Rhythm of Heartbeat. M. V. Melinar. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M. V. Melinar
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260434
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so aussah, als stimmte etwas mit ihm nicht. Er trug sein kastanienbraunes Haar etwas länger, sorgfältig gemacht aber dennoch wild in alle Richtungen. Es erinnerte mich daran, wie Jayden damals sein Haar trug. Er hatte einen leichten drei Tage Bart, der ihm jedoch ausgezeichnet stand, sein Gesicht wirkte männlich, doch zum gleichen Teil auch noch jungenhaft. Seine Kleidung machte den Anschein als legte er wert auf sein Aussehen. Er trug eine dunkle Anzughose und ein eng anliegendes blaues T-Shirt. Er sah alles andere als wie ein Straftäter aus, aber was wusste ich schon von Straftätern? Dennoch traute ich mich nicht, ihn zu bedienen. Irgendetwas sagte mir, ich sollte ihm lieber nicht zu nahe kommen, also schickte ich Jayden an seinen Tisch. Während ich die anderen Tische bediente, war mir jedes Mal als würde er mir mit seinen Blicken folgen. Was absurd war, warum sollte er, aber auch die nächstens Tage hielt ich mich immer von ihm fern.

      Was Jayden sehr wohl auffiel. Die ersten Tage machte er sich noch über mich lustig, bis er merkte, dass es mir sehr ernst damit war. Bald gewöhnte er sich daran, dass er als Einziger unseren neuen Stammgast bediente. Die Sticheleien konnte er dennoch nicht immer unterdrücken.

      »Glaubst du er wird heut wieder da sein?«

      Ich hoffte Jayden würde lügen um mich zu beruhigen, aber nein, er grinste frech.

      »Klar, wie jeden Tag. Gib es zu, du freust dich doch!«

      »Ich finde ihn unheimlich.« Mich schüttelte es schon wieder.

      »Ach komm, für sein gutes Aussehen kann er doch nichts.« »Aber für seine Art.«

      »Hast du schon mal mit ihm gesprochen?«

      Ich schüttelte den Kopf und wusste, dass ich diesen Kampf verlor.

      »Woher willst du dann wissen, wie seine Art ist? Schäm dich, Jenna.« Jayden streckte mir die Zunge raus.

      Ich blickte auf die Uhr, kurz vor drei, eine halbe Stunde noch.

      Langsam ging ich hinter die Theke, holte mein Buch dahinter vor und setzte mich auf meinen Stuhl. Es handelte sich um eine Liebesgeschichte. Eigentlich nicht mein Fall, aber ich hatte so eine Ahnung, dass es mit den beiden nicht gut ausging. Ich würde es nie zugeben aber ich mochte, wenn die Sache nicht gut endete. Vielleicht, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie zwei Menschen bis an ihr Lebensende glücklich und zufrieden zusammenlebten. Wenn einem von beiden am Ende etwas zustieß, hatte es für mich mehr von der Realität.

      Als die Tür aufging, fuhr ich erschrocken zusammen. Ich war so in mein Buch vertieft, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie die Zeit verging. Strafend sah ich zu Jayden rüber, der an der Anlage versuchte die Musik anzustellen, er hätte mich ruhig vorwarnen können. Mein Blick ging zurück ins Buch, ich fühlte mich schließlich nicht für die Bedienung zuständig und wollte auf keinen Fall sehen, wie er da saß und aus dem Fenster starrte.

      »So ein grimmiges Gesicht heute, Schatz?«

      Ich zuckte schon wieder zusammen, mit einem Wort aus der Richtung hatte ich nicht gerechnet.

      Ben Redford war ebenfalls einer unserer Stammkunden, mit dem unterschied, dass ich ihn normalerweise gerne sah. Wenn er mich nicht gerade zu Tode erschreckte.

      »Oh, und schreckhaft auch noch.« Er freute sich anscheinend darüber.

      »Sie hatte Angst, dass du der unheimliche Gast bist«, trällerte Jayden aus seiner Ecke.

      Ich sah ihn böse an, musste ja nicht jeder wissen!

      »Was für ein unheimlicher Gast?«

      Na was soll’s ...

      »Der, der immer dort drüben am Tisch sitzt.«

      Ich nickte kurz in die grobe Richtung.

      »Der sieht doch eigentlich ganz nett aus.«

      »Ich weiss, ich hab nur so ein Gefühl. Ist auch egal.«

      Ben sah mich ungläubig an.

      »Na egal ist es nicht, dass ist doch sonst nicht deine Art. Ich überprüf den mal für dich.«

      Super, das hatte mir noch gefehlt.

      »Ach was, lass mal gut sein«, ich hoffte nur er ließ es wirklich, »Willst du ein Bier?«

      Ich hatte bereits das Glas in der Hand. Ben trank nie etwas anderes als Bier. Von allen Gästen war er mir der liebste. Er war mehr so der väterliche Typ, obwohl er mein Opa hätte sein können. Sein Haar war bereits fast komplett grau, nur an den Seiten ließ sich noch erahnen, welche Farbe sie mal hatten. Dafür, dass sein Körper stämmig wirkte, war er noch gut unterwegs. Jeden Tag lief er fast eine Stunde bis hier her, nur nachts nahm er sich ein Taxi.

      »Klar wie immer, Schatz.«

      Ich zapfte das Bier, während die Tür des Vineta sich ein weiteres Mal öffnete. Ich versuchte nicht hinzusehen, musste aber doch, wie sollte ich mir sonst sicher sein.

      Und da war er, seine Haut wirkte blass, obwohl draußen Hochsommer war. Ich blickte auf meine Arme. Naja braun gebrannt war ich auch nicht gerade. Er ging wie immer an seinen üblichen Tisch, nur diesmal sah er nicht aus dem Fenster, sondern direkt zu mir und lächelte. Mein Herz setzte einmal spürbar aus, bevor es wild zu klopfen anfing. Mein Blick richtete sich sofort wieder auf das Bier, das ich vor Ben abstellte. Meine Hand zitterte leicht. Es kam mir vor als würde ich von irgendeinem Raubtier beobachtet, das nur darauf lauerte, dass ich einen Fehler machte. Jayden war bereits auf dem Weg zu unserem Gast und nahm die Bestellung auf. Die Musik, die er angestellt hatte, lief so leise das man nur erahnen konnte, was gespielt wurde. Es hörte sich an als würde jemand zwischendurch sprechen. Ich kam zu dem Entschluss, dass Jayden sich wohl für Radio entschieden hatte.

      Mein Buch lag noch auf der Theke. Ich griff danach und versuchte mich auf irgendetwas in diesem Buch zu konzentrieren. Mir war nicht einmal bewusst, ob ich auf der richtigen Seite war. Als ich zum wiederholten Male am Anfang des Absatzes beginnen musste, gab ich es auf, auch hatte ich eh das Gefühl diese Stelle schon einmal gelesen zu haben. Zu meiner Überraschung war der Platz vor mir leer auf dem eben noch Ben saß. Sofort schnellte mein Kopf zu dem mir mittlerweile unbeliebten Tisch.

      Wirklich, Ben saß dort und unterhielt sich mit dem unbekannten Gast. Er merkte, dass ich zu ihm sah, und lächelte mich an.

      Ich wusste nicht, ob ich sauer sein oder seinen Mut bewundern sollte. Beides war irgendwie der Fall. Meine Hoffnung war, dass er nicht erwähnte, dass ich ihn unheimlich genannt hatte. Unheimlich war auch nicht wirklich passend, eher beängstigend.

      Lauschen war von meiner Position aus unmöglich, deshalb musste ich mich wohl oder übel damit abfinden, dass ich vor morgen nicht erfahren würde, was die beiden sprachen. Irgendwann kam Jayden bei mir an mit einem Kartenspiel in der Hand. Wir gingen an einen freien Tisch in sicherer Entfernung und spielten Runde um Runde. Ich verlor meistens, trotzdem lenkte es mich ein wenig ab.

      Jayden sprach die meiste Zeit für uns beide. Nur manchmal versuchte ich, aus dem Augenwinkel, zu den beiden Männern am Fenster zu sehen. Konnte mir jedoch keinen Reim aus ihnen machen.

      Die beiden blieben unsere einzigen Gäste an diesem Abend.

      Kapitel 2

      Eigentlich ließ ich Jayden nicht gerne allein, egal ob er es selbst so wollte. Ich fühlte mich nicht wohl dabei. Heute war es etwas anderes.

      Nachdem ich zum tausendsten Mal beim Kartenspiel verloren hatte, brachte es Jayden auch keinen wirklichen Spaß mehr, also gaben wir es auf. Ben bewegte sich nicht einmal von seinem neuem Freund weg, sodass Jayden nun unsere einzigen Gäste allein bedienen durfte.

      Auf mein Buch, von dem ich mir anfangs soviel versprach, konnte ich mich weiterhin nicht wirklich konzentrieren. Entweder langweilte ich mich also oder stand im Weg rum. Bis Jayden die Nase voll von mir hatte.

      »Du gehst jetzt nach Hause, mit zwei Leuten komm ich auch alleine klar«, sagte er leicht gereizt zu mir als ich mal wieder hinter der Theke versuchte ihm auszuweichen.

      »Auf keinen Fall. Ich bleib hier und räum auf«, widersprach ich.