Rhythm of Heartbeat. M. V. Melinar. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M. V. Melinar
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260434
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hatten ja alles schon am Nachmittag erledigt gehabt.

      »Es ist noch genug zu tun.«

      So leicht wollte ich nicht aufgeben, obgleich ich eh keine Chance hatte, mir fiel nichts ein was ich hätte noch tun können.

      »Unsere einzigen beiden Gäste haben ja auch soviel Dreck gemacht«, sagte er ironisch.

      »Dann mach ich halt Papierkram.«

      »Niemals, du bringst mir doch nur alles durcheinander! Hau endlich ab.«

      Er wusste schon von vornherein, dass er gewinnen würde, egal was ich sagte, er hatte nicht vor nachzugeben. Im Gegenteil, er legte noch einen nach.

      »Wann warst du überhaupt das letzte Mal allein zuhause?

      Hau dich in die Wanne, lauf nackt durch die Gegend, irgendetwas. Und genieße es doch mal, eine Stunde für dich zu haben.«

      Also gab ich auf, drückte ihm einen Kuss auf die Wange, den er sich mit einem gespielt angewiderten Gesicht mit der Hand abwischte. Ich schnappte mir meine Schlüssel und sah noch mal auf Ben und den Unbekannten.

      Wenigstens musste ich mir nicht länger mit ansehen, wie sie bis zum Ende dort saßen und mich mit der Frage quälen, worüber sie redeten.

      Vor der Tür zog ich die warme Sommerluft ein, es roch ein wenig nach Regen. Ich beschloss einen Schritt schneller zugehen, um nicht in den Regen zu kommen, sollte meine Nase recht behalten. Da es Sommer war, hatte ich für solche Fälle keine Jacke mit, draußen war es selbst nachts angenehm warm. Der Regen wäre zwar nicht sonderlich kalt aber ich hatte auch keine Lust völlig durchnässt zuhause anzukommen.

      In der Madison Street, der Hauptstraße von Lamia, waren die Laternen an, es war bereits dunkel.

      In manchen Wohnungen brannte noch vereinzelt Licht. Die Straßen waren jedoch wie leer gefegt. Nur selten fuhr ein Auto an mir vorbei. Die letzten Leute, die auf dem Nachhauseweg waren, vermutlich von der Arbeit oder aus einem der anderen Lokale.

      Ich hatte noch ein ganzes Stück vor mir, als die ersten kleinen Tropfen auf dem Boden vor mir sichtbar wurden.

      Toll, ich war doch nicht schnell genug gewesen, um dem Regen zu entkommen. Um wenigstens halbwegs trocken zu bleiben, beschloss ich die Abkürzung neben der William Madison Highschool zu nehmen. Ihren Namen verdankte die Schule dem Gründer unserer Stadt.

      Dort gab es keine Laternen, der Weg war jedoch mit Platten ausgelegt, an denen man sich gut orientieren konnte. Ich kannte ihn nur zu gut, so dass ich mich selbst blind dort zurechtfinden könnte. Bedrückt dachte ich daran, dass ich das nächste Jahr ohne Jayden in der Schule verbringen musste, da er ein Jahr älter als ich war und somit schon seinen Abschluss in der Tasche hatte.

      Da ich nicht sonderlich viele Freunde dort hatte, verbrachte ich die Pausen meistens mit Jayden und seinen Freunden. Nie wurde es ihm lästig auf mich vor der Tür zum Pausenhof zu warten. Nicht einmal, als er eine seiner ersten Freundinnen hatte. Sarah Stanton, Cheerleaderin und blondes Miststück. Regelmäßig machte sie es sich zur Aufgabe, mir zu zeigen, wie weit ich ihrer Meinung nach, unter ihr stand. Missbilligend sah sie mich bei jedem Wort an das aus meinem Mund kam. Über ein halbes Jahr lang gab sie mir das Gefühl, als hätte ich keine Ahnung, von nichts.

      Bis Jayden sich schließlich und zu meinem Glück wieder von ihr trennte. Wenn sie nicht mit mir auskam, so konnte sie auch nicht die Richtige für ihn sein, erklärte mir Jayden dutzende Male. Trotzdem hatte ich immer ein schlechtes Gewissen gehabt. Und das Gefühl, als würde ich ihm und seiner Zukunft im Wege stehen. Auch wenn er mir immer wieder das Gegenteil versicherte.

      Er beschützte mich vor jedem der Böses wollte und war immer auf meiner Seite, selbst wenn ich unrecht hatte. Half mir bei den Aufgaben, die ich nicht verstand, und animierte mich dazu mich in verschiedenen Kursen anzumelden. Von denen es keiner geschafft hatte mich lang genug zu halten. Ob Kochen, Sport, Musik oder Theater, nirgendwo passte ich wirklich rein oder bewies ein besonderes Talent.

      Ich hatte keine Ahnung, was ich mit meiner Zukunft anstellen sollte. Die meisten Dinge langweilten mich nach einiger Zeit. Nun sollte ich mein letztes Jahr allein hier entlang zur William Madison Highschool gehen. Auf beiden Seiten war der Weg mit mittelhohen Hecken umzäunt. Auf der einen Seite lag der neue Sportplatz der Schule, auf der anderen war nur freies Feld bis zu den ersten Häusern und der Straße, die man in der Ferne sehen konnte. Eine beliebte Stelle für die Stadtfeiern von Lamia, die ein paarmal im Jahr stattfanden.

      Ich hörte Schritte hinter mir.

      Die ersten großen Regentropfen prasselten auf mich nieder und färbten den Gehweg vor mir in einem dunkleren grau. Irgendjemand hinter mir versuchte offenbar auch schnell aus dem Regen zu kommen. Ich sah mich einmal kurz um aber es war zu dunkel um etwas zu erkennen und der ständig kräftiger werdende Regen war auch keine große Hilfe. Also lief ich den Weg weiter mit dem Blick auf dem Boden gerichtet.

      Dabei versuchte ich, zu hören, ob die Schritte näher kamen. Unterdessen beschleunigte ich selbst etwas.

      Das Wasser lief mir am Gesicht herunter trotz gesenktem Kopf. Immer wieder musste ich mir das kalte Nass aus den Augen wischen. Der Regen prasselte nun so laut auf den Boden, dass ich unmöglich sagen konnte, ob noch jemand hinter mir war oder nicht. Angestrengt versuchte ich trotzdem, zwischen dem Lärm etwas heraus zu filtern.

      Keine Chance!

      Plötzlich merkte ich wie jemand mich fest von hinten packte und zu Boden warf. Ich schlug heftig mit dem Kopf auf die Gehwegplatten. Der Schmerz durchzuckte meinen Körper, ich war mir sicher, dass er blutete. Kurze zeit war mir als würde ich mein Bewusstsein verlieren. Es kribbelte stark in meiner Zunge und es sauste nur so in meinen Ohren. Der Regen war für mich zu einem leisen Rauschen geworden. Doch von einer Sekunde auf die andere war ich wieder klar. Denn mir wurde wieder ins Gedächtnis gerufen, das ich nicht alleine war.

      Sofort stellte sich mein Körper auf Flucht ein. Ich versuchte mich unter meinen Angreifer raus zu winden und krallte meine Hände in den harten Boden. Mit aller Kraft zog ich, aber bewegte mich nicht einen Millimeter.

      Er schlug mir in die Seite, um mich zu stoppen. Ich hörte ein lautes Knacken, war jedoch, zu aufgebracht um noch etwas zu fühlen.

      Ich schnappte nach Luft. Ich würde ersticken, mein Mund füllte sich mit einer warmen Flüssigkeit. Mit aller Kraft schlug ich nach dem Angreifer und brach mir dabei einen Finger. Den Kleinen vermutete ich. Es war als würde ich gegen eine Wand schlagen. Es kam nicht mal ein Zucken von meinem Gegner. Ich dachte es müsste ein Mann sein. Eine Frau würde niemals soviel Kraft haben. Nicht das es mich in diesem Moment sonderlich interessiert hat, wer es war der mich dort festhielt.

      Er gab ein merkwürdiges Knurren von sich. Anscheint hatte er nicht damit gerechnet das ich mich so wehren würde. Er hob mich ein Stück hoch und ließ mich abermals hart auf den Boden schlagen.

      Bei dem Versuch zu schreien bekam ich nur ein Husten zustande, der wieder drohte mich zu ersticken. In meiner Panik sah ich ihn auf mein Gesicht zu steuern, seins war für mich nicht mehr zu erkennen. Meine Sinne schwanden langsam. Aber ich wollte mich nicht so einfach ergeben!

      Ich versuchte mich von ihm weg zu drehen und mein Gesicht auf dem Boden zu verbergen. Um dann erneut meine Flucht zu planen. Dabei spürte ich einen starken Schmerz in meiner rechten Schulter, der letzte der mich doch zur Aufgabe zwang. Vor meinen Augen sah ich nichts mehr. Druck baute sich in meine Ohren auf. Mein Körper fühlte sich trotz der Schmerzen merkwürdig taub an. Ich war nahe dran mein Bewusstsein zu verlieren. Schon wieder.

      Dann ließ er von mir ab. Mein Gesicht drückte ich an den vom Regen nassen Boden, während Tränen über es liefen.

      Ich rang nach Luft, meine Lunge brannte wie Feuer. Ich hatte keine Kraft mehr mich zu verteidigen, ich gab auf und wartete auf die nächste Welle der Schmerzen. Wohl oder übel musste ich sie über mich ergehen lassen und darauf hoffen, dass er mich am Leben ließ. Jedoch passierte nichts.

      Nach einer Weile bekam ich wieder etwas von meinem anfänglichen Mut zurück und versuchte mich wieder auf den Rücken zu drehen. Alles