Rhythm of Heartbeat. M. V. Melinar. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M. V. Melinar
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260434
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hast du geschlafen?«, fragte ich, öffnete die Terrassentür und ließ Kimba, unsere Katze, nach draußen. »Wie tot«, antwortete er trocken.

      »Das ist nicht witzig!«, missbilligend sah ich ihn an.

      Er machte gerne Scherze über sein baldiges Ableben, wahrscheinlich um sich selbst zu täuschen. Aber für mich war es, spätestens seitdem die Ärzte Jayden sagten, dass es nur noch eine Frage der Zeit wäre und man ihn nicht mehr helfen konnte, überhaupt kein Spaß mehr. Und das wusste er sehr genau.

      »Ja, tut mir leid, ich habe sehr gut geschlafen.«

      Ich glaubte Jayden nicht, wollte aber auch keinen Streit mit ihm. Also setzte ich mich einfach, weiter schmollend über seine Bemerkung, auf die Couch.

      »Erzählst du mir von deinem Traum?«

      Ein schlechter Versuch das Thema zu wechseln. Ich ließ mich trotzdem darauf ein, warum ihm unnötigen Kummer machen.

      »Derselbe wie immer.«

      Eine knappe Antwort, ich war immer noch ein bisschen böse auf ihn. Ich wusste nicht, wie Menschen immer so schnell von gut auf böse und zurück gehen konnten. Mir war das unmöglich, ich brauchte immer meine Zeit.

      »Hast du dir mal überlegt jemanden danach zu fragen?«

      Ich lachte.

      »Wen denn? Etwa eine Wahrsagerin oder etwas in der Art?. Nein danke.«

      »Ich dachte eher an einen Arzt«, seine Stimme wurde etwas leiser.

      »Einen Arzt? Willst du damit etwa sagen, dass ich verrückt bin?«

      »Nein so war das nicht gemeint, Jenna. Aber vielleicht belastet dich ja etwas, dass diese Träume auslöst.«

      Jetzt merkte ich vorauf er hinaus wollte.

      »Ein Traum!«, fuhr ich ihn an, »Und nein, mich belastet nichts. Ich weiss nicht wie du darauf kommst, zu behaupten du wärst eine Belastung für mich.«

      »Na es wäre ja nur ganz normal, es ist bestimmt nicht schön den ganzen Tag von einem Kranken umgeben zu sein, dessen Tage bald gezählt sind.«

      Obwohl ich seine ganze Traurigkeit spürte, die in diesem Satz mitschwang, konnte ich mich doch nicht beherrschen.

      »In meinem Kopf ist alles Okay. Und solltest du jemals wieder so etwas Absurdes behaupten wie das du mir zur Last fällst, bringe ich dich zu einem Arzt. Denk ja nicht das du für mich entscheiden kannst was gut und was schlecht ist. Lass dir das ja nie wieder einfallen!«

      »Entschuldige, ich ...«, setzte er an, doch ich hatte genug von ihm gehört.

      »Ich fang schon mit dem Mittag an.«

      Mit diesen Worten stürmte ich aus dem Wohnzimmer in die Küche.

      Dort angekommen musste ich mich an der hellen Arbeitsplatte festhalten, mir schossen die Tränen in die Augen. Krampfhaft versuchte ich meinen Ausbruch zu unterdrücken und mich in den Griff zu bekommen, bevor ich das Schluchzen nicht mehr aufhalten konnte. Niemals wollte ich vor Jayden weinen, dass hatte ich mir geschworen. Möge kommen, was wolle. Ich suchte nach den Kartoffeln und fing an sie zu schälen, im Radio lief leise Musik, die mich ablenken sollte. Es dauerte eine Zeit, bis der gewünschte Erfolg eintraf und ich an anderes dachte.

      Zum Mittag gab es nur Kartoffeln, fertig mariniertes Fleisch und undefinierbares tiefgefrorenes Gemüse. Keiner von uns war in der Küche sonderlich begabt. Das Mittagessen lief ohne ein Wort ab.

      Auch auf dem Weg zum Laden sprach keiner von uns. Auf den Straßen war nicht viel los. Bei der Wärme waren die meisten zuhause oder an einem der Seen, die Lamia umgaben. Im Gegensatz zu den gut besuchten Eisläden wirkten die anderen Geschäfte fast als hätten sie geschlossen. Nur selten sah man einen verirrten Kunden durch die Gänge laufen, der sich die Leere zum Vorteil machte.

      Vineta lag nicht ganz am Ende der Hauptstraße. Gute zwanzig Minuten von unserem zuhause entfernt.

      Jayden schloss die Tür auf. Der Laden gehörte eigentlich seinen Vater Mitchell. Er besaß Vineta und noch zwei weitere in anderen Städten. Es war eine Kneipe, nur nicht so runtergekommen. Ab und an verirrte sich mal ein Betrunkener hier rein, wurde aber schnell wieder vor die Tür gesetzt. Solche waren hier nicht gern gesehen.

      Die meisten Leute kamen hier herein, um gemütlich beisammen zu sitzen, bei einem Glas Wein oder ähnlichem. Abends leuchteten auf den Tischen kleine Kerzen, alles war in dunklen Farben gehalten. Die Stühle und Bänke waren mit einem schicken, schwarzen Kunstleder bezogen. Hinter der Theke waren Spiegel befestigt, vor denen mit Flaschen gefüllte Regale waren. Einmal im Monat gab es einen Tanzabend im hinteren Bereich auf dem dafür ausgelegten Parkett.

      Ich schnappte mir den Eimer aus der Kammer und begann den Boden zu wischen. Obwohl es eigentlich nicht nötig wäre. Innerhalb der Woche war selten viel los. Manche Abende verbrachten wir nur zu zweit mit Kartenspielen.

      Unsere Stadt Lamia war nicht so klein, dass man jeden kannte, aber auch nicht so groß, dass einem nicht mindestens einer den man schon mal gesehen hat über den Weg lief. Um die Stadt herum waren Seen und Wälder. Für Kinder geradezu das Paradies, das dachten sich wohl auch unsere Eltern, als sie hierher zogen. Lamia war abends ab acht fast menschenleer. Und es passierten so gut wie nie Überfälle oder Ähnliches. Einfach eine harmonische kleine Stadt, mit dem üblichen Getratsche. Zum Gähnen langweilig.

      Als Kinder wollten Jayden und ich oft in die Welt hinaus, leider kamen wir nie weit, außer in den Urlauben, die wir alle paar Jahre mit unseren Familien unternahmen. Bis auch die irgendwann ausblieben, warum auch immer. Und unser Urlaub sich auf Zelten an einem der Seen beschränkte. Bis zu dem Tag an dem unsere Eltern uns verboten zusammen in einem Zelt zu schlafen, da war es auch damit aus. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln, als wäre es damit erledigt gewesen. Zwar war es zwischen mir und Jayden nie mehr als Freundschaft, dennoch amüsierten wir uns köstlich über die Versuche seiner Eltern und meines Vaters uns voneinander fern zuhalten.

      »Was ist denn so komisch?« Jayden sah mich an als hätte er mich noch niemals lächeln sehen. Es war wirklich selten.

      »Ich hab an früher gedacht.«

      Keine Ahnung was ihm dabei in den Sinn kam aber er musste ebenfalls lächeln.

      »Bist du fertig? Dann nehme ich die Stühle runter«, was immer es war an das Jayden dachte er hörte sich munter an. »Warte, ich bring die Sachen weg und helfe dir.«

      Als ich wieder kam, war er schon dabei die ersten Stühle runter zu holen. Vor ein paar Wochen hatten wir sie noch umgedreht auf die Tische gestellt, bis mir auffiel wie schwer es Jayden dabei erging sie wieder umzudrehen. Seither stellte ich sie einfach so rauf, was ihm auch nicht sehr half aber zumindest etwas, und es beruhigte mich. Ich versuchte so schnell wie möglich die anderen runter zu stellen, ohne dass Jayden bemerkte, dass ich das tat, damit er sich nicht so anstrengte. Meistens war ich mir irgendwie sicher er bemerkte es trotzdem, dann sah er mich immer mit diesem Blick an, vorwurfsvoll aber auch dankbar. Als ich zum letzten Tisch eilte, zündete Jayden bereits die ersten Kerzen an. Ich sah ihn fragend an. Es war nicht mal ganz Nachmittag und draußen schien die Sonne.

      »Damit unser Gast es auch schön hat.«

      Er grinste mich an, während ich die Nase krauszog.

      Seit ein paar Tagen hatten wir einen neuen Gast, dem Anschein nach wollte er unser Stammkunde werden, dabei war er kaum älter als wir, höchstens zwei, drei Jahre. Er kam jeden Tag zur selben Uhrzeit, setzte sich an einen der Tische direkt am Fenster, und bestellte eine Cola. Die ganze Zeit sah er aus dem Fenster als würde er auf etwas warten und sprach mit niemandem. Das machte er solange, bis wir den Laden schlossen. Manchmal musste Jayden ihn darauf hinweisen, bevor er sich auf den Weg machte.

      Ich erinnere mich sehr gut an den ersten Tag, an dem er hereinkam. Es war nicht viel los gewesen, wie meistens, als er durch die Tür bei uns in den Laden kam. Ich war in eins meiner Bücher vertieft und sah zu ihm auf. Aber er blickte nicht in meine Richtung sonder steuerte direkt zu dem Tisch, an dem er bis heute täglich sitzt. Jedoch war ich