„Weiß ich noch nicht. Aber eines ist bisher klar, dass ein Schiff, von dem aus die Schüsse gekommen sein müssen, von oder nach Port Cogolin, Marines oder Port Grimaud gefahren ist. Ich habe gerade mit Flo darüber gesprochen und ihr fiel ein, dass es außer den Jachthäfen, ja auch noch die alte Schiffswerft gibt, die schon seit 10 Jahren dicht ist. Die hatte ich total vergessen. Hast du jemanden, der mal kurz nachsehen könnte, ob dort irgendwelche neuere Veränderungen zu sehen sind?“ erklärte Amédé.
„Ja klar. Jean-Pierre hat noch Dienst. Den schick ich schnell raus. Soweit ich weiß gibt es dort noch den alten Anleger. Die Gebäude sind aber ziemlich kaputt“, antwortete Madeleine, griff sofort zum Telefon und schickte Jean-Pierre zur alten Werft.
Etwa 20 Minuten später meldete sich Jean-Pierre telefonisch bei Madeleine.
„Es sieht so aus, als ob hier vor kurzem etwas passiert ist. Am Kai ist so eine komisch grüne Flüssigkeit und am Pier sind frische Kratzer. Auf der Zufahrt sind meiner Meinung nach auch frische Reifenspuren und Tropfen von dem grünen Zeug“, teilte Jean-Pierre mit.
„Moment. Grüne Flüssigkeit? Madeleine, ich hab doch gestern wegen eines alten Lastwagens mit gefälschtem Kennzeichen angerufen und deine Mitarbeiter haben an der Stelle an der der Lastwagen gestanden hat auch eine grüne Flüssigkeit festgestellt. Jean-Pierre soll eine Probe der Flüssigkeit nehmen, gleich ins Labor bringen und beide Proben vergleichen lassen. Und außerdem soll er sofort von dort verschwinden. Wenn die Verbrecher auftauchen, die haben automatische Waffen. Hast du wegen dem Lastwagen schon etwas erreicht?“ überlegte Amédé.
Nachdem Madeleine ihrem Kollegen Jean-Pierre Amédé’s Auftrag weitergegeben hatte, antwortete sie:
„Ja, ich hab ihn zur Fahndung ausgeschrieben, aber bisher noch keinen Erfolg.“
„Gut, wir warten jetzt erstmal ab, was das Labor sagt. Wenn es das ist was ich denke, müssen wir das große Programm laufen lassen. Wie lange dauert das im Labor?“ erklärte Amédé.
„Im Labor, das geht schnell. In einer halben Stunde wissen wir bescheid“, antwortete Madeleine.
„Gut. Ich rufe jetzt bei Vernon und Bois an und informiere die vorab über die Anlegestelle der alten Werft. Die sollen die Spurensicherung mitbringen und mit einem Schiff die Arbeiten absichern. Wir werden kein Harakiri hier machen, zu gefährlich. Andererseits vertreiben wir so die Mörder. Egal, soll Vernon entscheiden was er will, sein Fall“, überlegte Amédé. Er telefonierte sofort mit der Küstenwache und informierte Jules Vernon und auch dass es hier eventuell um illegale Müllentsorgung gehen könnte.
„Ist le Flic de la Méditerranée wieder an Bord?“ freute sich Jules Vernon.
„Nein. Wie es weiter geht, ist ihre Sache. Aber bitte, vorsichtig sein und die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen, alle ziehen schusssichere Westen an, kapiert. Ich gehe wieder nach Hause, bzw. spätestens wenn der Laborbefund da ist. Madeleine Mora hält sie auf dem Laufenden und umgekehrt genau so“, erklärte Amédé bestimmt und legte auf.
„Chef, du willst wirklich nicht dabei bleiben?“ fragte Madeleine ungläubig.
„Weiß noch nicht. Auf jeden Fall muss ich Flo anrufen und ihr bescheid sagen, sonst macht sie sich Sorgen“, überlegte Amédé und nahm sofort sein Handy und rief zu Hause an.
„Du Schatz. Ich glaube das dauert heute hier doch länger und die Morde könnten etwas mit dem Lastwagen, du erinnerst dich, zu tun haben. Ich bleibe aber definitiv hier im Revier. Draußen müssen Vernon, Bois und Madeleine sich kümmern. Wenn ich weiß wie Vernon vorgeht, melde ich mich. Ich liebe dich und unseren Sohn, Bye bye.“
„Du bleibst aber definitiv im Polizeirevier, ja? Versprochen?“ fragte Florentine nochmal nach.
„Ja, versprochen“, antwortete Amédé und legte auf.
„Na dann warten wir mal ab, was passiert“, lächelte Amédé, „hast du Kaffee für mich?“
„Klar, Moment“, lächelte Madeleine und holte den Kaffee.
Der Liegeplatz des Fischkutters „La Rouge“ im Hafen von Toulon, lag genau gegenüber dem Liegeplatz der Schiffe der Küstenwache.
So bekam Peter Blanc immer mit, wenn die Küstenwache ablegte. Gerade als er selbst wieder zu seiner Tour aufbrechen wollte, ertönte das Signalhorn des größten und schnellsten Küstenwachenschiffes zum ablegen. Sofort stellte er seine Arbeiten ein und wartete, in welche Richtung die Küstenwache fuhr.
„Oha, die fahren in den Golf. Da werde ich heute wohl nur fischen gehen“, brummte Blanc, nahm sein Handy und sagte kurzerhand die heutige Tour ab. Der Lieferant der Fässer tobte zwar, aber das war dem alten kauzigen Kapitän egal. Er legte ab und fuhr brav zu seinen Fanggründen und fischte. Um die Küstenwache kümmerte er sich nicht mehr, auch weil er in die entgegengesetzte Richtung fuhr.
Im Polizeirevier in Cogolin saßen Amédé und Madeleine Mora beieinander und unterhielten sich, tranken Kaffee oder rauchten eine Zigarette.
Plötzlich klingelte Madeleines Telefon und Jean-Pierre teilte mit, dass es sich um unterschiedliche Substanzen handelte. Allerdings seien beide Substanzen hochgiftige chemische Verbindungen, die hauptsächlich zur Reinigung von metallischen Werkstoffen benutzt würden.
Madeleine hatte gerade den Telefonhörer aufgelegt, da rief Jules Vernon von der Küstenwache an.
„Frau Mora, ich habe gerade unser Flaggschiff auf den Weg zu der Werft, von der der Präfekt sprach, losgeschickt. Es wird in etwa einer halben Stunde ankommen. Außerdem habe ich die Spurensicherung auf den Weg gebracht. Von Ihnen benötige ich nun noch mehrere Polizeieinheiten, die das Gelände absichern. Und bitte alle, ohne Ausnahme mit schusssicheren Westen“, erklärte Vernon, „Ist der Chef noch bei ihnen?“
„Ja, der ist noch hier. Ich verbinde, Moment“, erwiderte Madeleine und gab Amédé das Telefon, um sofort alle verfügbaren Einheiten des Polizeireviers Cogolin in Marsch zu setzen.
„Vernon, was gibt es?“ fragte Amédé.
„Ich habe unser Flaggschiff und die Spurensicherung auf den Weg geschickt. Ich denke wir sollten unbedingt sofort reagieren und den Anleger überprüfen. Auch wenn die Verbrecher dadurch gewarnt werden könnten“, antwortete Vernon.
„Sehe ich genau so. Die beiden Proben habe ich untersuchen lassen. Sie sind einerseits unterschiedlich, andererseits aber nicht. Aber warten wir mal ab, was unsere eigene Spurensicherung herausfindet“, entgegnete Amédé, „ich werde jetzt nach Hause gehen. Wenn etwas wichtiges sein sollte, rufen sie bitte an.“
Amédé hatte gerade den Telefonhörer aufgelegt, als Madeleine zurückkam.
„Madeleine, deine Männer sollen nicht nur die schusssicheren Westen anlegen, die sollen auch die Maschinenpistolen mitnehmen. Und mach deinen Leuten klar, dass dies kein Spaß ist. Gut, ich fahre jetzt nach Hause. Du weißt wie du mich erreichen kannst“, erklärte Amédé ernst, „und versuche bitte diesen Lastwagen zu finden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das der Schlüssel zur Lösung des Falles ist. Sollte ich nichts von dir hören, komme ich morgen früh, bevor ich nach Toulon fahre hier vorbei. Und schreib dir bitte den Breefingtermin, morgen Nachmittag, 15 Uhr auf. Da kommst du auch.“
Anschließend verabschiedete er sich von Madeleine und fuhr nach Hause.
„Na wie sieht es aus?“ erkundigte sich Florentine, als er zu Hause war.
„Also die Spurensicherung, die Polizei Cogolin und die Küstenwache sind jetzt vor Ort. Die Ergebnisse werde ich spätestens morgen haben. Die Leitung des Falles liegt bei der Küstenwache, bei Vernon. Er ist ein guter Mann“, antwortete Amédé.
„Hauptsache, du musst da nicht raus“, erwiderte Florentine, „übrigens der Kindergarten war jetzt doch nicht im Wald. Es ist wohl kurzfristig eine Erzieherin ausgefallen, aber sie wollen morgen gehen.“
„Hoffentlich klappt