Die zweite Postkarte. Mark S. Lehmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark S. Lehmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742706287
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ersparen. Letztendlich war und ist mir wichtig, dass sie alle weiterhin im Sender beschäftigt bleiben. Zu diesem Thema bin ich bereits mit der Personalabteilung im Gespräch und wir können alle zuversichtlich in die Zukunft blicken. Veränderung gehören zu unserem Alltag und diese haben wir bisher immer gut gemeistert.“

      „Hören Sie auf Ihre einlullenden Beruhigungspillen zu verteilen“, schimpfte es aus dem Hintergrund.

      „Was sollen wir jetzt den ganzen Tag tun?“, fragte ein weiteres Mitglied der Redaktion.

      Richtig, dachte Kurt, das ist eine sehr gute Frage. Es galt zehn Menschen, deren Sendung so eben beerdigt wurde, sinnvoll zu beschäftigen und sie dabei noch bei Laune zu halten. Kurt musste darauf achten, dass die Wogen nicht zu hoch schlugen und die Stimmung gegen ihn kippte. „Ich kann Ihnen leider diese Fragen nicht jetzt beantworten. Ich lege Wert auf möglichst viel Transparenz, daher war es mir wichtig, Sie alle schnell über die Entscheidung des Senders zu informieren, auch wenn das weitere Vorgehen noch nicht bis ins Detail durchgeplant ist. Gleichzeitig kann ich Ihnen aber zusagen, dass die Personalabteilung und ich im Sender nach neuen adäquaten Tätigkeiten für sie suchen. Wir prüfen aktuell den Stellenplan und zukünftige Bedarfe. Sobald näheres sich heraus kristallisiert, werden wir sie informieren. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.“

      Kurt stand auf, und bat den stellvertretenden Chefredakteur Hans-Peter Kowalke ihm zu folgen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Sie suchten sich ein leeres Besprechungszimmer. Es hatte Kurt nicht überrascht, dass Hans-Peter Kowalke das Wort nicht in der Redaktionssitzung ergriffen hatte. Verabredet war vor ein paar Monaten, dass Kowalke in einem Jahr in Altersteilzeit ging. Von daher hatte Kowalke nichts zu verlieren und konnte entspannt sein. Kurt kannte ihn seit Jahren. Als Huber damals den Chefredakteurposten bekam, war es Kurt wichtig einen ruhigen Gegenpol zu Huber zu haben. Kurt war sich von Anfang an bewusst, dass es ein Wagnis war, Huber die Redaktion anzuvertrauen. Huber eilte ein dynamischer und impulsiver Ruf voraus. Da die Zuschauer zahlen seinerzeit rückläufig waren, galt es eine progressive Sendung auf den Markt zu bringen, die laut genug auftritt, um von den Zuschauern wahrgenommen zu werden. Dieses war ihnen gelungen. In dieser Woche verabschiedet sich dieses Journal mit lautem Knall im Sender. Kurt bat Kowalke, den Kollegen Zuversicht und Geduld zu vermitteln. In seiner ausgeglichenen Art sagte Kowalke dieses zu, da er schon reichlich Unwetter in diesem Fernsehsender erlebt und überstanden hatte.

      In seinem Büro lehnte Kurt sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Langsam hatte er das Gefühl, dass sich die Puzzleteile zusammenfügten. Für den heutigen Tag galt es nun noch eine dienstliche Aktivität zu unternehmen. Scharzhofer befand sich zwar im Urlaub in Florida, doch er war ein Kontrollmensch und hielt auch in den Ferien Kontakt zu seiner Redaktion. Er behauptete zwar immer, dass seine große Sorge sei, dass irgendein Knallfrosch aus seiner Redaktion eine Fehlentscheidung fälle, doch Kurt vermutete, dass Scharzhofer verhindern wollte, dass irgendeiner seiner talentierten Redakteure ihn in seiner Abwesenheit als Platzhirschen verdrängen könne. Kurt hielt diese Gefahr für nicht existent. Doch der seit Jahren mal subtil mal offene Konkurrenzkampf zwischen Ellwanger und Scharzhofer zeigte auf, welche Empfindlichkeiten bei beiden Chefredakteuren existierten. Diese Fehde wurde federführend von Scharzhofer immer wieder neu forciert. Wenn dieser nun die ganzen Veränderungen innerhalb des Ressorts bei einem seiner Kontrollanrufe erfahren würde, befürchtet Kurt, dass dieses dessen Phantasien in beängstigender Weise beschleunigen würde. Daher entschied sich Kurt noch heute Scharzhofer einzuweihen.

      Kurt schaute auf die Uhr und rechnete. In Florida müsste es kurz vor zehn am Morgen sein. Er wählte die Mobiltelefonnummer von Scharzhofer und am anderen Ende meldete sich dieser.

      „Hallo Herr Scharzhofer, hier ist Kurt Assens. Ich hoffe, ich störe sie nicht gerade.“ „Nein, nicht direkt, ich sitze nur gerade im Hotel am Frühstücksbuffet. Was gibt es denn, Herr Assens?“

      Ein verstecktes Vibrato in Scharzhofer Stimme verriet Kurt dessen Anspannung.

      „Keine Sorge, Scharzhofer. In Ihrer Redaktion läuft alles wie am Schnürchen. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass wir wahrscheinlich eine Elternzeitvertretung für ihre Kollegin gefunden haben.“

      „Das klingt gut und deswegen machen Sie sich die Mühe, mich von der anderen Seite des Teiches anzurufen. Kenne ich die Vertretung?“

      „Es ist noch nicht zu hundert Prozent sicher. Aber Huber wird es wohl werden.“

      „Ein Redakteur namens Huber. Das sagt mir jetzt gar nichts.“

      Als Kurt den Namen BASTA-Huber nannte, drückte sich ein gepresster Aufschrei durch das transatlantische Kabel in seinen Gehörgang.

      Kurt schilderte die Entwicklungen der letzten Tage in kurzen Zügen.

      „Keinesfalls kann Huber in unserer Redaktion arbeiten. Er war bisher Chefredakteur und ich gehe davon aus, dass er nicht bereit ist, unter einem anderen Chefredakteur zu arbeiten“, hielt Scharzhofer ihm entgegen.

      „Huber hat Zeit, sich dieses Angebot bis morgen zu überlegen. Die Alternative ist ein Auflösungsvertrag. Vielleicht verlässt er unseren Privatsender. Aber falls nicht kommt er zu Ihnen ins Team.“

      „Herr Assens, ich fürchte Huber wird in unserer Redaktion für Missstimmung sorgen und aus Protest diverse Dinge torpedieren. Ich lasse mir meine Redaktion nicht zerschießen!“

      Der anheischende Tonfall in Scharzhofers Stimme missfiel Kurt. Am Ende dieses Arbeitstages war er zu erschöpft, um ruhig zu reagieren. „Meinen Sie, dass ich über die ganzen Probleme der letzten paar Tage gejubelt habe? Huber kommt zu Ihnen und damit basta. Ich kann leider kein Wunschkonzert veranstalten. Auch nicht für sie!“

      Die Einschätzungen von Scharzhofer hielt Kurt generell für realistisch, nur durfte er dieses nicht zugeben. Kurt merkte, dass das Gespräch an einem kritischen Punkt stand. Jetzt sollte er nicht noch mehr Benzin ins Feuer kippen, sondern versuchen, sein Gegenüber zu beruhigen.

      „Ich kann nachvollziehen, dass Sie im ersten Moment nicht begeistert sind. Gleichwohl kann ich Huber nicht in eine neue oder zerstrittene Redaktion setzen. Nur eine erfahrene Redaktion, die sehr gut geführt wird, kann dieses bewältigen.

      Da sind Sie mir als erster eingefallen, Herr Scharzhofer. Vielleicht haben Sie ja eine noch bessere Idee. Wem würden Sie, wenn Sie an meiner Stelle wäre, Huber an die Hand geben?“

      Mit dieser Frage hatte Kurt seinen eitlen Chefredakteur in die Falle gelockt und ausgeknockt. Wenn Scharzhofer nun einen anderen Namen nennt, würde er ja signalisieren, dass es jemanden gäbe, der noch besser ist als er. Diese Blöße würde er sich nicht geben.

      „Mir fällt zwar jetzt auch nichts Besseres ein, aber ich bin nicht angetan von dieser Lösung.“

      „Warten wir erst mal ab, wie Huber sich entscheidet. Jetzt denken Sie aber nicht weiter an die Arbeit. Ich hoffe, Sie erholen sich und Florida gefällt Ihnen?“

      Scharzhofer berichtete kurz von ein paar Orten, die er mit seiner Familie besucht hatte, bevor das Gespräch beendet wurde.

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