Killer & Cosa Nostra: Sammelband 4 Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742734433
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machte eine ruckartige Bewegung, sah Clive dann mit glasigen Augen an und schluckte. Das, was er hier mitbekam, kannte Henderson nur aus Filmen. Leute wie er waren schließlich auch dazu da, Verbrechen gar nicht erst geschehen zu lassen, nicht um sie aufzuklären. Und das Sicherheitssystem des John Davis Towers galt als eines der modernsten im gesamten Big Apple.

      Henderson hob die Augenbrauen.

      "Was soll mit dem Schloss sein?"

      "Sie kennen sich besser damit aus. Hatten Sie den Eindruck, dass da irgendwie herummanipuliert wurde?"

      Er schüttelte den Kopf.

      "Nein. Ist mir ein Rätsel, wie der oder die Täter es geschafft haben, hier hereinzukommen, ohne mit der Brechstange zu agieren. Wir vom Security Service haben zwar die Möglichkeit, in die Wohnungen hineinzukommen, aber in jedem Fall ist der Scan eines Fingerabdrucks erforderlich, wie Sie ja vorhin gesehen haben. Normalerweise der Abdruck des Besitzers, in diesem Fall der Fingerprint eines autorisierten Security Guards."

      "Verstehe. Gibt es irgendeine Möglichkeit, dieses System auszutricksen?"

      "Wenn Sie nicht die richtigen Linien am Finger haben, dann nicht."

      "Wäre es möglich, den Scanner mit einer künstlichen, nachmodellierten Fingerkuppe zu täuschen?"

      "Erstens müssten Sie dann an die Original-Prints herankommen."

      "Jemand könnte in die entsprechenden Datenbanken hereingekommen sein!"

      "Aber zweitens würde der Sensor keine Fingerkuppe akzeptieren, die die Temperatur von 35 Grad Celsius unterschreitet."

      "Ich dachte, die normale Körpertemperatur liegt höher."

      "Könnte ja mal sein, dass Sie an einem frostigen Tag Ihre Handschuh vergessen haben."

      "Was ist mit entsprechend manipulierten Handschuhen aus einem sehr feinen Gewebe - Latex zum Beispiel?", mischte sich Orry ein.

      Henderson zuckte die Achseln. "Es bleibt das Problem, an die Daten heranzukommen. Übrigens lässt sich über den Zentralrechner feststellen, wann die Tür zuletzt geöffnet wurde, ob von einem Angehörigen des Sicherheitspersonals, dem Wohnungsbesitzer oder einer anderen autorisierten Person."

      In diesem Moment betraten die Erkennungsdienstler den Raum. Sie trugen weiße, hauchdünne Schutzoveralls, die verhindern sollten, dass sie ihrerseits irgendwelche Spuren hinterließen, die das Ergebnis verfälschen konnten.

      "Wir beginnen dann mit unserer Arbeit, Agent Caravaggio!", meinte einer von ihnen.

      Clive nickte und sagte dann: "Fangen Sie bitte mit dem elektronischen Schloss an." Dann wandte sich der flachsblonde Italo-Amerikaner wieder an Henderson. "Die Flure werden doch videoüberwacht, oder?"

      "Ich bringe Sie in unsere Security-Zentrale. Ich denke, da werden Sie alles vorfinden, was Sie brauchen!"

      11

      DIE SECURITY-ZENTRALE des John Davis Towers war vom feinsten. Modernste Sicherheitstechnologie fand sich hier.

      Sobald jemand versuchen, irgendeines der elektronischen Wohnungsschlösser zu manipulieren oder aufzubrechen, gab es einen Alarm.

      "Sie sehen, wir arbeiten hier auf dem neuesten Stand!", meinte Craig S. Lucas, der Sicherheitschef des Towers.

      Henderson stand etwas abseits und überließ seinem Chef das Wort.

      "Leider hat nicht einmal dieser hohe Sicherheitsstandard die Morde in Apartment 2234 C verhindern können", erwiderte Clive.

      Craig S. Lucas hob die Augenbrauen. "Absolute Sicherheit ist leider eine Illusion."

      Wenig später standen sie vor einem Bildschirm.

      Nach den gespeicherten Daten war die Tür von 2234 C zum letzten Mal am Morgen um 8.45 Uhr geöffnet worden. Vom Besitzer, wie das Protokoll auswies.

      "Es ist mir schleierhaft, wie der Täter ins Apartment gekommen ist, ohne dass das auffiel..."., murmelte Lucas.

      Die exakten Zeitangaben erleichterten das Auffinden der Videoaufzeichnung vom Flur.

      Um genau 8.44 Uhr traf ein Mann in Lederjacke und Baskenmütze vor der Apartmenttür ein. Unglücklicherweise hatte er den Kragen seiner Jacke hochgestellt, so dass von seinem Gesicht nur die Partie zwischen Nasenspitze und halber Stirn zu sehen war. Über der Schulter trug der Mann eine Sporttasche mit der Aufschrift SUPER ACTIVE. Vermutlich steckte darin die DX-3, mit der er auf den vermeintlichen Brent J. Atkinson gezielt hatte.

      Der Eindringling steckte einfach eine Chipkarte in den Schlitz des elektronischen Schlosses, die Schiebetür flog zur Seite und er trat ein.

      Craig S. Lucas fiel der Kinnladen herunter.

      Er musste unwillkürlich schlucken.

      "Könnte es sein, dass es sich um eine Person handelt, die von Mister McGraw autorisiert wurde, die Wohnung zu betreten?", fragte Orry in die entstandene Stille hinein.

      Craig S. Lucas schüttelte den Kopf.

      "Nein, dann wäre das in unseren Datensätzen verzeichnet!"

      "Wir brauchen eine Kopie des Bildmaterials", forderte Clive Caravaggio.

      Craig S. Lucas nickte. "Selbstverständlich."

      "Haben Sie die Möglichkeit, Bildausschnitte zu vergrößern?"

      "Allerdings. Was interessiert Sie?"

      "Die Hand mit der Chipkarte. Vielleicht lässt sich dabei irgendetwas erkennen, was uns weiterbringt."

      "In Ordnung, ist kein Problem."

      "Was ist mit anderen Kameraperspektiven?"

      "Sind auch vorhanden."

      "Ich möchte nämlich gerne etwas mehr von seinem Gesicht sehen."

      Aber was diesen Punkt anging, erlebte Clive eine Enttäuschung. Der Killer hatte offenbar genau gewusst, was er tat. Der sehr hohe Kragen seiner Lederjacke wurde durch einen Reißverschluss zusammengehalten. Wie ein Schlauch umfasste er den Kopf des Killers über die Ohren.

      "Ein paar biometrische Merkmale könnten wir aus dem vorhandenen Material vielleicht trotzdem gewinnen", war Orry relativ zuversichtlich. "Zum Beispiel den Abstand der Augen untereinander, zur Nase und zu den Ohren. Und wenn wir die vorhandenen Daten mit den Bilddateien unserer Archive vergleichen..."

      "...müssten wir schon großes Glück haben!", seufzte Clive.

      "Im Moment greifen wir doch nach jedem Strohhalm!"

      "Du sagst es! Und es bleibt uns wohl auch nichts anders übrig!"