Das Israfil-Komplott. Sean D. McCarthy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sean D. McCarthy
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844257687
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auf einem der zwei Hauptbildschirme in der Sicherheitszentrale des Verteidigungsministeriums angezeigt wurde.

      Denn, was außer den jeweiligen Abteilungsdirektoren, niemand wusste: Alle Akten, welche ab der Sicherheitsstufe S 5 „Streng geheim“ eingestuft waren, lagen in ihren Stahlfächern auf einem winzigen, nicht sichtbaren Federkontakt. Um eine solche Akte ohne eine Alarmauslösung aus dem Fach herausnehmen zu können, musste eine monatlich wechselnde, 8-stellige Buchstaben- und Ziffernkombination an die Sicherheitszentrale vom jeweiligen Abteilungsdirektor telefonisch gemeldet werden. Diese schickte dann sofort zwei Feldjäger, welche diesen Abteilungsleiter persönlichen identifizieren mussten.

      Erst wenn die Sicherheitszentrale die Bestätigung dieser Feldjäger erhalten hatte, dass es sich bei der Person tatsächlich um den Abteilungsleiter handelte, welcher berechtigt war, eine Akte zu entnehmen, wurde der Federkontakt durch den wachhabenden Offizier in der Zentrale unscharf geschaltet.

      Da all dies aber nicht geschehen war, kam es zu dem Alarm und die diesbezügliche Meldung an die Überwachungszentrale enthielt binnen Bruchteilen einer Sekunde computergestützt alle wichtigen Daten: Gebäude- und Etagen-Nummer, welche Abteilung, ebenso den Namen sowie die dem zuständigen Abteilungsleiter zugewiese Notfall-Telefonnummer und sogar die Nummer des Faches, welches den Alarm auslöste.

      Auch war ein durch eine versteckte Miniaturkamera aufgenommenes Bild (intern PID, Personenident genannt) der Person zu sehen, welche sich an den Stahlfächern zu schaffen machte.

      Zusätzlich war in roten Ziffern die Telefonnummer des diensthabenden Offiziers des militärischen Abschirmdienstes (MAD) auf dem Bildschirm zu sehen.

      Diesen rief der an diesem Nachmittag in der Sicherheitszentrale des Ministeriums zuständige Offizier, ein Hauptmann, sofort an und schilderte den Sachverhalt.

      Die ihm dann erteilten Anweisungen des diensthabenden Offiziers des MAD, eines Majors, wunderten ihn kein bisschen, denn sie entsprachen genau den Vorgaben des Diensthandbuches bei so einem Ereignis:

      „Hauptmann, drucken Sie das PID sofort aus und schicken Sie unverzüglich sechs Feldjäger Ihrer Wachkompanie mit diesem PID los; diese werden das verdächtige Subjekt sofort verhaften und es samt der entwendeten Akte unverzüglich zu uns bringen.

      Wenn möglich, ist von der Schusswaffe kein Gebrauch zu machen, wenn nicht vermeidbar, dann nur kampfunfähig schießen.

      Ich will dieses Subjekt lebend, hören Sie, lebend! Und sagen Sie Ihren Feldjägern, wer von ihnen auch nur einen Blick in diese Akte, welche das Subjekt bei sich trägt, wirft, kommt die nächsten zehn Jahre nicht aus dem Bau.

      Sagen Sie auch Ihren Leuten, wenn sie es nicht schon wissen, wo wir hier auf dem Gelände zu finden sind. Anschließend rufen Sie Herrn Dr. Sinn an, er soll sofort herkommen; er weiß, wo wir sitzen!“

      15 Minuten später wurde das Subjekt in Handschellen und ziemlich derangiert, mit zerrissenem Sakko und einem bereits prächtig anschwellenden, linken Auge, dem diensthabenden Offizier des MAD übergeben:

      „Herr Major, Oberstabsfeldwebel Seeger übergibt Ihnen hiermit den Zivilisten Dr. Klaus Rastatt.

      Er wurde von uns anhand unseres PID erkannt und versuchte zu fliehen, als er uns sah. Anschließend widersetzte sich der Festnahme.

      Ebenso übergebe ich Ihnen die Akte, welche der Festgenommene bei sich trug. Ich versichere Ihnen auf unseren Diensteid, das kein Mann unseres Trupps auch nur einen Blick in die Akte geworfen hat!“

      „Gut gemacht, Soldaten, und jetzt weggetreten!“

      „Vielen Dank, Herr Major, Soldaten, in loser Formation zurück zu den Fahrzeugen!“

      Eine Stunde später, nachdem der amtierende Abteilungsdirektor von C12-12 beim MAD über den Vorfall informiert worden und von seinem fast 40 Kilometer entfernten, rechtsrheinischen Haus in Thomasberg kommend in seinem eigenen Büro eingetroffen war, griff er zum Telefon und wählte die Nummer eines Piepers.

      Als nach einer halben Stunde endlich sein Telefon läutete und eine elektronisch verzerrte Stimme sagte „Seien Sie gegrüßt, großer Meister, Urlaub zu machen ist schöner als mit Ihnen zu sprechen“ da wusste er, dass genau der am Telefon war, den er erwartet hatte, denn es waren die für diesen Monat gültigen Codeworte.

      Er antwortet mit seinem Gegen-Code „Mein Urlaub ist leider vorbei; abgesehen davon schadet Urlaub der Karriere.“

      Dann sagte er „Wir sind jetzt auf einer abhörsicheren Leitung. Sie können den Verzerrer jetzt abschalten.

      Odin, Sie, Munin und Hugin sind kompromittiert.“

      Es war einen Moment ganz still in der Leitung und dann forderte Odin ihn auf, den Sachverhalt zu schildern. Dr. Sinn tat dies ohne Umschweife und knapp und klar.

      Am anderen Ende der Leitung war es wieder ein paar Sekunden still, dann kam die knappe Anweisung „Tun Sie die nächsten zwei Tage gar nicht, aber halten Sie unseren Aktenliebhaber in Einzelhaft. Es darf ihn keiner besuchen, kein Kontakt, sei es zur Familie, zu einem Anwalt oder egal wem. Er darf weder Telefon, Fernsehen, Radio, Zeitungen oder Zeitschriften, auch keinen Computer in seiner Zelle haben. Lassen Sie ihn, sofern dies nicht bereits geschehen ist, komplett auf Fremdkörper untersuchen, im Mund, in den Ohren, Zähnen, Haaren, im Darm; lassen Sie ihm alle Kleidung wegnehmen.

      Ach ja, und lassen Sie 24 Stunden, Rund-um-die Uhr, jeweils zwei MAD-Offiziere vor seiner Zellentür Wache halten. Sie und ich wollen doch nicht, dass sich dieser Vogel etwas antut oder ihm etwas angetan wird. Sie hören am Montag mittags, genau um 12:00 h von mir.“

      Grußlos hatte Odin aufgehängt und Dr. Sinn dachte „Manieren hat der wie die Axt im Walde.“ Aber dann gestand er sich innerlich ein, dass er mit dem Risiko, mit welchem Odin und seine Raben jetzt nach dem versuchten Diebstahl ihrer Akte leben mussten, wohl auch so kurz angebunden gewesen wäre.

      Denn ihm und auch Odin war klar, dass irgendjemand von der Existenz Odins und seiner Raben offensichtlich wusste und dass die Akte lediglich benötigt wurde, Odin und seinen beiden Raben Gesichter und Personen zuzuordnen. Um diese dann zu lokalisieren und anschließend zu eliminieren.

      Kapitel 13

      Donnerstag, 25. Januar 2001

      Maui

      Für ihren letzten, gemeinsamen Urlaubsabend hatten sich die fünf so unterschiedlichen Ehepaare, welche jetzt, für alle Angestellten oder Gäste des Hotels klar ersichtlich, zutiefst miteinander befreundet waren, an diesem Tag einen gemeinsamen Tisch zum Abendessen im „Oceanside Dining“ ihres Hotels Hyatt Regency auf Maui bestellt.

      Sie hatten dem Manager des Restaurants bei der drei Abende vorher erfolgten Reservierung ein enormes Trinkgeld von 300 Dollar nur dafür in die Hand gedrückt „damit unser letzter gemeinsamer Abend so wunderbar endet, wie unser gesamter Urlaub hier war.“

      Auch hatten sie gebeten, ob die Kellner José und Joey, die sie an ihrem ersten Abend schon bedient hatten, wieder an diesem Abend für sie zur Verfügung stünden.

      „Für einen 300 Dollar Tip lasse ich sogar des Teufels Großmutter Euch bedienen“ dachte der Manager, während er den Gästen zusicherte, „dass deren Wunsch selbstverständlich erfüllt und er persönlich für einen perfekten Abend dieser wunderbaren Gäste sorgen würde.“

      Er hielt sein Versprechen; es war ihm sogar gelungen, ihren Wunsch nach sechs Flaschen Champagner Cuvée Saphir des ihm bis dahin unbekannten, französischen Champagnergutes Bouché Père et Fils zu erfüllen.

      Da die Gäste erklärt hatten, dass ihnen der Preis des Champagners wirklich nicht wichtig sei, „weil sie einen der schönsten Tage ihres Lebens feiern wollten“, hatte er den ganzen vorgestrigen Vormittag alle Weinhändler der hawaiianischen Inseln angerufen and war schließlich bei Tamura´s Weinhandlung auf Honolulu fündig geworden.

      Die hatten noch sieben Flaschen dieses Champagners, Jahrgang 1996, auf Lager, der Preis pro Flasche belief sich 105 Dollar. Nach langem Verhandeln war es ihm gelungen, für die sieben Flaschen nur den