"Dann müssen die halt mal schwitzen!". Heiko Fritschen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heiko Fritschen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная деловая литература
Год издания: 0
isbn: 9783742760869
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wenn Sie den Täter darauf hinweisen können, dass eine Überwachung des Dienstwagens am Wochenende oder außerhalb der Arbeitszeiten eine strafbare Handlung nach dem Datenschutzgesetz ist. Aber so einfach ist es selten, denn man muss als Mobber schon reichlich unterbelichtet sein, sich so leicht erwischen zu lassen.

      Dann schauen Sie sich das Abfindungsangebot in Ruhe an und überlegen Sie, ob Sie Strafanzeige gegen den Täter stellen. – Und das muss nicht zwingend die Firma sein.

      Nicht nur Mobbende können austeilen, Sie können das auch. Aber bevor Sie es zum ersten Mal tun, rüsten Sie Ihre Arsenale auf: Ein subjektiver Vorwurf, den der Mobber wegwischen kann, ist für Ihre Argumentation tödlich und hilft nur dem Mobbenden. Die Aktion, über die Sie sich beschweren, sollte daher hieb- und stichfest nachgewiesen werden können.

      Es sollte nun unterschieden werden, als was die Aktion in Ihrer Argumentation bezeichnet werden sollte. Dabei wird in den folgenden Beispielen auch erklärt, warum einzelne Menschen dieses Verhalten an den Tag legen.

      3 Was ist Mobbing?

      Einige der Beispiele werden sich im Laufe der Kapitel wiederholen. Einmal, da es manchmal auf feine kleine Unterschiede ankommt, zum anderen auch, da die Beispiele aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden können.

      Neben der allgemeinen Umgangsart eines AK mit seiner Umwelt werden in der Literatur verschiedene allgemeine Gründe für das Fehlverhalten aufgeführt. In den folgenden Kapiteln werden Ihnen deshalb verschiedene Formen und Techniken des Mobbings vorgestellt. Ziel ist es, Sie bis zum Kapitel „Was tun bei Mobbing“ auf eine Weise zu sensibilisieren, dass Sie zwischen wichtigen und unwichtigen Punkten für eine Auseinandersetzung unterscheiden können.

      Als Beispiele sind hier Überforderung, Unterforderung, private Probleme, Konkurrenzdenken, Neid, Missgunst oder Unfreundlichkeit als personenbezogene Gründe zu nennen. Es gibt aber auch Gründe, die sich aus der Organisationsstruktur ergeben, wie fehlerhafte Ablaufplanung oder Aufgabenbereiche, die oft nicht klar definiert sind.

      Wichtig ist besonders, dass auch die Angst vor Fehlern ein hohes Potenzial als Auslöser für Mobbing haben kann. Der Umgang mit Fehlern in der Firma ist daher einer der wichtigsten Faktoren für das Auslösen von Mobbing. Denn die Anwendung von Techniken, um eine Zuordnung der Fehler auf die eigene Person zu verhindern, ist im früheren Management eine Schlüsselfähigkeit gewesen. In der Naivität der damaligen Zeit wurden auch belustigende Comics darüber erstellt, mit verschiedenen Strategien, Fehler zu vertuschen. Etwas scherzhaft abzutun ist häufig eine Verzweiflungstat der Verursacher. Diese Fähigkeit oder Technik geht fließend in das Mobbing über.

      Der zweite Schlüsselfaktor ist die Befähigung, wenn z.B. eine Verwaltungskraft auf jemanden mit Hands-on-Mentalität trifft. Auch unterschiedliche Weltbilder treffen aufeinander und können Mobbing auslösen.

      Um im Verlauf des Buches die Mechanismen und Gegenmaßnahmen zu erklären, müssen ein paar Unterscheidungen von Aktionen dargestellt werden. Dazu vereinbaren wir für das Buch unterschiedliche Typen von Wertungen für bestimmte Handlungen. Mobbing entsteht meist erst nach einer oder aus einer solchen Aktion heraus. Der Umgang mit diesen Taten ist der Schlüssel zur Prävention des Mobbing-Problems in einer Firma.

      3.1 Ein typischer AK

      Der AK wurde von einigen Autoren unterschiedlich definiert. Wir nehmen für den typischen AK ein Verhalten an, das – aus welchem Grund auch immer – einfach nur nervig ist, und eine Zusammenarbeit mit ihm deutlich erschwert. Die Folge ist jedoch kein direkter wirtschaftlicher Schaden für den Betrieb, wenn wir vom Motivationsverlust der Mitarbeiter durch AK einmal absehen. Der Verlust der Motivation wird durch alle negativen Aktionen begünstigt, wenn nicht sogar ausgelöst.

       Beispiel

      Sie benutzen Karten und Zeichnungen. Ihr Kollege benötigt diese für eine Besprechung am Wochenende. Am Montag kommen Sie wieder, und Ihre Karten liegen auf dem Fußboden verteilt, mit deutlich sichtbaren Fußabdrücken: Das ist ganz klar ein AK.

      Analog: Fragen Sie sich in Ihrem Urlaub, wie die Kollegen in der Zeit Ihrer Abwesenheit mit Ihrem Arbeitsplatz umgegangen sind? Warum müssen Sie überhaupt darüber nachdenken?

      Nun waren Sie dreimal im Urlaub und jedes Mal liegt im Anschluss daran Ihr Schreibtisch mit Unterlagen aus Ihren Ordnern durcheinandergebracht voll. Frage: Nutzen die Kollegen diese Unterlagen auch, wenn Sie nicht im Urlaub sind? Wenn Sie die zweite Frage klar mit Nein beantworten können, ist die Motivation des Kollegen fragwürdig.

      AK-Verhalten wird gerne zusätzlich zu den anderen Strategien angewendet. Alles, was sich eindeutig einem AK-Verhalten zuordnen lässt, kann durch Gespräche und Therapien für den Täter gelöst werden.

      3.2 Ein typischer Doofling

      Viele Aktionen gegen Kollegen werden durch fachliche Unkenntnis oder schlicht durch schlampige Arbeit ausgelöst, häufig gepaart mit einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden für den Betrieb.

       Beispiel

      Da der Key-Account-Manager die finale Vertragsverhandlung durchführt, überarbeitet er die für ihn fehlerhafte Vertragsgrundlage. Er benutzt eine falsche Kalkulation, ohne Rückfrage mit dem Verantwortlichen zu halten – jährlicher Schaden 50.000 €, Laufzeit der Verträge 9 Jahre, also ergibt sich allein daraus ein 450.000 €-Schaden. Als der verantwortliche Betriebsleiter nachfragt, kommt ein „Ups, da habe ich wohl danebengegriffen.“

      Für die betriebliche Zielerreichung muss der Betriebsleiter – und müssen seine Mitarbeiter vor Ort – nun einen zusätzlichen Gewinn von 50.000 € jährlich erwirtschaften, nur um die Ausgangsituation erneut zu erreichen. Für eine gute Zusammenarbeit ist eine solche Aktion und das Verhalten des Auslösers nicht förderlich.

      Dummheit ist nicht strafbar.

      Was der Doofling innerhalb der 9 Jahre aus dem von ihm selbst verursachten Fehler macht, werden wir uns unter den Kapiteln über die Mobbing-Strategien ansehen.

      Denken Sie hierbei auch an den juristischen Begriff: die Klammerwirkung. Für 9 Jahre besteht hier ein Angriffspunkt für einen Mobber und weitere Kritikpunkte für die Beurteilung Ihrer Ziele und Leistungen. Bekommen Sie also in 8 Jahren ein Problem, da Sie 20.000 € unter dem Ziel bei diesen Verträgen sind, lag die Begründung 8 Jahre davor. Haben Sie die Mail aus der Zeit ausgedruckt zu Hause liegen?

      3.3 Ein typischer Weekender

      Bis vor einigen Jahren wurden Manager-Seminare am Wochenende (Weekend) abgehalten, welche die Teilnehmer in die Lage versetzen sollten, mehr Erfolg im Beruf zu haben. Viele dieser Strategien gehören auch heute noch zu den sogenannten Soft Skills, die eine karrierebetonte Führungskraft für die Stelle mitbringen sollte. Teile dieser Strategien bezeichnen wir heute als Mobbing.

      Zwar werden diese Strategien auch bewusst zur Schädigung eines Kollegen durchgeführt – wodurch diese Aktion grundsätzlich in das Mobbing fiele –, sie ist dem Ausführenden nicht bewusst: Führungskräfte müssen so sein, wurde ihm unterrichtet. Manchmal ist es aber auch nur so, dass Ihr Chef sein Handwerk einfach nicht beherrscht.

       Beispiel Meeting

      Sie werden bewusst ständig unterbrochen oder mit Zwischenfragen in Ihrem Konzept-Vortrag gestört. Kennt jeder, und ist ein deutliches Zeichen fehlender Teamfähigkeit. Da bei dieser Art der Aktion das bewusste Stören der betrieblichen Abläufe ohne Sinn für das Betriebsergebnis durchgeführt wird, hat sie direkten Einfluss auf das Betriebsergebnis. Denn viele potenziell gute Ideen werden gar