Dietrich merkte wohl, was in dem Jungen vorging. Auch er war nie frei von Zwängen gewesen, musste sich zuerst dem Willen des Vaters, dann dem des Bruders und immer dem des Kaisers unterordnen. So war der Lauf der Dinge, so war die Ordnung der Welt. Aber auch Nicolas würde das bald begreifen.
Der Lichtenwalder war ihm irgendwie ans Herz gewachsen. Sein Vater diente ihm immer als treuer Kampfgefährte, und sein ungerechtes Ende lag dem Grafen immer noch schwer auf der Seele. Auch dafür hasste er seinen Bruder.
„Also sei es, ich ernenne euch hiermit offiziell zu meinen Leibwachen. Ihr habt euch ständig in meiner Nähe aufzuhalten. Will einer von euch beiden frei haben, dann muss der andere uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Was meinst du dazu? Nimmst du meinen Vorschlag an?“ Der Markgraf schmunzelte leicht, was Nicolas natürlich nicht entging. Er wusste wohl, dass er eigentlich keine Wahl hatte, aber er rechnete es Dietrich hoch an, dass er ihm scheinbar die Entscheidung überließ.
„Natürlich wird dein Freund lauthals protestieren, da ja nun eure gemeinsamen Streifzüge und Badehausorgien ausfallen werden.“ Also auch davon wusste der Graf. Er hätte auch nichts anderes erwartet. „Aber da er dein bester Freund und ein wahrscheinlich wirklich aufrechter Mensch ist, wird er dir überall hin folgen.“
„Und wann soll unser Dienst beginnen?“, fragte Nicolas mit großer Zurückhaltung. Er wollte nicht zu übereifrig erscheinen, da er gern noch den letzten freien Tag mit Modorok in der Stadt verbringen wollte. Und außerdem gab es da eine mandeläugige Schönheit, die heute Abend auf ihn warten würde.
„Morgen früh. Ich gewähre euch noch einen freien Abend, damit ihr euch noch mal richtig austoben könnt und später nicht auf den Gedanken kommt, euch heimlich abzusetzen. Nun geh, unterrichte deinen Freund von seiner neuen Aufgabe.“
„Mein Herr, ich danke Euch.“ Nicolas verbeugte sich vor seinem Dienstherrn und verließ rasch dessen Gemächer. Unverzüglich eilte er in sein Zimmer, in der Hoffnung, Modorok dort zu finden.
„Du wirst es nicht glauben!“, rief er schon von der Tür aus. „Ab morgen sind wir die Leibwachen des Grafen!“
„Ach was“, sagte Modorok trocken. Ihm war es eigentlich gleich, welchen Dienst er zu versehen hatte, Hauptsache er stand in Lohn und Brot, da er ja bekanntlich nicht gerade gesegnet war mit Land und Vermögen. Aber Leibwache des Grafen von Weißenfels zu sein, bedeutete mit Sicherheit einen großen Schritt auf der Karriereleiter. Wenn auch der Dienst nicht leicht werden würde, denn der Graf war ein sehr anspruchsvoller Herr. Er verlangte von seinen Männern genauso viel, wie er selbst leistete.
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