6. Den nun entstanden Cocktail hinunterschlucken
Nachdem ich die Brennerei Sauza besichtigt hatte, nahm ich am Kurs »Wie genieße ich einen Tequila gemäß mexikanischer ISO-9002-Norm?« teil. Leider war ich überhaupt nicht lernfähig und brauchte fünf Shots bis meine mexikanischen Lehrer zufrieden gestellt waren. Ich hatte nach absolvierter »Prüfung« einige Koordinationsprobleme und schwankte mehr schlecht als recht zur lokalen Busstation zurück. Ich hatte den Eindruck, nachdem ich wieder nüchtern war, dass innerhalb von Mexiko eine unsichtbare Linie entlang des nördlichen Wendekreises existiert. Nördlich davon erinnert Mexiko noch teilweise an den großen Nachbarn im Norden, vor allem was das halbwegs geregelte Leben angeht. Doch südlich dieser Linie begann nun wirklich das etwas chaotische Zusammen- und Durcheinander-Leben. Beispielsweise grasten nun Kühe auf dem breiten Mittelstreifen der »Autopista«. Auf der gleichen Autopista hielt der Bus auch einfach an, damit alle am Straßenrand einkaufen und gleichzeitig ein- und aussteigen konnten. Glücklicherweise haben die Autopistas oft acht Spuren, sodass vier Spuren für den Markt und haltende Autos genutzt wurden, ohne dass es zu Auffahrunfällen kam. Die Verkäufer, die die Busse betraten, um Waren darzubieten, drängelten sich oft im Gang und schrien sich gegenseitig nieder. Mittlerweile wurde im Transportbereich auch der obligatorische Esel permanent eingesetzt, hauptsächlich um die Maiskolben für die Tortillas{74} und Tacos beziehungsweise die Agaven-Herzen vom Feld nach Hause zu bringen. An den Straßenkreuzungen existierte nun auch ein rotierender Markt. Je nachdem wo gerade die Ampel auf Rot gesprungen war, wurden Zeitungen, Buritos und Haushaltwaren in den Autoschlangen angeboten. Natürlich konnte auch wahlweise die Windschutzscheibe, falls vorhanden, gereinigt werden.
Die 634 Kilometer lange Strecke von Guadalajara nach Taxco legte ich mit zweimal Umsteigen in elf Stunden zurück, ohne mich durch den Moloch Mexico D. F. quälen zu müssen. Stattdessen durfte ich wirklich erstklassigen Service im Bus genießen. Beim Einsteigen wurden Frühstück-Beutel mit Sandwich, Orangensaft und Bonbons gereicht. Die Sitze ähnelten denen von guten Fluggesellschaften in der Business Class und ließen das frühe Aufstehen sofort vergessen. Die Landschaft änderte sich relativ schnell. Anfangs fuhren wir noch durch Agaven-Felder, die im gesamten Bundesstaat Jalisco und einigen Nachbarstaaten bestellt wurden. In den restlichen Staaten wurden keine Agaven angebaut, da sie von Staats wegen nicht für die Tequila-Produktion verwendet werden dürfen. Nach dem ersten Umsteigen mit lediglich zehn Minuten Wartezeit tauchten Vulkane und Wälder auf. Nachdem ich die vorangegangene Woche meist durch Wüste gedüst war, erfreute ich mich am schönen Anblick, von Grünzeug. Die Straße stieg bis Toluca auf fast 2.700 Meter an. Daher fand ich am Wegesrand später fast ausschließlich Nadelbäume, und es sah schon wieder fast »schwarzwaldmäßig« aus. Von Toluca rollte ich anschließend erstmals auf einer relativ holprigen Straße durch das Gebirge hinunter ins 1.800 Meter hoch gelegene Taxco. Nun merkte ich, dass die Straßen schon seit Neufundland in einem einwandfreien Zustand waren. Dadurch konnte ich auch immer relativ viele Kilometer am Tag zurücklegen. Ich war gespannt, wie dies nun in der nächsten Zeit aussehen würde.
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