Lara, fang an!. Oliver von Flotow. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oliver von Flotow
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844258561
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      Ich habe immer alle Katzen verscheucht. Nicht, dass ich Katzen nicht mag. Nein, es ging mir um Caesar. Caesar war etwas in die Jahre gekommen.

      Der alte Schnatterkopf hatte den qualvollen Tod seiner Lebenspartnerin vor ein paar Jahren erstaunlich gut verkraftet. Sie hatten sich sehr geliebt, saßen oft stundenlang nebeneinander auf der Stange und erzählten sich was. Mal kraulte er zärtlich ihren Nacken, mal tauschten sie innige, teilweise heftige Zungenküsse aus. Aber es hatte auch deutliche Dispute gegeben. Wenn sie seine Zärtlichkeiten satt hatte, konnte es schon passieren, dass sie sich gelangweilt abwandte, und er dann kreischend zu zetern anfing. Sie hatte sich davon fast immer völlig unbeeindruckt gezeigt und war mit geschlossenen Augen ihren Gedanken nachgegangen. Nur ganz selten hatte sie nach ihm gehackt, so dass sein Schimpfen für kurze Zeit erstaunt verstummt war.

      «»

      „Du kommst ja jetzt öfter“, begrüße ich sie. Ich beschließe, sie Rosana zu nennen. Ihr Fell ist fahl-beige mit ein paar weißlichen Flecken, und sie hat eine rosa Nase. Etwas scheu kommt sie näher, während ich lesend auf der Terrasse liege. Verlegen streicht sie um ein Stuhlbein herum. Sie war mir neulich schon einmal aufgefallen, als sie mit dem Kopf genussvoll in der Katzenminze wühlte.

      «»

      Dann war Caesar plötzlich alleine. Ich hatte große Trauer und Apathie erwartet, aber nichts dergleichen geschah. Er war heiter und lustig und schnatterte und schimpfte weiter. Im letzten Sommer, als ich einmal vom Garten ins Wohnzimmer zurück kam, lag sein Käfig umgestürzt auf dem Boden, das Futter war auf dem Teppich verteilt und die auslaufende Tränke hatte einen dunklen Fleck hinterlassen. Er selbst hockte munter in dem ganzen Chaos und guckte mich mit schiefem Kopf interessiert an – was ich zu diesem unerhörten Vorfall wohl sagen würde. Ich fand das Ganze ziemlich dreist. Da war sicher eine der vielen Katzen aus der Nachbarschaft in übler Absicht von der Terrasse ins Wohnzimmer geschlichen, war auf den Käfig gesprungen und hatte ihn umgeworfen. Das Getöse hatte ihr hoffentlich einen gehörigen Schrecken eingejagt.

      «»

      Rosana wagt den Sprung zu mir auf die Gartenliege. Ich bin beglückt. Überhaupt kommen jetzt viel mehr Katzen bei mir vorbei, nachdem Caesar tot ist. Zumindest bilde ich mir das ein. Neulich, an einem der lauen Sommerabende, hatte Caesar ganz ungewöhnlich laut und seltsam geschrien. Als ich dazu kam, lag er leblos auf dem Käfigboden. Etwas nachdenklich habe ich ihn im Garten unter der Weide vergraben.

      Zärtlich kraule ich Rosana den Nacken. „Wo ist eigentlich Caesar?“, fragt sie plötzlich. Ich bin erstaunt, dass sie nach ihm fragt, und höre auf zu kraulen. „Caesar ist neulich gestorben“, sage ich so lässig wie möglich. Es ist mir ein bisschen peinlich, dass ich so kurz nach seinem Tod schon dabei bin, eine neue Freundschaft zu schließen. Ich streichele sie, eine Weile ist nur ihr Schnurren zu hören. „Woran ist er denn gestorben?“, fragt sie beiläufig und schaut an mir vorbei. „Ach weißt du, der war schon alt.“ Sie schnauft hörbar, schließt zufrieden die Augen und sagt nichts weiter.

      Einsam

      Einsam steht der Kerz

      auf grünem Tannenzweig,

      Sehnsucht füllt sein Herz.

      Um ihn nichts als Schwärze.

      Er will zurück zu seiner Kerze.

      Klarstellung

      Auch wenn der Wald ist fichtig blickdicht,

      ich fick dich nicht im Dickicht.

      Landausflug

      Das Traumschiff vor Kampen! Vor dem Roten Kliff!

      Da steht ein Reederei-Wagen mit aufgepflanzter gelb-blauer Flagge. Davor ein wichtiger Mann, der nichts zu tun hat. Dahinter ein mit rot-weißem Flatterband abgesperrter Parkstreifen. Da drüben eine mit rot-weißen Hütchen markierte Ecke des Parkplatzes. Und hier läuft eine mittelschicke Frau im Sommerkleid mit einem Klemmbrett unterm Arm geschäftig irgendwo hin.

      Dieses Jahr sind die Umstände weniger günstig. Widerliche kleine tückische Wellen, nicht so eine platte See wie im letzten Jahr, als das Ausbooten der Traumschiffgäste ohne Zwischenfälle verlief. Am Strand hat man wieder einen Landungssteg improvisiert: Schwarze Bänder zwischen chromblitzenden Ständern – hatten wir die zuletzt nicht bei Peek & Cloppenburg an der Kasse gesehen? – weisen den Besuchern den Weg vom Wassersaum zu zwei extra herbei gekarrten Strandkörben. Zutritt nur für geladene Gäste. Dahinter warten erfrischende Drinks auf einigen mit weißen Tüchern verhüllten, schief stehenden Tischen. Wir sehen Dosen mit köstlichem Fanta Orange und Coca-Cola. Plastikflaschen mit evian Mineralwasser. Heute kein Champagner?

      Da rauscht schon das erste Zodiac-Boot schlingernd heran. Bunte Menschen mit Schwimmwesten in leuchtendem Orange suchen auf den rutschigen Gummiwülsten Halt. Damen in weißer Strickjacke oder in dunkelblauem Blazer mit Goldknöpfen, braungebrannte Herren mit feschem Käppi oder über die Schulter gebundenem Pulli in Erwartung eines aufregenden Landausflugs. Am Ruder stehend, ein schwarzer Mann mit rotem Hemd und rotem Halstuch. Der Kampener Strand erbebt vor so viel Exotik.

      Drei Onshore Assistants – nennt man die so? – mit hochgekrempelten Hosenbeinen streben kraftvoll auf die Ankommenden zu. Die schon erwähnten widerlichen kleinen tückischen Wellen spielen mit dem schwarzen Boot, es schaukelt vor Freude noch etwas lustiger. Seemännische Fachausdrücke zur Bewältigung der Urgewalten schwirren hin und her. Der erste spitze Schrei einer Passagierin bricht sich am Kliff. Starke Männerhände greifen nach dem umlaufenden Tau und versuchen das Boot zu halten, der Motor heult auf, der Bug steigt aus den Fluten.

      Die Zuschauer am Strand finden das spannend. In kleinen Grüppchen stehen sie zusammen und kommentieren das Geschehen. Mami, was machen die da mit dem Boot? Diese mickrigen Wellen – die müssten das Boot nur mal richtig festhalten. Geh doch helfen.

      Mittlerweile ist es den Männern gelungen, das Boot mit dem Bug auf den Strand zu ziehen. Der sportlichste Kreuzfahrer wagt sich zuerst hinaus. Sich an einem Helfer festhaltend macht er ein langes Bein und stakst es tastend ins Wasser. Eine üble Welle hebt das Heck des Bootes, der Mann schwankt, hält sich aber und landet glücklich auf zwei Beinen im kniehohen Wasser. Dünner Applaus der an Land Stehenden belohnt den Pionier und ermutigt die übrigen Passagiere zu vergleichbarer Tat.

      Hat denn niemand gesehen, dass die auf dem Heck sitzende Dame mit der weißen Strickjacke bei diesem Manöver über Bord gegangen ist?

      Aber es ist nichts passiert. Triefend stapft sie an Land, jetzt endlich von den anderen bemerkt. Man eilt erschrocken herbei. Sie lacht. Was für ein Erlebnis!

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