Unmögliche Aufträge: Zwei Thriller. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Серия: Extra Spannung
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742794581
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plötzlich bewusst, dass er aus dieser Sache, die gestern wie ein Spiel ausgesehen hatte, nicht herauskommen würde, ohne Schaden zu nehmen. »Ich dachte, Sie hätten wenigstens einen Wagen für mich.«

      Urbach lächelte dünn, als er die Tür auf seiner Seite aufstieß.

      »Sie wollen Ihren Vorteil wahren, wie? Wollen Sie auch Geld? Eine Prämie, wenn...«

      Eine jähe Wut umnebelte Schaakes Sinne. Er stieß die Hände vor, packte Urbachs Jackenaufschläge und zog ihn mit einem Ruck zu sich heran. Urbachs Kopf flog in den Nacken, aber er überwand den Schrecken sehr schnell. Mit einer heftigen Bewegung sprengte er Schaakes Arme. Georg warf sich über die Lehne des Fahrersitzes und packte Schaakes Schulter. Schaake ballte die Fäuste. Urbachs Gesicht nahm er nur verschwommen wahr. Er versuchte, die Benommenheit abzuschütteln.

      So war das also. Urbach betrachtete ihn als einen miesen kleinen Verräter. Einen Burschen, mit dem sie umspringen konnten, wie sie wollten.

      Er atmete tief durch, sein Blick klärte sich. Urbach sah ihn abwägend, mit einem schwer zu deutenden Ausdruck, in den hellen Augen an.

      »Wenn Sie das so sehen, steige ich aus«, erklärte Schaake. Seinen Worten fehlte die Überzeugungskraft. Wem konnte er seine Kündigung erklären?

      »Sie können nicht mehr aussteigen, mein Lieber. Keine Empfindlichkeiten. Unser Geschäft ist nicht schmutziger als andere auch. Kommen Sie endlich.«

      Urbach stieg einfach aus, und Georg öffnete die Tür auf Schaakes Seite, als der nicht sofort mit dem Riegel zurechtkam. Die Kindersicherung, schoss es durch seinen Kopf. Absicht? Zufall? Sah er schon Gespenster?

      »Ich kümmere mich um Ihr Gepäck«, sagte Georg beschwichtigend.

      Schaake trat neben Urbach. »Ich kann vielleicht nicht einfach aussteigen, aber ich kann stur sein«, sagte er.

      »Wie meinen Sie das?« Urbach blickte betont uninteressiert an der Fassade des vierstöckigen Wohnhauses, vor dem sie parkten, hinauf.

      »Ich werde meine Bedingungen von Fall zu Fall nennen«, sagte Schaake

      »Sie wohnen im dritten Stock. Aber kommen Sie. Ich will Ihnen etwas zeigen.«

      Urbach ging auf die schmale Durchfahrt zu, die hinter das Haus führte Das Gittertor stand offen. Die zementierte Hoffläche wies Risse auf, in denen Unkraut wucherte. An der Mauer zum Nachbargrundstück standen einige Personenwagen. Urbach deutete auf einen grünen BMW 318 mit Bonner Kennzeichen.

      »Den können Sie benutzen, wenn Sie unbedingt in der Gegend herumkutschieren müssen. Zufrieden?« Urbach zog eine Handvoll Schlüssel aus seiner Tasche und gab Schaake die Schlüssel für den BMW. »Die Zulassung liegt im Handschuhfach. Wenn Sie tanken, legen Sie die Quittung zu den anderen. Kommen Sie mit.«

      Urbach schloss die Hintertür auf. Er ließ Schaake an sich vorbei und schloss wieder ab. Über sich hörten sie Georg, der den Vordereingang benutzt hatte, und sich jetzt mit den Koffern abschleppte.

      »Einen Lift gibt es hier leider nicht«, sagte Urbach.

      Mit federnden Schritten, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend, stieg Schaake die Treppen hinauf. Als er oben ankam, drehte er sich nach Urbach um. Urbachs Atem ging schneller, sein Hals rötete sich. Schaake verzog die Lippen zu einem Lächeln. Er spürte einen leichten Triumph, weil er dem anderen seine körperliche Überlegenheit demonstriert hatte.

      Die Wohnung bestand aus vier Zimmern, einer Küche, der Diele und dem Bad. In jedem Raum, auch in der Küche und im Bad, befand sich ein Telefonapparat. Im Wohnzimmer standen einige Stühle, die nicht zueinander passten, und ein Fernsehapparat. Das nächstgrößere Zimmer, das einer Familie vermutlich als Schlafzimmer gedient hätte, war wie ein Büro eingerichtet. Es gab einen kleinen Schreibtisch und ein hohes Regal, dessen Fächer mit flachen Kunststoffkästen voll gestellt waren. Auf einem länglichen Konferenztisch standen ein Diaprojektor und ein Tonbandgerät. An der Decke war eine Leinwand befestigt, die mit Schnüren auf- und abgerollt werden konnte.

      Georg stellte Schaakes Koffer in den Raum neben dem Bad. Das Bett und ein schmaler Schrank stellten die einzigen Einrichtungsgegenstände dar. Die Fenstertür führte auf einen winzigen Balkon hinaus. Das Telefon stand auf dem Boden.

      Schaake öffnete die Tür zum vierten Zimmer. Hier stand links und rechts je ein doppelstöckiges Bett. Eins der beiden unteren Betten war bezogen, auf dem anderen lag ein Hartschalenkoffer. Schaake drehte sich um und sah Urbach an.

      »Georg schläft hier. Alle zwei, drei Tage hat er einen Tag frei. Dann werden Sie das Vergnügen meiner Gesellschaft haben.«

      Schaake schüttele den Kopf. »Nein«, sagte er.

      »Wie – nein?«

      Jetzt endlich war Urbach beunruhigt. Wenn Urbach eben nicht die dumme Bemerkung über Schaakes Motive gemacht hätte, hätte Schaake jetzt nicht die Grenzen seiner Möglichkeiten erprobt.

      »Sie haben erklärt, ich könne nicht mehr aussteigen, und ich habe gesagt, ich würde meine Bedingungen steilen. Nun denn – ich werde keinen Aufpasser akzeptieren.«

      »Von einem Aufpasser kann keine Rede sein!«

      »Sie können das nennen, wie Sie wollen, Ich bin aus dem Alter raus, in dem ich mit anderen die Wohnung teile.«

      »Herr Schaake! Mann, seien Sie doch vernünftig! Es ist einfacher für uns alle wenn...«

      »Nein!« Schaake hatte nicht die Absicht, sich auf Diskussionen einzulassen. Er stieß die Tür zu dem Zimmer auf, das man ihm zugedacht hatte Die Tür krachte gegen die Wand. Schaake nahm seine Koffer auf. »Ich ziehe in ein Hotel, und wir können uns dann hier treffen.« Er wuchtete die Koffer in den Flur.

      Georg trat zur Seite Er sah Urbach an, wartete offenbar auf Anweisungen. »Warten Sie!«, sagte Urbach zu Schaake.

      »Worauf?«

      »Wir haben Anweisung, hier zu wohnen.«

      »Sehen Sie! Sie müssen hier wohnen, ich nicht. Ich gehe. Wann treffen wir uns?« Schaake sah auf die Uhr. Es war Viertel vor elf. »Sagen wir, um eins?«

      Schaake lachte innerlich über Urbachs verstörtes Gesicht. Er hatte eine Kraftprobe gewonnen.

      Draußen im Treppenflur fragte er sich, was er davon hatte.

      Er fuhr mit dem BMW durch die Innenstadt, wobei er nach einem Hotel Ausschau hielt. Sie hatten noch nicht über die Spesenfrage gesprochen. Es war klar, dass er seine Auslagen ersetzt bekam, aber ob auch Hotelkosten dabei waren, wo doch die Wohnung als Quartier für ihn vorgesehen war, wusste er nicht. Aber wie auch immer, er hatte ohnehin nicht die Absicht, im Königshof oder Steigenberger abzusteigen.

      In einer schmalen Einbahnstraße zwischen dem Markt und dem Münsterplatz entdeckte er ein Schild. Stadthotel. Im Vorbeifahren sah er durch die aufgestellten Glastüren in eine kleine Halle, die einen anheimelnden Eindruck machte. Am Ende der Straße lag die Einfahrt eines Parkhauses. Schaake stellte den Wagen hinein, nahm die Koffer, und ging zum Hotel zurück.

      Schaake nahm ein Zimmer im vierten Stock. Es kostete 58 Mark, inklusive Frühstück.

      *

      Um Viertel nach eins stellte er den BMW wieder hinten auf dem Hof ab. Er musste vorn herumgehen, weil es hinten keine Klingeln gab. Die Klingelleiste vorn gab ihm keine Aufschlüsse über die Wohnung, die er suchte. Es gab acht Knöpfe und ebenso viele Namensschildchen. Handelte es sich bei allen Wohnungen in diesem Haus um geheime Wohnungen? Sagte man konspirative Wohnungen? Oder traf diese Bezeichnung nicht zu, wenn es sich um Wohnungen legaler Dienste handelte?

      Der Türöffner schnarrte. Schaake grinste flüchtig. Sie hatten nach ihm Ausschau gehalten. Er rannte die Treppen hinauf. Georg stand in der offenen Wohnungstür. Schaake sah nach dem Namensschild unter der Etagenklingel.

      Becker stand dort.

      »Herr Urbach ist im Büro«, sagte Georg.

      Urbach machte ein verdrossenes Gesicht,