut?"

      "Ja."

      Ich stand auf und machte mich fertig. Das Anlegen einer Kevlar-Weste unter der Kleidung war dabei natürlich obligatorisch.

      Milo und Fred hatten sich ebenfalls ein paar Stunden aufs Ohr gehauen. Miles Albert, ein anderer Kollege, brachte ein paar Donuts zum Frühstück mit. "Leider gab's nichts anderes hier in der Gegend!"

      "Kein Problem", meinte ich.

      Das Telefon schrillte, Milo nahm ab und schaltete auf laut, so dass wir alle mithören konnten.

      Es war unser Kollege Jay Kronburg. Er meldete sich aus einem Blockhaus in den Wäldern bei Terranova einem kleinen Nest in Connecticut, dass vermutlich aus nicht viel mehr als einem Drugstore und einer Tankstelle bestand.

      "Wir haben hier alles vorbereitet, Milo! Bislang tut sich hier nichts!"

      "Das wäre ja auch noch schöner, Jay!"

      "Die gesamte Umgebung ist mit unseren Leuten gespickt. Wenn hier jemand auftaucht, um Brent Atkinson umzubringen, wird er sein blaues Wunder erleben."

      "Dann braucht ihr mich ja wohl gar nicht mehr", grinste ich.

      Die anderen schmunzelten.

      Natürlich wusste jeder von uns, dass dem nicht so war.

      Schließlich hatten wir keine Ahnung, wie dicht uns die AUTONOMY-Leute auf den Fersen waren. Und da bedurfte es schon mehr als nur einer lancierten Pressemeldung, um die Killer in