„Dann lauf mal und frag alle, ob sie einverstanden sind. Auch wenn die Kammern noch übervoll sind, können wir nicht die Hände in den Schoß legen. Die erste Saat wird bald ausgebracht und da möchte ich gerne jede Hand hier haben. Wenn ihr in zwei Tagen los geht, könnt ihr in zwei Wochen wieder hier sein. Das müsste reichen.“
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Wie es sich auch für eine Prinzessin gehört, hat sie zunächst Dankwart und dann Anschild gefragt. Was ist dem jungen Zwerg das Herz in die Höhe gesprungen. So hoch, dass er einen dicken Kloß im Hals hatte und nur zustimmend nickte. Auch Petrissa, Dankwarts Gattin, war gerne bereit, noch einmal mit nach Kleyberch zu wandern.
Gernhelm allerdings macht ein etwas grimmiges Gesicht als er hört, dass Anschild in der Gruppe sei. Mit Argwohn und Eifersucht will er sein kleines Schwesterchen beschützen. Es ist keine Frage, dass er dabei ist.
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Gleich nachdem Carissima davon gelaufen ist, rauscht es über Sigurd und Eringus landet zu einem Überraschungsbesuch. Ganz sanft kommt er zum Stehen, was bei seiner Größe immer wieder als erstaunlich bezeichnet werden muss. Für diejenigen, die ihn noch nicht kennen sollten, hier in Kürze seine Beschreibung: Eringus, der Drache, ist am Körper 11 Schritt (ein Drittel davon Hals) und Schwanz 11 Schritt lang, also zusammen 22 Schritte. Er ist 15 und einen halben Fuß hoch, 6 und einen halben Fuß breit und seine Spannweite beträgt 31 Schritte. Eringus wiegt 250 Pfund. Er hat eine lange Schnauze mit 100 Zähnen - die Reißzähne ragen seitlich aus dem Maul, dazwischen ist eine gespaltene Zunge. Er hat kräftige Kiefer und aus seinen Nüstern wabert fast ständig Rauch. Seine Ohren sind lang und spitz und in alle Richtungen drehbar. Nichts entgeht seinen aufmerksamen Sinnen.
Der Körper ist lang, schlank, perlmuttfarben, mit starken, stabilen Beine, voll Muskeln bis zum kleinsten Zeh. Der Schwanz ist am Ende abgeflacht in Form einer Pfeilspitze mit Widerhaken. Gegen Angriffe von oben schützen aufrecht stehende Schildplatten auf der Wirbelsäule. Auf dem Kopf sind drei nach vorne gebogene Hörner von zwei Fuß Länge, das mittlere Horn ist noch eine Handbreit größer. Sein Kragen am Hals ist aufstellbar und klappert bei Bedarf laut und furchterregend. An den Füßen finden sich scharfe lange Krallen und Fersensporne als Waffen. Seine Schwingenglieder sind mit scharfen Haken versehen und seine Haut ist ein Schuppenpanzer, die nur um Augen und Maul und unter den Füßen ungeschuppt ledrig ist.
Und niemals vergessen (er wird sonst sehr böse): Drachen sind keine Tiere.
Wohl wissend, dass dem so nicht sein kann, fragt Sigurd: „Hast du das mitbekommen? Mein Töchterchen meint, mich mit List und Tücke übertölpeln zu können. Sie wird immer mehr zu einem Weib, das kleine Kind.“
„Nein, hab ich natürlich nicht.“, brummt Eringus gedanklich seine Antwort. Das ist die Art, wie Drachen mit der Sprache fähigen Wesen kommunizieren. „Ich fühl mich nicht wohl.“
„Du wirst doch nicht etwa krank? Ich wusste gar nicht, dass Drachen krank werden können.“ Sigurd ist ehrlich überrascht und besorgt. „Kann ich etwas für dich tun?“
„Ja, Drachen können auch krank werden. Nein, ich bin nicht körperlich krank. Und nein, du kannst nichts für mich tun. Ich weiß selbst nicht, was es ist. Oder wie ich es sagen soll. Es ist mehr ein Gefühl.“
„Jetzt mach ich mir aber wirklich Sorgen, Großer. Seit wann weißt du nicht, wie du etwas sagen sollst? Und seit wann gibst du etwas auf Gefühle?“
Skeptisch blickt Eringus auf den Zwergen herab. „Du machst dich über mich lustig.“
„Bewahre nein.“, lautet die grundehrliche Antwort. „Du sagst selbst immer, dass nur Tatsachen für dich zählen und jetzt kommst du und redest von Gefühlen, die dein Wohlsein beeinträchtigen. Wie passt das zusammen? Soll man sich da nicht Sorgen machen?“
„Seit Beatas Geburt vor 19 Jahren hab auch ich mich ein wenig verändert.“ Bisher hat der Drache noch niemandem von seinem Erlebnis mit dem Elben (oder was auch immer) erzählt. Also weckt diese Bemerkung Sigurds Neugier.
„Ach! Nun ja, es war denkbar knapp und wenn du sie nicht beatmet hättest oder was du da gemacht hast, hätten wir nicht den ganzen Spaß mit ihr gehabt. Ich denke immer noch …“, will der Zwerg in Erinnerung rufen, doch Eringus unterbricht ihn etwas unwirsch. „Ich war sehr oft dabei. Und wenn nicht, hab ich alles schon oft genug erzählt bekommen.“
„Ist ja gut.“, brummt nun seinerseits Sigurd, etwas beleidigt ob der Unterbrechung.
„Mir ist es ernst. Da kommt nichts Gutes auf uns zu.“
„Wie? Was? Woher? Jetzt sprich endlich und stammel hier nicht so rum.“
„Pff.“, macht Eringus zum Zeichen eines verächtlichen Missfallens. „Ich stammle nicht, ich komm nur nicht recht zu Wort.“
„Dann red endlich“, fordert Sigurd ihn gequält auf.
„Wenn ich hoch in der Luft fliege, sehe ich weit im Osten dickes schwarzes Gewölk, auf breiter Fläche ganz langsam auf uns zu kommen. Als würden die Wolken in unsere Richtung geschoben.“
„Blödsinn, du musst dich irren. Zu dieser Jahreszeit kommt das Wetter hier im Land aus dem Westen und bringt warme Luft zu uns. Man spürt es, man riecht es, man fühlt es. Was da im Osten los ist, kommt nicht hierher.“ König Sigurd ist sich sicher, dass der Drache einem Irrtum unterliegt, aber dann doch nachdenklich: „Das solltest du doch eigentlich wissen. Was ist da merkwürdig?“
„Jetzt kommst du langsam mit, Zwerg. Es ist nicht normal. Das Wetter kommt aus Westen. Vollkommen richtig. Doch die Wolken kommen aus dem Osten. Was also ist da nicht richtig? Ich weiß es nicht. Auch ist es noch viel zu weit entfernt, als dass ich mich aufmachen könnte, es zu erkunden. Ich wäre viele Tage lang hier weg und ich glaube, das wäre gerade jetzt nicht besonders vernünftig.“ Er merkt den Blick des Zwergen und ergänzt in fast resignierendem Ton: „Ich weiß, das ist auch nur ein Gefühl. Aber irgendetwas in mir sagt mir, dass ich darauf hören soll. Irgendetwas Unerklärliches.“ Recht ärgerlich aber fügt er noch hinzu: „Ich hasse Glaube und alles was dazu gehört. So verdammt unerklärlich.“
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Tatsächlich ist die Gruppe um Prinzessin Carissima nach zwei Tagen aufgebrochen und wohlbehalten in Kleyberch angekommen. Abgesehen von zwei Bettlern hat keiner versucht, sie aufzuhalten oder gar zu überfallen. Zwar lag die eine oder andere Gruppe im Hinterhalt, doch wagte sich keiner an die Zwerge. Im ganzen alten Reich und dem Wettergau ward inzwischen bekannt, dass mit diesem Volk nicht zu spaßen ist und sie sogar einstmals hier die Herren waren. Da hält man sich doch lieber respektvoll bedeckt.
Auch wenn von der eigentlichen Pracht der Festung überhaupt nichts mehr erkennbar ist, so macht der riesige Steinhaufen einen enormen Eindruck auf Carissima. Vielleicht ist es aber auch die Überwucherung durch die Pflanzen, die dem Ganzen etwas Geheimnisvolles gibt. Mit großen staunenden Augen steht sie vor den Trümmern. Obwohl es nur eine kleine Festung, eher als Vorposten zu bezeichnen, gewesen ist, lebten hier einst bis zu dreitausend Zwerginnen und Zwerge. Vieles war ähnlich der Steinenaue angeordnet, erfährt Carissima. Leider ist