„Du kennst dich wirklich gut aus“, erkannte Wal-Freya.
Das Wesen lächelte stolz. „Man hört mal dies, man hört mal das. Zuweilen sieht man auch einfach mit Augen.“
„Wie müssen wir also unsere Richtung ändern, damit wir nicht in die Stadt geraten?“, fragte die Walküre.
„Geht einfach nach links oder rechts, nicht geradeaus“, antwortete es.
„Wie lange?“, fragte Odin.
„Lange. Ganz oft werdet ihr noch Hunger haben.“
„Wieso sollten wir Umwege laufen? Ich habe keine Angst vor ein paar Djinn“, murrte Thor.
Das Wesen zischte aufgebracht. Beunruhigt drehte es den Kopf und sah in alle Richtungen.
„Du sollst das Wort doch nicht sagen“, erinnerte Juli.
„Ich laufe trotzdem keine Umwege, nur weil so ein dahergelaufenes Fressmonster es sagt.“
Trocken merkte Odin an: „Du bist der Einzige, der läuft.“
Tanngrisnir und Tanngnjostr blökten.
„Egal. Wer fürchtet schon ein paar ...“ Das Wesen hatte den Finger bereits auf den Mund gelegt. Thor sah es seufzend an. „... Meister.“
„Nimm es nicht auf die leichte Schulter! Erinnere dich daran, welche Schwierigkeiten uns Jekuthiel damals bereitet hat“, sagte Wal-Freya.
„Der hat uns gar keine Schwierigkeiten bereitet. Das war Loki“, versetzte Thor.
Das Wesen duckte sich verängstigt, als es den Namen des Djinn vernahm.
Thea bemerkte es wie alle anderen. „Kennst du ihn?“
„Sehr, sehr böser Meister. Noch nicht lange wieder da, aber sehr böse zu uns.“
Thea sah besorgt zu Wal-Freya, die ihr mit einem eindringlichen Blick zu verstehen gab, Ruhe zu bewahren. Sie drückte dem Wesen einen Apfel in die Hand, den es dankbar annahm und mit sichtbarem Genuss verspeiste. Nachdenklich fragte sie Odin: „Ist dir jemals zu Ohren gekommen, dass Dji... dass sich die hier in Muspelheim aufhalten?“
„Nein, aber in ihnen würden wir vielleicht mächtige Verbündete gegen Surtr finden“, brummte Odin.
„Verbündete?“, wiederholte Juli fassungslos.
Wal-Freya traute ihren Ohren kaum: „Hast du in Erwägung gezogen, dass sie in friedlicher Koexistenz mit den Feuerriesen leben? Wenn sie eine Stadt bewohnen und Surtr sie auf seinem Ritt hindurch nicht zerstört, werden sie sich bestimmt nicht gegen ihn stellen.“
„Ganz im Gegenteil sogar“, stimmte Thor zu.
„Also?“, fragte Juli.
„Wir gehen der Stadt aus dem Weg“, antwortete Odin.
„Wirklich jetzt?“, staunte Tom.
Odin lächelte. „Furchtloser Junge. Manchmal ist Vernunft der bessere Weg.“
Thea und hob das Kinn in Richtung des Lavagnoms. „Nehmen wir ihn mit?“
„Daran habe ich auch gerade gedacht. Kommst du mit uns, Kleiner?“, fragte Wal-Freya.
Verblüffung spiegelte sich im Gesicht des Wesens wieder. „Ich? Euch begleiten? Wozu?“
„Weil ein Riese und eine dreifaltige Göttin noch nicht genug Mitbringsel für Asgard sind“, seufzte Odin.
„Was?“, staunte das Wesen.
„Er scherzt nur“, erklärte Wal-Freya. „Du kennst dich gut aus. Du weißt doch sicher, wo Surtrs Burg liegt und wie sie aussieht.“
„Ja“, antwortete der Gnom zögernd.
„Na siehst du. Du bist alleine und du hast nichts zu Essen. Wir können deine Hilfe brauchen und wir teilen gerne.“
„Hältst du das wirklich für richtig?“, warf Thor ein.
„Du hast nur Sorge um deine Ration“, lachte Juli.
„Es ist gewiss keine schlechte Idee, jemanden bei uns zu haben, der sich auskennt“, lenkte Odin ein.
„Dieser Gnom wird uns nur ein Klotz am Bein sein“, wisperte Thor.
„Ach was, zu einem Holzkopf haben wir dann noch einen aus Stein“, versetzte Odin mit einem Schmunzeln.
„Ich will aber nicht mit euch reisen“, entgegnete das Wesen leichthin.
Thor deutete mit der offenen Hand auf den Lavagnom. „Seht ihr.“
„Du bist doch alleine“, sagte Thea. „Mit Freunden bist du das nicht mehr und wir haben zu Essen.“
Skepsis machte sich im Gesicht des Gnoms breit. „Freunde?“, wiederholte er.
„Ja. Freunde. Ich bin Thea. Das ist Juli, Tom, Odin, Wal-Freya und Thor. Hast du auch einen Namen?“
„Einen Namen?“, staunte er.
„Ja, wie nennt man dich?“, konkretisierte Thea.
„Sklave und unnützes Ding“, erwiderte der Lavagnom grübelnd.
„Na toll“, knurrte Juli.
Das Wesen sah schuldbewusst zu ihr hoch. „Verzeih, wenn ich Falsches gesagt habe.“
„Hast du nicht!“, sagte Odin mit Nachdruck.
„Du wirst nie wieder ein Sklave sein, wenn du uns hilfst. Das werden wir nicht zulassen“, versprach Wal-Freya.
„Ich muss euch nicht dienen?“
„Nein!“, rief Juli.
„Du zeigst uns nur den Weg“, lächelte Wal-Freya.
„Nur Weg zeigen.“ Das Wesen blickte von einem zum anderen. In seinem grauen Gesicht zeichnete sich ein Grübeln ab. „Steinbäume sind langweilig und Essen ist schlecht an diesem Ort. Vielleicht wird es lustig mit euch.“
„Ganz bestimmt. Ich lache jetzt schon“, erwiderte Thor sarkastisch.
Thea begegnete Toms Blick und grinste.
„Wenn wir ihn mitnehmen, sollten wir ihm aber einen Namen geben“, raunte Juli.
Der Lavagnom blickte verdutzt. „Mir?“
Juli nickte entschlossen. „Absolut, denn ich werde dich nicht als unnützes Ding titulieren. Du bist ein Freund und Freunde nennt man nicht so.“
„Freund sein muss schön sein“, sagte der Gnom mit einem Achselzucken.
Tom zwirbelte seine Barthärchen am Kinn. „Wie wäre es mit Rokk?“
„Wie kreativ“, höhnte Juli.
Thea nickte. „Er ist zu niedlich, um ihn so zu nennen.“
„Dann Rokki?“, empfahl Tom.
Thea zog die Augenbrauen zusammen. „Findest du, er sieht aus wie ein Boxer?“
„Wir nennen ihn Minniháttar“, schlug Wal-Freya vor.
„Das ist zauberhaft“, stimmte Juli zu. „Aber viel zu lang für so einen Krümel.“
„Du wieder!“, sagte Thea augenrollend.
Juli verschränkte die Arme. „Was denn? Ist doch wahr!“
„Minor“, schlug Thor vor.
„Wenn er dann noch nach einer Banane schreit, passt es zu Minions“, seufzte Tom.
„Oh