„Mir fällt gerade ein, morgen geht die Kindergartengruppe in den Wald. Bin mal gespannt was unser kleiner Held dann erzählt“, lächelte Florentine.
„Ich auch. Ich finde es aber gut, dass die das machen. Da lernen die Kinder auch etwas über die Natur“, lächelte Amédé.
„Die gehen auf jedenfall, egal wie das Wetter ist. Das heißt, wenn du ihn morgen in den Kindergarten bringst und es nach Regen aussieht, nimmst du die Gummistiefel und die Matschhose mit“, lächelte Florentine.
Plötzlich stand Henri Simon neben ihnen.
„Will auch schmusen“, brabbelte Henri Simon, kletterte auf seine Eltern und schmuste mit ihnen.
Zur gleichen Zeit machte der Fischkutter „La Rouge“ wieder am Anleger der alten verlassenen Werft, in der Nähe von Port Cogolin, fest. Wieder wurden nach Einbruch der Dunkelheit, Fässer, Säcke entladen und auf einen Lastwagen aufgeladen, sowie Fässer auf das Schiff gebracht, die wie am Abend zuvor im Meer verklappt wurden. Anschließend holte Peter Blanc seine Netze ein und fuhr nach Toulon in den Hafen.
Am nächsten Morgen, Florentine war wie immer um 5 Uhr in die Bäckerei zur Arbeit gegangen, brachte Amédé seinen Sohn in den Kindergarten. Nachdem er sich noch mit der Erzieherin kurz über den geplanten Waldaufenthalt der Kinder unterhalten hatte, fuhr er weiter zur Präfektur in Toulon zur Arbeit.
Während der Fahrt ließ er sich noch von dem Chef der Küstenwache Jules Vernon über den aktuellen Stand der Ermittlungen berichten. Anschließend legte er einen Breefingtermin fest, an dem Küstenwache, Polizei Toulon und Polizei Saint Tropez Bericht erstatten sollten.
Er erledigte einige Routinearbeiten, als auch schon die Polizeichefs aus Toulon, Saint Tropez und der Küstenwache bei ihm eintrafen und an seinem Besprechungstisch platz nahmen.
„So, schießt mal los. Was wissen wir, was haben wir?“ begann Amédé.
Zunächst begann Jules Vernon von der Küstenwache mit seinem Bericht.
„Auf einer Routinefahrt haben wir ein Motorboot gesichtet, das führerlos auf dem Meer trieb. Als wir es erreichten, stellten wir fest, dass darin drei tote Männer lagen. Alle drei erschossen, mit sehr vielen Kugeln. Auch das Motorboot war ziemlich stark durchlöchert. Eigentlich ein Wunder, dass es nicht untergegangen ist. Die Spurensicherung hat keinerlei fremde Fingerabdrücke feststellen können. Die Ballistik sagt, die Projektile stammen alle von einer, eher mehreren israelischen Uzi-Maschinenpistolen, Kaliber 9 mal 21 mm. Die Ballistiker überprüfen derzeit noch die Projektile. Im Moment gehen wir davon aus, dass die Geschäftsleute aus größerer Entfernung erschossen wurden. Die Erschossenen sind erfolgreiche Geschäftsmänner, IT-Branche, aus Lyon und waren auf dem Weg zu einer Feier in Grimaud. Einen Drogenhintergrund, oder familiäre Probleme schließen wir derzeit aus. Der Bootseigner und seine Ehefrau wollten ein paar Tage, mit zwei Geschäftsfreunden des Mannes, in ihrem Ferienhaus Urlaub machen. Die Ehefrau des Bootseigentümers ist weiterhin in ihrem Ferienhaus in Saint Tropez und kooperiert mit uns. Sie ist total fertig, nicht gespielt oder so“, erklärte Vernon.
„Ich habe einen Hintergrundcheck gemacht. Die Erschossenen sind absolut unbeschriebene Blätter, sehr erfolgreich, keine Vorstrafen, nicht einmal ein Strafzettel, definitiv keine Drogen. Wir haben die Wohnung in Saint Tropez durchsucht, keine Ergebnisse. Die Laptops haben wir auch gecheckt, nichts. Emails alle normal, nichts Auffälliges. Die Kollegen in Lyon haben die dortigen Wohnungen auf den Kopf gestellt, auch keine Ergebnisse. Nicht einmal eine Lebensversicherung oder etwas in der Art“, erzählte Gerard Bois aus Saint Tropez.
„Unsere Spurensicherung hat die Arbeit am Motorboot aufgenommen, die Leichen sind in der Gerichtsmedizin, das Boot ist sichergestellt. Erste Ergebnisse erwarte ich im Laufe des heutigen Tages“, führte Florian Babá aus Toulon aus.
„Tatort?“ fragte Amédé.
Jules Vernon trat an die Karte in Amédé’s Büro, nahm einen Stift und zeichnete die Fundstelle des Motorbootes ein, anschließend zog er eine Linie zwischen dem Jachthafen Saint Tropez und der geplanten Anlegestelle in Port Grimaud und erläuterte:
„Berechnet man nun die Strömungsverhältnisse, liegt der Tatort mit größter Wahrscheinlichkeit genau am Ausgang des Golfes, in Höhe von Saint Tropez. Folglich kommt der Täter oder kommen die Täter aus Port Cogolin, Marines des Cogolin oder Port Grimaud oder war bzw. waren auf dem Weg dahin. Allerdings haben unsere Radarkontaktaufzeichnung keinen Kontakt oder die vorgeschriebenen automatischen Schiffskennungen feststellen können.“
„Was sagen die Hafenmeister?“ fragte Amédé.
„Nach 21 Uhr keine An- oder Abfahrt. In keinem der Häfen“, erklärte Vernon.
„Da fährt doch nicht einer aus Jux und Dollerei in den Golf, erschießt nur so zum Spaß drei Männer und fährt wieder weg. Gibt es andere Anlegemöglichkeiten?“ wollte Amédé wissen.
Die Polizeichefs hatten darauf keine Antwort und sahen sich gegenseitig fragend an.
„Überprüft das und nehmt die Reviere in Cogolin und in Grimaud in die Ermittlungsgruppe auf“, bestimmte Amédé, „ich werde jetzt eine Pressemittlung herausgeben lassen, in der aber nur wenige Informationen enthalten sind. Nächster Breefingtermin ist morgen Nachmittag. Bis dahin möchte ich die Frage der Anlegemöglichkeiten geklärt haben. Die Obduktionsberichte und die Spurensicherung sollten bis dahin auch fertig sein.“
Amédé verabschiedete sich von den Beamten und ging wieder an seine Arbeit. Am Abend ließ er sich nach Hause fahren und holte Henri Simon und Florentine ab.
„Ich hab gehört, dass da ein paar Männer umgebracht worden sind. Weißt du schon etwas Näheres?“ erkundigte sich Florentine.
„Ja, das war schon Freitag, in der Nacht auf Samstag. Ich weiß von der Geschichte seit Samstag und die ist sehr mysteriös“, antwortete Amédé, „da werden drei, wie es aussieht, unbescholtene Männer einfach und offenbar grundlos über den Haufen geschossen, als sie auf dem Weg zu einem Fest in Port Grimaud sind.“
„Geht es um Drogen?“ fragte Florentine.
„Ich weiß es nicht. Die erschossenen Männer jedenfalls, haben mit Drogen nichts zu tun. Das ist bereits sicher“, erwiderte Amédé, „Tatsache ist jedenfalls, dass ein Schiff nach Port Cogolin oder Port Grimaud gefahren ist oder von dort kam, aber nicht in einem der Häfen war. Ich hab hin und her überlegt, mir fällt absolut nichts ein. Hast du vielleicht eine Idee, wo ein Schiff sonst noch anlegen könnte? Ich glaube nicht, dass die vom Wasser aus operiert haben.“
„In Port Grimaud kenn ich mich nicht so aus, aber in der Nähe von Port Cogolin gibt es, wenn ich mich recht erinnere, doch noch die alte Schiffswerft, könnte sein, dass dort noch ein Schiff anlegen kann. Aber sonst keine Ahnung“, überlegte Florentine.
„Stimmt ja. Die alte Schiffswerft, die vor 10 Jahren dicht gemacht hat. Das könnte sein“, sagte Amédé nachdenklich, dem auch sofort wieder einfiel, wie es dort früher ausgesehen hat.
„Aber du bleibst hier. Da soll sich Madeleine drum kümmern“, erklärte Florentine sofort grinsend, als sie in Amédé’s Gesicht sah.
„Ach Schatz, ich fahr nur schnell zum Polizeirevier und rede mit Madeleine. Genehmigt?“ sagte Amédé süß lächelnd.
„Okay. Aber nicht mehr, bitte. Hier sind zwei die dich brauchen“, lächelte Florentine, die wusste wie sehr es ihren Mann juckte mehr zu tun.
„Bin schnell wieder da mein Schatz“, erwiderte Amédé und war schon zur Tür hinaus.
Im Polizeirevier traf Amédé auf die noch arbeitende Madeleine.
„Hallo Madeleine, hat Vernon von der Küstenwache sich schon bei dir gemeldet?“ erkundigte sich Amédé.
„Nein, bisher nicht. Ist was los? Ich war kurz weg“ fragte Madeleine Mora, Ende 30 und seit vier