Bianca Anders - ihre Tochter
die Bernkes - älteres Ehepaar
die Kepplers - Eheleute mit hinfälliger Verwandter
Elfriede Oppermann - pensionierte Studienrätin
Albin - verschollener Wirtschaftsspion
Max Leitner - pensionierter Kriminalkommissar
Sicherheitsdienst:
Edmund Sandtner - Sicherheitschef
Adam Asbeck - neuestes Mitglied mit fraglicher Vita
Jonas Hauser - Computergenie
Jochen Kornreder - vormals Animateur
Alice LeBecq - seine Freundin
Frank Marek
Josef Mühlbauer
Hilda Weber
Wiebke Braun
und noch dreizehn Kollegen
Weitere Besatzungsmitglieder:
Rudolf Klopstock - Kapitän
Ferdinand Moss - Quartiermeister (Hoteldirektor)
Luis - Maître vom Steak-House
Jacques Bach - oberster Küchenchef
Salvo - Barkeeper in der »Aurora-Bar«
Luc - sein Kollege in der »American Bar«
Dr. Mertens - Schiffsarzt
Ellen Vermeer - Krankenschwester
Wassili Kurow - Mann fürs Grobe
Der Schiffsarzt hatte eine OP-Maske umgebunden.
»Ist das nicht ein bisschen übertrieben, Doc?«, fragte Adam Asbeck, der Mann vom Sicherheitsdienst, der die besorgten Blicke beunruhigter Passagiere in seinem Rücken brennen fühlte.
»Nein«, erklärte Dr. Mertens bestimmt. Er hatte einen weichen, melodischen Akzent. Vielleicht ein Ungar, dachte Asbeck. Das Schiff war deutsch, die Crew international. »Man weiß nie, was einen erwartet, wenn einer stirbt. Die Passagiere an Bord sind Weltenbummler. Theoretisch wäre sogar ein Pestfall denkbar...«
»Aber Doc, die Leute gucken schon so komisch!«
»Ach kommen Sie, die paar Meter zwischen Aufzug und Kabine! Da trifft man höchstens drei Passagiere.«
Asbeck zuckte die Schultern. Er hatte bisher neun gezählt. Heute Abend würde es ziemlich viel Gerede geben in den Speisesälen.
»Überhaupt«, fing der Bordarzt nach ein paar Schritten den langen, gut ausgeleuchteten Gang hinunter wieder an, »nach dem, was der Steward über das Aussehen der Leiche erzählt hat, könnte es sich durchaus um so etwas wie Ebola handeln. Ein hämolytisches Fieber, das zu Blutungen aus Mund und Nase geführt hat.«
Adam Asbeck blieb abrupt stehen, knapp vor der Kabinentür, die der Steward wieder abgesperrt hatte. Zwei Dutzend Sicherheitsleute an Bord der »Magic Symphony« - und ausgerechnet ihn hatte es hiermit erwischen müssen!
»Glauben Sie das wirklich, Doktor?«
Der Arzt war auch stehen geblieben. Logisch eigentlich, denn wenn Asbeck ihm nicht mit dem Generalschlüssel aufsperrte, konnte er gar nicht hinein in die Kabine. »Haben Sie auf einmal doch Angst?«
»Ich war ja schon drin«, bekannte Asbeck. »Der Steward hat als ersten mich geholt.«
»Und haben Sie ihn berührt?«
»Nur mit Handschuhen. Aber ich musste doch feststellen, ob ihm vielleicht noch zu helfen wäre.« Handschuhe gehörten zur Standardausrüstung eines jeden Sicherheitsmannes und übrigens auch aller Stewards an Bord. Schon allein deshalb, weil man gelegentlich Hilfestellung geben musste, wenn jemand seekrank über der Reling hing.
»Na, dann machen Sie sich mal nicht zu viele Sorgen! Hier, ich hab einen zweiten Mundschutz mit. Und -?«
»Was - und?«
»Was haben Sie festgestellt an dieser Leiche?«
»Dass sie - er - schon länger tot ist, mindestens acht Stunden. Die Leichenstarre ist voll ausgeprägt, auch in den unteren Extremitäten. Und die Kinnlade ist noch nicht wieder beweglich.«
»Donnerwetter, Sie scheinen sich ja auszukennen!«
Uff, dachte der Sicherheitsmann, aufpassen! »Ich war früher mal beim Ordnungsamt, da kriegt man allerhand mit.«
»Was - ein Beamter? Und das lassen Sie so einfach hinter sich?«
»Ich hatte genug von dem Ganzen«, sagte Adam Asbeck brüsk. Eigentlich hieß er ja gar nicht so, sein richtiger Name war Karl Holzinger, und er war auch nicht aus Osnabrück gebürtig, wie es in seinem Ausweis stand, sondern aus dem Markt Hallerbach im Bayerischen Wald. Wenn man dringend falsche Papiere brauchte, musste man nehmen, was man kriegen konnte. »Wollte mal etwas anderes sehen als besoffene und zugekiffte Jugendliche in Stadtparks.«
»Aber, guter Mann - Beamtenstatus - einfach sausen gelassen? Pensionsberechtigung und alle anderen Vorzüge des bemutterten Staatsdieners?«
»Tja, wissen Sie, die Wirklichkeit schaut oft anders aus. Und dazu war da noch eine Frauengeschichte, ziemlich übel. Aber lassen Sie's gut sein, Doc, zuerst sollten wir uns doch besser um den da drinnen kümmern!« Das Lügen war ihm noch nie leicht gefallen.
Der Gast der Luxuskabine war ein Mann in den Fünfzigern, leicht übergewichtig, aber auf die sportliche Art, also oben herum muskulös, nur statt des Waschbrettes ein halber Medizinball. War aber nun nicht mehr sein Problem, denn er lag tot in der Koje. Offenbar im Schlaf gestorben, seine Gesichtszüge wirkten friedlich. Getrocknete Blutspuren um Nase und Mund waren alles, was auf einen nicht natürlichen Tod hindeutete.
Adam erinnerte sich, den Mann hin und wieder unten im Casino gesehen zu haben. Und ja, auch im Steak-House. Das war keiner, der sich mit den gefräßigen Massen ums Buffett drängen mochte, nur weil es im Ticket inbegriffen war. Aber bei den horrenden Preisen, die die Reederei Joster & Colani für Kabinen mit großer Veranda verlangte, war das Edelrestaurant wahrscheinlich auch nicht mehr messbar ins Gewicht gefallen.
Der Schiffsarzt machte sich an eine grobe Untersuchung. »Wollen Sie mitschreiben?«
»Muss ich.« Adam zückte Notizblock und Kugelschreiber. »Was meinen Sie, was mir der Chef erzählt, wenn ich das hier nicht ordnungsgemäß protokolliere?« Edmund Sandtner, seines Zeichens Leiter der Security. Eine wahrhaft Respekt gebietende Persönlichkeit! »Und die Hinterbliebenen müssen benachrichtigt werden. - Was passiert denn jetzt eigentlich mit ihm? Seebestattung?«
»Ach was, wir frieren ihn ein, so wird das immer gemacht. Ist das etwa Ihr erster Toter auf See?«
»Es ist ja auch meine erste Seefahrt.«
»Na, dafür, mein Lieber, haben Sie aber einen guten Magen. Ich hab Sie gar nie unten in der Praxis gesehen, wo sich die Neuen immer reihenweise Scopolamin-Pflaster besorgen.«
Hast du eine Ahnung, dachte Adam, wie oft ich ab Southampton gereihert habe. Dass es dagegen Pflaster gab, die in der Bordapotheke kein Vermögen kosteten und die man sich einfach hinters Ohr klebte, hatte er erst erfahren, als er schon seefest geworden war. Sein Aufbruch in dieses neue Leben war etwas plötzlich gekommen und hatte ihm nicht mehr Zeit für die Lektüre von Reiseführern gelassen.
Der Arzt beugte sich unterdessen über den toten Mann, schob unter einigen Mühen - wegen der Leichenstarre - das Schlafanzugoberteil hoch und die Hose hinunter, um den Rumpf nach Wunden abzusuchen, drehte ihn auf den Bauch und wieder zurück. »Keine sichtbaren Verletzungen. Bis auf das Nasenbluten natürlich. Leber leicht vergrößert, aber nicht im pathologischen Bereich. Hm, das könnte auch an dem hier liegen.«
Er hatte die oberste Nachttischschublade geöffnet, um sich ein Bild von den Medikamenten zu machen, die der Mann